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Zuerst die Dämmung der Außenwand
Wenn zum Beispiel die Fenster erst wenige Jahre alt sind und sogar schon zweifach Wärmeschutzverglasung haben (Ug ≤ 1.3 W/(m²K)) macht es Sinn, diese Fenster noch so lange zu nutzen, bis sie ihre zu erwartende Lebensdauer von 30 Jahren oder mehr erreicht haben. Siehe dazu den Beitrag von Oliver Kah in diesem Band.
Wird in dieser Situation die Wärmedämmung auf der Außenwand realisiert, so müssen in der Laibung rund um das bestehende Fenster, d.h. im Sturz (Rollladenkasten), seitlich und an der Fensterbank Vorkehrungen zum Wetterschutz und vor allem zum Wärmeschutz getroffen werden. D.h. der Zwischenzustand muss derart hergestellt werden, dass er über mehrere Jahre bauphysikalisch einwandfrei funktioniert.
Bei einer konventionell durchgeführten Maßnahme wird in der Regel dazu nur die Laibung seitlich eher notdürftig gedämmt, die Fensterbank wird verlängert und ein im Sturz angeordneter Rollladenkasten bleibt meist bestehen, d.h. eine Überdämmung nützt dort so gut wie nichts, weil der Kasten von außen belüftet ist und innen in der Regel nicht gedämmt ist, Abbildung 7 links oben.
Im Hinblick auf eine spätere Erneuerung der Fenster in Passivhausqualität macht es jedoch Sinn, die Anschlussdetails für den Zwischenzustand so zu gestalten, dass das spätere neue Fenster auf 'einfache Weise' dann in der Dämmebene eingebaut werden kann. Weiterhin sollte der Zwischenzustand im Sturz am besten gleich mit der Realisierung der Außenwanddämmung so ertüchtigt werden, dass dort die erhebliche Wärmebrücke aufgrund des Rollladenkastens gleich beseitigt wird.
In Abbildung 7 ist ein Vorschlag für einen Zwischenzustand im Sturzbereich dargestellt. Der alte Rollladen wird entfernt und der Kasten wird mit Dämmstoff gefüllt. Für das spätere neue Fenster in der Dämmebene wird vor dem Mauerwerk eine Konsole (grün) und ein Platzhalter (beige) montiert. Zwischen Platzhalter und dem alten Fenster wird eine geeignete Abdeckung über dem alten ausgedämmten Rollladenkasten realisiert. Mit der Wärmedämmung wird dann außenseitig gleich ein neuer Rollladenkasten montiert. Somit ist der Zwischenzustand fertig, der gegenüber der alten Situation einen deutlich verbesserten Wärmeschutz aufweist, Abbildung 7, links unten.
Jahre später können dann das alte Fenster und der alte noch verbliebene Rollladenkasten demontiert und an der Stelle des Platzhalters das neue Fenster in der Dämmebene eingebaut werden.
Hinweis: es sei an dieser Stelle bemerkt, dass die Information über die Detailgestaltung des Zwischenzustands und die entsprechenden Vorbereitungen über Jahre hinweg aufbewahrt werden müssen. Dies dürfte bei Wohnbaugesellschaften weniger kritisch sein. Bei privaten Eigentümern bzw. Eigentümerwechseln besteht jedoch immer die Gefahr des Informationsverlustes. Dies stellt die Praktikabilität eines Zwischenzustandes insgesamt in Frage.
In der Laibung seitlich wird für den Zwischenzustand wieder ein Platzhalter für das später zu erneuernde Fenster in der Dämmebene eingebaut. Außenseitig wird die Rollladenschiene montiert. Der Abstand zwischen Platzhalter und dem alten Fenster wird mit Dämmstoff verfüllt. Platzhalter wie Dämmstofffüllung werden provisorisch überputzt. Der so hergestellte Zwischenzustand, Abbildung 8, links ist auch bauphysikalisch einwandfrei, d.h. die Temperaturen an den kritischen Stellen der Innenoberflächen sind höher als 13 °C, Abbildung 11. Jahre später kann für die Montage des neuen Fensters in der Dämmebene der Platzhalter und die Füllung wieder entfernt werden. Nach der Montage des neuen Fensters wird die Laibung raumseitig an der Stelle des alten Fensters überputzt.
Im Brüstungsbereich wird die alte Fensterbank demontiert, bzw. eine ggf. vorhandene steinerne Fensterbank außenbündig mit dem Mauerwerk abgesägt. Auf das Mauerwerk wird eine Konsole für das spätere Fenster montiert. Über diese Konsole und die Wanddämmung wird eine verlängerte Fensterbank angebracht. Der so entstehende Zwischenzustand, Abbildung 9 unten links, ist bezüglich der Innenoberflächentemperaturen kritisch, aber gerade noch akzeptabel, Abbildung 11 unten rechts.
Abbildung 10: Bestand Isothermenbilder zeigen die kritischen Oberflächentemperaturen am Fensteranschluss. |
Abbildung 11: Zwischenzustand Durch geeignete Maßnahmen lassen sich die Innenoberflächentemperaturen auf ein akzeptables Maß bringen. |
In Abbildung 11 sind die Details des Zwischenzustands zusammen mit den Grafiken aus einer zweidimensionalen Wärmestromberechnung dargestellt. Man erkennt, dass in der Laibung seitlich und im gut gedämmten Sturz im Bereich des alten Rollladens die Innenoberflächentemperaturen unkritisch sind. Lediglich im Brüstungsbereich, wo eine Überdämmung des alten Rahmens wegen der Wasserführung vollständig fehlt sinkt die Temperatur auf etwa 14 °C ab.
Der Endzustand, Abbildung 12, entspricht im Wesentlichen der Situation im Passivhaus: der Fensterrahmen ist in der Dämmebene angeordnet, so dass sich dementsprechend überall hohe Oberflächentemperaturen und minimierte Wärmebrückenverlustkoeffizienten (ψ-Werte) ergeben.
Abbildung 12: Endzustand Das Fenster in der Dämmebene und ein weitgehend überdämmter Rahmen schaffen optimale Oberflächentemperaturen an allen Innenoberflächen. |
In Abbildung 13 ist ein Kastenfenster mit einer sehr tiefen Zarge, bzw. einer sehr großen Rahmenbautiefe dargestellt, vgl. auch [AKKP 24]. Damit gelingt es, die Distanz zwischen der optimal gewünschten Position des Fensters in der Dämmebene und der Position des alten Fensters mittig im Mauerwerk zu überbrücken. Mit diesen Fenstern kann neben dem guten Wärmeschutz auch ein sehr guter Schallschutz realisiert werden.
Prinzipiell wäre es denkbar, wenn das alte Fenster nur wenige Jahre alt ist und mindestens eine Wärmeschutzverglasung aufweist, außenseitig ein zweites Fenster anzuordnen, so dass die gesamte Situation in etwa derjenigen in Abbildung 13 entspräche: das äußere neue Fenster muss etwas kleiner sein als das alte, damit man es noch nach innen öffnen kann.
Für diese Lösung müssen jedoch zwei Voraussetzungen erfüllt sein bzw. überprüft werden. Zum einen sollte die Regenschiene aus Metall, die bei konventionellen Holzfensterrahmen im Allgemeinen verbaut wurde, entfernt werden, um den Rahmen-U-Wert an dieser Stelle zu verbessern. Konventionelle Kunststoff-Fenster mit ungedämmten Hohlkammerprofilen eignen sich für diese Lösung nur bedingt, da deren Rahmen-U-Werte deutlich größer sind als die von Holzfensterrahmen.
Außerdem muss sehr genau geprüft werden, ob das alte Fenster (noch) ausreichend luftdicht ist. Die raumseitige Dichtungsebene, d.h. die Dichtung im alten Fenster, ist die wesentliche, weil sie verhindern soll, dass feuchtwarme Raumluft durch den Rahmenfalz nach außen strömt. Würde dies passieren, so müsste mit Kondensat auf den inneren Scheibenoberflächen des zweiten äußeren Fensters gerechnet werden. Der Luft-Zwischenraum zwischen den beiden Fenstern muss vielmehr nach außen belüftet werden, so dass eingedrungene Feuchtigkeit sicher nach außen abgeführt werden kann. Es genügt eine leichte Belüftung des Zwischenraums nach außen zum Dampfdruckausgleich.