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Sofortmaßnahmen
Beim Heizwärmeverbrauch handelt es sich ausschließlich um den Ersatz von Wärmeverlusten des Gebäudes durch nachgespeiste Heizwärme: Einige dieser Verluste lassen sich einfach, schnell und kostengünstig reduzieren. Heizung ist übrigens für die meisten Haushalte der bei weitem überwiegende Energieverbrauch (75% und mehr) und für den Gesamtverbrauch in Deutschland hochrelevant (mindestens 27%). Beim Erdgas ist der Heizwärmeanteil noch weitaus bedeutender.
Auch beim Warmwasserbedarf sind meist mehr als die Hälfte durch Leitungs- und Speicherverluste bedingt8). Auch das lässt sich oft einfach, schnell und kostengünstig reduzieren. Aber auch die Reduktion unnötig hoher Wassermengen z.B. beim Duschen vermindern die Qualität der Dienstleistung nicht, wenn es durch einen dafür speziell entwickelten Duschkopf erfolgt.
Ganz zu Anfang ein genereller Hinweis: Natürlich geht auch Wärme durch Ritzen, Risse und Fugen infolge ausströmender warmer Luft verloren. In den meisten unserer Gebäude ist das aber nur ein sehr kleiner Teil der Verluste. Die weit überwiegenden Wärmeverluste werden durch gut wärmeleitende Bauteile (z.B. gemauerte Wände, Betondecken, Fensterscheiben) ohne jeden Luftdurchtritt nach außen geleitet: Die Moleküle in den Materialen stoßen sich in ihrer Wärmeschwingung an und reichen so, ohne ihren Platz zu wechseln, die Wärme weiter. Es ist daher überhaupt nicht vorrangig, in einem alten Gebäude als erstes alle Fugen und Ritzen abzukleben - dabei laufen Bewohner sogar möglicherweise Gefahr, dass sich der Luftwechsel verringert und die Raumluftfeuchtigkeit unzulässig ansteigt. Wärmeverluste wirksam reduzieren geht anders: Nämlich durch etwas Vergleichbares wie den „warmen Pullover“, nur eben für das Haus: Schichten, welche die Wärme weniger gut weiterreichen; das sind sogenannte Wärmedämmstoffe, zu denen auch Wolle (aller Art), Zellulose, Hanf, Stroh sowie Mineralschaum, Glasschaum und Mineralwolle und verschiedenste Schaumstoffe gehören. Alle diese Materialien haben eines gemein: Sie enthalten vor allem Luft, die sich nur sehr wenig bewegt und Wärme 25mal(!) verringert weiterreicht wie ein gewöhnliches Baumaterial. Weil wenig zutreffende Vorstellungen zu diesen eigentlich sehr einfachen Zusammenhängen weit verbreitet sind, haben wir dazu eine eigene Seite: mit leicht verständlichen Erklärungen.
Übrigens: Diese Tatsachen sind es, worum Sie auf diesen Seiten nach einer „Sofortmaßnahme Fenster abdichten“ vergeblich suchen. Sie finden aber Anleitungen zu einer tatsächlichen Verbesserung alter Fenster (z.B. durch einen zusätzlichen Luftraum) oder durch einen Wärmeschutz des alten Fensterrahmens (beides weiter unten).
Noch ein Hinweis für alle, welche trotzdem versuchen, akribisch alle Ritzen abzudichten: Wir raten in einem solchen Fall dazu, die Raumluftfeuchte zu kontrollieren - heute sind einfache und zuverlässige elektronische Hygrometer überall kostengünstig zu bekommen. Wenn die relative Luftfeuchtigkeit im Winter in einem Altbau über 50% ansteigt, dann ist „Lüften“ angesagt: Für ca. 5 Minuten die Fenster weit auf, so dass alle Luft im Raum gegen Frischluft ausgetauscht wird. Dadurch wird auch die überflüssige Feuchtigkeit (die überwiegend von uns selbst stammt) mit hinausgelüftet, ebenso wie andere Innenraum-Luftbelastungen. Wenn das 4 bis 6 mal täglich gemacht wird, ist der Wärmeverlust dadurch (im Vergleich zu den ansonsten überwiegend sehr schlecht gedämmten Bauteilen) nicht besonders hoch, aber Bauschäden werden vermieden und die Luft in der Wohnung ist gesünder. Lüften muss sein! Wenn ich schon eine Lüftungsanlage habe, erledigt diese das für mich, das ist dann bequemer. Sonst hilft nur: Stoßlüften durch Öffnen der Fenster (richtig offen!). Die 'Restfugen' reichen schon in den heutigen Wohnungen in Deutschland nicht allein für eine gesicherte Lufterneuerung.
Leitungsdämmung
In Deutschland wird seit langem ein Mindestmaß an Rohrleitungsdämmung gesetzlich gefordert. Leider ist die Anforderung schon von jeher zu gering, vor allem aber bleibt die praktische Ausführung häufig weit hinter den Zielwerten zurück. Hinweise, wie das relativ leicht verbessert werden kann, gibt es in unserem Artikel "Schwachstellen von Wärme führenden Leitungen nachdämmen".
Sommerheizung vermeiden
Eigentlich ist das verrückt: Aber bei unseren Messungen mussten wir immer wieder feststellen, dass gar nicht so wenige Heizsysteme auch im Sommer ständig betriebsbereit sind und oft sogar (auf Grund einer Außentemperatursteuerung) in Betrieb gehen; die Nutzer merken das oft gar nicht, weil ja die Fenster „sowieso“ offen stehen und ein „lauwarmer“ Heizkörper nicht auffällt. Was tun?
- Zunächst einmal prüfen, ob der Wärmeerzeuger evtl. wg. einer angeschlossenen Warmwasserbereitung in Betrieb bleiben muss. Ist kein Warmwasser zu erzeugen, dann ist die beste Lösung, z.B. ab dem 1. Mai den Wärmeerzeuger komplett abzuschalten - das spart dann auch Bereitschaftsverluste. In aller Regel wird es in Deutschland bis Mitte September nur in wenigen hochgelegenen Gegenden so kalt, dass eine Raumheizung erforderlich würde. Und wenn - der Kessel lässt sich innerhalb weniger Stunden wieder in Betrieb nehmen. Kessel müssen für eine solche Abschaltung ausgelegt sein, da das auch in Form von Stromausfällen jederzeit passieren kann.
- Wird Warmwasser mit erzeugt, so gibt es meist einen Schalter für „Sommerbetrieb“, der dann umgelegt werden kann und sollte. Fehlt auch der, dann hilft eine Abschaltung der Heizungs-Umwälzpumpe - zwar geht der Kessel dann evtl. manchmal kurz in Betrieb, schaltet dann aber gleich wieder ab.
- Am besten ist es natürlich, wenn dieser Sommerbetrieb künftig automatisch erfolgt (z.B. mit einer Jahres-Zeitschaltuhr - das gibt es inzwischen in vielen Varianten, sogar mit WLAN-Anbindung; wer sucht, findet solche Schalter für unter 40 €). Dann ermöglicht das eine dauerhafte Einsparung von Geld (und von CO2). „Lohnen“ wird sich das fast immer. Und es sind auch keine „Peanuts“; ist die „Sommerheizung“ in Bestandsbauten in Betrieb, kann das 500 bis 3000 kWh im Jahr verbrauchen. Zwei- bis zwölfmal so viel, wie eine Balkon-PV-Anlage bringt - und natürlich empfehlen wir auch die Balkon-Solaranlage.
- Bei kombinierter Heizungs-/Warmwassererzeugung und genügend langer Restlebensdauer eines Heizkessels ist der Umbau der Warmwasserbereitung auf eine Warmwasser-Wärmepumpe eine Überlegung wert. Diese Geräte erzeugen das Warmwasser umweltfreundlicher; die Trennung macht eine spätere Umstellung auch der Heizung auf Wärmepumpen einfacher (weil dafür dann das Temperaturniveau geringer ist). Auch eine eventuell völlig neuartige Lösung der Heizaufgabe ist dann noch einfacher (siehe z.B. hier: "Heizen mit einem Split-Klimagerät?")
Alternativen zur Zentralheizung in der kalten Jahreszeit
Viele Menschen überlegen sich derzeit (zur recht), welche Alternativen ihnen zu den nun massiv gestiegenen Öl- und Gaspreisen bei der Heizung bleiben. Überwiegend wird hier, auch unterstützt durch die Medien, in „Substitution“ durch andere Energieträger gedacht. Auf unseren Seiten haben wir systematisch herausgearbeitet, dass dies viel zu kurz gedacht ist: Die weitaus größeren Effekte lassen sich durch viele der in allen anderen Abschnitten behandelten Maßnahmen zur Verbesserung der Energienutzung und zumindest maßvoll energiesparendes Nutzerverhalten erreichen. Gerade weil in den meisten Medien aber die Diskussion schwerpunktmäßig in der Form „… mit was denn sonst heizen?“ geführt wird, wollen wir darauf hier kurz eingehen.
- Heizen mit Holz. Erscheint für viele, die irgendwo noch einen Ofen haben, als kostensparende Alternative. Da im Zuge der Krise jetzt die Brennholzpreise ebenfalls stark gestiegen sind und die verfügbaren Mengen begrenzt sind, ist das aber noch nicht einmal unbedingt der Fall. Die Luftqualität insbesondere in Wohngebieten leidet darunter erheblich. Eine ehrliche Bilanz zeigt übrigens auch, dass das Heizen mit Holz in Wahrheit nicht besonders klimafreundlich ist - von wenigen Ausnahmen abgesehen.
- Heizen mit Kohle. Alles, was unter dem letzten Abschnitt zum Thema „Holz in Einzelöfen“ dargestellt wurde, gilt auch hier. Hinzu kommt aber ein weiterer Punkt: Das Verbrennen von Kohle zu Heizzwecken ist Umweltverschmutzung allerhöchsten Maßes, und das zudem unmittelbar in der Wohnumgebung. Davon kann und muss mit allem Nachdruck abgeraten werden; zumal es auch hierdurch nicht wirklich „billiger“ wird.
- Heizen mit dem Heizlüfter. Auch Strom ist im Zuge der Krise noch teurer geworden. Er war aber schon davor 3 bis 6mal so teuer wie Wärme aus den meisten Zentralheizungen. Geld lässt sich auf diesem Weg nicht sparen. Das gilt auch für alle anderen Arten der direkt-elektrischen Heizung, ob „Wärmestrahler“9) oder elektrischer Ölradiator oder zusätzlich betriebene Glühlampen. Es wird durch all dies definitiv nur noch teurer. Elektrisch - bis auf extreme Kurzzeit-Ausnahmen10) - immer nur MIT einer Wärmepumpe!
- Heizen mit Klimageräten. Viele moderne Klimageräte haben inzwischen auch eine Heizfunktion. Dabei entstehen je kWh eingesetztem Strom zwischen 2 und 4 kWh Wärme. Das kann sich tatsächlich im Bereich der derzeitigen Kosten für das Heizen mit der Zentralheizung bewegen, sehr viel „billiger“ ist es aber auch nicht. Sinnvoll könnte es sein, damit in der Übergangsjahreszeit einen Raum komfortabel zu halten, ohne dass die gesamte Zentralheizung mit ihren Sockelverlusten schon eingeschaltet wird; und auch als „Notsystem“ ist das weit sinnvoller als ein Heizlüfter. Wir behandeln das im Einzelnen hier: Heizen mit dem Splitgerät? Das kann für viele mit Gasheizung tatsächlich eine auch jetzt noch schnell umsetzbare und gar nicht besonders teure Maßnahme sein: Installation eines Splitgerätes; denn: Gas spart das in jedem Fall und ein einzelnes Minisplit-Gerät verbraucht auch nicht übermäßig Strom.
Die hier angesprochenen Fragen haben die Praxis in unseren Gebäuden schon erreicht, wie der Wortlaut dieses Schreibens an die Mieter in einem alten Geschosswohnungsbau dokumentiert:
„In einigen Wohnung im Haus befinden sich noch alte Kachelöfen. Aufgrund der steigenden Energiekosten suchen Mieter möglicherweise eine alternative Heizmöglichkeit, um die Kostensteigerung entgegenzuwirken. Wir bitten Sie jedoch die noch vorhandenen Kachelöfen nicht in Betrieb zu nehmen! Wir dürfen ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Kachelöfen nicht mehr funktionstüchtig sind und nicht gewartet werden. Die Inbetriebnahme der Kachelöfen ist daher aufgrund von bau- und feuerpolizeilichen Vorschriften untersagt!“
Zusammengefasst: In den allermeisten Fällen wird die Heizwärmeerzeugung aus bestehenden Zentralheizungen effizienter und auch kostengünstiger bleiben als die dargestellten 'Alternativen', eine Ausnahme davon sind allenfalls, aber auch nur geringfügig, Split-Klimageräte im Heizbetrieb. Entscheidend für die Reduktion der Heizkosten ist immer, ob es gelingt, weniger Brennstoff bzw. Strom einzusetzen als zuvor. Mit den Tipps, die wir auf diesen Seiten geben, sollte das gelingen11). Einmal ganz zugespitzt formuliert: Besser eine halbe Stunde in die Anbringung einer Fensterfolie investieren als sich die Hacken nach teurem Brennholz abrennen.
Duschköpfe
Der Warmwasserbedarf beträgt durchschnittlich so um 10% des Energieverbrauchs der Haushalte, viel davon sind Verluste (siehe unsere Anleitung zu "Leitungsdämmung"). Es lohnt es sich trotzdem, Maßnahmen zur Einsparung beim Warmwasser zu ergreifen.
Dabei stehen Wasserspar-Duschköpfe im Vordergrund. Die sind leicht zu bekommen und ebenso leicht auszutauschen.
Der alles überragende Verlust ist allerdings in den meisten Gebäuden der Zirkulationsverlust. Auch da lässt sich viel machen, dazu allerdings sind dann richtig gute Duschköpfe eine Voraussetzung.
Dämmung von Heizkörpernischen
Eine weitere, oft in Selbsthilfe durchführbare Maßnahme mit einem (eher bescheidenem, aber nicht unbedeutendem) Einspareffekt ist die Wärmedämmung der Heizkörpernische.
Solche „Minimaldämmmaßnahmen“ mit wenigen mm bis cm Dämmdicke sind hinter in Betrieb befindlichen Heizkörpern unkritisch - sie empfehlen sich aber leider nicht an anderen Stellen der Außenwände oder Decken oder Dächern: Einmal, weil die Dämmstärken dafür völlig unzureichend sind - zum anderen, wichtiger, weil es sich dabei um Innendämmung handelt, die zwar durchaus möglich und empfehlenswert sein kann, jedoch gute Informationen voraussetzt: vgl. unsere Seiten zur Innendämmung. Wir empfehlen dringend, sich vor der Ausführung einer Innendämmung die Basisinformation dazu und dann die Anleitung zur Ausführung genau durch zu lesen.
Verbesserungen an Fenstern
Hier geben wir gern zu, dass die Einfachheit und die Wirksamkeit dieser Maßnahme uns überrascht hat: Fast alle heute noch in unseren Gebäuden eingesetzte Verglasungen lassen sich immer noch durch eine weitere 'Scheibe' durchaus spürbar verbessern12). Da es eigentlich gar nicht um die Scheibe, sondern um einen zusätzlichen wärmedämmenden Zwischenraum geht, kann dies auch in Form einer innen auf den Flügelrahmen aufgebrachten Folie geschehen: Und das lässt sich verblüffend einfach durch "Fensterfolie anbringen" selbst durchführen. Weil das nur sehr wenig kostet und sogar schnell geht, haben wir es hier unter die Sofortmaßnahmen aufgenommen. Selbstverständlich ist eine neue, wirklich gute Verglasung13) nochmal sehr viel besser. Ein Wechsel von Verglasungen wird in der Regel ein Auftrag an das Handwerk - und oft lohnt es sich dann, gleich das ganze alte Fenster auszutauschen14).
Weitergehende Wärmeschutzmaßnahmen
Sehr viel mehr bringen geplante und sorgfältige ausgeführte Wärmeschutzmaßnahmen, immer am besten auf den Außenseiten der Bauteile. Hier geht es sofort zum Katalog der möglichen Maßnahmen: Anleitungen für Wärmeschutzmaßnahmen im Bestand.
Ein leider immer noch sehr weit verbreiteter Irrtum ist, dass Wärmeschutz auf dem „Dichtmachen“ der Bauteile gegen Luftströmung beruht15). Dabei wird auch in unseren Altbauten nur ein kleiner Teil der Wärmeverluste durch Kaltlufteinfall bewirkt - der bei weitem überwiegende Verlust kommt durch die Weiterleitung der Wärme von Atom zu Atom in den Wänden und anderen Hüllflächenbauteilen zustande - dabei strömt keine Luft; diesen Verlust durch Wärmeleitung, den können wir durch Wärmedämmung (sprichwörtlich den dicken Pullover um das Haus) sehr stark verringern.
Nachträglicher Wärmeschutz an Bauteilen von bestehenden Gebäuden bringt eine ganze Menge und hat eine Reihe von Vorteilen:
- Die Wärmeverluste verringern sich und dadurch sowohl die Heizleistung als auch der Jahresverbrauch.
- Zugleich werden im Winter die Temperaturen an der Innenoberfläche des Bauteils angehoben. Das hat gleich zwei bedeutende Vorteile: - die Behaglichkeit verbessert sich und - die Neigung zu feuchten Oberflächen wird stark verringert.
- Gibt es noch eine alte Heizung mit Gas oder Öl - dann wird ganz direkt weniger von diesem Brennstoff verbraucht.
- Wegen der geringeren Heizlast reduziert sich auch die erforderliche Vorlauftemperatur der Heizung. Das lässt den Wirkungsgrad des Heizsystems steigen - besonders bedeutend ist das bei Wärmepumpen-Heizungen; da hängt die „Jahresarbeitszahl“ genannte Effizienz16) stark von der erforderlichen Temperatur ab.
- Wird eine neue Heizanlage eingebaut, so kann diese wegen der geringeren Heizlast kleiner (und damit kostengünstiger) werden. Auch das ist bei Wärmepumpen besonders ausgeprägt. Insbesondere, weil dann oft das alte Verteilsystem mit wenig Zusatzaufwand für die Wärmepumpe weiterbenutzt werden kann.
- Sollte Energie zum Heizen einmal wirklich knapp oder sehr teuer werden, so ist bei besserem Wärmschutz die Möglichkeit zu sparsamerem Verhalten sogar deutlich verbessert. Und, im extremsten Fall, auch ganz ohne Heizung, bleibt es länger warm und es wird (wegen der inneren Wärmequellen) auch bei längerem Ausfall nicht ganz so extrem kalt.
Hier ein Link zu den grundlegenden Kenntnissen dazu: Wärmeschutz aber richtig. Dieser Beitrag erklärt auch, warum wir beim Thema „Sofortmaßnahmen bei bestehenden Gebäuden“ nicht etwa z.B. zum „Abdichten von Fenstern“ raten: Das bringt nämlich gar nicht viel, weil der größte Teil der Wärmeverluste ohne Luftströmung durch die Scheiben geht - wichtiger aber: Es birgt gerade in Altbauten Gefahren. Denn, dort gibt es ja sonst keinen gesicherter Luftersatz, der aber wichtig für die Gesundheit der Menschen ist. Wenn ich am Fenster Energiespaqren will, dann haben wir dazu einen besseren Vorschlag: Verglasungen verbessern?
Hier ist der Link zur Systematik der Anleitungen: Wärmeschutzmaßnahmen im Bestand.
Stromsparen
Stromsparen ist heute vielfach nicht im Fokus, obwohl sich gerade hier wg. der hohen Strompreise beachtliche Kosteneinsparungen erreichen lassen. Geräte mit weit besserer Effizienz sind am Markt verfügbar - und zumindest bei jeder Ohnehin-Ersatzanschaffung lohnt es sich regelmäßig ganz besonders, das sparsamere Gerät zu wählen, auch wenn es evtl. eine etwas höhere Investition erfordert. Dies bringt bei weitem die meisten Einsparungen. Denn: z.B. verbrauchen die sparsamsten Kühlschränke am Markt weniger als 50 kWh jährlich, locker werden aber immer noch Geräte mit um 190 kWh/a angepriesen. Die Stromkostendifferenz beträgt dann über 40 € jedes Jahr. Dabei sind die Anschaffungskosten oft noch nicht einmal hoch.
Eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen stehen zur Verfügung, um den Strombedarf zu senken - das wirkt sich deutlich positiv bzgl. Klimaschutz und Verbrauch an fossiler Energie aus, da regelmäßig zunächst fossile Kraftwerke heruntergefahren werden können, wenn weniger Strom verbraucht wird.
Einige Ansätze finden sich bereits in diesem Passipedia-Beitrag: Optimierung auch des Strombedarfs.
Für alle praktisch sofort möglich:
- Endlich alle alten Glühlampen durch modernes LED-Licht ersetzen. Dabei auf höchste Effizienz achten (über 140 lm/Watt ist heute gängig; um 200 lm/W möglich).
- Dafür sorgen, dass die Luft hinter dem Kühlschrank gut zirkulieren kann (da gibt das Gerät die Wärme ab, die es aus dem Kühlraum herauszieht; je besser die Wärmeabfuhr funktioniert, desto geringer ist die Arbeit, welche der Kühlschrankkompressor leisten muss - desto geringer der Stromverbrauch.).
- Mal ausprobieren, ob es auch 1 Grad höher eingestellt mit dem Kühlschrank noch geht…
- Die Spülmaschine oder Waschmaschine wirklich vollpacken - und dafür weniger oft laufen lassen. Dabei die „Energiesparprogramme“ verwenden (und nicht etwa „schnell und ultrasauber“)
- Die Wohnung nach17) alten ineffizienten Steckernetzteilen durchforsten; was nicht mehr gebraucht wird - Altmetallsammlung (hoher Kupferanteil!). Kennzeichen: Die sind schwer (klassischer Transformator) und fühlen sich, auch ohne Last, immer warm an. Die anderen durch moderne Geräte (leicht und hocheffizient) gleicher Spannung (V = Volt) und mindestens gleicher Belastbarkeit (A = Ampere) ersetzen. Es gibt hocheffiziente Stecker-Netzteile mit einstellbarer Spannung und einer ganzen Palette von einwechselbaren Steckern am Markt: Oft als „Universal-Schaltnetzteil“ bezeichnet. Entscheidend ist ein niedriger Standby-Verbrauch18).
- Kochen: Die Standard-Elektro-Kochplatte führt zu sehr hohen Verlusten. Der größte Teil der Wärme geht am Kochgut vorbei - und auch nicht wenig bleibt in der erhitzen Platte. Außerdem „dauert“ es gerade für die kleineren Kochaufgaben in der Empfindung „ewig“19). Sehr viel effizienter ist z.B. so ein Multifunktions-Kocher. Da ist die zu erwärmende Masse geringer und das Kochgut ist viel besser gegen Wärmeverluste geschützt, außerdem wird da die Temperatur in idealer Weise geregelt. Auch schon besser ist ein Induktions-Kochfeld. Die gibt es inzwischen als Einzel- oder Doppelplatte (flach und separat) ziemlich kostengünstig (oft als „mobiles Induktionskochfeld“ bezeichnet). Beide Neu-Lösungen können einfach über die nicht mehr benötigten Standard-Kochplatten auf dem Herd gestellt werden20). Kochen hat von den „klassischen“ Stromanwendungen im Haushalt den höchsten Anteil am Stromverbrauch21)
- Jedes Gerät, das dauerhaft so richtig schön warm wird - ist ein Energieverschwender. Dann einmal über einen Ersatz nachdenken - Details zu Wärmeentwicklung von Elektrogeräten.
Eine Seite mit konkreten Rückkopplungen von Lesern, die selbst etwas gemacht haben: Praxiserfahrungen
Eigene Solarenergie
Solarpaneele22) sind heute erschwinglich. Der selbst erzeugte Strom ist (solange die Orientierung nicht allzu ungünstig und der Installationsort wenig verschattet ist) allemal kostengünstiger als Strom aus dem Netz.
Wer Zugang hat, kann seine eigene PV-Anlage auf dem Dach oder dem Garagendach montieren. Wir empfehlen: Den Strom in das Netz einspeisen. Dafür gibt es fertige Lösungen, die sich gut bewährt haben.
Inzwischen gibt es auch kleinere Gesamt-Pakete aus Solarpaneelen plus steckerfertigem Wechselrichter, die sogenannten „Balkon-Solaranlagen“. Auch Mieter können solche Anlagen aufbauen. Das Prinzip: Die Solarpaneele werden an einem möglichst gut besonnten und wenig verschatteten Platz (windsicher!) befestigt. Von dort geht der erzeugte Strom (per dickem Gleichspannungskabel) zu einem Wechselrichter mit besonderer Sicherheitseinrichtung. Der wird wie ein Hausgerät (z.B. Staubsauger) mit einer dafür geeigneten Steckdose verbunden.
ACHTUNG! Bevor ich das mache, muss eine solche Anlage bei der Bundesnetzagentur angemeldet werden. In Südhessen geht das z.B. über diesen Link: Südhessen-Steckersolaranlage
Stecker drin? - Nur, dass der Wechselrichter jetzt nicht etwa Strom verbraucht, sondern Strom erstmal ins Hausnetz einspeist; solange das weniger ist, als der gerade bestehende Eigenverbrauch, spare ich die entsprechenden Bezugskosten. Ein evtl. Überschuss wird ins übergeordnete Netz eingespeist und steht dort anderen Nutzern zur Verfügung - entsprechend weniger Kohle- und Gaskraftwerke müssen dann laufen. Diese Balkonanlagen sind bisher bei 600 W maximaler Einspeiseleistung begrenzt. So ungefähr 200 bis 500 kWh Strom kann der Betreiber damit jährlich erzeugen - das ist in etwa so viel, wie ein alter Kühlschrank verbraucht; und in einer Größenordnung von um 10% des gesamten durchschnittlichen Stromverbrauchs typischer Haushalte in Geschosswohnungen. Wissen müssen AnwenderInnen, dass der überwiegende Teil der Energieproduktion von PV im Sommer liegt - die Beiträge im Dezember und Januar sind dagegen nur gering23).
Die Möglichkeiten Steckersolar-Geräte zu installieren sind vielfältig. Wir haben 6 unterschiedliche Möglichkeiten ausgetestet und finden: Das ist ganz einfach: 1. passenden Platz aussuchen, 2. Steckersolar-Set bei einem seriösen Anbieter kaufen, 3. Unterkonstruktion, PV-Module und Wechselrichter montieren, 4. Stecker in eine Steckdose stecken und Strom und Kosten sparen. Hier geht es zur DIY-Anleitung "Steckersolar-Geräte" (Alle Fotos: (C) PHI) |
Wer sicher gehen will, den erzeugten Strom weitgehend selbst zu nutzen, kann stattdessen eine vom Netz unabhängige sog. „Inselanlage“ bauen. Dabei wird der erzeugte Strom in einen Batteriespeicher geladen. Aus der Batterie kann ich dann bei Bedarf Strom entnehmen; wenn das weiter Verbraucher mit 230 V Wechselstrom-Anschluss sind, benötigt der Betreiber dafür einen Wechselrichter - der dann normale Schuko-Steckdosen für die zu betreibenden Geräte anbietet. Diese Lösung empfiehlt sich auch, wenn eine solche PV-Anlage auch zur Stromversorgung im Falle des Ausfalls des Netzes verwendet werden soll24).
Klimabewusste und spritsparende Mobilität
Für den Verkehr werden gut 30% der Endenergie in Deutschland verbraucht. Das basiert bisher fast ausschließlich auf Erdöl und die große Mehrheit des Verbrauchs verursachen die PKW. Auch hier ist Energieeffizienz die wirksamste Maßnahme25): Optimierte elektrische Fahrzeuge kommen mit einem Viertel, regelmäßig jedoch unter einem Drittel des Energiebedarfs aus wie Verbrenner-Fahrzeuge der gleichen Liga. Bei jedem neu angeschafften Fahrzeug ist ein batterieelektrisches Auto ökologisch gesehen26) die bessere Lösung; und wir sind uns ziemlich sicher, auf Dauer wird es auch die ökonomisch günstigere Lösung sein; zumindest, wenn auch die doch regelmäßig eintretenden Krisen bei der fossilen Energiebeschaffung berücksichtigt werden. Dazu gehört natürlich die zügige Erhöhung des erneuerbaren Anteils der Stromerzeugung - also der Ausbau von Windkraft und Photovoltaik - wozu auch wieder fast alle beitragen können.
Nicht alle werden aber schon dieses Jahr ein neues E-Auto anschaffen. Aber alle können zumindest einige der hier aufgeführten Maßnahmen durchführen27):
- Bei Neuanschaffung: Sparsames Elektrofahrzeug (Effizienz)
- Nicht unbedingt nötige Fahrten vermeiden (Geht es z.B. auch per Video-Konferenz? Längere Strecken sind oft mit der Bahn entspannter und sogar schneller. Typische Suffizienz-Maßnahme, die allerdings die Lebensqualität regelmäßig verbessert.)
- Kurzstrecken wenn immer möglich per Fahrrad oder zu Fuß (Typische Suffizienz-Maßnahme - mit gesundheitsförderndem Nebeneffekt) - oder mit einem elektrisch betriebenen Leichtfahrzeug. Wir teilen die Analyse des DLR (Link weiter unten) - bei diesen leichten Fahrzeugtypen liegt ein riesiges Potential: auch für Senioren gibt es gut gefederte elektrifizierte Dreiradfahrzeuge auf der Basis von Fahrradtechnik. Diese Fahrzeuge verbrauchen einen Bruchteil im Vergleich zu einem „ausgewachsenen PKW“, sind für fast alle täglichen Einkäufe und Wege im Nahverkehr geeignet - und vermitteln einen hohen Fahrspaß.
- Mit gleichförmiger Geschwindigkeit fahren – wenig und nur sanft beschleunigen, vor dem Anhalten ausrollen lassen. („Defensiver Fahrstil“; so etwas wie eine verbesserte Effizienz beim Fahrer)
- Höchstgeschwindigkeit reduzieren; insbesondere auf der Autobahn, aber auch innerorts (Suffizienz; dieser Punkt scheint vielfach zu schmerzen und hat schon immer stark emotionalisierte Debatten ausgelöst. Dass hier ein nicht unbeträchtliches Einsparpotential liegt ist von der Sache her unbestreitbar28))
- Möglichst hohen Gang wählen (Fahrer-Effizienz; unstrittige Wirksamkeit)
- Schmale Reifen mit korrektem Reifendruck(Effizienz durch sorgfältige Betriebsweise)
- Dachträger, Dachaufbauten – wenn nicht benötigt demontieren (Effizienz durch Achtsamkeit; solche Aufbauten erhöhen den Strömungswiderstand beträchtlich und damit den Spritverbrauch und die Kosten)
- Fahrzeug von nicht erforderlicher Zuladung befreien (Achtsamkeit: Jedes Kilogramm muss mitbeschleunigt werden und die so angenommene kinetische Energie wird später mit „rausgebremst“ (sprich: in nicht mehr nutzbare Umweltwärme verwandelt)
- Regelmäßig Wartung des Fahrzeugs (Effizienz durch sorgfältige Betriebsweise)
- Leichte elektrische Fahrzeuge können nach der verlinkten Studie des DLR ganz beträchtlich (40% !) zur Reduktion von Emissionen und zur Einsparung von Sprit und Geld beitragen. Wir teilen diese Einschätzung des DLR. In den letzten Jahren sind sehr viele elektrische Kleinfahrzeuge auf den Markt gekommen, da ist wirklich für jeden etwas dabei. Das geht vom elektrisch nur wenig (für die Steigungen) unterstützten Fahrrad über Dreiräder bis zum elektrischen Kabinenroller - auch ein entsprechender Rollstuhl für alle die von uns, die Probleme mit dem Rücken haben, ist schon verfügbar. Da 'geht' wirklich viel und es hängt nur ein wenig an der gegenseitigen Rücksichtnahme im Straßenverkehr; der entscheidende $1 der STVO. Wir werden in der Passipedia dazu regelmäßig noch mehr Informationen zusammenstellen.
Klimabewusste, gesunde und nachhaltige Ernährung
Es hat sich herumgesprochen - unsere heutigen Ernährungsgewohnheiten sind weder besonders gesund, noch gerecht, noch zuträglich für die Umwelt. Das lässt sich sogar vergleichsweise schnell und einfach ändern; wenn wir die wissenschaftlich offensichtlichen Fakten akzeptieren und ein konsequentes Umstellungsprogramm angehen; auch hier geht es „Schritt für Schritt“, überstürzte Umbrüche, die sonst drohen, können vermieden werden. Der guten Darstellung des Bundesministeriums für Umwelt ist nicht viel hinzuzufügen: Fleischkonsum und Umwelt; wir fassen das Wichtigste zusammen und geben Hinweise auf „was tun?“; denn, wie überall, es kommt auf das Handeln an - Reden allein hilft noch nicht!
- Ernährungsphysiologisch ist unstrittig, dass wir in Mitteleuropa im Durschnitt etwa dreimal soviel tierische Nahrungsmittel konsumieren, wie es der Gesundheit zuträglich ist. Allein deshalb ist eine schrittweise Reduktion des Fleischkonsums sinnvoll; und dabei insbesondere das „rote Fleisch“.
- Ein Teil des 'Problems' ist offenbar, dass viele Menschen noch immer glauben, dass Fleisch die höherwertiger Ernährung für die reichen Menschen wäre; und solche Assoziationen werden leider auch immer noch, teils aus Unwissen, teils aber auch aus partikulärem Interesse, verbreitet. Die Ernährungswissenschaft ist sich da aber völlig einig: Mehr Gemüse und weniger Fleisch würde unserer Gesundheit gut tun. Bleibt der Mythus vom besonderen Genuss: Das ist übrigens ein Problem, das es nicht nur in dieser Sache gibt; solange das „Brathähnchen“ ab und an mal zum Familienfest eher eine Seltenheit war, war es zumindest das, eine „Besonderheit“. Im Überfluss wird der Genuss entwertet. Genussreiche Vielfalt - das ist heute insbesondere auf Basis der gigantischen Variationen pflanzlicher Nahrungsbeiträge möglich. Meine Einschätzung: Wir lernen das noch.
- Dass die Erzeugung von Fleisch 3 bis 15mal soviel natürliche Ressourcen bindet ist ebenfalls wissenschaftlich unstrittig. Und das hat, beim gegenwärtigen Ausmaß, vermeidbare Umweltfolgen. Dass es auch Landnutzung als Tierweiden gibt, die anderwärtig nur wenig bessere Nutzung erlauben ist sicher auch richtig; aus Sicht des Umwelt- und Klimaschutzes ist daher auch nicht zwingend ein „Null-tierische-Nahrung“-Konzept unverzichtbar29), aber doch eine signifikante Reduktion innerhalb der nächsten 10 bis 15 Jahre.
- Dass es hier durchaus auch ethische Fragen zu diskutieren gibt, wird zunehmend klarer. Die Verhaltensforschung weiß heute, dass viele Tiere Bedrohungen und Leid ebenso empfinden wie wir das tun. Es ist also durchaus richtig, über unser Verhältnis zu unseren Verwandten einmal in grundsätzlicherer Form nachzudenken. Der Autor plädiert hier für eine umsichtige und rücksichtsvolle Diskussion; nicht nur im Umgang mit den Tieren, sondern auch mit unseren Mitmenschen.
Quelle dieser Grafik: Hannah Ritchie and Max Roser (2020) - „Environmental Impacts of Food Production“. Published online at OurWorldInData.org. Retrieved from: environmental-impacts-of-food [Online Resource].
Die Zusammenstellung in 'impacts-of-food' auf Ourworldindata gibt eine gute Übersicht über die Auswirkungen der Nahrungsmittelproduktion auf den Klimawandel. Etwa 25% der Treibhausgasemissionen sind auf diesen Bereich zurückzuführen. Eine paar der wichtigsten Erkenntnisse aus dieser Untersuchung zitieren wir hier (übersetzt):
„'Regionale Lebensmittel' ist eine Empfehlung, die man oft hört … . Auch wenn es intuitiv sinnvoll sein mag, der Verkehr verursacht schließlich Emissionen, ist dies einer der fehlleitenden Ratschläge: Regionales Essen hätte nur dann einen signifikanten Einfluss, wenn der Transport für einen großen Teil des endgültigen CO2-Fußabdrucks von Lebensmitteln verantwortlich wäre. Bei den meisten Lebensmitteln ist dies <aber> nicht der Fall.“ Dies wird in sorgfältig aufgearbeiteten Daten dann auch belegt.
„Unabhängig davon, ob Sie den Fußabdruck von Lebensmitteln in Bezug auf ihr Gewicht vergleichen (z. B. ein Kilogramm Käse versus ein Kilogramm Erbsen); auf den Eiweißgehalt oder auf die Kalorien, die generelle Schlussfolgerung ist immer die gleiche: Pflanzliche Lebensmittel haben einen geringeren CO2-Fußabdruck als Fleisch und Milchprodukte, in vielen Fällen sogar einen viel geringeren.“ Die Tendenz ist z.B. in der schon weiter oben wiedergegebenen Grafik erkennbar.
„25 % der Produktion (nämlich alle Nahrungsmittel zwischen 11 und 250 kg CO2eq) sind verantwortlich für 70 % der Emissionen für die Proteinversorgung.“ Interessant ist dabei, dass diese 25% ganz überwiegend (zu mehr als 75%) durch Eiweißproduzenten mit weit geringerem ökologische Rucksack substituierbar wären und dabei sogar noch weitere Landfläche z.B. für die Produktion von nachhaltigen nachwachsenden Werkstoffen verfügbar würde.
Die Frage wird oft gestellt: Müssen wir für den Ersatz der Protein- und Kalorienversorgung notwenigen zusätzlichen Anbau von Gemüse und Getreide nicht am Ende mehr Ackerbau betreiben? Argumentiert wird, dass dabei vor allem das Weideland reduziert wird, dann aber für den Ersatz mehr Ackerbaufläche gebraucht wird. Dazu gibt es eine Reihe von detaillierten Untersuchungen, Hanna Ritchie hat das hier zusammengetragen: Landnutzung verschiedener Diäten (englisch). Die Ergebnisse verblüffen nur auf den ersten Blick: Tatsächlich reduziert sich im Netto-Gesamteffekt auch die Ackerbaufläche - mit allen Ersatzflächen einbezogen. Die Ursache ist leicht verständlich: Die Kalorienerzeugung aber auch die Proteinbereitstellung im Umweg über das Tier ist extrem ineffizient - und natürlich wird (z.B. für die Winterstallung) auch in der Viehzucht Getreide vom Ackerbau eingesetzt. Die höhere Flächeneffizienz ist gewaltig - und der größte Beitrag kommt auch hier schon allein dadurch zustande, dass weniger Rinder nur für die Schlachtung gehalten werden. Diese Entspannung bei der Flächennutzung kommt zu den direkten CO2- und Methan-Einsparungen noch als weiterer Vorteil hinzu. Schon allein die teilweise Umnutzung der bisher weitgehend mit Mais bebauten Futtermittelproduktion auf Gemüseanbau erhöht zudem die Artenvielfalt und die Flexibilität der Fruchtfolge reduziert den Bedarf an Pestiziden und industriell hergestellten Düngemitteln. Wie die Entspannung bei den Flächen letztlich genutzt werden kann, das erfordert natürlich eine eingehender Diskussion; Naturschützer werden hier vor allem auf mehr naturbelassene Flächen drängen, und von denen kann es dabei einige geben; aber auch ein höherer Anteil an speziell für nachwachsende Rohstoffe angebauter Biomasse würde die Artenvielfalt weiter erhöhen und die Umwelt zusätzlich entlasten. Pflanzenfasern für nachwachsende Dämmstoffprodukte können z.B. ohne weiteres von einem großen Teil bisheriger Weideflächen gewonnen werden. Schließlich könnte ein Teil der Fläche für die Erzeugung von Solarstrom genutzt werden, denn der Wirkungsgrad ist dafür um mehr als einen Faktor 10 höher; allerdings, diese Option wird es mit einiger Sicherheit nicht brauchen: Denn, erstens gibt es mehr als genug andere, nicht für die Landwirtschaft genutzte Flächen, die eine PV-Stromerzeugung erlauben und zweitens kann eine Doppelnutzung (hochgestellte PV-Module; oft „Agri-PV“ genannt) der Flächen ohne nennenswerten Flächenverlust für die Landwirtschaft erfolgen.
Aber jetzt zur Praxis:
- Das ist ganz einfach: etwas mehr beim Einkauf darauf achten, nur soviel Nahrungsmittel zu erstehen, wie wir dann auch verspeisen werden.
- Etwas weniger Fleisch30) und Käse, dafür etwas mehr frisches Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse: Damit kann jede/r schonmal anfangen und dann beobachten, wie wir das genießen und wie das die Lebensqualität steigert. Ob das ein fleischfreier Tag ist, für den Anfang, oder die geringfügige Reduktion der Portionsgrößen. Übrigens: Das muss auch wieder nicht teuer sein, wie manche 'glauben', ganz im Gegenteil.
- Eine schmackhafte Zubereitung ist Teil des Konzepts: vegetarisch dadurch, dass man die „Bolognese“ bei den Spaghetti einfach weglässt, das ist nicht spannend und auch nicht sonderlich 'gesünder'. Hier gilt es eine Vielzahl absolut lukullischer Hinweise im Internet zu entdecken (die Spaghetti Veganese schon probiert?).
- Weniger industriell verarbeitete und dafür mehr frische Lebensmittel - auch da ist sich die Wissenschaft längst einig. Teuer soll das sein? Come on! Kartoffeln, mannigfache Kohlvarianten, Zwiebeln, Lauch und Sellerie, Bohnen und Tofu habe ich noch immer zu erschwinglichen Preisen bekommen.
- Ein gar nicht unwichtiger Teil des Konzepts ist die Stärkung des landwirtschaftlichen Direktverkaufs. Bezeichnend: Ausgerechnet in New York habe ich an JEDER Straßenecke direktvermarktende bäuerliche Familien gesehen; mit frischen Radieschen, Erbsen, Senfsaaten aller Art, Kirschen, Erdbeeren, … wem da nicht das Wasser im Mund zusammenläuft31).
Wie immer auf diesen Seiten: Hinweise auf weitere einfach umsetzbare Ansätze sind herzlich willkommen: JETZT! (at passiv) kontaktieren.