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Caritas-Haus St. Josef - Erstes Altenpflegeheim als vorgefertigter Großmodulbau im Passivhausstandard

Autor:
Rongen Architekten
Propsteigasse 2, 41849 Wassenberg, Deutschland
info@rongen-architekten.de



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Breite VorderansichtNah-Vorderansicht


Die Verknüpfung von Modulbauweise mit Passivhausstandard bei einem Objekt dieser Größenordnung ist bislang ein Novum. Ein Pflegeheim, sei es als Neu-, Um- oder Ausbau, stellt aufgrund der bestehenden rechtlichen Bestimmungen immer besondere Anforderungen an seine Planung und Ausführung. Hinzu kamen bei diesem speziellen Bauvorhaben die Ansprüche an den Passivhausstandard für den kompletten Neubau.

Auch ein Modulbau im Passivhausstandard hat Anspruch an seine ästhetische Qualität.

Das Altenpflegeheim St. Josef in Mönchengladbach-Giesenkirchen ist ein neues Pflegezentrum mit 84 Pflegeplätzen. Es dient als Ersatzbau und Erweiterung für ein auf dem Grundstück bestehendes Altenpflegeheim mit 74 Plätzen. Bauherr und Träger ist der Caritas-Verband für die Region Mönchengladbach-Rheydt e. V.

Der Vorgängerbau entsprach in seiner baulichen Konzeption nicht mehr den Ansprüchen an eine zeitgemäße Altenpflege - dies betraf sowohl die pflegerische (Raumzuschnitte, Sanitärausstattung) als auch die betriebswirtschaftliche Seite (u. a. überdurchschnittlicher Personalaufwand). Eine Grundsanierung, verbunden mit einem Komplettumbau des bestehenden Hauses, wurde bauherrenseitig erwogen, jedoch nach Ermittlung und Abwägung der entstehenden Aufwendungen sowie insbesondere sozialer Folgen (Unterbringung der derzeitigen Bewohner während der Bauzeit) verworfen. Letztendlich fiel die Entscheidung für einen Neubau und einen Teilrückbau des vorhandenen Pflegezentrums aus den 60er Jahren. Der verbleibende Teil des Bestandes und der Neubau zusammen bilden heute das neue Pflegeheim.

In dem Neubau wohnen die BewohnerInnen in zwei langgestreckten, dreigeschossigen Gebäudeflügeln. Jeweils 14 Zimmer und ein zugehöriger Aufenthaltsraum in einem Flügel bilden eine Wohngruppe. Die Bewohner der jeweiligen Wohngruppen leben in einer festen Gemeinschaft zusammen – so kann eine „neue Familie“ entstehen. Schlüsselbegriffe wie familiäre Atmosphäre, Geborgenheit, Wohlbefinden und Selbstbestimmung gehört zum festen Bestandteil der Anforderungen des Trägers an das Projekt. Die Bewohner sollen sich in erster Linie wohl fühlen und nicht das Gefühl haben, in einer anonymen „Altenversorgeanstalt“ ihren Lebensabend verbringen zu müssen. Sie leben in dieser „neuen Familie“ und üben und zusammen „familiäre“ Aktivitäten aus, die über das gemeinschaftliche Kochen und Essen im Wohnbereich der jeweiligen Wohngruppen hinausgehen. Bei Bedarf kann sich jeder Bewohner selbstverständlich auch in seine eigenen „vier Wände“ zurückziehen.

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Aufenthaltsraum einer WohngruppeZimmer einer Wohngruppe


Die Zimmer sind so geplant, dass je zwei Einzelzimmer auch „zusammengeschaltet“ werden können. Zwischen zwei Einzelzimmern wird jeweils ein entsprechend schallgeschützter Schrank als „Wohnungstrennelement“ eingebaut, der im Falle der „Zusammenlegung“ der Zimmer einfach ausgebaut wird. So ist es auch möglich, dass beispielsweise ein Ehepaar zwei Räume (Wohnen und Schlafen) zusammen nutzt. Dabei würde ohne großen Aufwand ein Duschbad zum Kochbereich umfunktioniert. So entstünde eine kleine, autarke Wohnung für zwei BewohnerInnen. Jederzeit könnte ohne größeren Aufwand wieder die Umwandlung in zwei separate Einzelzimmer erfolgen. Dadurch ist gewährleistet, dass der durch den Tod des Partners hinterbliebene Bewohner in „seiner Familie“, also in seiner Wohngruppe, verbleiben kann. Der Umzug in ein Einzelzimmer an anderer, für ihn völlig anonymer Stelle innerhalb des Hauses, kann so vermieden werden.

Für den Neubau musste ein großer Teil des von den BewohnerInnen lieb gewonnenen Gartens geopfert werden. Als Ausgleich hierfür wurden sämtliche verbleibenden Freiflächen hochwertig hergerichtet. Für die an Demenz erkrankten BewohnerInnen ist ein eigener, auf deren Bedürfnisse zugeschnittener Freibereich geschaffen worden.

Die Entscheidung, auch dieses neue Altenpflegeheim als Passivhaus zu errichten, fiel dem Bauherrn leicht. Nicht zuletzt die sehr guten Erfahrungen des Trägers mit dem bereits 2003 auch als Passivhaus gebauten Caritas-Haus Neuwerk, bei dem sich von Beginn an eine Einsparung von rund 8.500 Euro in jährlichen Gesamtausgaben ergab (vor allem aufgrund der massiven Energiepreissteigerungen in den vergangenen Jahren beläuft sich der jährliche Liquiditätsvorteil für das Caritas-Haus Neuwerk inzwischen auf nahezu 21.000 Euro), waren mit ausschlaggebend für diese Entscheidung. Ein wesentlicher Qualitätsfaktor auch für das neue Haus ist die Tatsache, dass der sonst für Altenheime typische Uringeruch im Caritas-Haus Neuwerk bislang ausgeblieben ist.

caritas_haus_st_josef_fig_5.jpgSeitenansicht der Fassade des St Joseph Gebäudes

Mit dieser Baumaßnahme ist erstmals der Passivhausstandard in vorgefertigter Modulbauweise bei einem Großbau umgesetzt worden.

Eine Besonderheit der Bauaufgabe bestand darin, den Neubau bei noch bewohntem Altbaubestand zu errichten. So wurde zuerst lediglich der Querriegel („Sägezahn“) des Bestandes abgebrochen, während das Restgebäude weiter vollständig bewohnt blieb. Das neue Pflegezentrum ist neben dem alten Pflegeheim in die Höhe „gewachsen“ und zwar bei noch bewohntem Altbau. Daher musste eine Bauweise gewählt werden, mit der die Bauzeit auf dem Grundstück auf ein mögliches Minimum reduziert werden konnte. Diese Vorgabe führte zur Entscheidung für den vorgefertigten Modulbau. Die Module wurden in Zusammenarbeit mit den Systemherstellern entwickelt. Die Bauzeit konnte von etwa 20 Monate auf 5 Monate reduziert werden. Dank der Vorfertigung in den Fertigungshallen war es möglich, den Aufbau der Module selbst vor Ort in nur wenigen Tagen und vor allem ohne die sonst baustellenüblichen Belästigungen wie Lärm und Schmutz durchzuführen.

Das einzelne Modul hat eine Größe von 3,89m x 15,25 m und ist 3,20 m hoch. Ein Modul umfasst in der Regel zwei BewohnerInnenzimmer mit Badezimmern und dem dazwischen liegenden Flur. Die Module waren zum Zeitpunkt der Montage auf der Baustelle bereits voll eingerichtet: Die BewohnerInnenzimmer hatten schon Fenster, Türen und Heizkörper. Sie waren fertig tapeziert und auch die Bäder waren komplett: Vollständig gefliest und eingerichtet mit Toilette, Waschbecken und Dusche. Lediglich die Anschlüsse für Elektro, Heizung und Wasser mussten noch mit dem System verbunden werden.

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Baustelle des St Joseph Gebäudes


Projektüberblick

Erstes Altenpflegeheim als vorgefertigter Großmodulbau im Passivhausstandard weltweit, 84 Plätze

Architekten:
Rongen Architekten
Propsteigasse 2, 41849 Wassenberg, Germany
info@rongen-architekten.de

Auftraggeberin:
Caritasverband für die Region Mönchengladbach-Rheydt e. V.
Adresse: Albertusstrasse 36, 41061 Mönchengladbach, Deutschland
Tel: 02161/810211
vertreten durch den Geschäftsführer, Herrn Otto Nieswand

Projekt Details:
Planungszeitraum: 2004-2008
Realisierungszeitraum: 2008-2010
NGF: 4,478 m²
Kosten: KG300/400: 6.882.000 € Brutto
Bearbeitete Leistungsphasen: 1-9

Siehe auch

beispiele/wohngebaeude/pflegeheime/caritas-haus_st._josef_-_erstes_altenpflegeheim_als_vorgefertigter_grossmodulbau_im_passivhausstandard_moenchengladbach_deutschland.txt · Zuletzt geändert: 2011/01/27 03:46 von beatrice