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Innendämmung luftdicht ausführen
Grundsätze:
- Die entscheidende luftdichte Lage ist IMMER raumseitig der Dämmschicht33).
- Luftdicht heißt nicht unbedingt dampfdicht. Wer es gern wasserdampfdurchlässig hat, kann als ausreichend luftdichte Ebene auf der Innenseite auch OSB-Platten (abgeklebt), Sperrholzplatten (abgeklebt), Gips-Werkstoffplatten (rissfest verfugt) oder faserverstärkte Papierbahnen verwenden. Dann ist aber ein kapillaraktiver Dämmstoff zu verwenden34).
- In der Fläche ist Luftdichtheit mit den genannten Methoden eigentlich einfach. Entscheidend sind aber die Anschlüsse: Platte an Platte oder Platte an Boden etc. Wie das gut geht, wird im Folgenden an ausgeführten erfolgreichen Beispielen beschrieben35). Nur zur Orientierung: auch ein 1 mm-Riss von Zentimetern Länge, der nicht überbrückt ist, kann schon zu viel warme feuchte Luft durchlassen.
Luftdicht genug in der Fläche
Bereits 1926 (!) hatte Raisch nachgewiesen, dass alle „normalen“ glattgestrichenen Innenputze (Gipsputz, Kalkputz, Zementputz und sogar Lehmputz (wenn durch Fasern rissfrei)) ausreichend luftdicht sind. Das gilt auch für die Innenverkleidung einer Innendämmung (in der Fläche). Bei den Anschlüssen zu anderen Bauteilen müssen wir allerdings aufpassen, nachdenken und das dann - wie weiter unten beschrieben - in der Praxis sauber ausführen.
Ebenfalls gesichert in der Fläche ausreichend luftdicht sind: OSB-Platten (bei einer Innendämmung immer), Sperrholzplatten, Gipswerkstoffplatten aller Art, Faserzementplatten, Glasplatten, Metallblech (Liste wird evtl. noch ergänzt). Achtung, auch hier gilt: die Anschlüsse zu anderen Bauteilen müssen durchdacht - wie weiter unten beschrieben - und in der Praxis sauber ausgeführt werden.
Ebenfalls in der Fläche luftdicht sind dafür qualifiziert ausgewiesene Bahnen (z.B. faserverstärktes Papier, nicht perforierte Kunststofffolien) und Beschichtungen. Je nach Auswahl dieser Bahnen und Beschichtungen können diese diffusionsoffen (z.B. faserverstärktes Papier, Vliesstoffbahnen38)), dampfsperrend (Aluminiumfolie oder Alu- bzw. Glas-beschichtete Bahn), dampfbremsend (z.B. PE-Folie) oder feuchteadaptiv (ausgewiesene Spezialbahnen) sein. Die Auswahl richtet sich nach dem verwendeten Dämmstoff (s.u.).
NICHT luftdicht in der Fläche sind: Holzverschalungen (z.B. Nut- und Feder); Schindel-Verkleidungen aller Materialien; Vertäfelungen; Stoffbezüge; Vormauern (wenn unverputzt). Bei diesen Verkleidungen sind einfach die Fugenanteile viel zu hoch. Diese Verkleidungen eignen sich NICHT für den raumseitigen Abschluss einer Innendämmung 39).
Luftdichte Anschlüsse entlang einer Linie
Diese Situation gibt es am Bau ganz häufig: z.B. der Stoß zweier Werkstoffplatten (die je für sich luftdicht genug sind, siehe oben) oder der Stoß einer Platte an eine Innenwand. Diese Stöße werden leider bisher in der Praxis oft nicht fachgerecht ausgeführt - und da gibt es dann schnell Undichtheiten mit Millimeterbreite40). Hauptursache solcher Undichtheiten ist sehr oft, dass bei der Ausführung nicht bedacht wurde, dass sich die Bauteile ja durchaus oft gegeneinander ein wenig bewegen - z.B. Sommer/Winter-Dehnung. Ein einfach nur „angeputzter“ Fensterrahmen - das reißt aus diesem Grund garantiert immer auf. Dabei sind die Lösungen ganz einfach41):
a) Die Abklebung mit qualifiziertem Klebeband
Qualifizierte Klebebänder für das Abkleben von plattenartigen Verkleidungen auf der Innenseite gibt es als zertifizierte Produkte: (Luftdichtheitssysteme). Diese qualifizierten Klebebänder42) eignen sich auch für den seitlichen, oberen und unteren Anschluss einer Innenverkleidung an andere Bauteile. Und: Immer darauf achten, dass auf beiden Seiten des Anschlusses genügend Klebefläche (i.d.R. reichen ca. 3 cm aus) bleibt und dass das Klebeband da auch wirklich flächig aufgeklebt ist.
b) Die Verfugung: dabei auf "Zweiflanken-Haftung" achten
Eine bei Stuckateuren beliebte Methode, und im Grunde ganz einfach, wenn gewusst wird, „wie“: Zwischen den beiden Anschlussflächen wird bewusst eine ca. 3 bis 8 mm Fuge gelassen (!). Das gelingt z.B. durch eine Putzendschiene; die gibt's beim Verputzer in jedem Werkzeugkoffer. In die verbliebene Fuge wird nun eine Schnur (Geschenkband tut das auch43)) eingelegt - das ist ganz wichtig, das verhindert nämlich, dass das Fugenmaterial an der „dritten Flanke“44) ebenfalls haftet. Täte es das, so ist der Ausdehnungsweg des „elastischen Materials“ zu eng begrenzt und die Verfugung reißt ab45). Und dann erst wird mit einem geeigneten Fugenfüllmaterial (Silikon, Acryl) der Raum zwischen der Endschiene und dem Anschlussbauteil aufgefüllt und abgezogen.
c) die Dichtlippe
Vielfach nur vom Fenster her bekannt: Eine luftgefüllte Dichtlippe, vorzugsweise aus Gummi, Silikon oder EPDM, eignet sich auch hervorragend, um z.B. eine innere Verkleidung (Sperrholzplatte o.ä.) darauf abzustellen. Die möglichst breit gewählte Lippe wird dazu auf der Unterseite flächig mit der einigermaßen glatten Bodenoberfläche (Teppich entfernen!) verklebt. Für die Dichtheit nach oben zur Platte hin sorgt die Dichtlippe, mit einem gewissen Bewegungsspiel. Diese Methode hat noch einen weiteren Vorteil: Sie entkoppelt auch akustisch. D.h., rumtrampeln auf dem Boden wird nicht mit dem 'Lautsprecher' einer starr verbundenen Platte verstärkt.
Und, zum Abschluss noch der Hinweis auf diese Erklärung: Innendämmung NIEMALS hinterlüften. Der dort beschriebene Grund-Irrtum ist nämlich die Hauptursache für den größten Teil der früher bei Innendämmung aufgetretenen Probleme und den dadurch bedingten schlechten Ruf der Innendämmung. Hier haben wir erklärt, wie wir diesen Fehler vermeiden. Ein zweiter Punkt ist ebenfalls wichtig - wie wir bedeutende Wärmebrücken auch bei der Innendämmung entschärfen.
Nochmal der Hinweis: Zum Raum hin luftdicht muss eine Innendämmung IMMER sein.
Die Luftdichtheitsebene liegt immer raumseits der Dämmung.
Idealerweise kann die Verkleidung zum Raum hin (Putzschicht, Gipswerkstoffplatte, Holzwerkstoffplatte,…) noch raumseits der Luftdichtheitsebene liegen.46) .
Ob eine Innendämmung auch dampfbremsend ausgeführt werden muss, hängt vom verwendeten Dämmstoff ab:
- Bei nicht kapillarleitenden aber diffusionsoffenen Dämmstoffen (z.B. Mineralwolle, EPS-Granulat-Füllung) ist eine Dampfbremse unverzichtbar47).
- Bei plattenförmigen, nicht kapillarleitenden Dämmstoffen ist die Dampfbremse empfehlenswert.
- Bei ausreichend gut kapillarleitenden Dämmstoffen geht es auch ohne Dampfbremse48) - aber auch hier für Luftdichtheit sorgen.
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Erfahrungsbericht: 36 Jahre erfolgreich genutzte Innendämmung