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Lebensmittelkühlung in Verkaufsstätten

Einführung

In Deutschland werden etwa 14 % des gesamten Stromverbrauchs für die technische Erzeugung von Kälte verwendet. Zwei Drittel des dadurch induzierten Primärenergieverbrauchs werden für die Lebensmittelkühlung verwendet, und zwar hauptsächlich im Bereich der Nahrungsmittelerzeugung und in den privaten Haushalten. Auf den hier interessierenden Bereich, die Gewerbekälte, entfallen lediglich 12 % des Gesamt-Primärenergieverbrauchs für Kühlung. Die Kühlung von Lebensmitteln im Einzelhandel ist damit für ein bis zwei Prozent des gesamten deutschen Stromverbrauchs verantwortlich ([DKV 2002]). Ähnlich liegen die Verhältnisse in der Schweiz ([Ravel 1992]).

Bezogen auf den einzelnen Markt ist die Bedeutung der Lebensmittelkühlung weit beachtlicher: Man darf davon ausgehen, dass in einem deutschen Lebensmittelmarkt ein Anteil von 50 % des gesamten Stromverbrauchs auf diesen Bereich entfällt (vgl. z. B. [UBA 2008], [Schraps 2005]). Jährliche Stromverbräuche für die Lebensmittelkühlung von 150 kWh pro Quadratmeter Nutzfläche sind nicht unüblich. Ähnlich bedeutend ist der Anteil der Lebensmittelkühlung übrigens in den USA, allerdings auf insgesamt noch deutlich höherem Niveau ([Faramarzi 2004]). Die Lebensmittelkühlung stellt damit den bedeutendsten Stromverbraucher im Einzelhandel dar und ist dementsprechend eine eingehendere Untersuchung wert.

Dieser Artikel befasst sich mit den theoretischen und praktischen Potenzialen zur Effizienzsteigerung in diesem Bereich. Bedeutende Verbesserungsmöglichkeiten ergeben sich bei der Bedienung und Wartung der Geräte, bei den Kühlmöbeln selbst, bei der Kälteerzeugung und schließlich auch in der Nutzung von Abwärme aus der Lebensmittelkühlung für Raumheizung und Warmwasserbereitung.

Weiterführende Abschnitte für Mitglieder der IG Passivhaus

Zusammenfassung / Fazit

Der derzeitige Grad an Energieeffizienz bei der Lebensmittelkühlung in Verkaufsstätten wird gut durch folgende Einschätzung aus [Monier 2007] charakterisiert:
“… the commercial refrigeration sector is a ‘follower’ rather than a ‘leader’ in technological innovations …”.
Es konnten gewaltige Potenziale für Effizienzsteigerungen identifiziert werden, die sich aus vielen kleinen Schritten an verschiedenen Stellen zusammensetzen. Eine Verbesserung um jeweils einen Faktor 3 im Bereich der Kälteerzeugung und der Kühlmöbel erscheint ohne weiteres realistisch, so dass sich der Energiebedarf für diesen Bereich insgesamt um einen Faktor 10 senken ließe. Vielfältige Handlungsmöglichkeiten bieten sich vorwiegend für die Hersteller, aber auch für Investoren und Betreiber.

Der Aspekt der Lebenszykluskosten kommt bei der Auswahl von Kühlmöbeln und Kälteerzeugung häufig noch zu kurz. Die Wirtschaftlichkeit der meisten Energiesparmaßnahmen wird beispielsweise in [Ravel 1992] und [Monier 2007] als gut eingeschätzt. Ökonomische Gründe dürften einer verbesserten Effizienz also nicht entgegenstehen.

Die Wirtschaftlichkeit kann durch Nutzung von Förderungen weiter verbessert werden. Seit 2008 gibt es vom Bundesumweltministerium das Förderprogramm “Förderung von Klimaschutzmaßnahmen an gewerblichen Kälteanlagen”. Werden Kälteanlagen um wenigstens 35 % verbessert, umweltfreundliche Kältemittel, elektronische Expansionsventile, optimierte Regelungen und effiziente Verdichter eingesetzt, so können bis 35 % der Investitionskosten gefördert werden. Voraussetzung ist eine elektrische Leistung der Kälteanlage von mindestens 11 kW.

Literatur

[Bischoff 2007] Bischoff, Christian: 40 % Energieeinsparung möglich. Kühlmöbel bei Metro Cash & Carry umgerüstet. Kälte Klima Aktuell 4/2007

[BSU] Behörde für Stadtentwicklung und Umweltschutz, Hamburg: Kühlen mit Köpfchen, Tipps zur kostenbewussten Kühlung in Einzelhandel und Gastgewerbe. Hamburg, ohne Datum (ca. 2009)

[Chen 2007] Chen, T. et al.: The realisation and evaluation of utilizing natural cold source in display cabinets system. IIR 22nd International Congress of Refrigeration, 21. - 26. August 2007, Beijing, China, zitiert nach [UBA 2008]

[DKV 2002] Deutscher Kälte- und Klimatechnischer Verein: DKV Statusbericht Nr. 22, Energiebedarf für die technische Erzeugung von Kälte. Juni 2002

[Energiekonsens 2005] Tech, Thomas, Roger Harders, Bernd Langer, Martin Grocholl: Lebensmittelhandel aktuell, Energiekosten senken – Umwelt schonen. Ein praktischer Leitfaden für die effiziente Nutzung von Kühlmöbeln. Bremer Energie-Konsens, Bremen, Juni 2005

[Faramarzi 2004] Faramarzi, Ramin: Showcasing Energy Efficient Emerging Refrigeration Technologies. Presentation at the Emerging Technologies in Energy Efficiency Summit 2004. Southern California Edison, October 2004

[Handelsrundschau 2008] Gutes Klima fürs Geschäft; ohne Autor, Handelsrundschau 19/2008

[Harnisch 2003] Harnisch, J. et al: Risiken und Nutzen von fluorierten Treibhausgasen in Techniken und Produkten unter besonderer Berücksichtigung der stoffintrinsischen Eigenschaften. Abschlussbericht 15. Dezember 2003

[Kruse 2005] Kruse, Horst, Eduardo Martin, Hans Rüssmann: Expansionsmaschine für CO2 mit Schlitzsteuerung, Abschlussbericht, Hannover, Oktober 2005.

[Monier 2007] Monier, Véronique, Shailendra Mudgal, Sanaée Iyama, Benoît Tinetti: Preparatory Studies for Eco-design Requirements of EuPs [TREN/D1/40-2005/LOT12/S07.56644], Lot 12, Commercial refrigerators and freezers. Final Report, December 2007

[Naftz 1996] Naftz, E. und T. Ebner: Energiekennzahlen und -sparpotentiale im Lebensmittel-Einzelhandel. Wirtschaftskammer Oberösterreich, Linz 1996.

[Ravel 1992] Kaufmann, Urs, Roland Ackermann, Hans Pauli: Kühlmöbel im Lebensmittelhandel. Impulsprogramm RAVEL, Bundesamt für Konjunkturfragen, Bern, August 1992

[Schmid 2008] Schmid, Wolfgang: Energieeffizienz im Lebensmittel-Einzelhandel. HK-Gebäudetechnik 4/2008

[Schraps 2005] Schraps, Stella: Energiekostenreduzierung in Supermärkten. Einsparpotentiale durch die Kopplung von Gebäude- und Kältetechnik. Kälte Klima Aktuell 2/2005

[UBA 2008] Rhiemeier, Jan-Martin, Jochen Harnisch, Christian Ters, Michael Kauffeld, André Leisewitz: Vergleichende Bewertung der Klimarelevanz von Kälteanlagen und -geräten für den Supermarkt. Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Forschungsbericht 206 44 300, Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau, August 2008

[van der Sluis 1991] van der Sluis, S.M.: Sparmassnahmen bei Kühl- und Tiefkühlmöbeln (Besparingsopties koel- en vriesmeubelen); TNO-IMET Bericht 91-153; Apeldoorn, April 1991, zitiert nach [Ravel 1992]

Siehe auch

planung/passivhaus_nichtwohngebaeude/passivhaus_verkaufsstaetten/lebensmittelkuehlung_in_verkaufsstaetten.txt · Zuletzt geändert: 2018/10/22 12:26 von cblagojevic