Inhaltsverzeichnis
Maßnahmen für akustischen Komfort in Räumen mit schallharter Decke
Dieser Artikel basiert auf einer Veröffentlichung von W. Hasper im Protokollband Nr.41 Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser "Sommerverhalten von Nichtwohngebäuden im Passivhaus-Standard".
Einführung
Energiesparende Konzepte für ein behagliches sommerliches Raumklima in gemäßigten Klimata wie Mitteleuropa machen regelmäßig von den Gebäudemassen als Wärmespeicher Gebrauch. Insbesondere die Decken sind hier von Bedeutung, da sie in der Fläche nicht unmittelbar für die Raumfunktion genutzt werden und außerdem der Wärmeaustausch mit dem Raum konvektiv begünstigt ist.
Die Deckenmasse muss, um dieser Funktion dienen zu können, möglichst unmittelbar zugänglich sein. Ein ungehinderter Zutritt der Raumluft ist von primärer Bedeutung, aber auch der Strahlungsaustausch mit dem Raum soll nicht beeinträchtigt werden. Nicht zuletzt gibt auch der menschliche Körper einen erheblichen Teil seiner Wärme durch Abstrahlung an kühlere Flächen ab, was dem Vorhandensein kühler Flächen einen direkten Beitrag zum thermischen Komfort der Nutzer zuweist.
Im Gegenzug bedeutet dies allerdings, dass die Deckenfläche nicht länger für eine flächige Abhängung genutzt werden kann, dass also auch die in Abhangdecken vielfach untergebrachten Verteilleitungen, Beleuchtungsanlagen, Lüftungsinstallationen und dergleichen nicht in der üblichen Weise angebracht werden können. Hieraus ergeben sich für die Planungspraxis zwei Anforderungen: Einmal ist es hilfreich Installationskonzepte zu entwickeln, die die Nutzräume von solchen Elementen weitgehend frei halten.
Hier haben sich eine Abhängung nur im Flur und die Andienung aller Räume durch Stichleitungen von dort aus in vielen Projekten bewährt. Auch die Kombination eines Bodenkanals im Fassadenbereich für Elektro- und Kommunikationsleitungen als Ergänzung zu den in der Flurdecke geführten Lüftungskanälen sowie Wärme-/Kälte führenden Leitungen wurde mit Vorteil angewendet. Der Fassadenkanal kann dann zudem auch die Versorgung einer darunter gelegenen Etage mit Beleuchtungsleitungen übernehmen, auf diesem Weg tritt die Leitung bereits im Deckenbereich aus und muss nicht erst dorthin geführt werden. Auch ist er flexibel für Nachinstallationen nutzbar.
Abgehängte Decken dienen derzeit häufig auch als primäres Mittel zur Einstellung der Raumakustik auf die Anforderungen der Raumfunktion. Sollen die Decken als Speichermasse nutzbar gemacht werden, sind hier jedoch andere Ansätze erforderlich. Für besondere Nutzungen, wie etwa Veranstaltungsräume und Musiksäle ist die Gewährleistung einer guten Raumakustik nur mit sorgfältiger Planung zu erarbeiten und erfordert Spezialisten mit entsprechender Erfahrung. Dieser Beitrag kann und will auf diesem Gebiet nicht konkurrieren oder gar die Notwendigkeit solcher Fachplanung in Frage stellen.
Gleichwohl ist es für die üblichen Raumnutzungen im Verwaltungsbau und vergleichbare Nutzungen auch für den Architekten selbst möglich, die zu erwartenden Raumeigenschaften mit zureichender Genauigkeit abzuschätzen und damit einen sinnvollen Entwurf erarbeiten zu können. Ein Grundverständnis der Raumakustik und ihrer Größen verbunden mit einfachen Rechenwerkzeugen reichen dazu aus. Auch wenn ein spezialisierter Raumakustiker mit hinzugezogen wird, kann die Diskussion so mit konkreten Vorstellungen des Architekten beginnen und eine Integration der technischen Funktion “Raumakustik“ in die Gestaltung der Innenräume besser gelingen.
Weiterführende Abschnitte für Mitglieder der IG Passivhaus
Literatur
AkkP 34 | Feist, W. (Hrsg.): Schallschutz beim Einsatz von Wärmepumpen und Wärmepumpen-Kompaktgeräten im Passivhaus; Passivhaus Institut Darmstadt, Darmstadt 2007 |
DIN 18041 | Deutsches Institut für Normung: DIN 18041:2004-05 Hörsamkeit in kleinen bis mittelgroßen Räumen, Beuth Verlag, Berlin 2004 |
AkkP Schallschutz Toolbox | Feist, W. (Hrsg.): AkkP Schallschutz Toolbox, Download unter www.passiv.de |
PTB | Physikalisch Technische Bundesanstalt: kein Titel, Beschreibung des Autors: Zusammenstellung von akustischen Materialeigenschaften http://www.ptb.de/cms/fileadmin/internet/fachabteilungen/abteilung_1/1.6_schall/1.63/abstab_wf.xls zuletzt abgerufen 16.02.2012 |
Drotleff | Drotleff, Horst e.a.: Integrierte Schallabsorption in thermisch aktivierten Betondecken – akustische und thermische Wirksamkeit periodischer Schallabsorberstreifen, Bauphysik 33 (2011), Heft 5/Seite 274, Berlin 2011 |
Siehe auch
Übersicht der Passipedia-Artikel zu Nichtwohngebäuden im Passivhaus-Standard
Übersicht der Passipedia-Artikel zum Sommerverhalten von Passivhäusern
Das Passivhaus-Konzept für den Sommerfall
Sommerfall im mitteleuropäischen Klima auch bei Nichtwohngebäuden beherrschbar
Nichtwohngebäude: Sonnenschutz - Tageslicht - Kunstlicht - EDV
Nichtwohngebäude: Wärmeabfuhr durch Nachtlüftung
Betriebserfahrungen Bürogebäude lu-teco
Planungstools für den Sommerfall im Nichtwohngebäude
Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser, Protokollband Nr. 41:Sommerverhalten von Nichtwohngebäuden im Passivhaus-Standard; Projekterfahrungen und neue Erkenntnisse