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Baesweiler Gymnasium
Autor: Rongen Architekten
Propsteigasse 2, 41849 Wassenberg, Germany
info@rongen-architekten.de
Umbau, Modernisierung und energetische Ertüchtigung des Gymnasiums Baesweiler (Bj. 1971) auf Passivhausstandard.
Baesweiler technische Daten:
Energiebezugsfläche (EBF) | Spez. Jahresheizwärmebedarf | |
---|---|---|
Trakt 1 - Schulamt | 1 017 m² | 13 kWh/m²a |
Gymnasium | 1984.4 m² | 19 kWh/m²a |
Trakte 3 & 4 | 3724.8 m² | 15 kWh/m²a |
Trakt 2 – Labore | 2 700 m² | 14 kWh/m²a |
Die Stadt Baesweiler hat sich das Ziel gesteckt, einem durchdachten Ablauf folgend alle städtischen Bestandsgebäude der Stadt Baesweiler energetisch zu optimieren. In einem ersten Schritt wurden dazu 21 kommunale Gebäude analysiert und deren energetisches Optimierungspotential untersucht. Hierzu wurde eine beispielhafte Planungsstrategie entwickelt. Nach einer genauen Bestandsaufnahme einschl. Nutzerbefragung und Detailanalyse des Gebäudepools wurden für jedes Gebäude Zielvorgaben, die vom nach EnEV 2009 vorgegebenen Mindeststandard bis hin zum Passivhausstandard reichen, festgelegt. Die Ergebnisse wurden umfassend dokumentiert und stehen als fertige DBU-Studie auch anderen Kommunen und der Öffentlichkeit zur Verfügung. So soll es auch anderen Kommunen ermöglicht werden, bei energetischen Gebäudesanierungen methodisch vorzugehen und Defizite in Planungsabläufen abzubauen.
Als eine erste Maßnahme dieser Untersuchungen wird das Gymnasium mit Turnhalle modernisiert und energetisch optimiert …und zwar auf Passivhausstandard, eine bislang einzigartiges Vorzeigebeispiel! Die Maßnahme ist insofern einzigartig, als es bisher nur zwei als „echtes Passivhaus“ zertifizierte Altbauten, die erstens sehr viel kleiner als das Gymnasium Baesweiler und zweitens mit einem Wärmedämmverbundsystem verkleidet sind, gibt. Die verantwortlichen Entscheidungsträger der Stadt Baesweiler haben sich neben den hohen umweltrelevanten Anforderungen wie über 90 % Heizenergieeinsprung und jährliche CO2-Einsparung von 530 t aber auch zum Ziel gesetzt, einen Beitrag zum notwendigen Abbau eines Vorurteils, das selbst viele Architekten immer noch verbreiten: „Passivhäuser sind dick gedämmte unproportionierte gesichtslose Kisten, die in einer guten Qualität vollen Architektursprache nicht zu realisieren sind“, zu leisten.
Abb. 1: Trakt 3 und 4 (links) sowie Trakt 1 (rechts) vor der Sanierung | Abb. 2: So werden sich Trakt 3 und 4 (links) sowie Trakt 1 (rechts) nach der Sanierung präsentieren |
Der Heizwärmebedarf des Gymnasiums lag vor der Sanierung bei 220 kWh/(m²·a). Nach der energetischen Sanierung wird sich dieser Wert auf 15 kWh/(m²·a), also um 90,7 % reduzieren.
Eine Erdsondenanlage (Sondenlänge ca. 1.700 m) wird direkt zur Kühlung (Natural Cooling) und in Verbindung mit einer Wärmepumpeanlage für die Beheizung genutzt. Damit wird der Schwerpunkt auf die Nutzung erneuerbarer Energien gelegt.
Im Sommer wird die Schule „passiv“ gekühlt. Der Sonnenschutz verhindert ein Überhitzen der Räume. Die Gebäudemasse nimmt tagsüber die entstehende Wärme auf, durch ein automatisch geregeltes Öffnen der Fenster bzw. durch die Lüftungsanlage wird die Gebäudemasse mit der kalten Nachtluft abgekühlt und steht am folgenden Tag wieder als Speichermasse zur Verfügung (Nachtauskühlung). Zusätzlich wird die Zuluft über die Erdsondenanlage vorgekühlt.
Durch die kontrollierte Lüftungsanlage werden alle Gebäudetrakte permanent mit frischer, wohltemperierter Luft versorgt. Ein besonderer Vorteil gerade für Schulen ist die dadurch bedingte erhebliche Reduzierung der CO2-Konzentration in den Klassenräumen, und die Schüler ermüden nicht mehr so schnell.
Auch die Beleuchtung der einzelnen Trakte wird energetisch optimiert. Über Bewegungsmelder können Zonen, die nur sporadisch genutzt werden, in Abhängigkeit der Nutzung geschaltet werden. In kontinuierlich genutzten Zonen mit einem ausreichenden Tageslichtangebot wie Klassenzimmer, Verwaltung, Pausenbereiche und Turnhalle wird die Beleuchtung in Abhängigkeit des zur Verfügung stehenden Tageslichtes über Sensoren gedimmt und wenn nicht benötigt, ausgeschaltet.
Die Warmwasserversorgung der Turnhalle erfolgt über eine thermische Solaranlage.
Abb. 3: Trakt 1 vor der Sanierung | Abb. 4: Trakt 1 nach der Sanierung; die thermische Hülle „hängt“ jetzt vor der Tragkonstruktion |
Abb. 5: Auch von innen bleibt die Baugeschichte des Gymnasiums ablesbar. | Abb. 6: Der fertige Trakt 1. Die Architektursprache sollte ehrlich bleiben. |
Mit der energetischen Optimierung des Gymnasiums werden auch die inneren Funktionsabläufe erheblich verbessert. Die Schule wird um eine neue Mensa ergänzt und dadurch ein qualifizierter Schulbetrieb als Ganztagsschule möglich. Außerdem wird ein Selbstlernzentrum, ein vergrößertes Lehrerzimmer, ein zusätzlicher Arbeitsraum für Lehrer eingerichtet und der Computer-Arbeitsraum optimiert. Der naturwissenschaftliche Bereich wird klarer strukturiert.
Durch den Erfolg der Antragstellung auf Förderung durch den Investitionspakt I des Landes NRW (der Antrag wurde als „der beste Antrag“ im Rahmen des Investitionspaktes I „gekürt“ und daher mit einem Zuschuss von 4,8 Mio € belohnt), standen Geldmittel zur Verfügung, die eine zügige Umsetzung ermöglichten.
Projektüberblick
Architekten:
Rongen Architekten
Propsteigasse 2, 41849 Wassenberg, Germany
info@rongen-architekten.de
Auftraggeberin:
Stadt Baesweiler
Herr Peters
Adresse: Mariastrasse 2, 52499 Baesweiler
Tel: 02401 | 800354
vertreten durch den Bürgermeister, Herrn Prof. Dr. Linkens
Projekt Details:
Planungszeitraum: 2008ff.
Realisierungszeitraum: 2009ff.
NGF: 12 841 m²
Kosten: KG300/400: 8.527.000 € Brutto
Bearbeitete Leistungsphasen.: 1-9
Siehe auch
Übersicht zu den Passipedia-Artikeln zum Thema „Nichtwohngebäude“
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