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betrieb:nutzung_erfahrungen:nutzerverhalten:oeffenbare_fenster

Passivhaus Fenster -

…da spare ich mir doch die Öffnungsflügel der Fenster.

NEIN - auf keinen Fall! Ein jeder Aufenthaltsraum (Schlaf-, Kinder-, Wohnzimmer oder Küche) im Passivhaus benötigt mindestens ein Fenster, das sich öffnen lässt. Am besten ist ein herkömmlicher Dreh/Kipp-Beschlag. Dafür gibt es viele wichtige Gründe, hier an Kosten zu sparen ist der falsche Ansatz und kann später unangenehme Folgen haben:

• Im Sommer und in Teilen der Übergangsjahreszeiten ist das Ablüften von überschüssiger Wärme über die Fenster die einfachste, effektivste und kostengünstige und umweltfreundlichste Methode der Sommerkühlung. Am besten eignet sich hier eine Querlüftung. Die vernünftiger weise eingestellten Luftwechsel einer Passivhaus-Lüftungsanlage liegen deutlich niedriger, die Ventilatorabwärme verringert den Kühleffekt zusätzlich. (Diese Luftmengen sind für kalte Perioden im Winter konzipiert – sie dürfen gar nicht sehr hoch sein, weil sich sonst trockene Raumluft ergibt. Für deutlich höhere Luftmengen müsste das System ganz anders ausgelegt werden: Es würde teurer und weniger effizient – dabei lassen sich die höheren Luftmengen mit einem öffenbaren Fenster ganz leicht kostengünstig realisieren).

• Öffenbare Fenster werden vom Nutzer stillschweigend erwartet und eröffnen dem Nutzer flexible Optionen. Viele Nutzer betonen den notwendigen Kontakt zur Außenwelt, und sie wollen dies auch selbst entscheiden. Große Unzufriedenheit kann entstehen, wenn Nutzern diese Entscheidungskompetenz entzogen wird. Der Wunsch der Bewohner sollte immer berücksichtigt werden, es sei denn, das ist durch objektive Umstände einsichtigerweise nicht möglich (z.B. in einem U-Boot oder einem Raumschiff).

• Die Reinigung von Festverglasung ist im Normalfall aufwendiger als wenn die Fenster geöffnet und von innen gereinigt werden können. Das kann die Nutzung des Gebäudes vereinfachen und besonders im Nichtwohnbau ggf. die Betriebskosten reduzieren.

• Die Untersuchungen realisierter Passivhäuser zeigen, dass es auch im Winter keine Probleme mit der Beheizbarkeit der Gebäude oder einen nennenswerten Verbrauchsanstieg gibt, weil die Bewohner die Fenster längere Zeit offen lassen würden. Hier brauchen Planer und Architekt keine Sorgen vor einem befürchteten „Fehlverhalten“ der Bewohner zu haben. Es gibt sogar vereinzelt Bewohner die auch im Winter - trotz frischer Zuluft über die Lüftungsanlage - bei gekipptem Schlafzimmerfenster schlafen. Selbst hier ergaben sich keine Probleme für die Gebäude, nur geringfügig höhere Heizwärmeverbräuche. (vgl. http://www.passivhaustagung.de/Passivhaus_D/Passivhaus_Fenster_oeffnen.html)

• Wenn im Winter das Haus z.B. bei einer Party oder im Nichtwohnbau z.B. bei einer Versammlung deutlich höher belegt ist als im sog. „Auslegungszustand“ kann es angenehm sein, die warme Luft schnell und einfach ablüften zu können – also einfach Fenster auf.

• Nicht zuletzt kann ein öffenbares Fenster einen einfachen Rettungsweg darstellen.

Vereinzelt wurde uns berichtet, dass es auch Passivhäuser gibt, die überwiegend oder ausschließlich mit Festverglasung ausgestattet sind. Hier gab es die Berichte und Anfragen immer Aufgrund einer Unzufriedenheit mit sommerlichen Übertemperaturen oder dem fehlenden Außenkontakt. Dies kann mit einem Dreh/Kipp-Beschlag einfach vermieden werden.

Alle diese Gründe und Erfahrungen führen zu der Vorgabe, dass es zumindest ein öffenbares Fenster je Aufenthaltsraum geben sollte. Wenn ein Gebäude als qualitätsgeprüftes Passivhaus zertifiziert werden soll, ist dies zwingende Voraussetzung.

Siehe auch

Übersicht zu den Passipedia-Artikeln zum Thema „Nutzung und Erfahrungen“

betrieb/nutzung_erfahrungen/nutzerverhalten/oeffenbare_fenster.txt · Zuletzt geändert: 2018/10/29 13:21 von cblagojevic