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„Am Buir“, Wassenberg - kleinstes freistehendes Passivhaus - abgeschlossene Baumaßnahme

Autor: Rongen Architekten
Propsteigasse 2, 41849 Wassenberg, Germany
info@rongen-architekten.de



Der Passivhausstandard ist der weltweit anerkannte höchste Energieeffizienzstandard. So benötigt ein Passivhaus nur noch 20 % der Heizenergie, die Neubauten heute in Deutschland verbrauchen dürfen. Passivhäuser sind aber nicht nur äußerst energieeffizient, sie bieten ihren Bewohnern darüber hinaus allerhöchsten Wohnkomfort und beste Luftqualität.

Die gebaute Umwelt hat erheblichen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Schon immer war es selbstverständliche Aufgabe von Architekten, gesamtgesellschaftliche Entwicklungen und Herausforderungen in ihre Entwürfe zu integrieren. Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist der Beitrag zum Klima- und Umweltschutz und demzufolge das energieeffiziente Bauen.

Die Passivhaustechnologie stellt für diese Fragestellungen erfolgreiche nachhaltige Lösungen zur Verfügung …und Architektur war von jeher mehr als nur oberflächliches Design. Gute Architektur verkörpert eine Einheit von Funktion, Wohlbefinden und künstlerischem Wert. Gute Architektur ist in der Lage, die Anforderungen von Funktion, Konstruktion, Ökonomie und auch der Ökologie auch gestalterisch darzustellen.

Aber ein Haus mit einer Wohnfläche von nur 83 m², bei dem dazu der rückwärtige Giebel ein Teil der historischen Stadtmauer ist und aus Gründen des Ensembleschutzes auch sonst ein nicht unerheblicher Teil des Vorgängerbaus erhalten bleiben musste, auf Passivhausstandard zu bringen, ist schon eine besondere Herausforderung.

Das Volumen und die Baukörperform sollte außerdem in Abstimmung mit der Denkmalpflege exakt dem Vorgängerbau entsprechen.

Abb. 1: Straßenansicht vorher Foto: Rongen Architekten
Abb. 2: Straßenansicht nachher Foto: Rongen Architekten

Abb. 3: Gebäuderückseite vorhe; Foto: Rongen Architekten
Abb. 4: Gebäuderückseite nachher; Foto: Rongen Architekten

Das Verhältnis der Gebäudehüllfläche zu seinem Volumen beeinflusst entscheidend den Heizwärmebedarf eines Gebäudes. Gerade bei kleinen, freistehenden Häusern ist dieses Verhältnis unverhältnismäßig groß - und damit auch der Transmissionswärmeverlust. Und das bedeutet auch: Je kleiner ein Gebäude ist, desto schwerer lässt sich Passivhausstandard erreichen.

Abb. 5: Straßenansicht Foto: Rongen Architekten
Abb. 6: Stadtmauer und Wohnhaus sind zu einer Einheit verschmolzen Foto: Rongen Architekten

Bei dem kleinen freistehenden Haus „Am Buir“ in Wassenberg wurde dies mit einer Reihe von Maßnahmen erreicht, angefangen bei den zur Sonnenseite hin orientierten Fenstern mit sehr guten U- und g-Werten bis hin zu einem Lüftungssystem mit einer hohen Wärmerückgewinnung.

Einen entscheidenden Beitrag aber hat die Fassadendämmung geleistet. So kam ein Wärmedämmverbundsystem mit ʎR = 0,022 W/mK auf der Basis von Resol Hartschaum zum Einsatz. Die Dicke der Außenwanddämmung konnte so auf 240 mm begrenzt werden. Zum Vergleich: Mit heute vielfach noch verwendeten WDV-Systemen mit ʎR = 0,040 W/mK wäre eine Dämmstärke von 430 mm erforderlich gewesen. Resol-Hartschaum gehört der Baustoffklasse B1 an und verfügt damit außerdem über gute Brandschutzeigenschaften. Das Material ist FCKW- und HFCKW-frei und damit auch gesundheitlich unbedenklich.

Der Dämmstoff wurde in zwei Schichten von jeweils 120 mm aufgebracht. So konnten durchgängige Fugen und auch unnötige Wärmebrücken sicher vermieden werden. Die erste Lage der Dämmplatten wurde verklebt und verdübelt. Dafür wurde sie rahmenförmig an den Rändern mit drei senkrechten Streifen Klebemörtel beschichtet; durch die gleichmäßige Verteilung des Mörtels konnte sichergestellt werden, dass nach dem Andrücken mindestens 60 Prozent der Fläche mit dem Untergrund verbunden waren. Um das Risiko von Rissen zu vermindern, wurden die Dämmplatten an den Fenster- und Türecken ausgeklinkt, so dass in den Ecken keine Dämmstofffugen entstanden. Im Anschluss erfolgte die zusätzliche Verdübelung der Platten. Erst danach brachte die mit der Ausführung beauftragte Firma die zweite Schicht der Dämmplatten an und verklebte diese vollflächig. Im folgenden Arbeitsgang wurde in zwei Lagen bewehrter Mörtel mit einer Körnung von 0,5 mm aufgebracht. Dadurch konnte eine feine Oberflächenstruktur erreicht werden. Entscheidend für die Wahl des Leicht-Edelputzes war seine hohe Wasserdampfdurchlässigkeit, durch die ein gesundes Wohnklima geschaffen wird.

Abb. 7 Südansicht; Foto: Rongen Architekten

Nachdem der Putz ausgetrocknet war, wurde die weiße Fassadenfarbe aufgebracht. Sie steht in einem spannungsreichen Kontrast zu den dunklen, fast rahmenlos in Erscheinung tretenden Fensterflächen und den Außenwänden, die z. T. Teil mit anthrazitfarben, vorlasierten (also den natürlichen Verwitterungsprozess des Holzes bewusst vorweggenommen) Lärchenholzleisten verkleidet sind.

Obwohl zwei Schichten Dämmmaterial mit einer Gesamtdicke von 240 mm aufgetragen worden sind, ist die Fassade schlank geblieben. Das Vorurteil, Passivhäuser seien schlecht gestaltete und unförmige Kisten, konnte mit der Realisierung dieses besonders kleinen Passivhauses widerlegt werden.

Es ist alles andere als ein „ unförmiger Klotz in der Landschaft.“ Das Haus ist kein Fremdkörper sondern untrennbarer Bestandteil der historischen Stadtmauer mit dem mittelalterlichen „Verlorenenturm“ geworden.

Technische Daten:

→ Holz-Fiberglasfenster mit
3-Scheiben Verglasung
Uw =0,65 W/m²K, g-Wert = 52%

→ Lüftungsanlage mit 92% Wärmerückgewinnung

n50 =0,3 h-1

→ Heizwärmebedarf: 13,7 kWh/(m²a)

→ Primärenergiekennwert: 112 kWh/(m²a)

Abb. 8: Innenraumeindrücke; Fotos: Rongen Architekten

Architekten: Rongen Architekten
Propsteigasse 2, 41849 Wassenberg, Germany
info@rongen-architekten.de

Siehe auch

Übersicht zu mehr Beispielen zum Thema „Wohngebäude“

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