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grundlagen:sonne:indirekte_waermezufuhr

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Indirekter WĂ€rmegewinn đŸŒĄïž

Gibt es passiv gewonnene Sonnenenergie, die durch ein undurchsichtiges Bauteil verfĂŒgbar gemacht wird?

Die spontane Antwort „wie soll denn das gehen?“ kann mit nur kurzem Nachdenken korrigiert werden: Nehmen wir z.B. ein außenseitig dunkel beschichtetes Metallblech, das einen Raum zur Außenluft abgrenzt. Wenn die AußenoberflĂ€che besonnt ist, wird die solare Einstrahlung dort zumindest zum Teil absorbiert: Es ist unmittelbar klar, dass diese Energiezufuhr an der AußenoberflĂ€che zu einer ErwĂ€rmung dieser FlĂ€che fĂŒhrt. Die zugefĂŒhrte WĂ€rme, wir nennen sie $q_0$, den Brutto-Solar-Eintrag, fließt natĂŒrlich von der OberflĂ€che wieder ab - einerseits wieder direkt nach außen, andererseits aber auch nach innen in das Blech. WĂ€re der WĂ€rmeĂŒbergangswiderstand nach außen „Null“, so wĂŒrde sich die Ă€ußere OberflĂ€chentemperatur trotz der Einstrahlung immer noch auf die Umgebungstemperatur einstellen und die eingestrahlte WĂ€rme ĂŒber diesen thermischen Kurzschluss vollstĂ€ndig nach außen verschwinden. Der Ă€ußere WĂ€rmedurchlasswiderstand $R_A$ ist aber nicht Null - daher braucht es eine gewisse Temperaturdifferenz, um den WĂ€rmestrom nach außen durch $R_A$ hindurchzutreiben: Die Temperatur $\vartheta$ an der Stelle des Brutto-Solar-Eintrages ist daher gegenĂŒber der ohne den Eintrag erhöht. Das aber bedeutet, dass auch der WĂ€rmestrom von innen her verringert wird. Diese Verringerung des WĂ€rmestroms ist die Netto-Wirkung des außen auftreffenden Brutto-Solar-Eintrages: In der Tat, das ist nutzbar gemachte passiv solare Energie! Im folgenden Abschnitt werden wir diesen Effekt quantifizieren - das geht ĂŒberraschend einfach, wobei wir die Situation gleich etwas verallgemeinern, weil es Ă€hnliche VorgĂ€nge mit einer WĂ€rmezufuhr innerhalb von Bauteilen auch unter anderen UmstĂ€nden gibt1).

Wie in der Abbildung geben wir eine ebene Konstruktion mit einer flĂ€chigen WĂ€rmequelle mit homogener WĂ€rmstromdichte $q_0$ vor. Auf der einen Seite herrscht die konstante („Außen-“)Temperatur $\vartheta_A$, auf der anderen eine konstant gehaltene Innentemperatur $\vartheta_B$; das kann z.B. ein geheizter Raum oder auch ein KĂŒhlraum sein. Wie verteilt sich jetzt die zusĂ€tzlich zugefĂŒhrte Leistung auf die beiden Seiten?
Zur Lösung betrachten wir das „Ersatzschaltbild“: Im Knoten der WĂ€rmezufuhr nennen wir die Temperatur $\vartheta$, den gesamten WĂ€rmestrom vom $\vartheta$-Knoten nach A nennen wir $q_A$, den von innen zum $\vartheta$-Knoten $q_B$. Aus der Knotengleichung fĂŒr $\vartheta$ („WĂ€rmestrombilanz“) und den „Ohm‘schen Gesetzen“ fĂŒr $R_A$ und $R_B$ ergeben sich die folgenden drei Gleichungen:

$q_B + q_0 = q_A \hspace{11em}$ (1-ind)

$q_A =\frac{\vartheta-\vartheta_A}{R_A} \hspace{12em}$ (2-ind)

$q_B =\frac{\vartheta_B-\vartheta}{R_B} \hspace{12em}$ (3-ind)

Wir lösen Gleichung (2-ind) nach $\vartheta$ auf und ersetzen darin dann $q_A$ gemĂ€ĂŸ Gleichung (1-ind):

$\vartheta = \vartheta_A - R_A \cdot q_A = \vartheta_A - R_A \cdot (q_B + q_0)$

Wenn wir diesen Wert fĂŒr $\vartheta$ in Gleichung (3-ind) einsetzen, dann erhalten wir eine Gleichung mit nur noch einer Unbekannten, nĂ€mlich $q_B$, die wir nach $q_B$ auflösen können. So erhalten wir

$q_B = \frac {\vartheta_B - \vartheta_A}{R_A + R_B} - \frac {R_A}{R_A+R_B} \cdot q_0 \hspace{6em}$ (4-ind)

Der erste Summand ist identisch mit dem WĂ€rmestrom ohne die zusĂ€tzliche Quelle2). Der zweite Term gibt somit an, welcher Teil des Zusatzquellstroms auf die Seite B „geliefert“ wird. Der Quellstrom teilt sich daher im VerhĂ€ltnis des gegenĂŒberliegenden Durchlasswiderstandes zum Gesamtwiderstand auf.

Eine Bemerkung schon an dieser Stelle im Vorgriff auf spĂ€ter genauer behandelte Details: Die hier dargestellte Überlegung gilt zunĂ€chst fĂŒr den vorausgesetzten (quasi-)stationĂ€ren Fall: Dass sich nĂ€mlich weder $\vartheta_A$, noch $\vartheta_B$ noch $q_0$ im Zeitverlauf Ă€ndern. Diese Voraussetzung ist allerdings gerade bei VorgĂ€ngen mit eingestrahlter Solarenergie kaum zutreffend; es kann noch nicht einmal behauptet werden, dass dies fĂŒr die hier jeweils relevanten ZeitrĂ€ume 'annĂ€hernd' zutreffend sei. Was allerdings zutrifft: Wenn wir eben nicht die Momentanwerte der Temperatur und der Einstrahlung betrachten, sondern ihre Mittelwerte ĂŒber z.B. 5 mal 24 h, dann gelten die hier dargestellten Gleichungen fĂŒr diese zeitlichen Mittelwerte bereits in guter NĂ€herung. Die NĂ€herung ist umso besser, je weniger sich die Temperaturverteil im Bauteil nach diesen 5 mal 24 h von der davor unterscheidet. Diese letzte Bedingung allerdings kann in ziemlich guter NĂ€herung in allen etwa monatlichen Zeitperioden eines Jahres (sei es Juli oder Dezember) erfĂŒllt werden. So kann auch an dieser Stelle schon eingesehen werden, warum diese Gleichungen in guter NĂ€herung fĂŒr die Energiebilanzen des Bauteils ĂŒber einen monatlichen Mittelwert gelten. Wir werden spĂ€ter sogar quantitativ fĂŒr bauĂŒbliche Konstruktionen sogar beweisen, dass im Mittel ĂŒber mehrere Jahre die angegebenen Beziehungen sogar bis auf einen quantifizierbaren und in der Regel vernachlĂ€ssigbaren Summanden exakt sind3).


Anwendung: Außenbauteile

Kommen wir zurĂŒck auf die konkrete Anwendung: Das Bauteil habe außen eine transparente Schicht (das kann auch einfach nur die oberflĂ€chennahe Schicht der Außenluft sein), so dass Solarstrahlung bis zur Ebene mit der Temperatur $\vartheta$ vordringen kann. Auf dieser Ebene werde der Anteil $\alpha$ (Absorptionsgrad) der Solarstrahlung absorbiert – der Rest werde reflektiert. $q_0$ in Gleichung (4-ind) ist dann das Produkt aus solarer Strahlungsdichte $q_{sol}$ und $\alpha$.

$q_B = \frac {\vartheta_B - \vartheta_A}{R_A + R_B} - \frac {R_A}{R_A+R_B} \cdot \alpha \cdot q_{sol} \hspace{6em}$ (5-ind)

Der Faktor $ \frac {R_A}{R_A+R_B} \cdot \alpha \,$ ist gerade der Anteil der eingestrahlten Sonnenenergie, der auf indirektem Weg vom Bauteil auf die Innenseite ĂŒbertragen wird. Wir nennen diesen den „indirekten (Solar-) Energie-Durchlassgrad“ (English: (indirect) Solar Heat Gain Coefficient SHGC). Er wird ĂŒblicherweise mit dem Buchstaben $g$ abgekĂŒrzt, kurz auch g-Wert genannt.

$ g_{opak} \:= \frac {R_A}{R_A+R_B} \cdot \alpha \,$

Auch hier ist natĂŒrlich $ U=\frac {1}{R_A+R_B}\,$. Daraus ist sofort erkennbar, dass der indirekte Strahlungsdurchlass ebenfalls proportional zum U-Wert des Bauteils ist; Bauteile mit kleiner U-Werten haben um das U-Wert-VerhĂ€ltnis kleinere WĂ€rmeverluste im TemperaturgefĂ€lle - und sie haben ebenfalls um das U-Wert-VerhĂ€ltnis verkleinerte passiv solare Gewinne.

Das klĂ€rt ĂŒbrigens eine der oft emotional gefĂŒhrten Debatten um die Wirkung von zusĂ€tzlicher WĂ€rmedĂ€mmung an Außenbauteilen: Da wird manchmal behauptet, ein solcher WĂ€rmeschutz sei wirkungslos oder gar kontraproduktiv, weil er die indirekt passiv solare Nutzung herabsetzt. Was ist das dran?

  1. ZunÀchst einmal stimmt es, wie wir hier gerade gesehen haben, dass es diese indirekte passive Solarenergienutzung durch opake Bauteile tatsÀchlich gibt.
  2. Und ebenso richtig ist es, dass diese im VerhĂ€ltnis der U-Werte reduziert wird. Es stimmt daher, dass die indirekte Solarenergienutzung nach einer zusĂ€tzlichen WĂ€rmedĂ€mmung geringer wird; zumindest dann, wenn die OberflĂ€chenabsorption an der AußenoberflĂ€che dabei unverĂ€ndert bleibt.
  3. Weiter richtig bleibt, dass die WĂ€rmeverluste im TemperaturgefĂ€lle $\vartheta_B - \vartheta_A$ ebenfalls im VerhĂ€ltnis der U-Werte abnehmen. Um den resultierenden Gesamteffekt zu bestimmen, mĂŒssen wir die jeweiligen GrĂ¶ĂŸenordnungen der Energieströme tatsĂ€chlich quantitativ vergleichen.
  4. Das machen wir jetzt einmal fĂŒr das durchschnittliche Klima im Dezember an einem typischen deutschen Standort: Da haben wir $\vartheta_B - \vartheta_A$, daher ist der WĂ€rmeverluststrom gleich dem U-Wert multipliziert mit diesem Wert von ungefĂ€hr 20 K. Die durchschnittliche Einstrahlung auf eine unverschattete exakt sĂŒdorientierte FlĂ€che im Dezember betrĂ€gt etwa 34 Watt/mÂČ. Bei ĂŒblichen AußenoberflĂ€chen werden davon rund $\alpha$=40% absorbiert. Der Ă€ußere WĂ€rmeĂŒbergangskoeffizient vertikal orientierter Außenbauteile liegt bei rund $R_A=$ 0,04 mÂČK/W. Damit wird der g-Wert des Bauteils

    $g=\alpha \cdot R_A \cdot U = $ 40% $\cdot$ 0,04 mÂČK/W $\cdot U =$ 0,016 mÂČK/W $ \cdot U $.

    Mit diesem g-Wert und 34 Watt/mÂČ durchschnittlicher Einstrahlung wird der indirekte Solargewinn im Dezember durch 0,544 K$\cdot U $ bestimmt, das ist grob genĂ€hert etwa ein Faktor Âœ auf den U-Wert.
  5. Fazit: Im Dezember ist die Reduktion des gewöhnlichen WĂ€rmeverlustes (20-K-Faches des U-Wertes) etwa 40 mal so bedeutend wie die Reduktion eines unter gĂŒnstigsten UmstĂ€nden evtl. möglichen passiv solaren Gewinns auf dem beschriebenen indirekten Weg durch das opake Bauteil: Der passiv-solar-reduzierende Effekt ist im Dezember somit niedriger als 3%; einen großen Fehler wĂŒrden wir hier noch nicht einmal machen, wenn wir den Effekt im Winter vernachlĂ€ssigen wĂŒrden. In der PHPP-Berechnung machen wir das allerdings bewusst nicht - dieser Einfluss wird einbezogen, und der nĂ€chste Abschnitt zeigt dann auch, warum das gar nicht unwichtig ist.
  6. Im August nĂ€mlich ist der WĂ€rmeverlust durch ein solches Bauteil nahezu vernachlĂ€ssigbar, mit rund 21°C Außenlufttemperatur und einer gewĂŒnschten Innentemperatur von 24°C ist der „KĂŒhleffekt“ durch ein Bauteil mit U-Wert $U$ gerade das etwa 3-Kelvin-Fache des U-Wertes. Die mittlere Einstrahlung auf FlĂ€chen (von Ost- ĂŒber SĂŒd- bis Westorientierung) betrĂ€gt jetzt aber rund 120 Watt/mÂČ. Der indirekte Solareintrag, in diesem Fall eine solare Last fĂŒr den Innenraum, ergibt sich dann zum rund 2-K-Fachem des U-Wertes: In unseren Breiten frisst die indirekte Solarlast im Sommer den „KĂŒhleffekt“ durch WĂ€rmeverluste von Außenbauteilen somit zu etwa zwei Dritteln weg. Diesen Effekt dĂŒrfen wir nicht vernachlĂ€ssigen, das ist tatsĂ€chlich einer der GrĂŒnde, warum es in vielen Wohnungen im Sommer zu heiß wird, mit steigender Tendenz durch den Klimawandel. In sĂŒdlicher gelegenen Lagen, z.B. schon in Italien oder Spanien, gibt es durch diese Absorption der Solarenergie an nicht extrem hellen FlĂ€chen regelmĂ€ĂŸig einen Netto-Zusatz-Aufheizeffekt im Sommer. Auch bei uns gilt dies schon fĂŒr nach SĂŒden geneigte DĂ€cher, die das zwei- bis dreifache der Strahlung erhalten, wie eine vertikal orientierte Wand. Hier wird auch verstĂ€ndlich, warum der bessere WĂ€rmeschutz (Reduzierung von U) hier im Sommer zu einer zusĂ€tzlichen KĂŒhlwirkung fĂŒhrt.
  7. Der VollstĂ€ndigkeit halber merken wir hier noch an, dass es aus den oben dargestellten GrĂŒnden empfehlenswert ist, die OberflĂ€chen von opake Außenbauteilen hell (d.h. strahlungsreflektierend) zu gestalten oder zu verschatten4): Der dadurch 'verlorene' indirekte passiv solare Gewinn im Winter ist praktisch unbedeutend; aber die Entlastung von solaren Lasten im Sommer verbessert die sommerliche Behaglichkeit in den GebĂ€uden erheblich. Die typische Mittelmeer-Insel-Architektur mit den strahlend weiß getĂŒnchten GebĂ€uden illustriert anschaulich, dass die Menschen sich dieser Tatsache schon bald bewusst wurden. Mit zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels wird die „weiße AußenoberflĂ€che“5) auch bei uns in Mitteleuropa eine ratsame Maßnahme. Dies hat sogar noch einen weiteren Vorteil: Weil weniger Strahlung absorbiert wird, reduziert sich auch der sog. „WĂ€rmeinsel-Effekt“ in den StĂ€dten, d.h., auch im Außenbereich unserer Siedlungen wird es dadurch weniger heiß. Das kann eine bedeutende Verbesserung der LebensqualitĂ€t bedeuten.
  8. Das sozusagen „andere Extrem“ ist die bewusste Erhöhung der Nutzbarkeit der im Bauteil absorbierten Solarstrahlung, um einen erhöhten passiv solaren Gewinn zu erreichen. Das kann auf zwei Wegen erfolgen, fĂŒr die ebenfalls die oben hergeleitete Gleichung (5-ind) die entscheidenden Hinweise gibt: (a) Der Absorptionsgrad an der strahlungsabsorbierenden OberflĂ€che kann bewusst erhöht werden (höheres $\alpha$, anschaulich „schwĂ€rzere OberflĂ€che“); damit steigt das passive Angebot proportional. (b) Die Erhöhung des Ă€ußeren WĂ€rmedurchlasswiderstanden $R_A$, welcher dafĂŒr sorgt, dass absorbierte Energie in geringerem Umfang nach außen und in höherem Umfang nach innen abgefĂŒhrt wird. NĂ€herungsweise ist auch diese Auswirkung zunĂ€chst etwa proportional zur Erhöhung in $R_A$, allerdings im „komplett durchoptimierten“ Grenzfall kann $g_{opak}$ nicht natĂŒrlich nicht grĂ¶ĂŸer werden als 1; letzteres wĂ€re der Fall, wenn der gesamte WĂ€rmedurchlasswiderstand außen vor der AbsorberoberflĂ€che liegt - das allerdings wĂ€re dann eine Absorption im Raum entspr. einer 100%igen Transmission der Strahlung nach innen; das kann dann natĂŒrlich kein opakes Bauteil mehr sein, es wĂ€re vielmehr ein ideales Fenster. Praktisch kann eine Erhöhung von $R_A$ z.B. durch eine außen vor die AbsorberflĂ€che vorgestellte Glasscheibe erfolgen, oder einer anderen transparenten FlĂ€che, im optimierten Fall eine Verglasung mit geringem U-Wert aber hohem g-Wert. Diese Art Konstruktionen werden generell als sog. „transluzente WĂ€rmedĂ€mmung“ bezeichnet. Es gab eine regelrechten Hype in der Diskussion solcher Lösungen - und es gibt sogar zertifizierte Passivhaus-Konstruktionen, die nach einem solchen Prinzip arbeiten6). Zur korrekten Behandlung mĂŒssen diese passive Solarangebote dann Ă€hnlich behandelt werden wie diese Strahlungsangebote durch die Fenster. Ziemlich genau geht dies durch eine umfangreiche dynamische Simulation eines solchen Bauteils im Gesamtkontext des GebĂ€udes - so werden die effektiven Kennzahlen solcher Systeme bei der Zertifizierung durch das PHI behandelt. Aber auch mit dem PHPP ist eine ausreichend genaue AbschĂ€tzung möglich - dies erfolgt dann mit Hilfe einer an (5-ind) angelehnten Gleichung und der Einspeisung des so bestimmten passiv solaren WĂ€rmeangebotes in die Gesamtsumme der verfĂŒgbaren freien WĂ€rme, fĂŒr welche dann ein effektiver „solarer Nutzbarkeitsgrad“ des GebĂ€udes bestimmt wird. Diese Methodik hat sich ebenfalls bewĂ€hrt.
    Zur Gesamtbewertung des Ansatzes einer „transluzenten WĂ€rmedĂ€mmung“: TatsĂ€chlich ist z.B. mit der teil-transluzenten Kartonwaben-DĂ€mmung fĂŒr eine wenig verschattete sĂŒdausgerichtete opake Fassade eine höhere HeizwĂ€rmeeinsparung erreichbar: Der Netto-WĂ€rmeverlust im Winter kann so auf nahe Null reduziert werden, in gut geeigneten FĂ€llen kann es sogar Netto-WĂ€rmegewinne geben7). Allerdings steigt die ÜbertemperaturhĂ€ufigkeit im Sommer in den RĂ€umen angrenzend an die transluzent gedĂ€mmte Fassade signifikant an8). In sommerheißen Lagen wird sich unter diesen UmstĂ€nden eine Notwendigkeit zur aktiven KĂŒhlung kaum vermeiden lassen - das wiederum wird wohl in der Zukunft auf Grund des Klimawandels ohnehin weitgehend auch fĂŒr konventionelle GebĂ€ude,, unabhĂ€ngig von deren WĂ€rmeschutz, der Fall sein: Mit aktiver KĂŒlung erhöht sich der KĂŒhlkĂ€ltebedarf durch eine optimierte transluzente WĂ€rmedĂ€mmung dann um rund 4 bis 10 kWh/(mÂČa) - dementsprechend werden dafĂŒr rund 1 bis 3 kWhel/(mÂČa) an elektrischer Energie im Sommer mehr verbraucht. Diese sind kĂŒnftig jedoch im Grunde recht problemlos aus erneuerbarer Energie beisteuerbar; die erfordliche Vergrösserung der PV-FlĂ€chen dafĂŒr ist nicht bedeutend. Die Einsparung beim HeizwĂ€rmebedarf gegenĂŒber einem opak wĂ€rmegedĂ€mmten Standardfall liegt bei rund 6 bis 10 kWh/(mÂČa) HeizwĂ€rme. Der COP der WĂ€rmeerzeugung durch WĂ€rmepumpen im Winter ist ist allerdings geringer, so dass die dabei im Winter eingesparte elektrische Energie rund 2 bis 4 kWhel/(mÂČa) betrĂ€gt. FĂŒr die Bereitstellung von Strom zu Raumheizzwecken, insbesondere durch WĂ€rmepumpen, ist eine etwa 1,75fach erhöhte Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie erforderlich (PEr-Faktor Heizung).



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1)
Z.B. eine in ein Bauteil eingebettete Heizfolie oder eine „FußbodenheizflĂ€che“ (in dem Fall in guter NĂ€herung, wiel die WĂ€rmezufuhr dabei nicht ideal flĂ€chig erfolgt).
2)
beachte, dass $\frac {1}{R_A + R_B}$ gerade der U-Wert des Gesamtbauteils ist.
3)
Im Gegensatz zur einleitenden Bemerkung treffen diese Gleichungen daher sogar sehr viel besser zu, als zunĂ€chst vermutet. Allerdings ist es nicht zulĂ€ssig, sie nach Messungen von Momentanwerten zu verwenden: Wegen temporĂ€ren Ein- und Ausspeichereffekten sind die momentanen Abweichungen sogar oft sehr hoch: Allein, ĂŒber ZeitrĂ€ume von N mal 24 h (N ganz und grĂ¶ĂŸer etwa 5 Tage) mitteln sich diese Abweichungen, die tagsĂŒber kurzzeitig „weit“ nach oben gehen und nachts ĂŒber etwas lĂ€ngere Zeit deutlich nach unten im Mittel vollstĂ€ndig heraus. Dass das so sein muss, wird ĂŒbrigens klar, wenn wir bedenken, dass alle betrachteten VorgĂ€nge linear von den Randbedingungen abhĂ€ngen und ĂŒber den N mal 24 h Zeitraum der Energiesatz ebenfalls erfĂŒllt werden muss: Es kann dann maximal in der Energiebilanz die im Bauteil einmalig einspeicherbare WĂ€rme 'anders' wirken als die mit den Mittelwerten bestimmten WĂ€rmeströme nach außen und nach innen. Die „einmalig einspeicherbare WĂ€rme“ ist die WĂ€rmekapazitĂ€t des Bauteils multipliziert mit der mittleren Temperaturdifferenz im Bauteil von zuvor und danach - die z.B. nach einem vollstĂ€ndigen Jahr praktisch Null ist und innerhalb etwa monatlicher ZeitrĂ€ume kaum wenige Kelvin ĂŒbersteigt.
4)
Das kann z.B. auch durch LaubbÀume erfolgen
5)
ĂŒbrigens auf das gesamte Solarspektrum zu beziehen, also inklusive des nahen Infrarot, das Stichwort sind dann die sog. „cool colors“
6)
Das ist eine sog. Kartonwaben-WĂ€rmedĂ€mmung: Wabenkartons, wie aus der Verpackungsbranche bekannt, werden hier als DĂ€mmstoff außenseitig der z.B. gemauerten Fassade verwendet. Den Ă€ußeren Schutz bietet z.B. eine Glasscheibe. Die 'Löcher' werden dabei im Optimalfall in Richtung der zur Nutzung der gewĂŒnschten Strahlungsquelle ausgerichtet; das kann z.B. der Januarstand der Sonne sein. Die Strahlung dringt dann durch die Löcher in der betreffenden Zeit besonders tief in die DĂ€mmlage ein (dadurch: hoher $R_A$-Wert). Zu anderen Zeiten,, z.B. wenn im Sommer die Sonne hoch steht, dringen die Strahlen nur bis Nahe unter der Ă€ußeren OberflĂ€che ein: $R_A$ ist dann geringer, zugleich aber auch $R_B$ höher, so dass trotz der erhöhten Absorption die Netto-Solarlast im Sommer begrenzt wird. Das sind praktikable Lösungen, die sich auch in der Praxis bewĂ€hrt haben. Eine gewisse Komplikation bei der EinschĂ€tzung des Netto-Nutzens solcher Lösungen besteht darin, dass die erzielten passive solaren Gewinne durch diese opaken Bauteile unter genau den gleichen Randbedingungen auftreten, unter denen auch die 'konventionellen solaren Gewinne„ durch Fenster maximal sind((Eben z.B. an einem klaren Januartag
7)
Reduktion der Verluste dann gegenĂŒber eine ungedĂ€mmten Fassade bei 95 bis 110%; eine konventionelle DĂ€mmung „schafft“ hier rund 90%
8)
rund 5 bis 12% hĂ€ufigere Übertemperaturen
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