Inhaltsverzeichnis
Wirtschaftlich?
Richtig rechnen!
Machen wir uns zunächst klar, worum es bei der Wirtschaftlichkeit für einen Verbraucher geht:
- Das Ziel für einen Kauf oder eine Investition ist die davon erwartete Dienstleitung. Bei der Heizung ist das z.B. ein im Winter komfortabel beheizter Raum.
- Oft kann das Ziel auf verschiedenen Wegen erreicht werden. In unserem Beispiel eben durch einen Elektrostrahler, den Betrieb der Zentralheizung OHNE eine verbesserte Wärmedämmung oder der Betrieb MIT einer verbesserten Wärmedämmung,… (die Liste lässt sich fortsetzen).
- Eine Wirtschaftlichkeitsbestimmung kann immer nur in einem Vergleich solcher Kosten verschiedener Wege bestehen: Oft gibt es einen 'üblicherweise gewählten Weg', den wir als Referenz verwenden können. In unserem Beispiel ist das der normale Betrieb der Zentralheizanlage (wie gebaut) mit dem Energieträger, wie er bei dieser Anlage gewählt ist.
- Dass die Bewertung oft schwierig erscheint, liegt vor allem daran, dass es unterschiedliche Kostenarten gibt - und dass die Kosten je nach Art zu verschiedenen Zeitpunkten anfallen. Außerdem, dass es oft nicht einfach ist, künftige Kosten hinreichend sicher abzuschätzen3).
- Für die Bewertung gibt es allerdings seit vielen Jahrzehnten eingeführte finanzmathematische Methoden - die z.B. in der Industrie regelmäßig angewendet werden und die sich gut bewährt haben. Diese sind auch leicht 'einsichtig', wir werden im Folgenden auf die grundlegende davon, nämlich die Bestimmung des Gegenwartswerts der Lebenszykluskosten eingehen und erkennen, dass dies tatsächlich eine Methode ist, um vernunftbasierte Entscheidungen zu erleichtern. In einer Abwandlung kann der Gegenwartswert auch in eine jährlich gleiche Zahlung, eine sog. Annuität, verwandelt werden.
In allen von uns dargelegten Angaben zur Wirtschaftlichkeit legen wir diese hier beschriebene Methode zu Grunde. So lassen sich unterschiedlichste Maßnahmen am zuverlässigsten vergleichen; das Ergebnis erlaubt dann die Auswahl der Maßnahme, bei der wir 'am Ende' am meisten Geld verfügbar behalten.
Der Gegenwartswert
Kurzdefinition: Der Gegenwartswert eines Weges ist der gesamte Beitrag, der heute bereit gestellt werden müsste, um alle Kosten des betrachteten Wegs über die Nutzungsdauer der Dienstleistung zu finanzieren. Wichtig dabei ist: (1) Es müssen ALLE anfallenden Kosten berücksichtigt werden, also z.B. Anschaffungskosten, Wartungskosten, evtl. Erneuerungskostenaufwand, Energiekosten und alles, was sonst evtl. noch anfällt. (2) Fallen Kosten erst z.B. in elf Jahren an (oder laufen da Einnahmen ein), dann müssen diese Beträge auf ihren gegenwärtigen Wert zurück gerechnet werden. Wie geht das? Zunächst muss die Höhe dieser künftigen Kosten abgeschätzt werden - da sind evtl. Teuerungsraten zu berücksichtigen, z.B. steigende Energiepreise. Sodann ist der Gegenwartswert geringer, denn um z.B. für 1 € Strom zu kaufen im Jahr 2035 muss ich heute nur 80,4 Cent zurücklegen, denn die haben sich bei 2% Zins bis 2035 auf 1 € Einlage erhöht4).
Etwas detaillierter:
- Einfach ist das für alle Geldströme, die bereits am Anfang (eben in der Gegenwart) stattfinden. Die gehen einfach mit ihrem nachgewiesenen Betrag (z.B. Rechnung) in die Bilanz ein: Weil wir es auf der Verbraucherseite i.a. mit Kosten zu tun haben, rechnen wir hier, wenn nicht anders vermerkt, mit einem positiven Vorzeichen für Ausgaben5). Werden Güter veräußert, so können diese nach dieser Vorzeichenwahl wie 'negative Kosten' angesetzt werden - das wäre z.B. der Fall, wenn das alte ausgebaute Fenster verkauft wird.
- Geldströme, die im Jahre $n$ nach heute stattfinden, werden zunächst auf realen Wert von heute korrigiert und dann mit dem Kalkulationszinsfuß 'zurückgezinst'. Dieser Prozess ist einfach zu verstehen: Um das Geld für einen Kauf im Jahre n verfügbar zu haben, muss ich heute bei einem Zinsfuß $p$ den Betrag durch $(1+p)^n$ teilen6). So erhalte ich den Gegenwartswert einer künftigen Zahlung.
- Handelt es sich um jährlich wiederkehrende Zahlungen7), deren Betrag konstant beleibt, dann lassen sich für N Jahre alle die rückgezinsten Beträge zu einem Gesamt-Barwert zusammenfassen, der dann das $\frac{1-(1+p)^{-N}}{p}$-fache der jährlichen Zahlung (in realen Preisen; $p$ ist der Realzins) entspricht. Beispiele für die Größenordnung dieser Barwertfaktoren finden sich hier: zur Barwerttabelle.
Bei geringen Zinsen ist der Barwertfaktor ungefähr gleich der Lebensdauer: Es fallen also, wo wie oft von den Menschen erwartet, „Zahl der Jahre“ mal die jährliche Kosten an. ja höher die Zinsen sind, desto unbedeutender werden Zahlungen in der Zukunft; maximal kann der Barwertfaktor den Wert 1/Zins annehmen.
Warum Amortisationszeiten irreführend sind
Im Gegensatz zum Gegenwartswert und der annuitätischen Rechnung führt die „Amortisationszeit“ zu einer irreführenden Bewertung. Weil diese aber leider auch heute noch ein sehr weit verbreitetes Täuschungsmittel ist, veranschaulichen wir die Irreleitung an ein einigen Beispielen.
Merkpunkt: Amortisationszeiten sind irreführend!
Beispiel 1: Ein altes undichtes Fenster wird mit Hilfe von Klebebändern nachgedichtet. Das kostet 12,50 je Fenster - und es 'bringt' eine Energiekosteneinsparung von 5 € pro Jahr, daraus ergibt sich eine Amortisationszeit von 12,5 / 5 = 2,5 Jahre. Das sieht doch toll aus! (?)
Jetzt kommt's aber: Das hält nur ein Jahr! Diese Maßnahme mit der angeblich kurzen Amortisation führt in Wahrheit zu einem Verlust von rund 7,50 € in diesem einen Jahr, in der sie wirksam ist.
Beispiel 2: Ein Zweischeiben-Isolierverglastes Fenster wird mit einer Fensterfolie verbessert. Das kostet 2,5 €/m² und bringt rund 1,5 €/(m²a) an Einsparung. Die Amortisationszeit wäre hier 1,67 Jahre. Nun hängt alles davon ab, wie lange dieses verbesserte Fenster in dieser Form weiter genutzt wird - sind das z.B. zwei Jahre, so würde sich das 'gerade so eben' lohnen. Auch hier gibt die Amortisationszeit keinen Anhaltspunkt dafür, wie gut sich die Maßnahme letztlich rechnet. Mit der Gegenwartsmethode erhalte ich diese Aussage: Hält das zwei Jahre, dann beträgt die Energiekosten-Einsparung insgesamt rund 2,91 € je m² so nachgebesserter Fläche, es werden also insgesamt 41 Cent je m² tatsächlich gespart8).
Beispiel 3: Wir bleiben bei dieser Zweischeiben-Isolierverglasung. Jetzt ersetzen wir das ganze Fenster durch ein neues, gutes dreifachverglastes (vgl. Fenstereinbau). Das kostet jetzt stolze 250 €/m² plus rund 150 € für den Einbau. Es bringt in dieser Konstellation rund 23 €/(m²a) an Einsparung. Die Amortisationszeit wäre hier also rund 17 Jahre - und das klingt für viele „wenig attraktiv“. Aber: So ein Fenster hält üblicherweise 40 Jahre und ein gutes und dicht eingebautes wahrscheinlich noch länger. Der Barwert der Energiekosteneinsparung über diese Nutzungszeit bestimmt sich dann zu rund 629 € je Quadratmeter - es bleiben im Gegenwartswert, abzüglich der Investition, rund 229 €. Das ist ein satter Gewinn - und auch hier gibt die Amortisationszeit nicht nur keinen Anhaltspunkt dafür, wie gut sich die Maßnahme tatsächlich rechnet, sondern setzt sogar ein falsches Signal. Mit der Gegenwartswert-Methode erhalte ich eine korrekte quantifizierte Aussage.
Oft wird ein Problem darin gesehen, das 'viele Geld' für eine Anfangs-Investition nicht zu haben. Das ist aber nur scheinbar ein Problem: Denn finanzieren kann ich solche Investitionen an einem Gebäude z.B. durch einer Hypothekenkredit: Bei 2% effektivem Realzins kostet mich das neue Fenster dann rund 14,6 €/m² jedes Jahr an Zins und Tilgung (real) während ich gleichzeitig die genannten 23 €/(m²a) jährlich einspare: Ich habe so von Anfang an mehr Geld verfügbar als ohne diese Investition.
Ein paar weitere Punkte, die in diesem Zusammenhang oft angeführt werden:
- „Ich bekomme aber so einen Kredit dafür nicht bei der Bank.“ Als solide geltende Gebäudeeigentümer sollten dieses Problem nicht haben; vorkommen kann es, wenn das Objekt ohnehin schon bis zur Grenze belastet ist; das ist ein Fehler im Bewertungssystem der Banken, der behoben werden sollte9). Manchmal wollen sich Banken mit solch 'kleinen Investitionen' nicht abgeben. Auch dafür könnten sich verbesserte Bedingungen schaffen lassen. Alternativ kann der Eigentümer das Geld auch aus Eigenkapital aufbringen - ökonomisch sauber gerechnet, wird es für die allermeisten Eigentümer nicht einfach sein, alternative Anlagenformen mit mehr als 2% realer Verzinsung zu finden, die nicht jeweils hohe Risiken bergen10)
- „Solange steht mein Haus doch gar nicht“. Das ist ein gewichtiges Argument, wenn es zutrifft. In diesem Fall müsste die Betrachtungszeit auf die Restlebensdauer des Gebäudes verkürzt werden. Allerdings, in der großen Mehrheit aller Fälle trifft das objektiv nicht zu - Gebäude 'stehen' in Deutschland üblicherweise weit länger als 90 Jahre. Die Gebäude-Nutzungsdauer kann insbesondere dadurch erhöht werden, dass die Qualität des Witterungsschutzes verbessert wird - das geschieht z.B. durch ein neues, besseres Fenster und insbesondere durch eine verbesserte außenliegende Wärmedämmung.
- „Das ist in meinem Alter nicht mehr interessant“. Da ist es sinnvoll, mit den Angehörigen über die Perspektiven der weiteren Nutzung des Gebäudes zu reden. Ökonomisch sollte das Alter des Eigentümers keine Rolle spielen, für den Wert eines genutzten Gebäudes ist dessen Qualität die entscheidende Größe. Zudem: erfolgt die Finanzierung über einen Hypothekenkredit, spart der Eigentümer unabhängig von seinem Alter von Anfang an jedes Jahr etwas ein.
Anschaulichere Einschätzungen: Jährliche Umlage (sog. Annuität)
Für die Mehrzahl der Menschen ist der Umgang mit Kapitalwerten, also auf die Gegenwart umgerechneten Lebenszykluskosten ungewohnt; wenige können sich darunter anschaulich etwas vorstellen oder darauf basierend Entscheidungen treffen. Viel einfacher im Kopf vergleichbar sind auf jährlich anfallende Raten umgelegte Gesamtkosten11). Die Zusammenhänge sind aber mit den hier dargestellten Werkzeugen bereits leicht auch so darstellbar: Schließlich war der Gegenwartswert z.B. der Energiekosten nichts anderes als die auf heutigen Wert zurückgezinste jährliche Rate der Energiekosten; diese liegen bereits in Jahresraten vor, wir können es somit bei diesem Kostenbeitrag einfach dabei lassen. Die Kapitalkosten allerdings kennen wir bisher nur mit ihrem gegenwärtigen Wert, eben der Investition. Wenn wir das notwendige Bargeld für eine solche Investition nicht haben, werden wir uns das Geld bei der Bank ausleihen - und zahlen dann jährlich Tilgung+Zins+Zinseszins: Das ist aber genau eine jährliche Rate die mit gleichen Zinsen p zurückgezinst auf die ursprüngliche Höhe der Investition führt. Damit können wir die jährliche Rate des Kapitaldienstes für einen solchen Kredit als „eins durch“ den Barwertfaktor angeben - wir nennen dies den Annuitätenfaktor ap,N und es gilt
$\displaystyle{a_{p,N}=\frac{p}{1-(1+p)^{-N}}}$
in Übereinstimmung mit der Formel, die bei den Banken für die Jahresraten des Kapitaldienstes verwendet wird. Dabei werden über N Jahre konstanten Konditionen angenommen.
Eine Tabelle mit Annuitätenfaktoren findet sich hier: zur Annuitätentabelle.
Beispiel: Nehme ich einen Hypothekenkredit zu nominal 3,5% Zins mit einer Laufzeit von 15 Jahren auf, so ergibt sich ein Annuitätenfaktor von nominal 8,7%. Ich kann allerdings vereinbaren, dass am Ende der Kreditlaufzeit immer noch eine Restschuld besteht, die ich dann über einen Anschlusskredit abzahle. Dadurch werden die Annuitäten geringer - sie lassen sich so auf den Gesamtlebenszyklus N umverteilen: Genau genommen kenne ich heute die künftigen Zinsen für den Anschlusskredit nicht. So, wie die Welt heute aussieht, dürften diese Zinsen allerdings eher niedriger sein als die heutigen; zudem ist es korrekt, hier mit den Realzinsen (und nicht mit den nominalen Werten) zu rechnen, denn die zukünftigen Kosten sind jeweils um die allgemeine Inflation zu bereinigen: Der korrekte Ansatz für diese Berechnung ist daher die über den Lebenszyklus N (=40 Jahre für eine bauliche Maßnahme) mit dem Realzins $p_{real}=\frac{1+p_{nom}}{1+i}-1$ angesetzte Annuität, die sich aus der Tabelle mit 2% Realzins zu 3,66% ergibt.
Welche Werte für Zinsen, Lebenszykluszeiten, Energiepreise sind denn vernünftig?
Darüber gehen die Meinungen oft sehr weit auseinander: Vor allem hängen die Antworten stark von den Umständen ab, in denen die Person steht, welche eine Einschätzung der Wirtschaftlichkeit vornehmen will. Die dann gewählten Werte sind in vielen Fällen auch subjektiv, oft mehr von Wünschen und von Werbung beeinflusst als von realistischen Eischätzungen. Wir erklären hier, welche Ansätze wir für realistisch halten und geben auch ein 'Fehlerband' an, innerhalb dessen sich die zukünftigen Werte abspielen könnten.
Wir beziehen zunächst Position: Für den Entscheidungsträger bzgl. einer Maßnahme an einem Gebäude ist naheliegend, dass es sich um den Besitzer dieses Gebäudes handelt. Auch von diesen gibt es ein breites Spektrum in recht unterschiedlichen Situationen. Ganz überwiegend sind es für die relevanten Fälle aber Besitzer von Einfamilienhäusern oder Eigentumswohnungen, die sie jeweils auch selbst oder zumindest in der Familie nutzen12)
Vom Standpunkt Besitz eines Gebäudes, das zumindest zum Teil selbst genutzt wird
Diese Personen haben sich das „Häuschen“ meist über lange Zeiträume erspart bzw. die Eigentumswohnung über einen Kredit gekauft. Sie verfügen nicht selten über ein gewisses, aber nicht allzu üppiges Eigenkapital über den Hausbesitz hinaus und überlegen in allen Einzelfällen sehr genau, wofür sie ihr Geld einsetzen wollen.
- Haben sie Eigenkapital, so sind sie oft auf der Suche nach 'lukrativen' Anlageformen. Dabei werden sie von vielen Finanzexperten beraten, deren Rat jedoch leider ganz oft mehr von den Interessen der entsprechenden Institution13) bestimmt ist als von den Anliegen der Beratenen. So wird da heute oft die Anlage in 'Risikokapital' empfohlen, von denen hohe Renditen versprochen werden - wobei Risiko eben genau das bedeutet: Risiko. Hier gibt es also ein nicht geringes Risiko, mit der Anlage sogar Geld zu verlieren - statt der in Aussicht gestellten Gewinne. Seriöse Berater raten daher auch meist dazu, nur einen Teil des Vermögens so anzulegen - wodurch insbesondere bei den nicht sehr Vermögenden die hochverzinsten (risikoreichen) Anlagen praktisch gar nicht in Frage kommen. Weniger riskante Anlagen werden heute kaum noch zu nennenswerten effektiven Zinsen verzinst - wenn ich als kleiner Anleger eine einigermaßen sichere Anlage bei rund 2% effektivem Jahreszins (nominal) erhalten kann, bin ich ziemlich gut bedient. Risikoreichere Anlagen müssten finanzmathematisch mit dem Ausfallrisiko gewichtet werden - unsere These ist, dass diese letztlich wieder für Kleinanleger auf eine ähnliche Größenordnung führt. Fazit: Um 2% nominale Eigenkapitalverzinsung ist ein für Kleinanleger schon recht optimistischer Ansatz.
- Oft liegt der Fall vor, in dem nicht viel Eigenkapital vorhanden ist oder in dem dieses nicht für Maßnahmen am Gebäude ausgegeben werden soll. In diesem Fall kann der Besitzer einer Immobilie einen Hypothekenkredit aufnehmen: Für Fremdkapital sind daher die Hypothekenzinsen der korrekte Maßstab. Die nominalen effektiven Jahreszinsen lagen dabei vor 2022 längjährig zwischen 0,5% und 2,5%; sie waren kurzfristig während des Energiepreisschubs 2022 auf bis zu 4% gestiegen, liegen aber 2024 wieder in einem Bereich zwischen 3 und 3,5%. Ein Ansatz von nominal 3,5% effektiv liegt daher derzeit auf der sicheren Seite.
- Allerdings führt die Verwendung der nominalen Werte schnell zu Fehleinschätzungen: Denn wir sind es gewohnt, in den heutigen Preisrelationen zu denken. Künftig nominal gezahlter Kapitaldienst ist daher um die allgemeine Teuerungsrate zu korrigieren, für das n-te Jahr ist das ein Faktor $(1+i)^{-n}$ mit der Inflationsrate i. Das ergibt die richtigen Ergebnisse, wenn ich statt mit dem nominalen von Anfang an mit dem realen Zinsfuß rechne. Bei einer gegenwärtigen Inflationsrate von 2,5% beträgt der Realzins knapp unter 1% (mit dem vorhin angesetzten Hypotheken-Zinsfuß von nominal 3,5%/a). Die Zeiten mit Realzinsen unter 2% halten nun bereits seit einem guten Jahrzehnt an - wir rechnen in den Beispielen und bei den vorbesetzten Werten im Maßnahmenrechner oder in ENBIL auf der sicheren Seite mit 2% Realzins.
Ergänzung: Wieso schätzen wir die Zukunft so ein, dass die Realzinsen auch weiterhin niedrig bleiben?
Nun, Einschätzungen über die Zukunft können Irrtümern unterliegen: Wahrsager haben das auch in ferner Vergangenheit des Öfteren versucht - und sie lagen ziemlich häufig falsch. Moderne Fehleinschätzungen waren Versprechen wie die einer Marslandung von Astronauten noch im 20. Jhd., die von geradezu spottbilligem Strom aus Kernkraftwerken, … diese Liste ließe sich fortsetzen. Trotzdem haben wir uns auch schon in der Vergangenheit getraut, auf der Basis von Entwicklungstendenzen Szenarien und auch als wahrscheinlich angesehene Szenarien für künftige Entwicklungen an zu geben - und wir waren dabei meist gar nicht schlecht gelegen. Grundvoraussetzung aller einigermaßen stabilen Szenarien ist eine weiterhin überwiegend stabile politische und wirtschaftliche Entwicklung; diese anzunehmen fiel uns vor 20, 10 oder 5 Jahren noch leichter - heute müssen wir zugeben, dass auch chaotische Veränderungen nicht sicher ausgeschlossen werden können: Einen jahrelang andauernden Krieg in Mitteleuropa mit täglichen Toten, Verletzten und der Zerstörung jahrzehntelang aufgebauter Werte z.B. - das war in der nun Realität gewordenen Form nicht vorhersehbar; ich denke, auch die Propagatoren der Gaspipeline „Nordstream“ hätten das Geschäft mit Russland dann anders gesehen. Die Welt, wie sie derzeit strukturiert ist, birgt einige Gefahren für starke Störungen der Stabilität - solche Szenarien können (und wollen) wir bei den folgenden Betrachtungen nicht mit einbeziehen; einfach gerade deswegen, weil sie an Anlässen auftreten können, die für nahezu alle Beteiligten völlig überraschend sind.
Gehen wir von einer weiterhin einigermaßen stabilen Gesamtentwicklung aus, so sind darin allerdings ein paar Veränderungstrends schon heute offensichtlich - und sie müssen in die Randbedingungen der Szenarien eingehen:
- Es ist klar, dass die Bevölkerungsentwicklung in den meisten Industrieländern schon in wenigen Jahrzehnten rückläufig sein wird. Eine große Aufnahmebereitschaft für Menschen aus anderen Regionen gibt es offensichtlich auch nicht - das Ausmaß der heute dabei vorliegenden innenpolitischen Kontroverse ist extrem.
- Verbunden ist dies von den demographischen Tatsachen her auch mit einer Verschiebung der Altersstruktur mit ebenfalls leicht einsehbaren Konsequenzen. Die sind i.ü. nicht so dramatisch, wie das von manchen dargestellt wird: Menschen sind auch im Alter gesünder, wir werden alle auch noch in höherem Alter produktiver sein müssen; die Fortschritte in der Digitaltechnik kommen hinzu - sie erlauben eine Fortsetzung und sogar Verstärkung der Produktivität (Wertschöpfung je Arbeitsstunde). Diese beiden Veränderungen allein werden in der Lage sein, die heraufbeschworenen Probleme 'überalternden Gesellschaften' zu lösen.
- Wie wir unter "Bemerkungen zur Wachstumsdebatte" ausgeführt haben, haben sich die prozentualen Wachstumsraten in den Industrieländern in den vergangenen Jahrzehnten überall verringert - die genauere Analyse dort zeigt, dass es sich hier um ein natürliches Phänomen handelt, wenn wir theoretisch begründbar und empirisch belegt von einem langfristig eher linearen als exponentiellen Wachstum ausgehen14).
- Letztere Aussage hat direkt Konsequenzen auf das Ausmaß des Wertzuwachses: Der liegt im Mittel über alle Teilnehmer am Wirtschaftsgeschehen maximal bei der realen Wachstumsrate; Realzinsen über diesem Niveau kann es daher im Mittel nicht geben - denn der über die Zinsen ausgeschütteten zusätzlichen Kaufkraft steht dann kein entsprechendes Angebot gegenüber. Freilich ist erkennbar, dass die Verteilungskämpfe über den verbliebenen Mehrwert zugenommen haben; eine extrem einseitige Verteilung der realen Zuwächse birgt allerdings sozialen Sprengstoff; das ist eine Entwicklung, die wir leider vielfach jetzt schon sehen und die in weniger stabile Entwicklungen münden könnte. Bleiben wir bei den einigermaßen stabilen Szenarien, dann ist die Konsequenz, auch künftig von weiterhin fallenden Realzinsen auszugehen. Damit haben wir eine unserer Hintergrundannahmen motiviert: Realzinsen für Hypothekendarlehen bei rund 1 bis 2%/a.
- Eine ebenfalls ernst zu nehmende Entwicklung ist die Zunahme des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre. Der dadurch ausgelöste Klimawandel würde, ohne beherzte Gegenmaßnahmen, gleichfalls zu ökonomisch unstabilen Entwicklungen führen. Derzeit sind sich die Mehrheiten in den Industrienationen immer noch weitgehend darüber einig, dass der Klimawandel aufgehalten werden muss - und das geht nur durch eine umfassende Reduzierung der Verbrennung von fossilen Energieträgern. Auf Dauer können Subventionen dieser Energieträger und erlaubte Externalisierungen von Verschmutzungskosten nicht bestehen bleiben: CO2-Emissionen werden eine den Schäden bzw. deren Vermeidung gerechte Abgabe zur Folge haben; dadurch werden fossile Energieträger künftig in keinem Fall kostengünstiger werden. Andererseits ist die Kostenentwicklung durch die glücklicherweise niedrigen Erzeugungskosten erneuerbarer Energie begrenzt. Künftig nur noch wenig geänderte durchschnittliche Energiekosten sind eine Folge dieser Einschätzungen - wobei erneuerbare Energie tendenziell noch etwas kostengünstiger, fossile Energie aber teurer werden wird15). Damit haben wir eine weitere unserer Hintergrundannahmen erläutert: Den mittleren Wärmepreis im Bereich von 11 bis 12 €Cent/kWh.
Hilfen zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit
Auf Passipedia finden Sie:
Wirtschaftlichkeits-Einschätzung von Einzelmaßnahmen: Maßnahmen-Rechner.
Wirtschaftlichkeit für Maßnahmen an konkreten Gebäuden: ENBIL Wirtschaftlichkeit auf Basis der Energiebilanz des Objektes.
Für alle, die selber nachrechnen wollen: Eine Annuitätentabelle.