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Innendämmung klassisch mit Dampfbremse

Schnelllink: Gleich zum Download detaillierter Ausführungsbeschreibungen
Innendämmung mit EPS-Verbundplatten
Innendämmung mit PU-Verbundplatten

Die klassische Lösung funktioniert - wenn die Voraussetzungen stimmen und die Details sorgfältig ausgeführt werden. Voraussetzungen:

  1. keine aufsteigende Feuchtigkeit in der Wand, intakter Schlagregenschutz, keine lecken Wasserleitungen; sollte sowas vorliegen, dann muss das zunächst abgestellt werden
  1. wie immer bei Innendämmung: keine wasserführenden Leitungen in der Außenwand, die einfrieren könnten

Die Details für die korrekte Ausführung finden Sie hier! Es gibt zwei Aspekte:

 I Die innere Verkleidung muss luftdicht675) und dampfbremsend676) sein.
II Die Anschlüsse müssen Wärmebrücken-entschärft werden (d.h. in de Regel Dämmkeile)

Sie müssen das nicht alles berechnen, denn wir haben die wichtigsten Details für diese Ausführungen vorabberechnet und die Lösungen hier so dargestellt, dass sie auf der sicheren Seite funktionieren. Dass das über viele Jahrzehnte den Komfort sichert, Heizkosten spart und die Bausubstanz schont, ist durch bereits seit langem realisierte Beispielprojekte gesichert (z.B. hier dokumentiert).

Der Prinzipaufbau

Prinzipieller Aufbau einer Innendämmung mit klassischem Aufbau inkl. Dampfbremse. Innen ist auf der linken Seite. Schritt 0: Geht das hier überhaupt? a) Ist die Wand nass? Dann erst mal trocken legen. b) Hält der alte Innenputz und die alte Tapete noch gut? Sonst: runter damit und evtl. ausspachteln. Aber dann erst mal trocknen lassen! c) Irgendwelche wasserführenden Leitungen in dieser Wand? Dann ist Innendämmung hier nicht die richtige Wahl! d) Ist der Außenputz in Ordnung (Klopfprobe!) und trocken? e) Bevor da irgendwie gebohrt oder/und gedübelt wird, ist es ratsam, erstmal mit einem Leitungssucher den Verlauf von Stromkabeln zu orten!

Ankleben - wenig Mühe mit geeignetem Kleber

Schritt 1: Auf die alte bestehende Wand werden Dämmplatten aufgeklebt und/oder aufgedübelt677). Dabei ist vor allem darauf zu achten, dass hinter den Platten keine durchgehenden verbundenen Lufträume bestehen: Das geht am besten mit einer Verklebung mit Ringwulst und jeweils sattem Stoßen der Platten. Sollten doch Fugen verbleiben, dann werden die ausgestopft - dazu eignet sich jeder faserige Dämmstoff678) und ein Kunststoffspachtel als Werkzeug. Notfalls kann auch mit FCKW-freiem Bauschaum ausgeschäumt werden.

Dämmstoff/Gipsfaser-Verbundplatten
Das Material: EPS Platten mit einer
Gipsfaserplatte als Innenschale

Mit dem Kleber bestreichen
Unsere Erfahrung mit nichtdrückendem
PU-Kleber: Das ging sehr fix!

An die Wand mit der Platte, etwas versetzt
Ganz bewusst wird sie dann in Position geschoben
Dadurch erreichen wir eine vollflächige
Verklebung

Ausrichten der Platte an den schon vorhandenen.

Schritt 2: Die Innenverkleidung der Dämmung ist entweder schon mit den Platten verbunden (Verbundlösung) oder wird im 2. Schritt aufgeklebt oder aufgedübelt. Diese Verkleidung ist selbst aus einem luftdichten Material zu wählen (Gipskartonplatten sind geeignet, ebenso wie Sperrholz oder OSB-Platten, die Fugen müssen aber luftdicht sein und bleiben, siehe Schritt 3).





Foto: Die erste Reihe passt schon.





Auch konsequent dampfdicht geht: Alternative mit Polyurethan (PU)-Verbundplatten

Ein am Markt erhältliches Komplettsystem verwendet Polyurethan (PU)-Verbundplatten; diese Lösung ist besonders platzsparend, denn Polyurethan hat eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit. Die PU-Platten sind ab Werk beidseitig mit Aluminiumfolie kaschiert, damit aus den Poren des Schaums kein Gas entweicht, denn das würde die Dämmwirkung verringern. Durch diese Folie ist die Platte selbst luft- und wasserdampfdicht, und zwar auf beiden Seiten. Probleme bzgl. der Dampfdiffusion kann es hier gar nicht geben - wir haben das im am Passivhaus Institut konkret ausgeführten Beispiel auch nochmals messtechnisch überprüft. Die Stöße müssen aber nach wie vor sorgfältig abgedichtet werden. Auf der Raumseite des Dämmstoffes ist eine dünne Silikatplatte aufgeklebt. Die Platten haben umlaufende Nuten und werden beim Ankleben mit Federn verbunden.

Alternative mit PU-VerbundplattenAbb. 1Der Klebemörtel wird mit der Bohrmaschine und Rührer nach Packungsanleitung angemischt. Ein Kleberwulst wird auch hier umlaufend am Rand der Platte aufgetragen, denn auch hier muss das Hinterströmen der Platten sicher verhindert werden. Die Anschluss-Platten werden an die vorausgehenden dicht herangeschoben, so dass die Feder komplett in der Nut verschwindet, das stellt auch hier die Luftdichtheit her. Mit der Schlagbohrmaschine werden je 3 Löcher durch die Feder zwischen den Platten in die Wand gebohrt und darin mit einem starken Akkuschrauber die Rahmen-Schrauben eingedreht. Oft gibt es zwischen der Oberkante der Platten und der Decke noch einen freien Streifen. Hierfür wird eine Platte mit der richtigen Größe der Länge zugeschnitten ebenfalls anschließend mit einer Feder eingeklebt. Die entstehenden Spalte an der Ober- und Unter-Kante werden am Ende mit PU-Montageschaum gefüllt.

Der Anstrich macht's

Schritt 3: An den Rändern und untereinander müssen die Platten der Verkleidung luftdicht miteinander verbunden werden. So, dass keinesfalls warme Raumluft hinter die Innendämmkonstruktion strömen kann; siehe auch Innendämmung niemals hinterlüften. Dabei wählen wir Lösungen, die auch dauerhaft luftdicht bleiben (vgl. luftdicht ausführen) - Baukomponenten sind nämlich durchaus öfters in Bewegung zueinander. Und die Luftdichtslage muss das aushalten und überbrücken. Es ist praktisch, die Luftdichtheitsebene gleich mit der Dampfbremsebene zu verbinden - in jedem Fall muss diese auf der warmen Seite der Konstruktion (also innen) liegen. Die Innenverkleidung darf raumseitig der Dampfbremse liegen - allerdings kein bedeutender Teil der Wärmedämmung679). Wenn die Dampfbremse nicht bereits in der verkleidenden Platte integriert ist, ist oft ein luftdichter und dampfbremsender Anstrich eine einfache Lösung.

Heute verfügbare einfache Lösung für Luftdichtung und zugleich Dampfbremse: Die streichbare „Flüssigdichtung“, ein durch das PHI zertifiziertes Produkt. Die Beschichtung ist elastisch genug, um kleinere Bewegungen zu überbrücken. Und der Wasserdampfdiffusionswiderstand passt sich sogar den Randbedingungen an - er erlaubt im Sommer ein Trocknen und verhindert im Winter einen zu großen Diffusions-Feuchtestrom durch die Dämmung. Das macht diesen Aufbau ausführungssicher - natürlich muss die Fassade von außen Schlagregen-geschützt sein.


Typische Anschlussdetails: luftdicht und wärmebrückenentschärft

Anschluss Fußboden - Innendämmung der Außenwand

Hier dürfen keine Lücken entstehen. Wie oben beschrieben, sollte die Innenschale elastisch aufgesetzt werden. Ganz entscheidend ist hier, dass die Luftdichtheit absolut sichergestellt ist!

Dafür gibt es drei Lösungs-Varianten: Die Abklebung mit einem in diesem Fall diffusionsdichten Klebeband, die elastische Verfugung (z.B. mit Acrylmasse, vgl. unser Foto) und die elastische Dichtlippe mit Funktionshub.

Teppiche sollten im Bereich der Innendämmung entfernt werden und wie oben beschrieben der Randstreifen des Estrichs diffusionsoffen abgeklebt werden680).

Unter dem Estrich gibt es in unserem Fall eine Trittschalldämmung. Daher ist die Wärmebrückenwirkung des nur 5 cm starken Zementestrich nicht besonders groß und es muss am Boden keine Begleitdämmung ausgeführt werden.

Anschluss Innenwand - Innendämmung der Außenwand

Und: Anschluss der Decke

Eine gemauerte Innwand leitet durch die dort üblicherweise verwendeten Steine mit hoher Wärmeleitfähigkeit die „Kälte“ aus der kalten Außenwandmauer nach innen weiter. Damit es keinen kalten Streifen an dieser Innenwand gibt, muss die Dämmung an ihr ein Stück weit fortgesetzt werden. Am unauffälligsten geht das mit einem Dämmkeil: hier geht die Dämmung von Anfangs etwa 20 mm auf nahe Null etwa 200 mm entlang der Innenwand zurück. Das stellt, wie das Temperaturbild zeigt, sicher, dass nirgendwo tiefe Innenoberflächentemperaturen erreicht werden. Das wiederum ist wichtig, damit es nirgendwo zu unzulässig hohen Werten für die relative Feuchtigkeit kommt681) - das ist, wie das Temperaturbild rechts zeigt, mit den hier gegebenen Empfehlungen erreichbar.
Alternativ kann auch eine ca. 25 cm weit reichende Begleitdämmung (20 mm) realisiert werden.

Hier wird der Dämmkeil produziert:
Aus einer vollen Platte
geschnitten. Die Keile sind
aber auch im Handel erhältlich
Mit Kleber (Ringwulst!)
bestrichen. Aufpassen,
dass das Mousepad nicht
dran klebenbleibt. :-)
Und an Innenwand (rechts)
und Decke, ringsum
angrenzend zur innengedämmten Fläche,
verlegt.
Diese Dämmkeile sind
sehr leicht. Weil es hier eine
Trittschalldämmung im Bodenaufbau
gibt, braucht es am Boden keinen Dämmkeil.


Abb. 2: Rasch den Keil an die Decke: Für eine Animation auf das Bild klicken.Die hier gefertigten Dämmkeile sind sehr leicht handhabbar. Diese Keile dürfen ohne Weiteres auch bei allen anderen hier von uns vorgestellten Innendämmvarianten verwendet werden: Sie belegen nämlich nur eine kleine Fläche im Randbereich, von wo aus Wärme nachströmt und regelmäßig kapillare Weiterleitung in die ungedämmten inneren (und warmen) Bereiche des Raumes erfolgt. Das verwendete EPS-Material hat einen µ-Wert zwischen 20 und 30, das reicht für einen Schutz der gar nicht mehr ganz so kalten Innwand- oder Deckenoberfläche aus, ist aber auch nicht so dampfdicht, dass dies bei den diffusionsoffenen Varianten stören würde. Es gibt solche Keile im Handel aber auch aus Holzfaserdämmplatten und sogar aus Kalziumsilikat. Alle Dämmkeile dürfen auch in anderen Systemen verwendet werden - wie hier beschrieben, ist vor allem auf eine nicht hinterströmbare Verklebung zu achten (in unserem Fall durch einen ringsumlaufende Klebewulst).



Anschluss Fenster - Innendämmung der Fensterlaibung

Stichwort: Die Fensterlaibung muss grundsätzlich bei Innendämmung immer AUCH gedämmt werden. Die Wandoberflächen werden sonst dort zu kalt - und das kann feuchte Stellen verursachen. Platz für 20 mm Dämmung ist praktisch immer; aber selbst wenn das nicht geht, der Dämmkeil bietet auch hier eine Lösung.

Kein abruptes Enden einer Innendämmung!

Stichwort: Dämmung immer nur mit Dämmkeil auslaufen lassen.

Und dann noch die Sache mit den Steckdosen

Auch hier gibt es wieder mehrere Möglichkeiten:

  1. Am einfachsten ist es wohl, eine Verlängerungsschnur mit einer Mehrfachsteckdose oder sogar einem der modernen „Steckdosentürme“ einzustecken und das Kabel (dicht!) nach innen zu führen.
  2. Eine andere Möglichkeit ist, Steckdoseneinsätze verwenden, um Steckdosen so vorzuverlegen. Dabei kann es sich auch gleich um intelligente Stecker handeln - ganz im Sinn der Stromspar-Aktion.
  3. Wenn ein Elektriker beauftragt werden kann, geht es natürlich auch, die Dose in die neue Innwand-Oberflächenlage vor zu verlegen. Dazu muss dann allerdings einer der speziell für den Passivhaussektor entwickelten sicher luftdichten Leerdosen verwendet werden, die auch dicht in die Verbundplatte eingearbeitet werden muss. Vor 36 Jahren bei der Innendämmaktion in Tübingen hatten wir das durch Ausschäumen erreicht und das hat sich auch bewährt. Sicher ist dies aber die Version mit dem größten Arbeitsaufwand.

Was wir NICHT empfehlen: Ein „Loch in der Dämmung“ um die Steckdose herum frei zu lassen: Da ist die Wand dann nämlich besonders kalt; hier gibt es nahezu mit Sicherheit dann Tauwasser - und das wollen wir nirgendwo, und schon gar nicht im Bereich einer Steckdose haben. Also. Optionen 1. oder 2. wählen! Das gilt so für alle von uns beschriebenen Innendämm-Methoden: Wie schon an anderer Stelle vermerkt: Innendämmung darf auf keinen Fall irgendwo abrupt enden, sie sollte immer über eine Strecke von mindestens 200 mm auslaufen (siehe oben, Dämmkeile).

Das Video zur Anleitung Innendämmung Dampfbremse

Die wichtigsten Informationen zur Ausführungsform 'Innendämmung mit Dampfbremse' gibt es auch als Video:

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Hier können die detaillierten Ausführungsbeschreibungen heruntergeladen werden Innendämmung mit EPS-Verbundplatten und Innendämmung mit PU-Verbundplatten.

Anmerkung 1: Alle diese Informationen sind kostenlos erhältlich, das ist auf Grund einer Förderung durch das Bundesland Hessen möglich. Vielfach gibt es im Rahmen der Aktion „Energieeffizienz JETZT“ dazu auch noch Videos in YouTube.

Anmerkung 2: Diese Darstellung und die Anleitung wurden nicht von Herstellern der verwendeten Produkte oder Werkzeuge gesponsert. Sollten irgendwelche Produktnamen auf Fotos noch erkennbar sein, so stehen sie prototypisch für eine meist große Zahl von vergleichbaren Komponenten und stellen keine Empfehlung eines spezifischen Produktes dar.

Für spezifische Anwendungen setzen wir aus guten Gründen zertifizierte Komponenten ein, u.a., weil für solche Komponenten unabhängig sicher gestellt ist, dass die Spezifikationen in der Praxis auch eingehalten werden (und sehr oft die benötigten Spezifikationen überhaupt nur vorliegen).





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Alternative: Maßnahmen zur Außendämmung von Außenwänden

Alternative: Wärmeschutz durch vorgehängte hinterlüftete Fassade

Alternative: Putzträger-Verschalung für eine nachträgliche Einblasdämmung

Übergreifende Informationen zum Wärmeschutz an Gebäuden

675)
für die Fachleute: q50 < 0.5 m³/h/m² (bei 50 Pa)
676)
für die Fachleute: im Winter sd > 10 m, In den hier dargestellten Fällen ist eine Dampfsperre nicht notwendig, aber {entgegen häufig geglaubter Vorstellungen} auch nicht schädlich.
677)
Der Vorteil des klassischen Aufbaus ist, dass hier nahezu jeder Dämmstoff einsetzbar ist, denn die Luftdichtheit und die Feuchteregulation wird hier allein durch die innere Verkleidung sichergestellt.
678)
z.B. Hanf-Fasern; die jucken auch nicht
679)
als Regel im mitteleuropäischem Klima: maximal ein Viertel der Dämmwirkung raumseitig der Dampfbremse
680)
um auch von dort eine Hinterströmung zu verhindern
681)
überall an den Oberflächen kleiner 80%; dazu sollte die Temperatur ungefähr 13°C nicht unterschreiten.
baulich/innendaemmung_klassisch_mit_dampfbremse.txt · Zuletzt geändert: 2023/03/26 17:48 von wfeist