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Luftdichtheit und Winddichtheit
Die Begrifflichkeiten Luftdichtheit und Winddichtheit bezeichnen im Bauwese unterschiedliche Sachverhalte:
Die Winddichte eines Gebäudes dient dazu, die Bauteile vor Luftbewegung innerhalb der Wärmedämmung zu schützen. Dabei handelt sich vor allem um die Vermeidung einer Luftbewegung von außen durch die Dämmung und an einer anderen Stelle wieder aus der Wärmedämmung hinaus. Dadurch wird die Dämmfunktion vermindert.
Die Luftdichtheit dagegen vermeidet eine durchgehend von innen durch die Gebäudehülle nach außen gehende Luftströmung1). Im Winter kann dadurch warme Raumluft entweichen2) und kühle Außenluft nachströmen3). Mangelnde Luftdichtheit kann bedeutende Bauschäden zur Folge haben.
Beide Effekte führen bei Nichtbeachtung zu erhöhten Energieverbräuchen.
Luft- und Winddichtheit von Gebäuden sind beide wesentliche Qualitätsmerkmale für energieeffizientes Bauen. Der Planer muss sich allerdings darüber bewusst sein, dass auch bei jedem 'gewöhnlichen' Gebäude eine diesbezügliche Qualitätssicherung unabdingbar ist, um Bauschäden zu vermeiden.
Qualitätsmerkmal Luftdichtheit
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Luftdichtheit eine grundlegend notwendige Eigenschaft von Gebäuden ist und damit ein Qualitätsmerkmal darstellt. Luftdichte Gebäude verfügen über die folgenden Vorteile:
- Vermeidung von feuchtebedingten Bauschäden
- Vermeiden von Zugluft und Fußkälte
- Vermeiden von hohen Infiltrationswärmeverlusten
- Grundlage für den Einsatz einer regelbaren bedarfsorientierten Lüftung
- Grundlage für die Funktion der Wärmedämmung
- Verbesserung des Schallschutzes
- Verbesserte Innenraumluftqualität
Übrigens ist der Begriff „Luftdichtheit“ im Bauwesen eigentlich unglücklich gewählt. Perfekt „dicht“ sind am Bau nur wenige Bauteile (eine Glasscheibe z.B.). Sowohl in der Fläche als auch bei den Anschlüssen geht es im Bau ansonsten nur darum, die Höhe der Leckage auf ein unkritisches Niveau zu bringen: Eben so gering, dass alle oben genannten sieben Punkte unproblematisch funktionieren. Selbst die besten Passivhäuser sind im Vergleich zu einem Raumschiff oder einem U-Boot immer noch ziemlich undicht. Die Luftdichtheit im genannten Rahmen zu verbessern hat nur Vorteile - und keine Nachteile; selbstredend muss der Luftwechsel immer auf ausreichendem Niveau verbleiben (vgl. die Kapitel zur
Lüftung). Durch eine undichte Hülle ist das aber (z.B. bei Windstille) gar nicht zu erreichen.
Winddichtheit
Mit der Luftdichtheit darf die Winddichtheit nicht verwechselt werden, wie es im allgemeinen Sprachgebrauch in Deutschland häufig vorkommt. Die Windabdichtung eines Gebäudes dient dazu, die Bauteile vor Luftbewegung innerhalb der Wärmedämmung zu schützen. Diese führt sonst zur Störung der Dämmfunktion und damit zu erhöhten Energieverbräuchen. Die Ursachen hierfür sind:
- Durchströmung von lockeren, nicht abgedeckten Faserdämmstoffen im Bereich von Hinterlüftungen (z.B. unter Dacheindeckungen mit unwirksamen Unterspannbahnen oder Unterdächern bzw. hinter Vorhangfassaden)
- Zirkulationsströmungen zwischen kalter und warmer Seite von Dämmschichten in Hohlräumen
Diese Probleme treten besonders bei Holzbauteilen auf und lassen sich durch eine sog. „Sparrenvolldämmung“ lösen. Insbesondere Eingeblasene Dämmstoff sind heir regelmäßig im Vorteil. Allerdings muss dieser Punkt bei der Planung aller wärmegedämmten Gebäudetypen Beachtung finden.
Bei der Winddichtheit handelt es sich demnach um einen völlig anderen Sachverhalt als bei der Luftdichtheit, der eine wichtige Ergänzung des Konzeptes, besonders für energiesparende Gebäude, darstellt.
Siehe auch
Übersicht der Passipedia-Artikel zum Thema „Luftdichtheit“