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Möglichkeiten zur weiteren Optimierung von Strombedarf, Hülle und Haustechnik

Plädoyer für mehr Energieeffizienz

Die Welt hat sich gewandelt. Vor wenigen Jahrzehnten noch schienen die Energievorräte der Erde unendlich, vom Treibhauseffekt hörte man höchstens im Zusammenhang mit niederländischen Tomaten und Kernenergie galt als sicher, mehr noch, als so preiswert, dass sich Stromzähler wohl schon bald nicht mehr lohnen würden. Heute kämpfen wir gegen die Folgen des beginnenden Klimawandels und der radioaktiven Verseuchung. Die Wirtschaft leidet unter stetig steigenden Rohstoffpreisen, Ressourcenkonflikte sind an der Tagesordnung und das IPCC sowie der Club of Rome warnen eindringlicher den je vor den dramatischen Folgen unserer Wirtschafts- und Lebensweise.

Fraglos hat ein Umdenken stattgefunden: In breiten Bevölkerungsschichten, politische, kulturelle und ökonomische Eliten eingeschlossen, hat sich ein Problembewusstsein entwickelt. Nun ist nicht mehr die Kernenergie Heilsbringer, sondern die Erneuerbaren Energien. Kostenlos stehen sie zur Verfügung, wie im Schlaraffenland. Nur eingesammelt werden müssen sie. Oftmals vergessen wird, dass auch „Erneuerbare“ in ihrer Leistungsfähigkeit begrenzt sind und ihren Preis haben. Jedoch: Nur auf der Basis erneuerbarer Energiequellen ist eine nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweise möglich.

Wir sind also darauf angewiesen, mit den Energiemengen auszukommen, die wir schadlos aus unserer Umwelt entnehmen können. Und dies vor dem Hintergrund, dass wir in den industrialisierten Ländern nicht auf Komfort verzichten möchten und der Rest der Welt einen legitimen Anspruch auf eben dieses Komfortniveau erhebt. An einer Steigerung der Energieeffizienz, also dem Bereitstellen der gleichen Dienstleistung mit weniger Energie, geht kein Weg vorbei.

Seit nunmehr über 20 Jahren ist das Passivhaus Konzept der zehntausendfach materialisierte Beweis, dass es möglich ist, den Jahresheizwärmebedarf von Neubauten auf ein Zehntel dessen zu reduzieren, was im Bestand üblich ist – und das bei deutlich gesteigertem Komfort und unter der Prämisse der Wirtschaftlichkeit, und unter Wahrung von Bautradition und Gestaltungsfreiheit!

Aber: Sind mit dem Passivhaus alle Effizienzpotentiale ausgeschöpft? Und wenn nicht, sind weitere Effizienzsteigerungen noch wirtschaftlich? Diese und weitere Fragen werden in diesem Artikel diskutiert. Der Artikel versteht sich als eine Einführung in die Thematik, er gibt einen Überblick über den „State of the art“ und wagt an mancher Stelle eine Prognose, kann aber keine abschließenden Antworten geben.

Weitere Abschnitte für Mitglieder der IG Passivhaus

Zusammenfassung, Ausblick und Forschungsbedarf

Weitere Steigerungen der Energieeffizienz, sowohl die Haushaltsanwendungen als auch Gebäudetechnik und Gebäudehülle betreffend, können hochgradig einzelwirtschaftlich sein. Der Fokus künftiger Forschung sollte insbesondere auf den Bereichen Beleuchtung und Unterhaltungselektronik / Officeanwendungen und innovativer Gebäudetechnik für Passiv- und Nullheizenergiehäuser liegen. Hier ist insbesondere der Warmwasserbereich zu nennen, wo die Kombination häuslicher Grauwassernutzung in Verbindung mit Abwasserwärmerückgewinnung ein möglicherweise lohnendes Thema wäre, so wie auch das Verschmelzen von Gebäude- und Anwendungstechnik. Weiterhin sollte auch die Integration erneuerbarer Energien in die Gebäude und die damit verbundene Problemstellung der Ungleichzeitigkeit von Erzeugung und Bedarf betrachtet werden. Nur, wenn höchst energieeffiziente Konzepte auch wirtschaftliche Vorteile bieten, haben sie die Chance auf eine breite Umsetzung.

Literatur

[AkkP 7] Feist, Wolfgang (hrsg.): Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser Nr. 7 „Stromsparen im Passivhaus“, Passivhaus Institut Darmstadt 1997

[AkkP 30] Feist, Wolfgang (hrsg.): Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser Nr. 30 „Lüftung bei Bestandssanierung: Lösungsvarianten“, Passivhaus Institut Darmstadt 2004

[BKI 2011] BKI Baukosteninformationszentrum (Hrsg.): „Baukosten und Bauelemente, Statistische Kostenkennwerte“, BKI Stuttgart 2011

[Feist (hrsg.) 2005] Feist, Kah, Kaufmann, Peper: „Hochwärmegedämmte Dachkonstruktionen“, Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser, Phase III, Protokollband 29. Passivhaus Institut Darmstadt, 2005

[Feist 2005a] Feist, Wolfgang: „Zur Wirtschaftlichkeit der Wärmedämmung in Dächern“. In: [Feist (Hrsg.) 2005], S. 101 ff

[Feist 2007] Feist, Wolfgang: Passivhäuser in der Praxis. In: [Fouad, Nabil (Hrsg.) 2007]

[Feist (Hrsg.) 2012] Schnieders, Feist (Hrsg.), Schulz, Krick, Rongen, Wirtz: „Passivhäuser für verschiedene Klimazonen“, Passivhaus Institut Darmstadt, 2012

[Fouad, Nabil (Hrsg.) 2007] Fouad, Nabil (Hrsg.): Bauphysikkalender 2007; Ernst&Sohn, Berlin 2007

[Kah et.al. 2008] Kah, Feist, Pfluger, Schnieders, Kaufmann, Schulz, Bastian: Bewertung energetischer Anforderungen im Lichte steigender Energiepreise für die EnEV und die KfW-Förderung (Endbericht, Projektnummer 10.8.17.7-06.13). Passivhaus Institut Darmstadt, im Auftrag des Bundes-Verkehrsministeriums sowie des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, 2008

[Krick 2012a] Krick, Benjamin: „Kurzgutachten zu den thermischen Kennwerten der Studie des Fensters smartwin arctic“, Passivhaus Institut Darmstadt, 2012: im Auftrag der Firma Pro Passivhausfenster GmbH, Oberaudorf

[Krick 2012b] Krick, Benjamin: „Kurzgutachten zu den thermischen Kennwerten der Studie des Fensters Moskau“, Passivhaus Institut Darmstadt, 2012: im Auftrag der Firma ALPHA GROUP, Hunderdorf

[Pfluger et.al. 2012] Pfluger, Hasper, Kopeinig, Feist: „Energy and cost efficient ventilation systems with heat recovery – state of the art and how to enhance” Passiv Haus Institut Darmstadt und Universität Innsbruck (unveröffentlicht)

[Schnieders 2011] Schnieders, Jürgen: „Erfahrung mit der Wärmerückgewinnung aus Duschwasser“. Abstract für die 16. Internationale Passivhaustagung in Hannover. Darmstadt, 2011

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