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… das ist der Fachbegriff für solche Maßnahmen, die durch Verhaltensänderungen2) Stoff- und Energieströme entlasten. Wer weiß, wie der 'Bedarf' eigentlich entsteht, kann oft durch kluge, manchmal etwas Aufmerksamkeit erfordernde Verhaltensweisen nicht unerheblich beitragen3). Oft wurden in der Vergangenheit solche Maßnahmen auch gesetzlich „erzwungen“, was nicht immer zu einer hohen Akzeptanz beigetragen hat. Durch die Maßnahmen zur Vermeidung unnötiger Verluste bzw. deren Rückgewinnung („Effizienz“-Maßnahmen) lässt sich meist ein sehr viel höherer Beitrag erreichen.4)
Unter gewissen Umständen ist die Suffizienz aber ein notwendig werdender Teil - zumindest beim Zwang zu einer sehr schnellen Wirksamkeit. Auch dann ist es klug, solche Maßnahmen so zu ergreifen, dass weder Gesundheitsschäden noch materielle Schäden an der Substanz entstehen - mit diesen Seiten tragen wir dazu bei, dafür das Know-how bereitzustellen.
Effizienz und Suffizienz stehen übrigens nicht im Gegensatz zueinander - gerade am Beispiel des verbesserten Wärmschutzes wird das deutlich: Bei energieeffizienten Gebäuden erweitert sich die 'Resilienz' genannte Möglichkeit, auf Krisen zu reagieren, sogar erheblich: Mit etwas verringertem Temperaturanspruch lässt sich in diesen nämlich ein größerer Prozentsatz der üblicherweise benötigten Heizwärme sparen 5).
Das fällt leicht allen ein: Wenn wir in der Heizzeit niedrigere Temperaturen zulassen, dann spart das immer Energie (und damit Kosten und damit auch Emissionen) ein. Ein paar Fakten dazu:
Alle drei Verhaltensänderungen können (und dürfen) in nahezu jedem Gebäude verfolgt werden, wobei die erste weitgehend unkritisch in fast allen Fällen ist6). Bei zeitweisen Temperaturabsenkungen und Teilbeheizung hingegen kann es in einigen Fällen zu erhöhten Feuchtigkeiten in unbeheizten Räumen kommen, die in ungünstigen Fällen zur Schimmelbildung und dadurch Bauschäden oder sogar Gesundheitsschäden führen können. Diese lassen sich aber immer vermeiden, indem im Winter bei unzulässig höheren Luftfeuchtigkeiten (rel.Feu. > 55%) zusätzlich gelüftet wird. Auch auf den Frostschutz muss in unbeheizten Räumen, in denen evtl. Wasserleitungen verlegt sind, geachtet werden.
Die noch als behaglich oder „erträglich“ empfundene Temperatur ist stark von der Kleidung abhängig. Da hilft somit der oft zitierte „Pullover“, die Wärmedämmung, die am Körper getragen wird. Die erforderliche Temperatur für optimale Behaglichkeit mit Pullover liegt ca. 3 Grad unter der mit nur einem langärmligen Hemd (hier wird das genauer besprochen: Kleidungseinfluss). Solche 3 Grad reduzierte Temperaturen können durchaus 18 bis 30% der Heizwärme einsparen. Die prozentuale Einsparung durch solche Thermostatherabsetzungen ist übrigen in besser gedämmten Häusern sogar höher 7). Die Zusammenhänge zwischen Behaglichkeitsempfindung und Raumtemperatur (sowie Luftbewegung und Raumluftfeuchtigkeit) sind übrigens seit über 40 Jahren umfassend untersucht und geklärt - Ole Fanger publizierte dies in seinem berühmten Werk „Thermal Comfort“, das noch heute in der einschlägigen internationalen Norm Gültigkeit hat.
Wird die Solltemperatur nur zeitweise abgesenkt, z.B. bei Nichtanwesenheit oder in der Nacht, dann sinken insbesondere die Temperaturen der Bauteile und des Mobiliars ab dem Zeitpunkt der Absenkung erst allmählich ab… die Wärmeverluste verringern sich dabei, weil die Innentemperatur ja immer unterhalb des Tages-Sollwertes liegt. Oft wird allerdings der Wert der Absenkung gar nicht erreicht, weil die Gebäudekapazität gar nicht so weit entladen wird. Beim Wiedereinschalten nach der Absenkung ist dann die Heizleistung zunächst deutlich höher, weil die Bauteile erst wieder aufgeheizt werden - trotzdem bleibt eine Einsparung, die allerdings wegen dieser dynamischen Effekte geringer ausfällt, als bei naiver Betrachtung oft vermutet wird. Auch in sehr gut gedämmten Gebäuden spart eine solche „Nachtabsenkung“ immer noch Energie, wenn auch nochmals weniger als in ungedämmten Objekten, einfach weil die Temperaturen wegen der langen Zeitkonstanten kaum noch spürbar absinken. Die Einsparungen durch konsequente Nachtabsenkungen gegenüber dem durchgehenden Heizungen können zwischen etwa 5% (in einem Passivhaus8)) und bis zu 20% in einem ungedämmten Altbau 9) betragen; im Mittel werden es in mitteleuropäischer Bausubstanz so um 8% sein. Rechtlicher Hinweis: In Deutschland darf wg. der Rücksicht auf Nachbarn (in dem Fall, dass es die gibt) die Raumtemperatur nicht unter 15°C abgesenkt werden. Auch der Hinweis auf eine Kontrolle der Raumluftfeuchte sollte hier beachtet werden (im Zweifel messen und bei mehr als 55% durch Lüften reduzieren10); kostengünstige elektronische Thermohygrometer gibt es heute überall).
Für die Teilbeheizung nur ausgewählter Räume ist die Situation ähnlich und in Bezug auf potentielle Feuchteschäden sogar kritischer: Werden kalte Räume z.B. über geöffnete Türen „so ein wenig“ mitbeheizt, z.B. auf 15°C, während sich in wärmeren Räumen Personen aufhalten, so gibt es neben dem Wärmetransport durch den inneren Luftaustausch auch einen Feuchtetransport - der nicht selten zu unzulässig erhöhter Feuchtigkeit in den unbeheizten Räumen führt. Darauf muss insbesondere in Altbauten geachtet werden. In gut gedämmten Gebäuden können sich die Temperaturen zwischen Räumen innerhalb der Hülle ohnehin nicht extrem unterscheiden - da tauchen daher bei Teilbeheizung auch keine Probleme auf, allerdings ist eben der Effekt der Teilbeheizung dann auch nicht mehr so bedeutend. In [Ahn 2015] wurde gezeigt, dass die erreichbaren Einsparungen in einem Spektrum von nur rund 13% (gleichmäßig mit Personen belegtes Passivhaus) bis 48% (extrem ungleichmäßig belegter Altbau) liegen können, im Mittel werden es um 20% sein. Tatsächlich ist die Teilbeheizung daher die Strategie mit dem höchsten Einsparpotential bei den Suffizienz-Maßnahmen; werden die Hinweise zu Achtung auf das Feuchtigkeitsniveau (auch in kalten Räumen um 55% nicht überschreiten im Winter) beachtet, ist das durchaus eine erfolgreich durchführbare Maßnahme. Bei den Erwartungen bzgl. erzielbaren Einsparungen muss berücksichtigt werden, dass auch heute schon ein Teil des hier beschriebenen Potentials (weniger beheizte Räume) in vielen Altbauten willentlich oder auch unwillentlich „erschlossen“ ist; oft lassen sich einige Räume nur unzureichend beheizen oder es wird aus Kostengründen auf das Aufdrehen des Thermostatventils in einigen Räumen verzichtet.
Kurz und knapp: Das ist unter normalen Umständen11) niemals empfehlenswert, und zwar aus vielen Gründen:
Herkömmliche Heizlüfter haben eine Leistung von 2 kW (Kilowatt). In einem gewöhnlichen Altbau ist mit einer solchen Leistung ein (kleiner) einzelner Raum so einigermaßen warm zu halten (wenn die Türen geschlossen bleiben). Das geht aber nur solange gut, wie nicht alle Bewohner eines Stadtteils auf einmal das gleiche Bedürfnis haben: Denn dann steigt der Stromverbrauch in diesem Teil des Netzes extrem stark18) . Eine Situation, die wir alle vermutlich lieber nicht ausprobieren wollen. Mehrere solche Heizlüfter in einer Wohnung gleichzeitig zu betreiben stößt schon für das Hausnetz an Grenzen (von den Kosten ganz abgesehen). In Fällen mit akuten Versorgungskrisen (z.B. für fossiles Gas) werden Gemeinden und Stromversorger darüber informieren, wann, von wem und in welchem Ausmaß eine Notheizung mit elektrischem Strom betrieben werden darf19).
Elektrische Systeme zur Raumheizung für den normalen Betrieb sollten daher immer Wärmepumpensysteme sein; die verbrauchen nur rund ein Drittel des Stroms für die bereitgestellte Wärme - und das führt insgesamt dann doch zu geringeren CO2-Emissionen; zumindest, solange der Strom nicht aus Braunkohle erzeugt wird. Wie das auch für ein Not-Heizsystem funktionieren kann, zeigt die Seite zur Verwendung von Raumklimageräten für die Heizung einzelner Räume.
[Ahn 2015] A study on the impact of different occupant behavior on heating demand; Passive House Institute, Darmstadt 2015