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Wärmestrahlung

Jeder Gegenstand gibt Wärmestrahlung ab - gut erkennbar in der Wärmebildaufnahme (das Gesicht und die Hand, beide warm, strahlen am meisten Wärme ab). Bei der Wärmestrahlung handelt sich um elektromagnetische Wellen: Wie wir schon dargestellt haben, ist thermische Energie ist vor allem ungeordnete Bewegungsenergie der Moleküle; diese tragen Ladungen. Und bewegte Ladungen sind eine Quelle von elektromagnetischen Wellen. Deren Spektrum erstreckt sich von ganz tiefen Frequenzen („Langwelle“) über Radio, Fernseh- und Mobilfunkbänder sowie Mikrowellen, Infrarot, dem sichtbaren Licht bis zu Ultraviolett, Röntgenstrahlung und der „harten“ $\gamma$-Strahlung (vgl. Grafik; nm = nanometer = 10-9 m = 0,000 001 mm; diese Abmessung liegt in der Größenordnung eines Atomdurchmessers).

Grafik: Das elektromagnetische Spektrum mit Hervorhebung des optischen Bereichs. Auf der x-Achse ist die Wellenlänge im log. Maßstab abgetragen (Quelle: NASA).

Spektrum der elektromagnetischen Wellen
Wellenlänge typisch Bezeichnung Frequenz Anwendung
$\lambda$ / m $f$ / Hz
$10^4 - 10^0$ 3 m Radiowellen (LW - UKW) $3 \cdot 10^4 - 3 \cdot 10^8$ Rundfunk
$10^0 - 10^{-4}$ 12 cm Mikrowellen $3 \cdot 10^8 - 3 \cdot 10^{12}$ Mob.-Telef. LTE-2,6 GHz-Band
$10^{-4} - 10^{-6}$ 8,7 µm Infrarot (IR)(„Wärmestrahlung“) $3 \cdot 10^{12} - 3 \cdot 10^{14}$ Heizkörper-Abstrahlung
$4-7 \cdot 10^{-7}$ 520 nm Sichtbares Licht 🌈um $4-8 \cdot 10^{14}$ menschliches Auge
$10^{-7} - 10^{-9}$ 13,5 nm Ultraviolett (UV) $3 \cdot 10^{15} - 3 \cdot 10^{17}$ UV-Licht z.B. Lithographie
$10^{-9} - 10^{-11}$ 0.1 nm Röntgenstrahlen $3 \cdot 10^{17} - 3 \cdot 10^{20}$ mediz. „Durchleuchtung“, CT
$10^{-11} - ... (0)$ 1 pm$\gamma$ - Strahlen $3 \cdot 10^{20} - $ sehr hoch Mößbauerspektroskopie

Physikalisch unterscheiden sich diese Wellen nur durch die Wellenlänge (bzw. die Frequenz). Es bestehen aber große Unterschiede z.B. bzgl. der „Sende“-Technik, der biologischen Wirkung1), der Wahrnehmung und technischen Anwendung.

Strahlungsgrößen

…die das Verhalten des strahlenden Körpers beschreiben: Strahlungsleistung $\dot{Q}$ eines Körpers: Gesamte abgestrahlte Energie pro Sekunde in der Einheit: Watt W. Spezifische Ausstrahlung $\dot{q}$: Strahlungsleistung pro Flächeneinheit der abstrahlenden Oberfläche. Der Beitrag eines Flächenelementes d$A$ zur Gesamtstrahlung ist gegeben durch d$\dot{Q}$ = $\dot{q}$ d$A,$ die Maßeinheit ist [$\dot{q}$] = W/m². Die Strahlungsenergie kann sich auf einen ganzen Bereich von Wellenlängen verteilen. Die auf eine Wellenlänge konzentrierte Strahlung wird beschrieben durch die Spektrale spezifische Ausstrahlung $\dot{q}_f$ . Diese Größe gibt an, wieviel Energie pro Flächeneinheit im Wellenlängenintervall zwischen $f$ und $f$ + d$f$ ausgestrahlt wird. Die spezifische Ausstrahlung ergibt sich als Summe (Integral) der spektralen spezifischen Ausstrahlung über alle Wellenlängen.

Das Verhalten einer Oberfläche bzgl. Strahlung wird durch die Größen Reflexionsgrad, Absorptionsgrad und Transmissionsgrad sowie Emissionsgrad beschrieben. Bezeichnet man die Strahlungsenergie pro Zeit und Flächeneinheit mit $\dot{q}$ so kann man folgende Größen definieren:

Reflexionsgrad:

${\displaystyle \rho = \frac {\dot{q}_r}{\dot{q}_i} } $

Dabei steht r für reflektiert, i für einfallend (incident).

Transmissionsgrad

${\displaystyle \tau = \frac {\dot{q}_t}{\dot{q}_i}} $

(durchgehende = “transmittierte” Strahlungsleistung (t) dividiert durch einfallende Strahlungsleistung)

Absorptionsgrad:

${\displaystyle \alpha = \frac {\dot{q}_a}{\dot{q}_i}} $

(absorbierte Strahlungsleistung (a) bezogen auf die einfallende Strahlungsleistung)

Der Energieerhaltungssatz gilt auch hier

$\rho + \tau + \alpha =1 . $

Für reale Körper sind $\rho, \; \tau$ und $\alpha$ oft in hohem Maße von der Wellenlänge abhängig. Eine Glasscheibe hat z.B. einen hohen Transmissionsgrad für sichtbares Licht („kurze Wellenlängen“), hingegen einen großen Absorptionsgrad2) für Infrarotstrahlung (die wir in der Bauphysik “langwellige Strahlung” nennen).

Als Modellkörper für die Formulierung von Strahlungsgesetzen dient der sogenannte “Schwarze Körper” 3). Er ist dadurch definiert, dass sein Absorptionsgrad für alle Wellenlängen gleich eins ist. D.h. jede auftreffende Strahlung wird von ihm vollständig absorbiert. Es wird nichts reflektiert oder durchgelassen. Es stellt sich heraus (siehe später: Strahlungs-Versuche), dass die Strahlungseigenschaften eines Körpers eng mit dem Absorptionsverhalten verknüpft sind. Es stellt sich der ideale Absorber4) zugleich als idealer Strahler heraus.

Abb.: Mit im infraroten Spektralbereich empfindlichen Sensoren kann die Wärmestrahlung, die von Objekten in unserer Umgebung kommt, abgebildet werden (Thermographie-Kamera). Selbst ein sehr kalter Gegenstand strahlt noch Wärmestrahlung ab: Der Baum im Vordergrund ist bei -1 bis -2 °C noch gut erkennbar im Wärmebild. Auch der Himmel strahlt: Hier bei -6°C (genannt „atmosphärische Gegenstrahlung“; die kommt tatsächlich aus der irdischen Atmosphäre, und zwar vor allem von den H2O und den CO2 Molekülen). Der oben herausragende Schornstein strahlt schon mehr Wärmeenergie ab. Auch die Weltraumforschung verwendet Wärmebilder: Ein interessanter Link zu Infrarot-Astronomie: Infrared: More Than Your Eyes Can See. Übrigens: Selbst das bitter-streng-kalte Weltall (-270°C) strahlt noch Mikrowellen aus, diese Strahlung bildet den sogenannten kosmischen Mikrowellenhintergrund.

Vor dem Hintergrund der Bilder mit der Wärmestrahlungs-Kamera („Thermographie“) sind hier drei Bemerkungen von hoher Bedeutung - das ist uns oftmals nicht bewusst, weil diese Bilder, vor allem wenn schwarz-weiß dargestellt, Bildern visueller Fotographien ziemlich ähnlich sind:

  • Was wir mit der Thermographie-Kamera (empfindlich bei ca. 5 bis 17 µm) sehen, ist die Wärmestrahlung, die von den beobachteten Objekten generiert wird - es handelt sich5) um Eigenstrahler, so wie z.B. im visuellen die Sonnenscheibe, eine Glühlampe oder ein glühender Wärmestrahler; die Unterschiede zwischen den genannten Strahlern liegen allein in deren Temperatur und damit in dem Frequenzbereich, in welchem der Hauptteil der elektromagnetischen Wellen erzeugt wird. Im „normalen Licht“ sehen wir dagegen überwiegend (außer bei besonders ausgezeichneten Licht„quellen“) Strahlung, welche von den vom Licht getroffenen Oberflächen reflektiert wird. Die thermische Strahlung lässt sich daher auch nicht einfach „abschalten“; mit einer Infrarotkamera sieht der Jäger in der Nacht das Wild auf Grund von dessen Eigenstrahlung!
  • Die spezifische Ausstrahlung der uns umgebenden Gegenstände ist auch keinesfalls „klein“ im Vergleich zu anderen Energieströmen6). Wir stellen hier schon einmal fest, dass bei den normalen Temperaturen unserer Umgebung die flächenspezifische Abstrahlung zwischen um 350 und 550 W/m² liegt. Im Raum um uns herum wimmelt es geradezu von Wärmestrahlung; wir spüren diese Strahlung mit dem Wärmesensoren unserer Haut - sind uns aber gar nicht bewusst, dass es Wärmestrahlung ist, was wir da spüren. Vor dem Hintergrund können sich sicher einige von uns an einen spätabendlichen Spaziergang im Sommer erinnern, bei dem wir an einer schweren gemauerten, dunkel gefärbten Wand vorbeikamen: Die strahlte uns nämlich, trotz frischer Brise, deutlich spürbar sehr warm an. Auch die Glut eines Lagerfeuers7) macht die Strahlung spürbar.
  • Und natürlich wird auch thermische Strahlung an den Oberflächen der uns umgebenden Körper reflektiert: In aller Regel diffus, weil die Oberflächen rau sind, das ist wieder ganz ähnlich wie für das Licht im visuellen Spektralbereich; Glasscheiben sind „glatt wie poliert“ und daher können auf diesen regelmäßig auch Reflexionen von anderen thermisch strahlenden Körpern gesehen werden. Einen Unterschied zur Umgebung im sichtbaren Licht gibt es hier aber dennoch noch: Die Reflexionsgrade der Oberflächen für das mittlere und ferne IR sind in aller Regel sehr gering8), in einem Bereich von 2% bis 15%, die einzige Ausnahme bilden hier metallische Oberflächen, die wie gewohnt auch für die thermische Strahlung als Spiegel wirken. Während also auf den ersten Blick im Infraroten (weitgehend) alles doch so ähnlich wie im visuellen auszusehen scheint, ergeben sich bei genauer Betrachtung doch bedeutende Unterschiede.

Kleine Infrarot-Kameras sind heute, insbesondere als USB-Aufsteckgeräte, zu erschwinglichen Preisen erhältlich. Die haben heute noch in der Regel eine nur geringe räumliche Auflösung. Dennoch lässt sich damit unsere Umwelt in einem ganz anderen Spektralbereich erfahren. Vieles lässt sich mit diesen Kameras unmittelbar veranschaulichen. Das hat neben eine ganzen Reihe von technischen und für verschiedenste Zwecke nützlichen Anwendungen auch einen hohen pädagogischen Wert: Zeigt es uns doch, dass es neben der uns geläufigen Welt mit der Wahrnehmung durch die uns gegebenen Sinne noch gänzlich andere Wahrnehmungs-„Kanäle“ gibt, auf welchen weitere Eigenarten unserer Welt erkennbar sind, die uns sonst entgehen. Interessant ist, dass einige Tiere die Wärmesensoren zu sensibleren Sinnesorganen weiterentwickelt haben (Grubenorgane von Schlangen, siehe Abb. rechts, für diese nachtaktiven Jäger erfüllt das ja einen Zweck. auch interessant ist, das bisher keine Art bekannt ist, die diese Wahrnehmung mit höherer Auflösung ähnlich einem Auge verwendet).

In der Passipedia gibt es eine Reihe von Dokumenten, in denen Infrarot-Abbildungen von Gebäuden und Anlagen (von außen und von innen) gezeigt werden; aus diesen lässt sich eine Menge über die Mechanismen der des Wärmetransports und die mehr oder weniger guten Lösungen des Bauwesens lernen (hier als Beispiel der Link zur thermographischen Überprüfung einer Innendämmung: Innendämmung ist besser als ihr Ruf).

Material (Oberflächentemp. In °C) Emissionsgrad
Aluminium, nicht oxidiert 0.03
Aluminium, stark oxidiert 0.20
Aluminium, hochpoliert 0.09
Baumwolle 0.77
Beton 0.93
Eis oder Wasser glatte Oberfläche (0°C) 0.97
Chrom 0.08
Eisen, blank poliert 0.20
Eisen, stark oxidiert 0.88
    rostfreier Stahl, poliertes Blech 0.18
Emaille 0.90
Farben (z.B. Disp.-Farbe auf Tapete) 0.88 bis 0.96
Glas 0.90
Gips (20°C) 0.94
Gold, hochglanzpoliert 0.02
Gummi 0.89 bis 0.94
Holz 0.82 bis 0.92
Kerzenruß 0.95
Kühlkörper, schwarz, eloxiert 0.98
Kunststoffe: PVC, PS, Glasfaserlaminat, … 0.94
Kupfer, poliert 0.03
Kupfer, stark oxidiert 0.77
Lack, (Heizkörper-), schwarz, matt 0.94 bis 0.98
Papier, matt, versch. Farben 0.92 bis 0.94
Papier, weiß, versch. Glanzarten 0.76 bis 0.93
Mauerwerk ; Ziegelstein; Dachziegel; Std.-Außenputze 0.91 bis 0.94
Ölfarben (versch. Farben) 0.92 bis 0.96
Porzellan 0.92
Silber, poliert 0.03
Stahl, kalt gewalzt 0.7 bis 0.85
Tapete („normals“, z.B. raufaser) 0.85 bis 0.93
Ziegelstein, Mörtel, Putz 0.93
Zink, oxidiert 0.11 bis 0.60
Zink, poliert 0.04 bis 0.05

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1)
die ist nur bei kürzeren Wellenlängen gefährlich, also bei höheren Frequenzen als die des UV-Lichts
2)
und kaum noch Transmission
3)
„idealer Absorber“, das kann tatsächlich wie eine „rabenschwarze“ Farbe vorgestellt werden
4)
Schwarze Körper
5)
überwiegend
6)
Wir werden die genaue Quantifizierung in einem der nächsten Kapitel behandeln.
7)
die natürlich mit noch viel höherer Temperatur
8)
und entsprechend hoch sind die Absorptionsgrade
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