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Wärmeschutz durch Innendämmung
Denn: Innendämmung ist weit besser als ihr Ruf!
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Zwischenmeldung (vom 20. Dez. 2022, Erfolgskontrolle mit Messwerten): Alle (alle!) hier beschriebenen und von uns konkret selbst im Institut ausgeführten Innendämmmaßnahmen a) erfüllen ihre Ziele; b) sind rundum ausreichend warm an den Oberflächen (genau dafür sind unsere Anleitungen da: Wärmebrücken-entschärft); c) sind bisher frei von Kondensat (überall!) und trocken (luftdicht gegen Raumluft!) d) sind ihr Geld mehr als wert. Alle Messwerte liegen in den Intervallen, die nach den anerkannten technischen Regeln der Bauphysik erwartet wurden, vgl. unsere Seiten dazu: Vergleich des Feuchteverhaltens von Innendämmmaßnahmen..
Ein Wort zuvor: Außendämmung oder Innendämmung?
Eine verbesserte Wärmedämmung ist die entscheidende Voraussetzung für ein behagliches Wohnklima, hygienische Verhältnisse im Raum und einen energieeffizienten Betrieb moderner Heizungen. Die Wärmeverluste durch Außenwände sind in unserem Klima bei Altbauten tatsächlich die dominanten Verluste (meist über 50%) - und diese können, auch durch Innendämmung, um Faktoren verringert werden (gut gemacht mindestens ein Faktor 3). Wir haben in der Passipedia beschrieben, warum wir, wann immer es geht, eine außenliegende Dämmung vorziehen. Wir sehen aber auch, dass diese nicht immer realisierbar ist. In einem solchen Fall ist der innenliegenden Dämmung der Vorzug vor unzureichender oder gar keiner Dämmung zu geben - vorausgesetzt, die Innendämmmaßnahme wird sachgerecht geplant und ausgeführt. Dann ist das Raumklima mit der Innendämmung besser als ohne - und das gilt für jedes der von uns hier beschriebenen Systeme. Eine bedeutende Rolle spielt dabei der Feuchtehaushalt der Außenwand - dies ist umfassend untersucht und gelöst, siehe unsere Publikationen zum Thema Feuchteschutz. Hier konzentrieren wir uns darauf, wie solche Lösungen in der Praxis ausgeführt werden können. Natürlich ersetzt die Beschreibung hier keine individuelle Beratung.
Innendämmung – aber richtig
Nur, wenn die Innendämmung sorgfältig geplant und ausgeführt wird, kann sie auch den Bautenschutz verbessern. Dass das dann auch wirklich gut funktioniert, zeigen zahlreiche bereits vor Jahrzehnten ausgeführte erfolgreiche Beispiele.
Wärmebild zur Innendämmung (im Erdgeschoss), die 1986 in einem Tübinger Altbau ausgeführt wurde. Der Komfort stimmt, die Einsparung stimmt, nach Jahrzehnten zeigt die Nachuntersuchung: der Bautenschutz stimmt ebenfalls! |
ACHTUNG - Unbedingt vorher abzuklären! - Sonst drohen Schäden
Folgende Voraussetzungen müssen zunächst geprüft werden:
- Gibt es aufsteigende Feuchte 39) ? Falls ja, dann muss dies zunächst abgestellt werden40) .
- Ist die zu dämmende Fassade Schlagregenbeanspruchungsgruppe III zuzuordnen? Falls ja, so geht „nichts“ ohne wasserabweisende Fassade oder eine andere Art des Schlagregenschutzes. - Undichte Stellen (z. B. an Regenrinnen oder Wasserleitungen), die das Bauteil durchfeuchten, müssen repariert werden.
- Nasse Baustoffe (z. B. Putzausbesserung) müssen austrocknen, bevor die Innendämmung eingebaut wird.
- Verlaufen etwa wasserführende Leistungen (Heizleitungen, Warmwasserleitungen aber auch Kaltwasser) „eingebaut“ (eingeputzt) in der Außenwand41) 42) , die da von innen gedämmt werden soll? Dann: wenn diese Leitungen nicht stillgelegt und entwässert werden können: in diesen Bereichen KEINE Innendämmung (Streifen plus-minus 1 m)43) .
Alle hier genannten Problembereiche haben mit der Innendämmung im Grunde nichts zu tun - es sind allesamt Probleme, die ohnehin behoben werden sollten, wenn der Eigentümer an einem langfristigen Erhalt seiner Substanz interessiert ist. Überlegungen zu einer Innendämmung führen dann vielleicht dazu, dass solche Missstände behoben werden - das spart Bauschäden und verbessert zusätzlich den Komfort - und, im Fall von sonst nassen Wänden, spart es auch schon von sich aus etwas Energie.
Innendämmung: luftdicht und wärmebrückenreduziert
Immer erreicht werden müssen:
* ein luftdichter Aufbauder Innendämmkonstruktion gegen konvektiven Feuchteeintrag aus der Raumluft und
* eine Wärmebrückenreduktion an allen Anschlusspunkten der Innendämmung.
Warum luftdicht? Bei einer Hinterströmung der Innendämmkonstruktion mit normaler Innenraumluft im Winter kann eine massive Auffeuchtung der Wandkonstruktion von der alten Innenoberfläche her erfolgen; wir erklären das hier genau: Innendämmung NIEMALS hinterlüften44) . Für die Luftdichtheit der raumseitigen Verkleidung einer Innendämmung sollten daher die sonst bei Neubauten bewährten Werte45) eingehalten werden. Diese Anforderung ist streng, aber sie ist baupraktisch auch in Altbauten erfüllbar, wie dokumentierte Beispiele beweisen [AkkP 32]. Wir werden hier im Detail beschreiben, wie sich das baupraktisch erreichen lässt, insbesondere auch an kritischen Anschlusspunkten.
Innendämmung hat leider ein Potenzial zur Verschärfung von Wärmebrücken der „schädlichen Art“, nämlich mit stark reduzierten inneren Oberflächentemperaturen. Das war übrigens in einigen Fällen die Ursache für Feuchteprobleme, was zu der Wahrnehmung der „gefährlichen Innendämmung“ beigetragen hat. Das lässt sich aber sicher vermeiden - genau deshalb lautet das Planungskriterium für Innendämmung: die Dämmkonstruktion muss so geplant werden, dass Temperaturabsenkungen an allen Anschlusspunkten (auch mit Möbeln) bei (außen -5 °C; innen 20 °C) auf minimal 12,5 °C begrenzt bleiben, z. B.:
- Fensterlaibungen: Bei Innendämmung ist eine Begleitdämmung bis an den Fensterrahmen ≥ 20 mm unverzichtbar (auch als Dämmkeil ausführbar, wenn der Platz sonst nicht reicht).
- Geschossdecken (Betondecken): Auf der Oberseite ist der Anschluss an die normale (≥ 25 mm) Trittschalldämmung ausreichend. Auf der Deckenunterseite wird ein Dämmkeil benötigt.
- Einmündende Innenwände: An Innenwänden endende Innendämmungen führen dort meist zu niedrigen Temperaturen; wird dort noch ein Möbelstück gestellt, sind Schäden nicht auszuschließen. Es gibt mehrere praktikable Alternativen: eine Begleitdämmung an der Innenwand (ca. 40 cm), Dämmkeile, Dämmzierleisten und Temperaturleitbleche (wenn eine Lösung benötig wird, die nicht aufträgt)(vgl. Abb. 1).
Dämmkeil | Begleitdämmung | Temperaturleitblech |
Abbildung 1 Lösungen zur Wärmebrückenreduktion am Beispiel Innenwand-Anschluss (Quelle: [AkkP 32]) |
Hier gibt es eine konkrete Anleitung zur Herstellung und Anbringung einer wirksamen Flankendämmung: Wärmebrücken an den Flanken entschärfen: Ein MUSS bei jeder Innendämmung; Anleitungen zur Ausführung.
Die ganz genauen Details48) hängen von der vorgefundenen baulichen Situation und vom gewählten System ab. Deswegen werden die Details in den jeweiligen einzelnen Anleitungen, zugeschnitten auf das jeweilige Verfahren, beschrieben: Z.B. unter:
Ausblas-Innendämmung mit Zellulose
Innendämmung mit Mineralschaumplatten, verputzt
Innendämmung mit Dampfbremse.
Übrigens: Bzgl. diesen Begleitdämmungen an den Rändern ist es NICHT zwingend, immer ganz stur im „System“ zu bleiben; z.B. darf bei einer Lösung mit Dampfbremse durchaus die Begleitdämmung einer Innenwand (z.B. der Dämmkeil) auch aus einem kapillaraktiven Material sein (und umgekehrt). Es ist leicht verständlich warum das der Fall ist, wen das interessiert, der kann das hier49) nachlesen. Fazit: Das nimmt eine Menge Stress heraus bei den Ausführungen in der Praxis, denn es gibt sehr kostengünstige Dämmkeile in verschiedenen Materialien von verschiedensten Herstellern. Einer davon wird immer passen50) .
Noch mehr Details, die viele kritischen Anschlussbereiche umfassen, sind im Protokollband „Innendämmung“ [AkkP 32] beschrieben und berechnet. Viele Hersteller bieten heute bereits speziell zugeschnittene Formteile (z. B. Dämmkeile) für diese Anwendungen an - in allen denkbaren Materialien.
Dämmkeil - geht von wenigen mm auf ca. 25 mm auf. Es darf auch mehr sein - und: auch wenig Keildicke ist besser als gar kein Keil. |
Ein Beispiel für eine in Selbsthilfe ausgeführte Innendämmmaßnahme finden Sie hier: Innendämmung 36 Jahre erfolgreich.
Lösungen für den Feuchteschutz
Der hohe Wasserdampfpartialdruck, der in der Raumluft im Winter vorliegt, kann auch durch Wasserdampfdiffusion einen Feuchtigkeitstransport an die (nun kalte) alte Wandkonstruktion hinter einer Innendämmung bewirken51) . Für alle, die das genauer verstehen wollen, haben wir ein Video zur Wasserdampfdiffusion aufgenommen:
\\ Für die Vermeidung von Feuchteschäden gibt es heute zwei unterschiedliche Konzepte: \\ \\ **Lösung I** ist durchaus das „klassische Konzept“: die Dampfdiffusion von innen nach außen wird auf der warmen Seite gestoppt (Dampfsperre) oder zumindest stark genug behindert (**Dampfbremse**), um die kalte Konstruktion vor Feuchtebelastung zu bewahren. Diese Lösung hat sich über Jahrzehnte in tausenden ausgeführten Maßnahmen bewährt, auch unter teilweise sehr rauen Bedingungen (z. B. in Schwimmhallen). Simulationen zeigen, dass bei üblicher Wohnraumnutzung ein Mindestwert der effektiven wasserdampf-diffusions-äquivalenten Dicke von s<sub>d,eff</sub> mehr als 15 m eingehalten werden sollte [AkkP 32]. Bei geeigneten Bahnen ist diese diffusions-äquivalenten Dicke im Produktdatenblatt angegeben. Wie das in der Praxis geht, wird hier beschrieben: [[.:innendaemmung_klassisch_mit_dampfbremse|]]. \\ \\ Für **Lösung II**, nämlich die **„Verwendung von kapillaraktiven Dämmstoffen“** gibt es ebenfalls seit einigen Jahren erfolgreich ausgeführte Feldanwendungen mit guten Erfahrungen [AkkP 32]. Durch einen diffusionsoffenen (//aber luftdichten//) Aufbau mit einem kapillaraktiven Dämmstoff kann Wasserdampf eindiffundieren. Der kapillaraktive Dämmstoff nimmt nun allerdings einen Teil der Feuchtigkeit auf und speichert diese in den Poren. Dieses Sorbat wird durch Flüssigwassertransport im Material weitergeleitet. Gemäß des Gefälles der relativen Feuchtigkeit findet der Sorbatfeuchtetransport im Winter in Richtung „nach innen“ statt. Es wird aber gerade von Seiten der Praktiker davor gewarnt, „kapillaraktive Dämmstoffe“ als Allheilmittel für, aus welchen Gründen auch immer, feuchtebelastete Altbau-Außenwände einzusetzen, ohne die Ursachen für die Belastung abzustellen, denn der Feuchterücktransport (durch die Oberflächendiffusion) ist begrenzt. Hier gibt es Details zu dieser Ausführungsform: [[.:ausblas-innendaemmung_mit_kapillaraktivem_daemmstoff|]]. \\ \\ Kompromisse bei der Dämmdicke von Innendämmungen sind unumgänglich: Die Empfehlung zur Dämmdicke bei Innendämmung liegt bei 40 bis 120 mm (Wärmeleitgruppe 035 bis 040 (= 0,035 bis 0,040W/(m²K))); regulär sind um 8 cm ein gutes Maß. \\ \\ Die realisierten Beispiele zeigen, dass der „Wärmebrückenzuschlag“ bei ansonsten guter Planung im Bereich ΔU<sub>WB</sub> von 0,08 bis 0,15 W/(m²K) liegt (ohne Fensteranschlüsse, die gesondert behandelt werden müssen). Das ist in der Tat die entscheidende Erklärung dafür, warum sich mit Innendämmung nur ein kleineres Energiesparpotential erschließen lässt als mit Außendämmung [AkkP 32]; ein weiterer Grund sind die in der Regel nur geringeren Dämmdicken.
In der Abbildung sind die Energiesparziele für typische Altbauten zusammengestellt: Würde man die Dämmung der Außenwände ausschließen und erneuert nur alle anderen Bauteile durch Passivhaus-Komponenten, so ist der Heizwärmebedarf noch nicht einmal halbierbar. Mit einer hochwertigen Innendämmung lässt sich zusammen mit Passivhauskomponenten für die anderen Bauteile ein Heizwärmekennwert von um 55 kWh/(m²a) erreichen. Das ist sogar eine etwas höhere Verbrauchsreduktion als um einen „Faktor 4“. Ist eine Außendämmung möglich, so ergeben sich Reduktionspotentiale um die Größenordnung eines Faktors 10. Es zeigt sich: Mit Innendämmung ist in jedem Fall erheblich besser als ungedämmt, allerdings ist nach Möglichkeit die außenliegende Dämmung vorzuziehen - und das gilt nicht nur für die Energieeinsparung, sondern auch auch für nahezu alle weiteren Kriterien.
Was bringt es - auch ökonomisch?
Die Frage, ob sich solche Maßnahmen auch „rechnen“ steht für sehr viele Menschen im Mittelpunkt; es hatte sich fast „selbstverständlich“ eingebürgert, dass das „teuer sei und sich nicht lohne“.
Nun lässt sich das ganz pauschal nicht beantworten, denn es gibt eben immer auch extreme Fälle, in denen es sich ganz besonders lohnt (eine ungedämmte Beton-Heizkörpernische z.B.) oder in denen sich tatsächlich 'gar nichts mehr' lohnt (wenn z.B. schon eine mit 25 cm hochwertig gedämmte Passivhaus-Außenwand vorliegt).
Wissen zu wollen, ob sich eine Maßnahme rechnet, ist aber in jedem einzelnen Fall ein legitimes Anliegen. Also brauchen wir eine Möglichkeit, die Wirtschaftlichkeit unter den konkreten Bedingungen, die in den einzelnen Fällen vorliegen, nach zu rechnen.
Und genau dafür haben wir einen leicht zu bedienenden Online-Rechner Innendämmung erstellt. Hier können alle, die sich Maßnahmen überlegen, die Wirtschaftlichkeit derselben zumindest abschätzen.
Wir fanden es interessant, heraus zu finden, dass sich eine nachträgliche Innendämmung in den allermeisten Fällen durch die erzielten Energiekosten-Einsparungen selbst finanziert und sogar darüber hinaus noch bares Geld einspart. Sogar eine gewisse Verzinsung von eingesetztem Kapital ist hier meist möglich - wo gibt es das sonst für „normale“ Verbraucher? Die meisten Geldinstitute zahlen schon lange keine Habenzinsen mehr.
Diese ökonomische Betrachtung ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Denn: Durch die Innendämmung verbessert sich auch die Behaglichkeit im Raum. Und es erhöht sich die Sicherheit für den Bewohner im Fall einer ernsten Energiekrise bedeutend: Dann können auch mit wenig Energie noch einigermaßen auszuhaltende Bedingungen im Raum gehalten werden. Das sind immer noch nicht alle Vorteile: Wenn nämlich irgendwann auf nachhaltige Heizung mit z.B. einer Wärmepumpe umgestellt werden soll, dann geht das mit einer verbesserten Dämmung oft überhaupt erst sinnvoll und fast immer mit erheblich geringerem Aufwand52) . Heizt der Nutzer bereits mit einer Wärmepumpe, dann hilft eine nachträgliche Dämmung dabei, die Vorlauftemperatur zu reduzieren: Die Wärmepumpe läuft dann effizienter.
Siehe auch
Konkret: Innendämmung mit Dampfbremse
Feuchtetransportvorgänge in Außenbauteilen mit Innendämmung
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Alternative: Maßnahmen zur Außendämmung von Außenwänden
Alternative: Wärmeschutz durch vorgehängte hinterlüftete Fassade
Alternative: Putzträger-Verschalung für eine nachträgliche Einblasdämmung
Literatur
[AkkP 24] Einsatz von Passivhaustechnologien bei der Altbau-Modernisierung, Protokollband Nr. 24, Passivhaus Institut, Darmstadt
[AkkP 32] Passivhauskomponenten + Innendämmung, Protokollband Nr. 32, Passivhaus Institut, Darmstadt. Entscheidende Ergebnisse, um neue Materialien ergänzt, finden sich unter diesem Link in PASSIPEDIA: Innendämmlösungen.