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baulich:innendaemmung_luftdicht_ausfuehren

Innendämmung luftdicht ausführen

Grundsätze:

  1. Die entscheidende luftdichte Lage ist IMMER raumseitig der Dämmschicht2).
  2. Luftdicht heißt nicht unbedingt dampfdicht. Wer es gern wasserdampfdurchlässig hat, kann als ausreichend luftdichte Ebene auf der Innenseite auch OSB-Platten (abgeklebt), Sperrholzplatten (abgeklebt), Gips-Werkstoffplatten (rissfest verfugt) oder faserverstärkte Papierbahnen verwenden. Dann ist aber ein kapillaraktiver Dämmstoff zu verwenden3).
  3. In der Fläche ist Luftdichtheit mit den genannten Methoden eigentlich einfach. Entscheidend sind aber die Anschlüsse: Platte an Platte oder Platte an Boden etc. Wie das gut geht, wird im Folgenden an ausgeführten erfolgreichen Beispielen beschrieben4). Nur zur Orientierung: auch ein 1 mm-Riss von Zentimetern Länge, der nicht überbrückt ist, kann schon zu viel warme feuchte Luft durchlassen.
  4. Anschluss, Rissüberbrückung: Immer mit einem bewegungs-toleranten Verfahren5). Dazu gibt es sogar gleich drei wirksame Verfahren: a) die Abklebung mit qualifiziertem Klebeband b) die Verfugung 6), dabei auf „Zweiflanken-Haftung“ achten c) die Dichtlippe.

Luftdicht genug in der Fläche

Bereits 1926 (!) hatte Raisch nachgewiesen, dass alle „normalen“ glattgestrichenen Innenputze (Gipsputz, Kalkputz, Zementputz und sogar Lehmputz (wenn durch Fasern rissfrei)) ausreichend luftdicht sind. Das gilt auch für die Innenverkleidung einer Innendämmung (in der Fläche). Bei den Anschlüssen zu anderen Bauteilen müssen wir allerdings aufpassen, nachdenken und das dann - wie weiter unten beschrieben - in der Praxis sauber ausführen.

Ebenfalls gesichert in der Fläche ausreichend luftdicht sind: OSB-Platten (bei einer Innendämmung immer), Sperrholzplatten, Gipswerkstoffplatten aller Art, Faserzementplatten, Glasplatten, Metallblech (Liste wird evtl. noch ergänzt). Achtung, auch hier gilt: die Anschlüsse zu anderen Bauteilen müssen durchdacht - wie weiter unten beschrieben - und in der Praxis sauber ausgeführt werden.

Ebenfalls in der Fläche luftdicht sind dafür qualifiziert ausgewiesene Bahnen (z.B. faserverstärktes Papier, nicht perforierte Kunststofffolien) und Beschichtungen. Je nach Auswahl dieser Bahnen und Beschichtungen können diese diffusionsoffen (z.B. faserverstärktes Papier, Vliesstoffbahnen7)), dampfsperrend (Aluminiumfolie oder Alu- bzw. Glas-beschichtete Bahn), dampfbremsend (z.B. PE-Folie) oder feuchteadaptiv (ausgewiesene Spezialbahnen) sein. Die Auswahl richtet sich nach dem verwendeten Dämmstoff (s.u.).

NICHT luftdicht in der Fläche sind: Holzverschalungen (z.B. Nut- und Feder); Schindel-Verkleidungen aller Materialien; Vertäfelungen; Stoffbezüge; Vormauern (wenn unverputzt). Bei diesen Verkleidungen sind einfach die Fugenanteile viel zu hoch. Diese Verkleidungen eignen sich NICHT für den raumseitigen Abschluss einer Innendämmung 8).

Luftdichte Anschlüsse entlang einer Linie

Diese Situation gibt es am Bau ganz häufig: z.B. der Stoß zweier Werkstoffplatten (die je für sich luftdicht genug sind, siehe oben) oder der Stoß einer Platte an eine Innenwand. Diese Stöße werden leider bisher in der Praxis oft nicht fachgerecht ausgeführt - und da gibt es dann schnell Undichtheiten mit Millimeterbreite9). Hauptursache solcher Undichtheiten ist sehr oft, dass bei der Ausführung nicht bedacht wurde, dass sich die Bauteile ja durchaus oft gegeneinander ein wenig bewegen - z.B. Sommer/Winter-Dehnung. Ein einfach nur „angeputzter“ Fensterrahmen - das reißt aus diesem Grund garantiert immer auf. Dabei sind die Lösungen ganz einfach10):

a) Die Abklebung mit qualifiziertem Klebeband

Qualifizierte Klebebänder für das Abkleben von plattenartigen Verkleidungen auf der Innenseite gibt es als zertifizierte Produkte: (Luftdichtheitssysteme). Diese qualifizierten Klebebänder11) eignen sich auch für den seitlichen, oberen und unteren Anschluss einer Innenverkleidung an andere Bauteile. Und: Immer darauf achten, dass auf beiden Seiten des Anschlusses genügend Klebefläche (i.d.R. reichen ca. 3 cm aus) bleibt und dass das Klebeband da auch wirklich flächig aufgeklebt ist.

b) Die Verfugung: dabei auf "Zweiflanken-Haftung" achten

Eine bei Stuckateuren beliebte Methode, und im Grunde ganz einfach, wenn gewusst wird, „wie“: Zwischen den beiden Anschlussflächen wird bewusst eine ca. 3 bis 8 mm Fuge gelassen (!). Das gelingt z.B. durch eine Putzendschiene; die gibt's beim Verputzer in jedem Werkzeugkoffer. In die verbliebene Fuge wird nun eine Schnur (Geschenkband tut das auch12)) eingelegt - das ist ganz wichtig, das verhindert nämlich, dass das Fugenmaterial an der „dritten Flanke“13) ebenfalls haftet. Täte es das, so ist der Ausdehnungsweg des „elastischen Materials“ zu eng begrenzt und die Verfugung reißt ab14). Und dann erst wird mit einem geeigneten Fugenfüllmaterial (Silikon, Acryl) der Raum zwischen der Endschiene und dem Anschlussbauteil aufgefüllt und abgezogen.

c) die Dichtlippe

Vielfach nur vom Fenster her bekannt: Eine luftgefüllte Dichtlippe, vorzugsweise aus Gummi, Silikon oder EPDM, eignet sich auch hervorragend, um z.B. eine innere Verkleidung (Sperrholzplatte o.ä.) darauf abzustellen. Die möglichst breit gewählte Lippe wird dazu auf der Unterseite flächig mit der einigermaßen glatten Bodenoberfläche (Teppich entfernen!) verklebt. Für die Dichtheit nach oben zur Platte hin sorgt die Dichtlippe, mit einem gewissen Bewegungsspiel. Diese Methode hat noch einen weiteren Vorteil: Sie entkoppelt auch akustisch. D.h., rumtrampeln auf dem Boden wird nicht mit dem 'Lautsprecher' einer starr verbundenen Platte verstärkt.

Und, zum Abschluss noch der Hinweis auf diese Erklärung: Innendämmung NIEMALS hinterlüften. Der dort beschriebene Grund-Irrtum ist nämlich die Hauptursache für den größten Teil der früher bei Innendämmung aufgetretenen Probleme und den dadurch bedingten schlechten Ruf der Innendämmung. Hier haben wir erklärt, wie wir diesen Fehler vermeiden. Ein zweiter Punkt ist ebenfalls wichtig - wie wir bedeutende Wärmebrücken auch bei der Innendämmung entschärfen.

Nochmal der Hinweis: Zum Raum hin luftdicht muss eine Innendämmung IMMER sein.
Die Luftdichtheitsebene liegt immer raumseits der Dämmung.
Idealerweise kann die Verkleidung zum Raum hin (Putzschicht, Gipswerkstoffplatte, Holzwerkstoffplatte,…) noch raumseits der Luftdichtheitsebene liegen.15) .

Ob eine Innendämmung auch dampfbremsend ausgeführt werden muss, hängt vom verwendeten Dämmstoff ab:

  • Bei nicht kapillarleitenden aber diffusionsoffenen Dämmstoffen (z.B. Mineralwolle, EPS-Granulat-Füllung) ist eine Dampfbremse unverzichtbar16).
  • Bei plattenförmigen, nicht kapillarleitenden Dämmstoffen ist die Dampfbremse empfehlenswert.
  • Bei ausreichend gut kapillarleitenden Dämmstoffen geht es auch ohne Dampfbremse17) - aber auch hier für Luftdichtheit sorgen.

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Erfahrungsbericht: 36 Jahre erfolgreich genutzte Innendämmung

2)
Da ist die Feuchtigkeit stets noch im Aggregatzustand „Dampf“ und kann vom Eindringen in die Konstruktion abgehalten werden - weil es immer kälter wird, je weiter der Dampf durch die Konstruktion nach außen kommt, könnte er sonst dort kondensieren.
3)
Achtung! Bei Mineralwolle-Dämmung ist ein innen diffusionsoffener Aufbau schadensträchtig - da braucht es unbedingt eine Dampfbremse und wir raten eine(n) Expertin/en zuzuziehen
4)
Achtung! Das ersetzt natürlich keine individuelle Beratung
5)
Denn: da bewegt sich etwas - sonst wäre da kein Riss
6)
innenseitig mit Acryl
7)
wie z.B. die oft verwendete „Tyvek®“-Bahn
8)
bzw. nur, wenn sie zusätzlich zu einer luftdichten Ebene aufgesetzt sind; das ist nicht schwierig umzusetzen: eben erst diese Bahn verlegen und dann erst die gewünschte nicht luftdichte Verkleidung darauf anbringen
9)
und das ist definitiv zu viel!
10)
Wenn frau/man es weiß
11)
Achtung! Paketklebeband, Bürotape oder gar Kreppbänder sind hier ABSOLUT ungeeignet weil nicht dauerhaft
12)
Der Fachbegriff ist 'Hinterfüllprofil'
13)
nämlich dem Untergrund
14)
das ist der wahre Grund, warum diese Badezimmer fugen 'immer' abreißen; und das ist wohlbekannt und so leicht vermeidbar
15)
Dann hat man für die Verkleidung noch mehr Spielräume und die kapillare Wasseraufnahmefähigkeit der Verkleidung steht im Raum für kurzzeitige Feuchtepufferung zur Verfügung. Das kann z.B. in Bädern, wenn die Luftdichtslage auch dampfbremsend sein muss, Feuchtespitzen dämpfen.
16)
mindestens 10 m Diff.-äqui. Luftschichtdicke (sd
17)
Herstellerempfehlungen befolgen
baulich/innendaemmung_luftdicht_ausfuehren.txt · Zuletzt geändert: 2022/08/28 17:16 von wfeist