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Heizen mit Holz

Das ist eines der Themen, die ziemlich stark emotionalisiert diskutiert werden: Auf beiden Seiten haben sich Menschen mit starken Argumenten festgelegt - und dementsprechend ist die Diskussion belastet. Wir versuchen hier, die faktisch belegbaren Tatsachen zusammen zu tragen. Das ergibt ein gemischtes Bild; aber mit dennoch ziemlich klarem Gesamtergebnis.

Warum ein gemischtes Bild?

Weil die Umstände und Randbedingungen sehr unterschiedlich sein können: Zwischen einem sparsam beheizten Forsthaus mit einem gut eingestellten modernen Kessel und einer ungedämmten Altbauwohnung in der Innenstadt mit einem offenen Kamin. Zwischen thermischer Verwertung von Holzresten und Brennholzimport aus fernen Kontinenten. Zwischen geregelter Verbrennung und schlecht ziehenden alten Schornsteinen. Zwischen gut durchgetrocknetem Brennholz und dem Verbrennen von 'was-weiß-ich-denn' weil es halt billig irgendwo erhältlich war.

Schauen wir genauer und vor allem quantitativ hin, dann allerdings bleibt von der Mischung bei nüchterner Betrachtung nur wenig an wirklich empfehlenswerten Anwendungsfällen von Biomasse-Verbrennung übrig: Natürlich ist das auch wieder nicht „so schlimm“, dass es die oberste Priorität wäre, endlich auch den letzten Holzofen still zu legen. Auch da ist die Debatte weit überzogen: Tatsächlich richtet die Verbrennung von fossiler Kohle, Öl und Gas noch immer den bei weitem größeren Schaden an.

Auch richtig ist: Durch einen weiteren Umstieg auf direktes Heizen mit Biomasse wird nicht viel gewonnen in Bezug auf die bedeutenden Probleme (z.B. den Klimawandel). Noch bedeutender zu bedenken: Die verfügbaren Biomasse-Mengen reichen (bei weitem!) nicht aus, um einen bedeutenden Anteil auch nur der Heizwärme bereit zu stellen. Das sind derzeit in Deutschland weniger als 6% der Heizenergie; und, es gibt praktisch kein ökologisch sinnvolles Potential von „noch mehr“. Das wird sehr schnell klar, wenn auch die alternative Verwendungskonkurrenz von Stroh, Holz und anderer Biomasse mit einbezogen wird: Was auch immer mit dem Material als Gebrauchsgegenstand mit Nutzwert gemacht werden kann, so dass der enthaltene Kohlenstoff eben NICHT verbrannt wird, ist immer bedeutend besser als die Verbrennung. Die materielle Verwendung der Bio-Rohstoffe hat jedoch gerade eben erst so richtig begonnen. Hier trauen wir uns dennoch, zu prognostizieren: Es wird nicht viel übrig bleiben, an Bio-Material zur Verbrennung; und das, was übrigbleibt, ist dann immer noch am sinnvollsten in Form jahreszeitlich gespeicherter Brennstoffe in stromgeführten Heizkraftwerken einsetzbar; mit sehr guten Feinstaubfiltern. Zwischen dem Nutzen, den ein solcher Einsatz hat und einer einfachen Holzheizung (auch mit guten Kesseln) liegen Faktoren vier bis acht. Ökologisch verantwortlich ist es daher, den wenigen verfügbaren Brennstoff aus Biomasse für diese Anwendung verfügbar zu lassen - und keinesfalls z.B. ausgerechnet im Sommer für die individuelle Warmwassererzeugung zu verschwenden. Dafür ist dann tatsächlich eine Solaranlage weit besser geeignet, kostengünstiger und umweltfreundlicher.

Liegt ein wirklich effizient gebautes Gebäude vor (wie ein Passivhaus oder eine fertiggestellte EnerPHit-Sanierung), dann ist der dabei für eine winterliche Raumheizung erforderliche 'Holzbedarf' sehr gering (wir haben das z.B. in [AkkP 36 Heizen mit Holz und Biomasse] systematisch betrachtet1) ). Sind alle Gebäude so effizient, dann würde allein das Restholz durchaus für alle reichen2). Viel entscheidender ist dabei aber: gerade für energieeffiziente Gebäude ist der investive und wartungsseitige Aufwand für eine über Verbrennung betriebene Heizung höher als es der Einsatz einer einfachen Wärmepumpe, dass dies allein schon aus diesem Grund nicht die überwiegend getroffene Wahl darstellt.

Praktische und ökonomische Gesichtspunkte

  • Zu bedenken ist, dass die Effizienz vieler alter Öfen extrem gering ist (oft unter 50%; während eine einigermaßen vernünftig eingestellte Zentralheizung schon immer noch bei mindestens 80% liegen wird); ob mit Umstieg auf Hokzöfen überhaupt Kosteneinsparungen erreichbar sind, ist fragwürdig.
  • Durchaus richtig ist, dass in dem ganz extremen Fall, dass der Betrieb der Zentralheizungen nicht mehr gewährleistet wäre3), so ein 'Notfallofen' dann immer noch zumindest einen warmen Raum ermöglichen würde4).
  • Wichtiger noch sind aber die folgenden Gesichtspunkte:
  1. Die meisten Menschen heute sind sich der Gefahren der Holz- oder Kohle- Einzelofenheizung nicht mehr bewusst: Verbrennungsabgase können durchaus häufig auch in den Raum gelangen. Sie enthalten das hochgiftige Kohlenmonoxid - Tote durch CO-Vergiftungen waren schon in der Zeit der dominanten Einzelofen-Heizungen nicht selten und damals waren die meisten Menschen über diese Gefahr aufgeklärt. Bei Rauchentwicklung im Raum: Fenster weit auf!
  2. Durch Feuerstellen in den Wohnungen gibt es natürlich auch eine bedeutend gesteigerte Brandgefahr. Auch die lässt sich, durch Kenntnis der Sachverhalte, reduzieren. Darüber werden wir an anderer Stelle weiter aufklären. Hier besteht ein gar nicht geringes Restrisiko, so dass es besser ist, diese „Alternative“ nicht massiv zu strapazieren.
  3. Die Emissionen einfacher alter Holzöfen über den Schornstein sind nicht unbedeutend.
  4. „Brennholz“ war in der Gaspreiskrise keinesfalls wirklich billig. Warum nicht? Das hat genau mit den oben schon behandelten Mengengrenzen in der Verfügbarkeit von Holz zu tun: Das reicht eben nicht weit und schon gar nicht für alle. Steigt die Nachfrage stark an, wie das wegen hoher Öl- und Gaspreise der Fall war, denn werden eben auch Brennstoffe auf Basis von Biomasse knapp und daher dann auch teuer.

Fazit, Holzheizung kurz gefasst

Derzeit sind es um die 6% des Heizwärmebedarfs, der so gedeckt wird. Eine wesentliche Steigerungsmöglichkeit ist rein mengenmäßig nicht gegeben - und wird sich wegen zunehmender Alternativverwendung der Bio-Rohstoffe künftig verteuern. Aus eben diesem Grund ist eine Ausweitung auch nicht wirklich sinnvoll.

  • Die extrem emotional geführte Diskussion über das „Heizen mit Holz“ ist nicht sinnvoll: Die verfügbaren Mengen sind unbedeutend und ausgeschöpft, gerade für effiziente Gebäude sind andere Alternativen kostengünstiger, wartungsärmer und umweltfreundlicher (z.B. Mini-Wärmepumpen).
  • Die extrem emotional geführte Diskussion über das „Heizen mit Holz“ ist nicht sinnvoll: Eben wg. der geringen Mengen ist ein evtl. 'angerichteter Schaden', wie es von der „anderen Seite“ oft stark betont wird, begrenzt5). Wir haben wichtigere Aufgaben!
  • Die extrem emotional geführte Diskussion über das „Heizen mit Holz“ ist nicht sinnvoll: Die Diskussion lenkt von den tatsächlich überall sinnvollen Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung ab. Wirklich sinnvoll ist überall die Verbesserung des Wärmeschutzes, der Einsatz von Wärmerückgewinnung, der Übergang zu Wärmepumpen bei jeder sich bietenden Gelegenheit - und natürlich der Ausbau von erneuerbaren Energiequellen, auch an den Gebäuden, z.B. mit Hilfe von PV-Anlagen. Und insbesondere sinnvoll ist der Ausbau der Verwendung von Biomaterialien aller Art als Baustoff und Werkstoff. Das bindet den Kohlenstoff - und entlastet die Atmosphäre, lokal und global.

Literatur

[AkkP 36] Heizung mit Biobrennstoffen für Passivhäuser, Protokollband Nr. 36 des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser Phase IV, Passivhaus Institut, Darmstadt, 2007

1)
Wenn Sie dort nachlesen, werden Sie sicher feststellen: Im Vergleich zum damalig vorherrschenden Bio-Brennstoff-Hype waren die Autoren dieser Arbeitskreissitzung recht zurückhaltend und sie haben schon 2007 auf die Begrenztheit der Biomasse als Energiequelle hingewiesen. Unverkennbar ist aber auch, dass die Passivhaus-Entwicklung seither weiter gegangen ist und zusätzliche Erkenntnisse gewonnen hat; wie auch die ökologischen Bilanzen der Wald-Ökosystem-Forschung jetzt erweitert sind. Das hat die Bewertung erkennbar verschoben - es gibt jetzt erheblich umweltfreundlicher Alternativen zum Heizen mit Biomasse, und die sind sogar kostengünstiger, insbesondere in energieeffizienten Gebäuden. Zudem beginnt die Nachfrage nach Biomasse als Bau- und Rohstoff anzuziehen, und dies ist unbestreitbar eine gute Entwicklung. Nach wie vor sehen wir die Verwendung von Biomasse für Heizzwecke in sehr energieeffizienten Gebäuden bei guter Rauchgasbehandlung als eine Möglichkeit in bestimmten Bereichen an; ohnehin nur auf den Kernwinter begrenzt, die Solaranlage ist da Pflicht!
2)
immer noch ist aber fast jede alternative Verwertung, insbesondere als Material und für stromgeführte KWK, besser
3)
danach sieht es aber wirklich nicht aus
4)
Dann aber sollte aber eingekauftes Brennholz für genau diese Situation zurückgehalten werden
5)
Ja, die Feinstaubemissionen müssen begrenzt bleiben
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