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Passivhaus-Definition
Ein Gebäudestandard, der wirklich energieeffizient, komfortabel, wirtschaftlich und umweltfreundlich zugleich ist.
Das Passivhaus ist kein Markenname, sondern ein Baukonzept, das allen offen steht - und das sich in der Praxis bewährt hat.
Hier finden Sie Passivhaus-Beispiele. Auch in bestehenden Häusern: Passivhaus-Altbau.
Behaglichkeit durch Effizienz
Das Passivhaus ist der weltweit führende Standard beim energiesparenden Bauen: Die Energieeinsparung beim Heizen beträgt über 80 % gegenüber den gesetzlich vorgeschriebenen Neubau-Standards. Die Heizkosten betragen nur 10 bis 25 € pro Monat - hohe Energiepreise machen Passivhausbewohnern nichts aus.
Der Heizwärmebedarf liegt im Passivhaus unter 15 kWh/(m²a) (bezogen auf die Wohnfläche)
Passivhäuser erreichen die enorme Energieeinsparung durch besonders energieeffiziente Bauteile und durch Lüftungstechnik: Am Komfort wird nicht gespart, der wird sogar spürbar verbessert (vgl. Seite zur Behaglichkeit).
Aber das Passivhaus ist mehr als einfach nur ein Energiesparhaus. Das Passivhaus-Konzept ist ein umfassender Ansatz für preiswertes, qualitativ hochwertiges, gesundes und nachhaltiges Bauen. Jeder kann das Konzept leicht verstehen:
- Heutige Neubauten sind so luftdicht gebaut, dass die Lufterneuerung allein durch Fugen und Ritzen nicht ausreichend ist. Aber auch die viel empfohlene Fensterlüftung bringt keine überzeugenden Ergebnisse. Frische Luft ist nicht nur eine Frage des Wohnkomforts, sondern eine Notwendigkeit für ein gesundes Leben. Daher ist die Wohnungslüftung die Schlüsseltechnik für alle Wohngebäude und Wohnhaussanierungen der Zukunft.
- Natürlich erfordern Wohnungslüftungsanlagen zusätzliche Investitionsmittel. Wenn sie hocheffizient gebaut sind, sparen sie aber spürbar Energiekosten ein. Lüftungsanlagen mit Passivhausqualität erlauben einen wirtschaftlichen Betrieb.
- Jetzt kommt der entscheidende „Trick“ des Passivhaus-Konzeptes: Mit der frischen Außenluft kommt ohnehin Luft in jeden Wohnraum. Wenn diese Luft auch die Heizaufgabe mit übernimmt - ohne hohe Luftmengen, ohne Umluft, ohne Geräusche und ohne Zugerscheinungen - dann macht sich die Lüftung gleich doppelt bezahlt. Dieser „Trick“ ist nur im Passivhaus möglich - in anderen Gebäuden ist die so verteilbare Wärme einfach viel zu gering im Vergleich zu den hohen Wärmeverlusten. Auch in einem Passivhaus ist es aber durchaus erlaubt, auch andere Systeme zur Heizwärmeverteilung ein zu setzen; auch dann ergeben sich immer noch Einsparungen wegen der sehr geringen Heizlast.
- Möglich ist dieses Konzept der „Frischluftheizung“ aber nur in einem Haus mit wirklich guter Wärmedämmung. Eben in einem Passivhaus. Für die Experten: Die maximale Transmissionsheizlast muss weniger als 10 W/m² betragen, damit die Frischluft auch die Wärme transportieren kann.
Passivhaus - das bedeutet Spitzenstellung in Bezug auf: |
Wärmedämmung wärmebrückenfreies Konstruieren Luftdichtheit Lüftung mit Wärmerückgewinnung Warmfenster innovative Haustechnik |
Damit alles wirklich optimal zusammen wirkt, ist eine Energiebilanz für das Gebäude zu erstellen. Dazu gibt es das Passivhaus-Projektierungs-Paket.
Erfahrungen mit Passivhäusern - gemessene Kennwerte
Passivhäuser sparen Energie und Klimagase
Nicht nur ein Bisschen, sondern umfassend. Und sie sparen nicht nur rechnerisch auf dem Papier, sondern in der Praxis. Diese Grafik zeigt gemessene Verbrauchswerte in Gebäuden im Bestand, in Niedrigenergiehäusern und in Passivhaussiedlungen.
Heizwärme-Verbrauchsmessungen aus fünf Siedlungen zusammengestellt: Einem Gebäude im Bestand (links) einer Niedrigenergiesiedlung und drei Passivhaus-Siedlungen |
Der Passivhaus-Standard ist nachhaltig. Deswegen wird er im Beschluss des Europaparlamentes vom 31. Januar 2008 ab 2011 für alle EU-Mitgliedsstaaten gefordert. Darüber hinaus wurde am 17. November 2009 von europäischem Parlament und Rat beschlossen, dass ab 2020 alle Neubauten 'nearly zero energy buildings' (Nahe-Null-Energiehäuser), also alle Neubauten nahezu energieautark, sein müssen.
Messergebnisse
In den 114 Passivhauswohnungen des CEPHEUS-Projektes wurde eine durchschnittliche Einsparung von 90% gemessen - vergleiche die Grafik oben. Das Passivhaus ist ein Faktor-10-Haus: Nur ein Zehntel des durchschnittlich üblichen Heizenergieverbrauchs in bestehenden Häusern wird gebraucht. Wieviel das an Primärenergie ausmacht, erfahren Sie hier (Seite Primärenergie).
Behaglichkeit
Durch das aufeinander abgestimmte Konzept wird eine neue Qualität erreicht, die zu sehr guter Behaglichkeit im Winter wie im Sommer und trotzdem vertretbaren Baukosten führt. Die Erfahrungen der Nutzer spiegeln das wieder.
Das Passivhaus-Konzept ist frei verfügbar
Jeder kompetente Architekt kann ein Passivhaus entwerfen. Schritt für Schritt kann heute bei jeder Neubauplanung der Passivhausstandard erreicht werden - Schritt für Schritt zum Passivhaus-Kronsberg | diese Seite zeigt das an einem Beispiel . Das gilt nicht nur für Wohngebäude - auch Bürogebäude und Schulen wurden erfolgreich im Passivhausstandard gebaut.
Ökonomie
Ist der Bau von Passivhäusern wirtschaftlich? Eine Beispielrechnung finden Sie auf dieser Seite: Wirtschaftlichkeit von Passivhäusern. Die deutsche Bundesregierung und östereichische Landesregierungen fördern den Bau von Passivhäusern im Rahmen des KfW40-Förderprogrammes.
Altbau
Auch bei der Modernisierung von Altbauten können Passivhaus-Komponenten verwendet werden - hier finden Sie Beispiele.
Noch mehr Energie sparen
Warum eigentlich ausgerechnet Passivhäuser bauen und nicht gleich Nullheizenergiehäuser? Nullheizenergiehäuser sind gut - aber sehr teuer. Passivhäuser sind genauso gut - aber bezahlbar.
Passivhäuser muss man selbst gesehen haben
Einmal im Jahr ist der Tag des Passivhauses. An diesem Tag öffnen Hunderte von Passivhausbewohnern ihre Häuser, um es jedem Interessierten zu ermöglichen, einmal selbst zu erleben, wie es sich in einem Passivhaus wohnt. Der Tag des Passivhauses wird organisiert von der IG Passivhaus.
Ökologie
Viele haben sich gewundert, dass der Umweltschutz nicht an oberster Stelle auf dieser Seite zu finden ist. Ganz von selbst sind Passivhäuser umweltfreundlich: Denn sie verbrauchen so wenig Primärenergie, dass diese ohne Umweltprobleme dauerhaft für alle Menschen und in alle Zukunft verfügbar sein wird. Auch der dazu erforderliche anfängliche Mehraufwand beim Bau (Stichwort: Graue Energie) ist im Vergleich zur erzielten Einsparung gering. Das ist so klar erkennbar, dass wir es nicht besonders hervorheben müssen. Viel wichtiger ist, dass diese nachhaltige Umweltverträglichkeit mit dem Passivhaus bereits heute für alle Bauherren und bei jedem Umbau zu vertretbaren Kosten verfügbar ist. Umweltschutz, der sich rechnet, ist viel wirksamer, als Umweltschutz, über den nur geredet wird.
Was ist ein Passivhaus ?
- Ein Passivhaus verbraucht 90 Prozent weniger Heizwärme als ein Haus im Baubestand. Und selbst im Vergleich zu einem durchschnittlicher Neubau wird mehr als 75% eingespart. Der Heizenergieverbrauch eines Passivhauses liegt mit um 1,5 l-Heizölgleichwert je Quadratmeter Wohnfläche und Jahr um ein Vielfaches unter dem eines Niedrigenergiehauses.
- Zudem ist der Wohnkomfort in einem Passivhaus wesentlich verbessert. Das Passivhaus nutzt die in seinem Inneren vorhandenen Energiequellen wie die Körperwärme von Personen oder einfallende Sonnenwärme – die Heizung wird dadurch grundlegend vereinfacht.
- Besondere Fenster und eine Hülle aus hochwirksamer Wärmedämmung in Außenwänden, Dach und Bodenplatte halten die Wärme schützend im Haus.
- Für gleichbleibend frische Luft ohne Zugerscheinungen sorgt eine Lüftungsanlage, in der eine hocheffiziente Wärmerückgewinnung die Wärme der Abluft wieder verfügbar macht.
Die Definition
Das Passivhaus ist kein Energie-Standard, sondern ein Gesamtkonzept für höchste Behaglichkeit - hier die Definition:
„Ein Passivhaus ist ein Gebäude, in dem Heizung und Kühlung einen so geringen Leistungsbedarf haben, dass dieser mit sehr wenig Aufwand bereitgestellt werden kann und zugleich der Energiebedarf für alle Verbraucher im Gebäude so gering ist, dass er nachhaltig in einer erneuerbaren Energieversorgung gedeckt werden kann.“
Diese Definition ist rein funktional, enthält keinerlei Zahlenwerte und gilt für jedes Klima, für Heizung und Kühlung, für Wohn- und Nichtwohngebäude. Zugleich macht sie deutlich, dass der Energiebedarf für alle Energieanwendungen im Gebäude zu berücksichtigen ist, nicht nur für Heizung und Kühlung.
Passivhaus-Wohngebäude können in der Regel mit einer Leistung von 10 W/m² beheizt und gekühlt werden, was substantiell vereinfachte Heiz- und Kühlsysteme erlaubt, zum Beispiel eine Beheizung allein über die ohnehin benötigte Zuluft.
Die Definition zeigt, dass es nicht um einen willkürlich gesetzten Standard geht, sondern um ein grundlegendes Konzept. Das Passivhaus wurde also nicht erfunden - das Passivhaus-Prinzip wurde vielmehr entdeckt. Einzig streiten könnte man über die Frage, ob der Name „Passivhaus“ treffend für dieses Konzept ist. Nun - es gibt keinen besseren. Denn thermische Behaglichkeit wird so weit wie irgend möglich durch passive Maßnahmen (Wärmedämmung, Wärmerückgewinnung im Temperaturgefälle, passiv genutzte Sonnenenergie und innere Wärmequellen) gewährleistet.
Noch mehr Klarheit ergibt sich bei näherer Betrachtung:
- Weil man bei luftdichten Häusern (und alle Energiesparhäuser müssen luftdicht sein) immer eine Lüftung braucht, bedeutet das Passivhauskonzept gerade, dass die technische Komponente „Lüftung“ ohne zusätzliche Kanäle, ohne größere Querschnitte, ohne Zusatzventilatoren etc. unmittelbar auch zur Heizung verwendet werden kann.
- Dadurch wird es möglich, Gebäude mit einer hocheffizienten Lüftungswärmerückgewinnung wirtschaftlich zu bauen. Das ist sonst schwierig, weil die Lüftungsanlage größenordnungsmäßig noch einmal soviel kostet wie eine Heizungsanlage - diese Doppelinvestition ist kaum zu amortisieren. Bei einem von beidem muss man die Kosten deutlich senken: Entweder bei der Lüftung (z.B. nur Abluftanlage, dann wird es ein Niedrigenergiehaus mit konventioneller Heizung) oder bei der Heizung (indem man z.B. die Lüftungsanlage auch zum Heizen verwendet, allein über eine Betonkerntemperierung heizt o.ä. - dann wird es ein Passivhaus).
Die extrem niedrigen Verbrauchswerte ergeben sich zwangsläufig, weil die Heizung ohne die konventionellen, leistungsstarken Systeme nur funktioniert, wenn die Netto-Wärmeverluste sehr gering sind. Dazu muss die Wärmedämmung der Gebäudehülle sehr gut sein - vor allem in kalten Klimaregionen. Wie gut die Dämmung wirklich sein muss, lässt sich mit einer Energiebilanz vorab projektieren. Entsprechendes gilt in heißen Klimata für die Kühlung und Entfeuchtung.
Hier rechnen wir die "Passivhausbedingung" am Beispiel der Zuluftheizung vor
Kann man die Luft, die ohnehin für gute Luftqualität benötigt wird, auch zum Heizen verwenden? - Im Prinzip schon, aber die erforderliche Heizleistung darf dann nur sehr gering sein.
Grundprinzip eines Passivhauses: Ein vereinfachtes System reicht für Heizung und Kühlung aus. Hier ist es die Lüftung mit der aus hygienischen Gründen erforderlichen Frischluftmenge.. |
Nach DIN 1946 ist 30 m³/h der Mindest-Frischluft-Volumenstrom für eine Person (Hygiene-Bedingung). Luft hat eine Wärmekapazität bei Normaldruck und etwa 21°C von 0,33 Wh/(m³K). Erwärmen kann man die Frischluft auf maximal knapp über 50 °C, weil sonst Staubverschwelung eintritt. Es folgt:
30 m³/h/Pers · 0,33 Wh/(m³K) · (50 - 20) K = 300 W/Pers |
Also: 300 Watt pro Person kann eine Frischluftheizung bereitstellen. Wenn man z.B. 30 m² Wohnfläche je Person unterstellt, ergeben sich 10 W/m² Wohnfläche, und das ist unabhängig vom Klima. Bisher sind das Leistungseinheiten, d.h. die Angaben beziehen sich auf den Tag mit der jeweils höchsten Heizleistung (Heizlastfall). Je nach Klimazone muss ein Passivhaus also unterschiedlich gut gedämmt werden: In Stockholm mehr, in Rom weniger.
Von diesen Heizlastkenngrößen (Leistung, in W (Watt)) sind die Energiekenngrößen (Arbeit, in kWh) zu unterscheiden. Für Mitteleuropa ergeben sich nach Erfahrung und Berechnung mit Simulationsprogrammen in etwa die oft verwendeten 15 kWh/(m²a) für den Heizwärmebedarf - aber eben nur „in etwa“. In Stockholm können es 20 sein, in Rom eher 10 kWh/(m²a).
Was ist das Geheimnis am Passivhaus?
1) Das Passivhaus ist Praxis, nicht nur Theorie: Passivhaus-Beispiele.
2) Das Passivhaus-Konzept funktioniert auch wirklich: Passivhaus-Messergebnisse.
3) Das Passivhaus kann sich jede/r leisten: Passivhaus-Wirtschaftlichkeit.
4) Das Passivhaus erreicht bestmögliche Behaglichkeitskennwerte.
5) Das Passivhaus ist nachhaltig: Allgemeines zur Nachhaltigkeit.
6) Passivhausbau beruht ganz überwiegend auf regionaler Wertschöpfung.
7) Jede/r kann es lernen: zertifizierter Planer.
8) Und das größte „Geheimnis“: das sind alles gar keine Geheimnisse!