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Wärmeschutz im modernisierten Altbau
Nicht nur am Neubau sondern auch anhand modernisierter Altbauten kann belegt werden, dass Wärmedämmung von Gebäuden erhebliche Energieeinsparungen ermöglicht und zudem den Bautenschutz verbessert. Außerdem wird durch den Wärmschutz auch noch die Behaglichkeit in den Wohnungen erhöht.
Neben dem hier beschriebenen Pilotprojekt sind inzwischen hunderte weitere EnerPHit-Sanierungen erfolgreich durchgeführt worden. In der Publikation [Bastian 2022] sind Ergebnisse aus messtechnisch begleiteten Projekten dokumentiert.
Altbau - Beispiel vor der Sanierung: Gebäude der WBG Nürnberg am Jean-Paul-Platz | Saniertes Gebäude - mit Passivhauskomponenten: Die Modernisierung umfasst eine sehr gute Wärmedämmung aller Außenflächen inkl. neuer Fenster und eine Wärmerückgewinnung. Die Planung stammt von Dr. Burkhard Schulze Darup. |
Feuchteprobleme
Forschungsergebnisse zeigen, dass Probleme an Wärmebrücken mit erhöhter Dämmdicke eines außenliegenden Dämmsystems abnehmen. Bei sehr gutem außenliegenden Wärmeschutz gibt es keine raumluftfeuchtebedingten Feuchteprobleme mehr. Die folgenden beiden Grafiken illustrieren das am Beispiel eines Wohnraums mit einer Außenkante im Erdgeschoss. Sogar wenn ein Schrank in der Außenecke steht, können Feuchteprobleme vermieden werden - wenn nur die Wärmedämmung wirklich sehr gut ist. Details dazu und zum Modernisierungsprojekt finden Sie im Protokollband [AkkP 24] zum Thema Altbaumodernisierung. Über die Grundlagen zum Thema Feuchtigkeit informiert folgender Beitrag in Passipedia: Gesetze der feuchten Luft verstehen.
In der obigen linken Abbildung sind die Verhältnisse wie bei einem vielfach üblich teilmodernisierten Altbau dargestellt: Es wurden neue Fenster eingebaut, ansonsten aber keine Wärmedämmung angebracht, insbesondere nicht an der Außenwand. Unter winterlichen Randbedingungen (außen –5°C; innen 20°C) ergeben sich Oberflächentemperaturen in den kritischen Bereichen der Wohnung bis herunter zu 9°C. Hinter einem Schrank in einer Außenkante können die Temperaturen sogar unter 5°C liegen. Bei diesen niedrigen Temperaturen kann Luft nur wenig Wasser aufnehmen. Daher steigt die relative Feuchtigkeit auf hohe Werte an und das sind gute Bedingungen für das Wachstum von Schimmel. Im ungedämmten Altbau sind Schimmelschäden durch die erhöhte Feuchtigkeit vorgezeichnet.
Dass eine bessere Außendämmung die Gefahr des Schimmelwachstums bannt ist kein Zufall und nicht auf das hier behandelte Beispiel beschränkt. Dies ist in der rechten Grafik dargestellt: Durch die Dämmung steigen die Temperaturen an der Innenoberfläche an, durch die Querwärmeleitung geschieht dies selbst in den kritischen Wärmebrückenbereichen. Systematische Untersuchungen zeigen, dass eine zusätzliche Dämmung auf gutem Dämmniveau an allen kritischen Anschlusspunkten die Temperaturen so weit anhebt, dass die relative Luftfeuchtigkeit überall deutlich unter 80% bleibt und deshalb keine Probleme mit der Feuchtigkeit mehr entstehen [AkkP 24] .
Baustellenbild: Ausführung der Wärmedämmung mit 200 mm Stärke. Jeweils über den Fenstern ist ein Streifen nichtbrenn- barer Dämmung aus Mineralwolle. (Foto: Schulze-Darup) | Baustellenbild: Die Spachtelung auf dem alten Außenputz ist ebenso zu sehen wie die gut an die Fensterbank herangearbeitete Dämmung. Hier finden Sie Thermographieaufnahmen. (Foto: Schulze-Darup) |
Heizwärmebedarf
Besonders auffällig bei der Heizwärmebilanz von Altbauten sind die hohen Wärmeverluste durch die Außenwände (vgl. den Anteil bei der Bilanz in der folgenden Grafik auf der linken Seite). Es ist daher nicht nur aus bauphysikalischer, sondern auch aus energieökonomischer Sicht besonders wichtig, hier eine Verbesserung des Wärmeschutzes vorzunehmen. Die häufig geäußerte Auffassung, man solle doch die Außenwände der Altbauten von der wärmetechnischen Modernisierung ausnehmen, ist daher keinesfalls sachgerecht. Gerade die Außenwände müssen besser gedämmt werden, das ergibt sich vor allem aus wohnhygienischer Sicht (vgl. obigen Abschnitt Feuchteprobleme über die Schimmel-Vermeidung durch gute Wärmedämmung).
Bei verschiedenen Demonstrationsvorhaben, z.B. in Ludwigshafen, in Nürnberg und in der Tevesstraße (Frankfurt), wurde der Heizwärmebedarf auf unter 30 kWh/(m²a) und zum Teil sogar auf den Passivhauswert für Neubauten von 15 kWh/(m²a) reduziert. Altbauten erfahren somit eine deutliche Verbesserung.
Energiebilanzen
Berechnet sind diese Energiebilanzen mit dem Passivhaus Projektierungs Paket (PHPP). Dieses Planungswerkzeug erlaubt auch bei Altbauten eine solide Bilanzierung und eine Optimierung der Maßnahmen.
Weil die beispielhafte Sanierung am Gebäude am Jean-Paul-Platz in Nürnberg tatsächlich mit der dargestellten Qualität durchgeführt worden ist, lassen sich sogar die Ergebnisse für den Heizenergieverbrauch „nachher“ mit den Berechnungen aus der Energiebilanz vergleichen. Tatsächlich lag der Heizwärmeverbrauch bei gemessenen 26,9 kWh/(m²a) im ersten Jahr - die Berechnungen wurden bei diesem Projekt vollständig bestätigt. Im Folgenden der Vergleich von Berechnung und Messung: Die gemessenen Monatswerte summieren sich im ersten Jahr nach der Modernisierung auf 26,9 kWh/(m²a), im zweiten Jahr waren es noch 24 kWh/(m²a). Der Verbrauch ist damit sogar noch geringer als der rechnerisch bestimmte Wert (PHPP-Berechnung, in der Grafik als rote Säulen dargestellt). Der Heizenergieverbrauch in diesem Gebäude wurde durch die Sanierung um etwa einen Faktor 8 verringert: Der verbleibende Verbrauch ist extrem gering, er beträgt nur etwa 12% des ursprünglichen Wertes.
Die in dieser Grafik dokumentierten Verbrauchsmessungen wurden vom Münchner Institut FIW durchgeführt. Die Mess- ergebnisse für das ganze Gebäude sind als blaue Quadrate dargestellt. |
In der Grafik ist auch zu erkennen, dass die einzelnen Verbrauchswerte der verschiedenen Wohnungen durchaus unterschiedlich hoch sind. Dafür sind vor allem unterschiedliche Raumtemperaturen verantwortlich, aber auch, wie häufig von den jeweiligen Mietern im Winter die Fenster geöffnet werden. Dass dies in manchen Wohnungen der Fall ist, kann z.B. auf dieser Thermographie gesehen werden. Dass der Energieverbrauch auch in solchen Wohnungen zwar höher als im Durchschnitt, aber trotzdem nicht übermäßig hoch ist, zeigt die Grafik oben. Auch der größte Einzelverbrauch liegt dort um 40 kWh/(m²a) und immer noch um mehr als 80% unter dem Verbrauchsdurchschnitt im alten Zustand des Gebäudes. Eine Diskussion des Themas Fensteröffnung finden Sie hier: Fenster öffnen im Passivhaus? - möglich und erlaubt.
Fazit
Ein sehr guter Wärmeschutz ist nach den Fallbeispielen auch für die Modernisierung im Gebäudebestand sehr wichtig. Er bietet dort eine höhere Sicherheit gegenüber feuchtebedingten Bauschäden, verbessert die thermische Behaglichkeit durch höhere Oberflächentemperaturen und verdoppelt außerdem das erschließbare Energiesparpotential.
Siehe auch
Vorhergehende Abschnitte
Temperaturmessungen an einer sehr gut wärmegedämmten Wand
Heizenergieverbrauch in einem gut gedämmten Neubau
Außenthermographie
Nachfolgende Abschnitte
Literatur
[AkkP 24] Einsatz von Passivhaustechnologien bei der Altbau-Modernisierung; Protokollband Nr. 24 des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser Phase III; Passivhaus Institut, Darmstadt 2003.
[Bastian 2022] Bastian, Z. et al:Retrofit with Passive House Components; Energy Efficiency, 2022