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Spezielle Lösungen für Bauteilanschlüsse
Dachüberstand
Ein häufig auftretendes Hindernis bei der Wärmedämmung der Fassade sind zu geringe Dachüberstände, die, lässt man sie unverändert, keine optimalen Dämmstärken erlauben. Es ist daher sinnvoll bei einer Neueindeckung des Daches gleichzeitig den Dachüberstand in ausreichendem Maße anzupassen, auch wenn erst zu einem späteren Zeitpunkt die Fassade wärmegedämmt werden soll. Der Dachrand und die Regenrinne müssen dann nicht erneut umgearbeitet werden.
Ortgang
Beim Beispielgebäude ist der Dachüberstand mit ca. 15 cm nicht ausreichend für die wirtschaftlich optimale Dämmstärke von 22 cm. Abhilfe schaffen hier sogenannte Dachlattenverlängerungen. Diese U-Profile aus Stahl werden, nachdem die vorhandenen Dachsteine auf mind. 20 - 30 cm Breite entlang des Ortgangs entfernt wurden, auf einem Teil ihrer Länge auf den vorhandenen Dachlatten befestigt. Der Rest des Profils bildet den verlängerten Dachüberstand. So kann mit geringem Aufwand ein Dachüberstand bis 450 mm für die Fassadendämmung geschaffen werden. Die Tragfähigkeit eines Profils im eingebauten Zustand beträgt nach Herstellerangaben bis zu 185 kg (siehe Abbildung 8 links).
Traufe
Der Dachüberstand an der Traufe ist beim Beispielgebäude ausreichend für die vorgesehene Dämmstärke in der Fassade. Ein nicht ausreichender Dachüberstand könnte durch die Montage eines sogenannten Aufschieblings auf dem Sparren verlängert werden (siehe Abbildung 8 rechts). Hierdurch wird gleichzeitig die mögliche Dämmstärke am Übergang zwischen Dach und Außenwand erhöht. Es entsteht allerdings ein „Knick“ in der fertigen Dachhaut am Übergang vom Sparren zum Aufschiebling.
„Dämmschürze“ statt Kellerdeckendämmung?
Die Anbringung einer Wärmedämmung an der Kellerdecke stößt beim Beispielgebäude auf die in Abschnitt 10.2 genannten Schwierigkeiten. Als mögliche Alternative wurde daher die Ausführung einer sogenannten Dämmschürze untersucht, bei der die Außenwanddämmung ins Erdreich bis zu den Fundamenten verlängert wird. Diese Maßnahme verringert zum einen die Wärmeverluste durch die Kelleraußenwand und führt daher im Winter zu einer geringeren Temperatur zwischen EG und KG, so dass sich die Wärmeverluste über die Kellerdecke in den unbeheizten Keller verringern. Außerdem führt sie zu einer Erhöhung der Erdreichtemperatur unter der Kellerbodenplatte was ebenfalls die Kellertemperatur erhöht.
Aufgrund der relativ hohen Kosten für die erforderlichen Erdarbeiten zur Montage der Dämmschürze ist diese Maßnahme vor allem dann interessant, wenn die Kellerwände zur Abdichtung gegen Bodenfeuchte ohnehin freigelegt werden müssen.
Um herauszufinden, ob die Ausführung einer Dämmschürze eine mögliche Alternative zu einer Kellerdeckendämmung darstellen kann, wurden verschiedene Varianten einer Dämmschürze für das Beispielgebäude mit einer dynamischen Wärmestromsimulation untersucht. Die Ergebnisse wurden in das PHPP des Beispielgebäudes eingefügt.
Ein Vergleich der berechneten Varianten zeigt: die Transmissionswärmeverluste über die Kellerdecke ohne Kellerdeckendämmung sind, wenn die Außenwand nur bis UK-Kellerdecke bzw. OK-Erdreich wärmegedämmt wird, sehr hoch (Tabelle 3: 1. und 2. Variante von links). Sie entsprechen einem zusätzlichen Heizwärmebedarf von 29 bzw. 23 kWh/(m²a). Durch eine 100 mm starke Dämmschürze bis OK-Fundamente und eine horizontale Verlängerung im Arbeitsraum können die Wärmeverluste nahezu halbiert werden und entsprechen nur noch einem zusätzlichen Heizwärmebedarf von 15 kWh/(m²a). Eine Erhöhung der Dämmstärke im Erdreich auf 200 mm bringt zwar nur eine geringfügige Verbesserung um knapp 10 % verursacht aber auch neben höheren Materialkosten wohl keine weiteren Mehrkosten (4. Variante von links). Eine noch etwas geringere Verbesserung bringt die Verlängerung der Dämmschürze bis zur Unterkante der Fundamente. Dies verursacht aber einen sehr viel höheren Aufwand für Erdarbeiten. Dieser wird in der Regel in keinem angemessenen Verhältnis zur erzielbaren Energieeinsparung stehen.
Vergleicht man die untersuchten Varianten mit einer Kellerdeckendämmung (unter Kellerdecke: 8 cm PU, λ = 0,025 W/(mK); Begleitdämmung der Kellerwände: außen bis OK-Erdreich, innen 4 x 50 cm), so lässt sich durch letztere eine sehr viel höhere Einsparung erzielen. Die Transmissionswärmeverluste über die Kellerdecke reduzieren sich beim Beispielgebäude unter Berücksichtigung der Wärmebrückenverluste der Kellerwände von ursprünglich 23.000 kWh/a auf nur noch 4.000 kWh/a. Dies entspricht einer Verringerung um über 80 %. Durch die Dämmschürze (ohne Kellerdeckendämmung) ergibt sich dagegen nur eine Reduktion um knapp 50 %.
Die Wirtschaftlichkeit der Dämmschürze wurde für das Beispielgebäude basierend auf den Ergebnissen aus [Kah/Feist 2008] untersucht. Mit der Variante 1 der Dämmschürze (Tabelle 3) lässt sich beim Beispielgebäude bis zu Mehrinvestitionen von ca. 250 € pro lfm Perimeter ein Gewinn erzielen (im Vergleich zu einer Fassadendämmung nur bis zur Kellerdecke). Auch im Vergleich zur Fassadendämmung bis OK-Erdreich ist die Dämmschürze noch bis zu zusätzlichen Investitionskosten von ca. 150 €/lfm wirtschaftlicher. Dies gilt allerdings nur, wenn keine Kellerdeckendämmung möglich ist. Wird eine Kellerdeckendämmung ausgeführt, sind die durch die Dämmschürze zusätzlich erzielbaren Heizenergieeinsparungen sehr viel geringer.
Zeitliche Abfolge von Fenstereinbau und Außenwanddämmung
Wie in Abschnitt 10.4 beschrieben, sind die Fenster im Beispielgebäude in den 80er-Jahren schon einmal erneuert worden, so dass die vorhandenen Isolierglasfenster mit Kunststoffrahmen noch eine längere Lebensdauer haben. Eine Fassadensanierung, die auslösend für die Anbringung einer Fassaden-Dämmung (WDVS) ist, steht aber aktuell schon an.
Das Fenster ist zeittypisch ungefähr in der Mitte der Mauerwerkswand hinter einem massiven Anschlag montiert. Im Erdgeschoss gibt es Rollläden. Der Rollladenkasten befindet sich in der Mauerwerksebene hinter einem dünnen Betonsturz.
Bei einem Fensteraustausch wäre die in thermischer Hinsicht empfehlenswerte Fensterposition so wie in Abbildung 12 gezeigt vor dem Mauerwerk in der Dämmebene mit einer Überdämmung des Fensterrahmens. Dies ist die übliche Einbausituation bei Passivhaus-Neubauten. Sie wurde aber auch schon bei vielen Altbausanierungen realisiert. Beim Beispielgebäude ergibt sich bei dieser Einbausituation gegenüber dem häufig praktizierten Einbau in der Mauerwerksebene (Außenkante Fenster bündig mit Außenkante Mauerwerk) ein Vorteil von 2,5 kWh/(m²a) Heizwärmebedarf.
Wird das Fenster jedoch zum Zeitpunkt der Fassadendämmung nicht mit ausgetauscht, so wird in der Regel das WDVS bis zur Rohbauöffnung des Fensters geführt. Je nach vorhandener Rahmenansichtsbreite wird noch eine Laibungsdämmung von außen ausgeführt. Besonders, wenn wie beim Beispielgebäude massive Fensteranschläge vorhanden sind, kann aufgrund der geringen Rahmenansichtsbreite nur eine sehr dünne Laibungsdämmung verwirklicht werden (siehe Abbildung 13). Ein späterer Fenstereinbau in der Dämmebene führt wegen der Anschläge zu einer deutlichen Verkleinerung des Fensters. Außerdem wird dabei unter Umständen die fertige, verputzte Außenlaibung beschädigt. Bis zum Fensteraustausch ergibt sich eine signifikante Einbauwärmebrücke.
Abbildung 13: Bleiben die vorhandenen Fenster bei der Ausführung des WDVS erhalten, ist beim Beispielgebäude nur eine sehr dünne Laibungsdämmung möglich. |
Es wurde daher der Versuch gemacht, für das Beispielgebäude eine Vorgehensweise zu entwickeln, die einen thermisch optimierten aber unkomplizierten Fenstereinbau in der Dämmebene viele Jahre nach Fertigstellung des Wärmedämmverbundsystems erlaubt . Gleichzeitig sollte der Zwischenzustand bauphysikalisch (Tauwasser) unbedenklich sein:
Die in Abbildung 14 gezeigten, gleichzeitig mit der Fassadendämmung auszuführenden Arbeiten können komplett vom Gerüst aus ausgeführt werden. Arbeiten in den Wohnungen sind nicht nötig, so dass übermäßige Belästigungen der Mieter vermieden werden.
Abbildung 14 (links) zeigt die Bauteile, die schon vor Montage des WDVS abgerissen werden müssen. Dazu gehören vor allem die massiven Fensteranschläge (1). Diese sollten bei einer Modernisierung ohnehin entfernt werden, um größere Fensteröffnungen zu erhalten und damit einer Verschlechterung der Belichtungssituation entgegenzuwirken. Die seitlichen Anschläge und die Rollladenverblendung am Sturz haben in der Regel keine statische Funktion. Dies muss aber im Einzelfall vom Statiker überprüft werden. Das Abtrennen der Anschläge ohne eine Beschädigung des vorhandenen Fensters erfordert eine gewisse Vorsicht, ist aber bis zu einer Anschlagsstärke von 6-8 cm in der Regel möglich. Die alte Fensterbank (2) muss ebenfalls ohnehin entfernt werden, da sie zu kurz für die Wand inkl. WDVS ist. Der alte Rollladen (3) wird entfernt, da für den Zwischenzustand schon der neue Rollladen montiert wird. Der alte Rollladenkasten (4) bleibt aber vorerst erhalten, da zu diesem Zeitpunkt noch keine Arbeiten in den Wohnungen stattfinden sollen.
Abbildung 14 (rechts) zeigt den Zwischenzustand von der Fertigstellung des WDVS bis zum Fensteraustausch. Seitlich und oberhalb der Rohbauöffnung wird auf der alten Putzfassade ein Kantholzrahmen verschraubt (1). An diesem Blindrahmen kann später das neue Fenster mit Holzschrauben befestigt werden, ohne das vorgegebene Schraubenpositionen eingehalten werden müssten. Der Blindrahmen kann etwas schmaler als der spätere Fensterrahmen sein. Diese Art der Rahmenbefestigung wird auch im Passivhaus-Neubau gelegentlich angewandt (vgl. z.B. [Lugger/Leiter/Draxl 2009]). Wo ein neuer Vorbau-Rollladenkasten montiert wird, kann statt Holz für eine bessere thermische Trennung ein Profil aus PU Recyclingmaterial verwendet werden (2).
An der Stelle des späteren Fensterrahmens wird vorläufig ein Dummy-Rahmen aus Kanthölzern (3) montiert, der eine ähnliche Abmessung wie der spätere Fensterrahmen hat. Dieser dient als Anschlag für die Montage des WDVS und erlaubt die zwischenzeitliche Befestigung der Rollladenschienen. Der Bereich zwischen der vorhandenen und der späteren Fensterposition sowie der alte Rollladenkasten werden mit Mineralwolle (4) ausgestopft. Danach wird dieser Bereich mit einer Faserzementplatte o.ä. (5), die am „Dummy-Rahmen“ befestigt wird, abgedeckt. Die durch das WDVS sehr tiefe Fensterlaibung muss im Brüstungsbereich mit einer neuen Außenfensterbank abgedeckt werden.
Abbildung 15 zeigt die Arbeitsschritte, die für den zu einem späteren Zeitpunkt stattfindenden Fensteraustausch erforderlich sind. Diese können vollständig von der Wohnung aus ausgeführt werden, so dass kein erneutes Aufstellen eines Baugerüsts erforderlich ist.
Abbildung 15 (links) zeigt in rot welche Bauteile für den Fensteraustausch entfernt werden müssen. Dies beinhaltet die noch aus dem Bestand vorhandenen Bauteile (Fenster, Innenfensterbank, Rollladenkasten), sowie die lediglich zur Sicherung des Zwischenzustands installierten Bauteile (Dämmung, Abdeckplatte, „Dummy-Rahmen“, hinterer Teil der Außenfensterbank).
Danach kann das neue Fenster vom Innenraum aus in die Laibung gesetzt, und am Blindrahmen verschraubt werden (Abbildung 15, rechts). Dann wird die innere Fensterlaibung neu verputzt und eine neue Innenfensterbank mit angepasster Länge wird eingesetzt. Im Zuge dieser Maßnahmen wird das neue Fenster luftdicht mit dem Innenputz verbunden (z.B. mit Anputzleisten oder Dichtungsband).
Wirtschaftliche Betrachtung des Zeitpunkts des Fensteraustauschs
Beim Beispielgebäude gibt es die beiden Möglichkeiten:
- Variante 1: Sofortiger Fensteraustausch gleichzeitig mit der Erstellung des WDVS
- Variante 2: Fensteraustausch erst wenn diese das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben (also nach Erstellung des WDVS)
Beide Varianten haben spezifische wirtschaftliche Vorteile:
- Variante 1:
- Es sind keine zusätzlichen Maßnahmen an den Anschlüssen zur Sicherung eines Zwischenzustands nötig.
- Man profitiert früher von der Heizkosteneinsparung durch das thermisch bessere neue Fenster
- Variante 2:
- Die Investitionen für das neue Fenster müssen nicht vorzeitig vor Ablauf der Lebensdauer getätigt werden.
Für die Bewertung der Wirtschaftlichkeit stellt sich also die Frage, ob die Mehrkosten durch den vorzeitigen Fensteraustausch höher sind, als die Summe aus den Kosten für die Sicherung des Zwischenzustands und den höheren Heizkosten bis zum späteren Fensteraustausch.
Es wurde in beiden Fällen davon ausgegangen, dass ein thermisch optimierter Einbau in der Dämmebene für das neue Fenster angestrebt wird. Im Ergebnis ist bei angenommenen Kosten für die zusätzlichen Maßnahmen des Zwischenzustands von etwas mehr als 200 € pro Fenster in Standardgröße (1,23 x 1,48 m) der vorzeitige Fensteraustausch gleichzeitig mit der Erstellung des WDVS die wirtschaftlichere Variante. Da sie auch hinsichtlich des Klimaschutzes vorteilhaft ist (frühere Realisierung der Energieeinsparung) ist dies beim Beispielgebäude die empfohlene Variante. Die untersuchte Herstellung eines Zwischenzustands mit erst später erfolgendem Fensteraustausch ist daher für das Beispielgebäude nicht sinnvoll.
Unter anderen Randbedingungen kann aber auch die oben beschriebene Erhaltung der vorhandenen Fenster wirtschaftlicher sein. Eine Parameteruntersuchung kam zu der folgenden, auf ähnliche Situationen übertragbaren Daumenregel:
- Fenster mit Isolierverglasung oder schlechter (vor 1995): Vorzeitiger Austausch der Fenster gleichzeitig mit der Erstellung der Fassadendämmung ist wirtschaftlicher.
- Fenster mit Wärmeschutzverglasung (nach 1995): Erhaltung der Fenster bis zum Ende der Lebensdauer und Sicherung des Zwischenzustands ist wirtschaftlicher.
Diese Daumenregel gilt für den Aspekt der Wirtschaftlichkeit. Beim realen Modernisierungsprojekt kann eine Vielzahl anderer praktischer Randbedingungen zu einer Entscheidung führen, die nicht in jedem Fall mit der wirtschaftlich vorteilhafteren Variante übereinstimmt.
Dämmung der obersten Geschossdecke
Soll der Dachraum nicht beheizt werden, so bietet sich eine Wärmedämmung auf der obersten Geschossdecke an. In diesem Fall ergeben sich, ähnlich wie bei der Kellerdeckendämmung, Wärmebrücken durch die aufgehenden Giebelwände und die Haustrennwand. Der Treppenhauskopf sollte dagegen als Teil der beheizten Zone rundherum mit Wärmedämmung eingepackt werden (dazu gehört auch eine wärmegedämmte und luftdichte Tür zum Dachraum), so dass sich hier im Idealfall keine Durchdringungen der Dämmebene ergeben.
Es wurde untersucht, welchen Einfluss die Durchdringungen der Dämmung auf der obersten Geschossdecke auf den Heizwärmebedarf und die Wahrscheinlichkeit feuchtebedingter Bauschäden beim Beispielgebäude hat und welche Lösungen sinnvoll sind.
Giebelwände
Es wurde eine Wärmebrückenberechnung für verschiedene Varianten der Dämmung am Anschluss der Giebelwand an die oberste Geschossdecke durchgeführt. Es wurde dabei davon ausgegangen, dass das WDVS auf der Außenseite der Fassade aus optischen Gründen immer bis Unterkante Dacheindeckung geführt wird. Eine Überdämmung der Mauerkrone wurde nicht untersucht, da hierfür die Oberkante der Giebelwand in einem der späteren Dicke der Überdämmung entsprechenden Maß hätte abgetragen werden müssen. Zu klären war also die Innenseite der Giebelwand: Muss hier auch eine Wärmedämmung angebracht werden und wenn ja, in welchem Umfang?
Der Variantenvergleich in Tabelle 4 zeigt, dass das Detail ohne eine Begleitdämmung durchaus signifikante Wärmebrückenverluste aufweist, die den Heizwärmebedarf des Beispielgebäudes um 0,30 kWh/(m²a) erhöhen. Diese lassen sich auf einfache Weise durch eine 50 cm lange und 10 cm starke Begleitdämmung auf etwas mehr als die Hälfte reduzieren. Die Verlängerung der Begleitdämmung auf 1 m bringt nur noch eine geringe Verbesserung und bei einer weiteren Verlängerung von 1 m auf 1,5 m Länge ist dann gar kein Unterschied mehr vorhanden. Die Innenoberflächentemperaturen sind in allen Varianten ausreichend hoch, so dass keine Feuchteprobleme zu erwarten sind. Es zeigt sich wieder einmal, dass verbleibende Wärmebrücken durch eine Außendämmung hinsichtlich der Tauwassergefahr verbessert werden.
Hinsichtlich des Feuchteschutzes ist also keine Begleitdämmung auf der Innenseite der Giebelwand erforderlich. Mit relativ geringem Aufwand kann aber durch eine 50 cm lange Dämmschürze eine, wenn auch nicht übermäßig große, Heizwärmeeinsparung erzielt werden. Die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme ist allerdings grenzwertig. Nur wenn weniger als ca. 10 €/lfm Investitionskosten für die Begleitdämmung anfallen, kann mit der Maßnahme ein Gewinn erzielt werden.
Eine längere Begleitdämmung als 50 cm oder gar eine Dämmung der gesamten Giebelwand von innen, ist nicht sinnvoll. Zu beachten ist allerdings, dass die beim Beispielgebäude vorhandenen Hohlblocksteine der Außenwand eine vergleichsweise geringe Wärmeleitfähigkeit besitzen (Annahme: λ = 0,570 W/(mK)). Bei Vollsteinen oder Stahlbeton ist ein höherer Wärmebrückenverlustkoeffizient zu erwarten. Dann kann evtl. auch eine längere Begleitdämmung sinnvoll sein.
Haustrennwand
Eine weitere Wärmebrücke ergibt sich an der Stelle, an der die Haustrennwand, die Dämmung auf der obersten Geschossdecke durchdringt. Auch hierfür wurden verschiedene Varianten einer Begleitdämmung zur Verminderung der Wärmebrückenwirkung untersucht.
Die Ergebnisse in Tabelle 5 zeigen ein ähnliches Bild wie beim Anschluss der Giebelwand an die oberste Geschossdecke. Der moderate zusätzliche Heizwärmebedarf, der durch die Wärmebrücke verursacht wird, wird durch eine 50 cm lange Begleitdämmung nahezu halbiert. Eine weitere Verlängerung bringt keine wesentliche Verbesserung. Die Innenoberflächentemperaturen sind auch ohne Begleitdämmung unkritisch. Ein Gewinn ergibt sich durch die Maßnahme, wenn Investitionskosten von ca. 15-20 €/lfm für die beidseitige Begleitdämmung nicht überschritten werden. Auch hier gilt, dass bei anderen Wandmaterialien als beim Beispielgebäude deutlich höhere Wärmebrückenverluste entstehen können, die evtl. auch höhere Investitionen und eine längere Begleitdämmung rechtfertigen.
Luftdichtheit
Genauso wie bei der Wärmedämmung gilt auch für die Luftdichtheit, dass sie immer dann verbessert werden sollte, wenn das jeweilige Bauteil ohnehin erneuert oder instandgesetzt wird. Der aus dem Neubau bekannte Grundsatz - „Nur EINE luftdichte Ebene ausführen, diese aber besonders sorgfältig“ - gilt auch bei der Altbaumodernisierung. Es sollte daher zuerst die Grundsatzfrage geklärt werden, ob die luftdichte Ebene auf der Innen- oder der Außenseite der Mauerwerkswände liegen soll.
Auf der Innenseite bildet in der Regel der Putz die luftdichte Ebene. Die Mauerwerkswand an sich ist nicht als luftdicht anzusehen. Der Putz muss rissfrei und vollflächig vom Rohfußboden bis zur Rohdecke reichen. Im Altbau sind diese Bedingungen im Bestand meist nicht vollständig erfüllt. Wird eine Wohnung im Zuge eines Mieterwechsels ohnehin renoviert, so bietet sich die Gelegenheit den Innenputz auszubessern. Bei einer Erneuerung des Fußbodenaufbaus, kann der Wandputz bis zum Rohfußboden verlängert werden. Werden Installationen erneuert, sollte die Wand auch hinter den neuen Vorwand-Installationen vollflächig verputzt werden. Alle Maßnahmen sollten übrigens nach Möglichkeit auch an den Innenwänden durchgeführt werden, da sich sonst Strömungspfade über längere Strecken durch die Innenwände zur Außenluft ergeben können. So kann im laufenden Betrieb Wohnung für Wohnung die Luftdichtheit verbessert werden.
Sind massive Stahlbetondecken vorhanden, so sind diese im Bereich der Kellerdecke und der obersten Geschossdecke als luftdichter Abschluss ohne weitere Maßnahmen ausreichend (dies gilt nicht für teilmassive Stahlstein-Elementdecken etc.). Im Bereich der Zwischendecken reicht es, wie oben beschrieben, den Wandputz an die Rohdecke anzuschließen.
Anders stellt sich die Situation bei den in Altbauten bis in die sechziger Jahre auch bei ansonsten massiver Bauweise häufig ausgeführten Holzbalkendecken dar. Für eine durchgehende luftdichte Ebene auf der Innenseite der Außenwand müsste der Putz an jeden einzelnen Deckenbalken angedichtet werden. Dies verursacht einen hohen Aufwand, mit insbesondere bei rissigen Balken zweifelhaftem Erfolg. In einem solchen Fall kann die Ausführung der luftdichten Ebene auf der Außenseite des Bestandsmauerwerks die bessere Alternative sein. Der vorhandene Außenputz ist allerdings durch die jahrelange Bewitterung keine zuverlässige luftdichte Ebene. Es bietet sich aber die Möglichkeit, wenn ohnehin ein WDVS angebracht wird, den Kleber des WDVS vollflächig mit dem Zahnspachtel zu verteilen. Dieser kann dann, vor extremen Temperaturschwankungen geschützt, über Jahrzehnte die Abdichtung sicherstellen. Allerdings können vorhandene Unebenheiten durch eine solche Kleberschicht nur in sehr geringem Umfang ausgeglichen werden. Bei relativ unebenen Wänden oder hohen Anforderungen an die Ebenheit der neuen Putzoberfläche des WDVS können durch das Punkt-Wulst-Klebe-Verfahren größere Unebenheiten ausgeglichen werden. Dann muss aber für die luftdichte Ebene eine eigene Spachtelung auf dem alten Außenputz aufgebracht werden, was zusätzliche Kosten verursacht.
Wenn beim Beispielgebäude die luftdichte Ebene auf der Außenseite der Mauerwerkswand ausgeführt werden sollte, wäre ein unterbrechungsfreier Anschluss an die Kellerdecke und die oberste Geschossdecke nur schwierig bzw. gar nicht möglich (Abbildung 17). An der Traufe verhindert das Auflager des Dachstuhls eine durchgehende luftdichte Ebene. Im Sockelbereich müsste die Kelleraußenwand beidseitig vollflächig bis zur Kellerbodenplatte gespachtelt werden, um einen sicheren luftdichten Anschluss zu erreichen, da das Hohlblockmauerwerk der Kelleraußenwand keine luftdichte Verbindung ermöglicht.
Abbildung 17: Am Dachrand und im Sockelbereich ist bei außenliegender luftdichter Ebene (rot) der Anschluss an die jeweilige Stahlbeton-Geschossdecke schwierig. |
Siehe auch
Vorherige Abschnitte
Erfahrungen mit der Modernisierung mit Passivhaus-Komponenten
Modernisierung: Komplett oder Schritt für Schritt?
Lebensdauer und Instandsetzungszeitpunkte von Bauteilen