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Erreichbarer energetischer Standard für das Beispielgebäude

Für das Beispielgebäude wurde eine detaillierte PHPP-Berechnung aufgestellt (vgl. Abschnitt 6). Damit konnte ermittelt werden, welche Heizenergieeinsparung durch jede Einzelmaßnahme bewirkt wird und welcher Standard nach Abschluss aller Modernisierungsarbeiten für das gesamte Gebäude erreicht wird. Die Ergebnisse werden in Tabelle 6, Abbildung 18 und Abbildung 19 dargestellt.

BauteilMaßnahmeWärmeschutzstandardVerringerung d. Bauteil-WärmeverlustsEndenergieeinsparung
Außenwand220 mm WDVSU = 0,160 W/(m²K)94 %85 kWh/(m²a)
KellerdeckeDämmschürze Var. 1 (Tabelle 3)U = 0,314 W/(m²K)50 %20 kWh/(m²a)
oberste Geschossdecke280 mm Wärmedämmung oberhalbU = 0,135 W/(m²K)96 %151 kWh/(m²a)
FensterAustauschUw, eingebaut = 0,92 W/(m²K)64 %27 kWh/(m²a)
LuftdichtheitErtüchtigung d. Innenputz’ etc.n50 = 0,6 1/h17 %8 kWh/(m²a)
Lüftungkontrollierte Zu-/Abluft mit WRG85 % WBG75 %30 kWh/(m²a)
HeizwärmeerzeugungGas-BrennwertkesselAufwandszahl 1,0586 %11 kWh/(m²a)
Tabelle 6: Für das Beispielgebäude nach den Kriterien aus Abschnitt 9.2 (wirtschaftliches Optimum, Bauschadensfreiheit, Komfort) vorgeschlagene Wärmeschutzmaßnahmen und dadurch erzielbare Heizenergieeinsparungen.


Abbildung 18: Schritt für Schritt: Endenergieeinsparung und verbleibender Bauteilverlust für die in Tabelle 6 beschriebenen Wärmeschutzmaßnahmen beim Beispielgebäude


Abbildung 19: Endenergieeinsparung durch jede Einzelmaßnahme und verbleibender Restendenergiebedarf (schwarz) für Heizung des gesamten Beispielgebäudes bei Modernisierung nach [EnEV 2007] Anlage 3 (Anforderungen an Einzelbauteile) und bei Modernisierung nach wirtschaftlichem Optimum (vgl. Abschnitt 9.2).


Mit einer Verbesserung des Wärmeschutzes bei jedem Einzelbauteil des Beispielgebäudes nach den in Wärmeschutzstandard bei der Altbaumodernisierung genannten Kriterien (wirtschaftliches Optimum, Bauschadensfreiheit, Komfort) kann der Endenergiebedarf für Heizung von 378 kWh/(m²a) (Bestand) auf 35 kWh/(m²a) verringert werden. Dies ist eine Reduktion um über 90 % !

Abbildung 19 zeigt im Vergleich die Einsparungen, durch eine Verbesserung des Wärmeschutzes nach den geltenden Anforderungen bei der Änderung von Einzelbauteilen nach [EnEV 2007] Anlage 3. Es steht beim Beispielgebäude allerdings aktuell nach [EnEV 2007] kein auslösender Anlass für die Verbesserung des Wärmeschutzes an. In Relation zum Ausgangswert von 378 kWh/m²a Endenergie für Heizung erscheinen die Unterschiede zwischen den beiden Wärmeschutzniveaus bei manchen Einzelmaßnahmen eher gering - z.B. 95 statt 88 kWh/(m²a) Endenergieeinsparung bei Außenwanddämmung nach wirtschaftlichem Optimum bzw. [EnEV 2007]. Man könnte daher versucht sein, zur Einsparung von Investitionskosten bei jeder Einzelmaßnahme nur den Mindeststandard zu erfüllen. Die durch die Schritt für Schritt durchgeführten Maßnahmen erzielten Energieeinsparungen addieren sich allerdings, so dass bei einer Ausführung nach Mindestanforderungen der [EnEV 2007] nach Abschluss aller Energiesparmaßnahmen ein 2,5-fach höherer Endenergiebedarf resultiert, als bei Sanierung nach wirtschaftlichem Optimum.

Nimmt man statt der Dämmschürze im Sockelbereich eine Kellerdeckendämmung an (80 mm, λ = 0,025 W/(mK), Begleitdämmung an Kellerwänden), so reduziert sich der verbleibende Endenergiebedarf für Heizung bei Ausführung nach wirtschaftlichem Optimum sogar auf nur noch 26 kWh/m²a.

Wie in Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit beschrieben, ist das absolute wirtschaftliche Optimum, wie es dieser Studie für den Wärmeschutzstandard der Einzelmaßnahmen zugrunde liegt eher ein theoretischer Wert. Tatsächlich gibt es eine größere Spanne die einen ökonomisch optimalen Bereich darstellt. In der Praxis ist es daher vorteilhaft, eher einen Wärmeschutzstandard am oberen Ende dieses Bereichs zu wählen (siehe auch: Zukunftsweisender Wärmeschutz ist sinnvoll. Wird das Beispielgebäude nach diesem zukunftsweisenden Wärmeschutz modernisiert, so sinkt der Endenergiebedarf für Heizung auf nur noch 20 kWh/(m²a). Es ist dann im Beispielgebäude sogar wie im Passivhaus eine Beheizung über die Zuluft allein mit dem hygienisch erforderlichen Luftwechsel möglich (Ausnahme: evtl. einzelne Erdgeschoss-Wohnungen mit erhöhten Wärmeverlust durch Wärmebrücken am Anschluss der Kellerwände).

Siehe auch

Vorherige Abschnitte

Folgende Abschnitte

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