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Schritt für Schritt zum Passivhaus-Kronsberg
Passivhäuser erfordern keine vollständig neue Bauweise. Vielmehr kann heute jeder Neubau auch als Passivhaus realisiert werden. Es ist eine Reihe von kleinen Schritten, jeder beinhaltet eine verbesserte Bauqualität an einem Bauteil, die von einem gewöhnlichen Neubau zu einem Passivhaus führen. An einem Beispiel wird dies deutlich.
Einführung
Die Passivhäuser der Siedlung „Lummerlund“ auf dem Kronsberg in Hannover waren ein wichtiges Leitprojekt innerhalb des europäischen Demonstrationsprojektes CEPHEUS (Abb. 1). Diese Häuser sind ganz gewöhnliche Reihenhäuser mit Satteldächern. Rein äußerlich sind sie nicht von „normalen Neubauten“ zu unterscheiden - und sie sind auch völlig normal. Nur - es sind eben Passivhäuser. Sie unterscheiden sich in äußerlich kaum zu erkennenden Details: höherer Wärmedämmung, besseren Fenstern, hoher Luftdichtheit und einer Wärmerückgewinnung aus der Abluft.
Die Mehrinvestitionen
Jede Detailverbesserung erfordert eine gewisse Investition: Die bessere Wärmedämmung mehr Dämmstoff und seine Anbringung, die besseren Fenster eine beschichtete Scheibe mehr und einen gedämmten Fensterrahmen, die Wärmerückgewinnung ein Luftkanalnetz und die Luftdichtheit einen Drucktest. Die jeweiligen zusätzlichen Investitionskosten wurden für dieses Projekt ermittelt; sie sind in Abb. 2 zu jeder Komponente aufgeführt und in Abb. 3 Schritt für Schritt kumuliert. Insgesamt summieren sich die Mehrinvestitionen in diesem Fall auf etwa 8200 €.
Der Heizwärmebedarf
Wie diese Maßnahmen sich auf den Heizwärmebedarf auswirken, geht aus Abb. 4 hervor. Jeder einzelne Schritt zu höherer Effizienz verringert den Wärmebedarf ein wenig. In der Summe aller Maßnahmen bleibt am Ende noch weniger als ein Siebtel des ursprünglichen Verbrauchs übrig. Anschaulich kann man die Verbesserung der Energiebilanz auch in unserer Animation verfolgen. Alle Einzelschritte verändern den Charakter des Hauses nicht: Es bleibt ein ganz normales Wohngebäude. Es verändert sich nur der Bedarf an Heizenergie, der allerdings deutlich. Übrigens - die gemessenen Verbrauchswerte in der gebauten Siedlung stimmen sehr gut mit den berechneten Bedarfswerten überein. Die Energieeinsparung wird tatsächlich erreicht.
Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen
Die Mehrinvestitionen in die verbesserte Bau- und Haustechnik machen sich bezahlt. Abb. 5 zeigt die auf die Kilowattstunde Einsparenergie umgelegten Investitionskosten. Diese liegen bei den Dämmmaßnahmen zwischen 2,5 und 4,5 Cent je kWh. Schon im Jahr 2001 war die zugekaufte Heizenergie teurer - und die Kostenerhöhung setzte sich in einigen Schüben bis heute (2023) fort: im Jahr 2005 kostete Heizwärme aus Heizöl schon mehr als 6 Cent je kWh, durch das billige russische Erdgas stagnierten die Kosten für die Heizwärme dann über ein gutes Jahrzehnt bei rund 8 bis 10 Cent/kWh um nach der Energiekrise des Jahres 2022 nun bei mehr als 11 Cent/kWh zu liegen. Die Wärmerückgewinnung schafft es zu knapp über 5 Cent1), die Passivhaus-Fenster liefern „Einsparenergie“ zu etwa 7,5 Cent die kWh bei diesem Projekt - aber auch sie sind für das Gesamtpaket Passivhaus unverzichtbar2). Alle Maßnahmen zusammen lagen mit deutlich unter 5 Cent/kWh klar günstiger als der Zukauf von Energie zu Marktpreisen3). Diese Passivhäuser machen sich bezahlt - und dabei wurde der Zusatznutzen, nämlich gute Luftqualität und sehr gute thermische Behaglichkeit, gar nicht eingerechnet. Künftige Energiequellen liefern die Kilowattstunde generell zu höheren Preisen4) - das gilt für Wind-, Solar- und Biomasseenergie, vor allem, wenn diese jahreszeitlich gespeichert werden muss; es gilt auch für die Kernfusion, wenn diese wirklich einmal verfügbar werden sollte. Es ist sinnvoll, diese Energiequellen weiter zu entwickeln und auszubauen, denn nur aus diesen5) muss künftig der Energiebedarf gedeckt werden. Wie sich zeigt ist es aber wirklich entscheidend, die bestehenden Möglichkeiten der erheblich besseren Energieeffizienz zu nutzen - so wie es Passivhäuser tun. Denn deren Kosten sind in jedem Fall geringer und sie bieten überdies eine Versicherung gegen Energiekrisen aller Art.
Zu den Passivhäusern der Siedlung in Hannover gibt es eine umfassende Dokumentation, die kostenlos aus dem Internet heruntergeladen werden kann. Dieses Projekt wurde im Rahmen von CEPHEUS realisiert. Der Bauträger war die Firma Rasch&Partner, Architektin Petra Grenz.
Siehe auch
Übersicht zu mehr Beispielen zum Thema „Wohngebäude“
PHPP – Das Passivhaus-Projektierungspaket 🌡️: Das Passivhaus Projektierungspaket ist ein Tool, mit dem ein Passivhaus ausgelegt und die Auslegung optimiert werden kann. Kernbestandteil des Tools ist die Energiebilanz des Gebäudes.
Literatur
Kurzfassung zur CEPHEUS-Projektinformation Nr. 18, Klimaneutrale Passivhaus-Reihenhaussiedlung, Hannover-Kronsberg, Wolfgang Feist (PHI), Søren Peper (PHI) und Matthias von Oesen (StWH).
Kostenlose Endberichte: Passivhaus Institut → Literatur → Kurzberichte und Fachliteratur zum Thema Passivhaus (kostenlos zum Herunterladen) → Endberichte: Klimaneutrale Passivhaussiedlung Hannover-Kronsberg