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grundlagen:industriegesellschaft

Industriegesellschaft

Ein paar Fakten:

  1. Korrekt: Die Industrialisierung hat die menschlichen Gesellschaften aus jahrhundertelanger Not herausgeführt.3)
  2. Korrekt: Ohne industrielle Versorgung mit einer Vielzahl von lebensnotwendigen Gütern würde eine menschliche Population der Bevölkerungsdichte, wie wir sie heute haben, nicht lange existieren können4).
  3. Korrekt: Die Bevölkerungsdichte 'rasch' deswegen zu verringern5) ist KEINE Option6).
  4. Korrekt: Niemand kann und sollte sich einen 'raschen Zusammenbruch des Industriesystems' wünschen. Darum geht es auch gar nicht; eher im Gegenteil: Wie können wir eine Transformation des Industriesystems (quasi 'minimalinvasiv') so durchführen, so dass die unleugbaren7) Probleme gelöst werden?

    Jeder der oben genannten Punkte verdient eine ernste Diskussion, damit wir uns über die Lage der Zivilisation besser im Klaren sind.

    Es gibt aber noch ein paar mehr Fakten:

  5. Dass die Industriegesellschaft überhaupt so erfolgreich unsere Zivilisation verändern konnte, liegt ursächlich an der seit ca. 400 Jahren enorm verbesserten Erkenntnis über die Zusammenhänge der Natur. Wir haben etwas gelernt über Trägheit, Masse und Planetenbahnen und wenden das z.B. an auf Fahrzeuge aller Art. Wir haben 'Elektrizität' besser verstanden und wenden das z.B. an auf Bildschirme und Reiskocher. Wir haben weit besser verstanden, 'was Wärme ist' und wenden das massenhaft an in Verbrennungsmotoren für den Individualverkehr8).
  6. Die Pfade, die die Gesellschaft dabei gegangen ist, sind aber keinesfalls naturgesetzlich festgeschrieben. Ein Blick auf das 'erste Auto': Das wog 265 kg(!), die verwendete Fahrradtechnik ist unverkennbar9), 0,75 PS(!) waren ausreichend. Wo ist das Naturgesetz, nach dem daraus ca. 2 Tonnen und 157 PS(!) werden müssen? Ein 'modernes' Elektro-Dreirad wiegt auch nicht mehr, ist sogar ein wenig 'stärker'10) und es kommt viel weiter als der erste Benz. Es kommt aber mit weniger als einem Zwanzigstel der nicht erneuerbaren Ressourcen aus und kann an jeder Steckdose aufgeladen werden11) - und das geht künftig sogar allein mit erneuerbaren Ressourcen12). Kann die Industrie sowas produzieren?13) Wäre es das Ende der Industriekultur (`De-Industrialisierung?') wenn sich Wissenschaft, Technik und Wirtschaft im Individual-Verkehrssektor auf die Weiterentwicklung solcher Ansätze Richtung noch mehr Komfort, Sicherheit, Effizienz und Spaß am Leben konzentrieren würden? Motto: Wir behalten ein solches verträgliches Verbrauchs-Niveau14) bei, verbessern aber unter dieser Randbedingung das Fahrzeug immer mehr, um z.B. „noch mehr Spaß“ daran zu haben.
  7. Weitere Beispiele dafür, wie verantwortlich weiter entwickelte Technik15) Lebensqualität, Komfort und Lebensgefühl sehr stark verbessern kann, OHNE dazu planetare Ressourcen über Maßen auszubeuten finden sich im Beitrag zur Energieeffizienz. Dort wird auch deutlich, dass das in allen Industriesektoren 'geht', dass sich das Schritt für Schritt umsetzen lässt (und daher nicht die Gefahr massiver Umbrüche impliziert) und dass wir so zu gegebener Zeit möglicherweise auch immer wieder 'anders entscheiden' können… so sich das mit unseren Werten verträgt. Im genannten Beitrag finden sich eine Vielzahl bereits als praktikabel erwiesener Beispiele; die sind noch nicht einmal erschöpfend.

Zusammenfassend:

  • Nicht die Industrie sondern der Forscher- und Erfindergeist sind der Schlüssel zu Wohlstand und Lebensqualität.

  • Wissenschaft aber allein als Mittel zur „Wohlstandsmehrung“ aufzufassen, geht an der weit umfassenderen Bedeutung vorbei. Die Erkenntnis über die Zusammenhänge der Natur steigern auf vielfältige Art unsere Lebensqualität. Das muss nicht immer mit einem Konsumprodukt verbunden sein.

  • Schon gar nicht ist der Fortschritt an immer mehr materiellen „Verbrauch“ gebunden. Im Gegenteil: Schon lange sind wir über dem Punkt, an dem die negativen Auswirkungen überzogener16) Naturausbeutung den jeweiligen Zusatznutzen übersteigen.

  • Müssen wir deshalb 'verzichten' und 'deindustriealisieren'? Weder - noch. Es gibt andere Pfade; 'die Industrie' kann Systemlösungen bieten, die das Gesamtsystem Schritt für Schritt nachhaltiger werden lässt.

  • Natürlich geht dabei der nicht-umkehrbare Ressourcenverbrauch (z.B. an Kohle, Öl und Gas aber auch an Metallen und Zement) zurück, auch der 'Verbrauch' an Energie. Das Zivilisations-System gliedert sich auf solchen Pfaden in die Kreisläufe der Natur ein, ohne diese massiv disruptiv zu schädigen. Das bedeutet übrigens keinesfalls „Stillstand“, wie manche befürchten17)

3)
Nicht korrekt ist, dass das vor allem die 'Industrie' war(das hängt natürlich auch davon ab, wie 'Industrie' definiert wird). Weit bedeutender war die naturwissenschaftliche Erkenntnis und deren technische Anwendung.
4)
Da liegt ein bedeutender Irrtum von Romantikern, die ein 'zurück zur Natur' als sofort und problemlos durchführbar ansehen. Dass solche Irrtümer aufkommen, liegt auch daran, dass die meisten Menschen heute 'Hunger', 'Obdachlosigkeit', 'Naturkatastrophen' und 'die wahren Auswirkungen von Krieg' eben nicht kennen. Wirklich niemand sollte sich wünschen, dass sich das ändert.
5)
He, ist denn allen klar, was das bedeuten würde?
6)
Was nicht heißt, dass das passieren könnte, wenn wir den Zusammenhalt nicht bewahren können und die Probleme nicht zumindest ansatzweise lösen.
7)
wirklich extrem ernsten!
9)
Übrigens ein Genuss, die technischen Details dazu zu studieren.
10)
kann auch 'überdacht' sein
11)
Braucht nicht in der Apotheke Leichtbenzin zu kaufen
12)
Fahren weitgehend alle so effizient, dann braucht das weniger Strom, als wir schon 2018 allein aus PV erzeugt haben. Es 'ginge' somit SOGAR ein wenig „ineffizienter“. Es geht nur nicht ganz so ineffizient, wie wir es heute üblicherweise glauben machen zu müssen.
13)
Rhetorische Frage - einige Hersteller tun ja genau das
14)
der Verbrauch an nicht erneuerbaren Ressourcen, ganz genau das IST nämlich das Zerstörungspotential
15)
durchaus „industrietauglich'
16)
und überflüssiger!
17)
Das ist ein weiteres Thema, das wir auch noch bei Gelegenheit ansprechen wollen. Das Stichwort lautet auch hier „Effizienz“: Das, was wir in einer ökologischen Gleichgewichtswirtschaft an Effizienz gewinnen, können wir „straflos“ in Innovation umsetzen; und das Ausmaß an potentiellen Effizienzgewinnen ist (nahezu) unbegrenzt; nur um einen Aspekt davon zu erkennen: Künftige Generationen könnten sich tatsächlich entschließen, auch andernorts im Sonnensystem zu 'siedeln' und sich und unserem Planeten so zusätzliche Ressourcen erschließen. Dazu haben wir dann alle Zeit der Welt. Voraussetzung ist aber, dass wir jetzt die Überlebensfähigkeit der Zivilisation auf 'unserem Planeten' sichern. Noch hätte eine Marskolonie ohne Hilfe von der Erde kaum eine Überlebenschance, welch illusionäre Überheblichkeit, das zu glauben! Das zeugt vor allem davon, wie wenig wir von den Bedingungen auf Mars und von den Überlebensbedingungen eines stabilen Ökosystems wirklich verstanden haben.
grundlagen/industriegesellschaft.txt · Zuletzt geändert: 2022/11/05 13:11 von wfeist