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Monitoring „Good Energy Haus“, Minneapolis, Minnesota, USA

Author: Tim Eian, Søren Peper

Einleitung

Das Einfamilienhaus in Minnesota, USA, wurde als Passivhaus geplant und im Jahr 2020 bezogen. Es wurde bisher von 4 Personen bewohnt und wird monovalent mit einer Wärmepumpe geheizt und gekühlt. Mit einer zweiten Wärmepumpe erfolgt die Warmwasserversorgung mit der Wärmequelle „Raumluft“. Aufgrund der guten Ausstattung mit Messtechnik für die unterschiedlichen Stromverbräuche und die Raumluftbedingungen sowie die aufgestellte PHPP-Energiebilanz bietet sich das Gebäude für eine genauere Untersuchung der Verbrauchswerte an.

Fotos: Corey Gaffer, Gaffer Photography

Gebäudevorstellung

Das vom TE Studio Gründer Tim Delhey Eian (Dipl.-Ing., CPHD p3829) als Wohnhaus für seine Familie entworfene Good Energy Haus wurde 2019/20 gebaut und dient als Leuchtturm für Nachhaltigkeit, sowie als Vorzeigeobjekt für das Designbüro und seine Partner. Das 197 m² große Haus ist ein Beispiel für modernes, nachhaltiges und klimaneutrales Wohnen in Minneapolis, Minnesota. Tim Delhey Eian ist der Gründer von Passive House Minnesota, einem Teil des Passive House Network. Das Passive House Network ist Affiliate der International Passive House Association (iPHA).

Fotos: Tim Eian/ TE Studio

Eindrücke aus der Bauzeit 2019/2020

Insgesamt bietet das Haus etwa 197 m² Wohnfläche auf zwei Etagen und eine 60 m² große, daran angeschlossene, klimatisierte Garage. Sowohl die Vorderseite als auch der Hinterhof verfügen über großzügige überdachte Außenbereiche zum Genießen, zur Unterhaltung, für Projekte und um Schnee und Schutt von den barrierefreien, stufenlosen Eingängen fernzuhalten. Das Erdgeschoss ist für das Älterwerden an Ort und Stelle konzipiert.

Grundriss von Erd- und Obergeschoss

Das Erdgeschoss des Good Energy Hauses ist barrierefrei und bietet einen offenen Wohnbereich, eine Küche, einen Abstellraum mit Zugang zur angebauten 2,5-Auto-Garage, ein Gästezimmer/Heimbüro und ein ¾-Bad. Im zweiten Stock befinden sich zwei kleinere Schlafzimmer mit einem gemeinsamen Bad. Ein großzügiger Flur verbindet einen vertikalen Bereich an der Treppe mit einem inneren Balkon mit Blick auf das Wohnzimmer im EG. Eine zentral gelegene Waschküche, die auch als Abstellraum dient, befindet sich auf der Nordseite dieser Etage. Der Elternbereich vervollständigt den Grundriss auf der Westseite mit einem großzügigen Schlafzimmer, einem begehbaren Kleiderschrank und einem Bad.

Erdgeschoss mit dem Wohn/Essbereich, Fotos: Corey Gaffer, Gaffer Photography
Treppenaufgang zum OG und innerer Balkon-Sitzplatz im OG, Fotos: Corey Gaffer, Gaffer Photography

Das Design ist einfach und wohlproportioniert, wobei der Schwerpunkt auf der Funktion sowie auf ausreichend Platz liegt, ohne übermäßig groß zu sein. Von Korkböden bis hin zu Decken und Treppen aus wiederverwendetem Eschenholz wurden die Materialien und Oberflächen unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen ausgewählt. Das Äußere des Hauses ist widerstandsfähig und besteht aus Metallpaneelen, die dort angebracht wurden, wo das Haus für Wartungsarbeiten schwer zu erreichen ist, und aus sägerauem Zedernholz aus der Region, das in Reichweite für spätere Instandhaltungsarbeiten liegt.

Die Fenster wurden aus Deutschland bezogen, was für Passivhausprojekte in kalten Klimazonen in den USA typisch ist, da in Mitteleuropa eine Qualität und Leistung geboten wird, die von lokal hergestellten Produkten zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts bisher nicht erreicht wird. Die nach Osten, Westen und Süden ausgerichteten Fenster verfügen über motorisierte Außenjalousien für den Sonnenschutz.

Schlafzimmer im OG und Küche im EG, Fotos: Corey Gaffer, Gaffer Photography

Das Haus ist in Holzrahmenbauweise mit Ständern im Abstand von 61 cm (2 Fuß) gebaut, um den statischen Holzanteil zu reduzieren und die Dämmwerte zu optimieren. Die Doppelwand ist von innen nach außen etwa 51 cm dick und mit verdichteter Zellulosedämmung gefüllt. Die gesamte Wandverkleidung ist hinterlüftet. Die Gebäudesockel bestehen aus isolierten Betonschalungssteinen und sind bei einer Frosttiefe von etwa 1,10 m unter der Oberfläche auf vollständig gedämmten Streifenfundamenten gegründet. Das Dach ist flach geneigt und mit einer EPDM-Dachbahn bedeckt. Die Fallrohre werden vor Ort in einen Gartenbereich geleitet, so dass das Regenwasser zu fast 100 % auf dem Grundstück versickert.

Die Gebäudehülle hat den größten Anteil daran, das Innere auf Raumtemperatur zu halten. Das haustechnische „Backup“-System besteht aus einer Außenluft-Wärmepumpe für Haus und Garage und einem Luftentfeuchter für das Haus. Die Belüftung des Hauses erfolgt über eine zentrale Lüftungsanlage für das gesamte Haus mit Wärme- und Feuchterückgewinnung. Das Warmwasser wird durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe (WW-WP) erzeugt und in einem Speicher bevorratet. Der Einsatz eines Duschwasser-Wärmerückgewinnungsrohrs vereinfacht die Warmwassererzeugung. Es nutzt die Energie des Abwassers aus Dusche, Waschbecken und Waschküche vom Obergeschoss. Die Außenjalousien werden von einem Gebäudeautomationssystem gesteuert, das auch Temperatur- und Feuchtigkeitsregelung sowie weiteren Komfort ermöglicht.

Kennwerte, Technik und Zertifizierung

  • Zertifiziertes Passivhaus Plus (Projekt-ID 5894)
  • HERS-Score: -8
  • EPA WaterSense-konform
  • Hochgedämmte, luftdichte Gebäudehülle (n50 = 0,22 h-1)
  • Passivhaus-Fenster mit Dreifachverglasung und vollautomatischer motorisierter Außenverschattung
  • Wärmebrückenfreie Details und Konstruktion
  • Zentrale Lüftungsanlage mit Enthalpie-Wärmerückgewinnung
  • Elektrisches Luft-Luft-Wärmepumpensystem für Heizung und Kühlung mit Entfeuchtung (Haus: Mitsubishi SVZ-KP12NA mit EH05-SVZ-S (3,5/ 5kW), Garage: Mitsubishi MSZ-GL09NA (2.6kW), Außenanlage:Mitsubishi MXZ-2C20NAHZ2 (5.9kW), Luftentfeuchter: Therma-Stor Ultra-Aire 70H)
  • Warmwasserbereitung: Elektrische Luft-Wasser-Wärmepumpe (Marke: Rheem Professional Prestige Hybrid, Modell: PROPH50 T2 RH350 DCB (2020), Speichergröße: 190 Liter, Leistung: 1,23 kW(Kompressor), Geräusch: 49 db(A), voreingestellte Speichertemperatur: 120 ºF /48.9 ºC)
  • Abwasser-Wärmerückgewinnung (Marke: RenewABILITY Energy PowerPipe, Modell: R3-72, Durchmesser: 89 mm, Länge: 1.829 mm, Wirkungsgrad: 58,9%
  • Wärmegedämmte WW-Rohre im gesamten Haus
  • LED-Beleuchtung im gesamten Gebäude
  • 12-kWp-Photovoltaikanlage auf dem Dach; netzgekoppelt (100% Wind- und Solarstrom)
  • Wallbox für Elektrofahrzeuge in der angeschlossenen Garage
  • Barrierefreies Design und Begehbarkeit des Erdgeschosses, stufenlose Eingänge

Monitoring 2023

Vom Passivhaus Institut wurden die Messdaten des Gebäudes von einem gesamten Jahr ausgewertet. Das vollständig elektrisch versorgte Gebäude wird – wie oben erwähnt - mit einer Multisplit-Wärmepumpe beheizt und gekühlt. Diese Wärmepumpe versorgt auch die an das Haus angeschlossene Garage (ca. 60 m²). Mit einer weiteren Wärmepumpe wird die Warmwasserbereitung realisiert (WW-WP). Als Wärmequelle der WW-WP dient die Raumluft, die in der Heizperiode entsprechend nachgeheizt werden muss. Der Endenergieverbrauch kann bei dieser Art der Versorgung mit nur zwei Stromzählern für die beiden Wärmepumpen erfasst werden. Für eine Beurteilung der Ergebnisse im Sinne einer Erfolgskontrolle sind allerdings noch Zwischenschritte erforderlich.

Stromverbrauch

Es werden die Stromverbrauchswerte vom Jahr 2023 (1.1. bis 31.12.2023) ausge-wertet. Der Stromverbrauch der einzelnen Verbraucher wird im Gebäude sehr detailliert gemessen. Die Auswertung zeigt, dass die Ansätze im Bilanztool PHPP für Einzelverbraucher wie Herd, Spülmaschine, Waschmaschine, etc. sehr gut mit den Verbrauchswerten übereinstimmen. Nur der Verbrauch der IT-Technik und restlicher Kleinverbraucher (Steckdosen, Licht,…) wird im PHPP unterschätzt. Hier spielt vermutlich eine Rolle, dass die Nutzenden zu 100% im Homeoffice sind. Für die weitere Analyse des Stromverbrauchs musste der Verbrauch der Multi-Split-Wärmepumpe (Heizung/Kühlung) auf Wohnhaus und Garage aufgeteilt werden. Dies erfolgte mit Hilfe der PHPPs für die beiden Gebäude. Es ergibt sich für das Jahr 2023 eine Aufteilung von 60% für das Haus und 40% für die Garage. Je nach Wetterbedingungen wird diese Verteilung in jedem Jahr leicht unterschiedlich ausfallen. Es gilt zu beachten, dass die Garage im Winter „frostfrei plus“ auf 10ºC gehalten wird, und somit nicht wie das Haus über normale Raumtemperaturen verfügt.

Nach der Aufteilung der Stromverbrauchswerte auf Wohnhaus und Garage zeigt sich, dass insgesamt nur 12,4 kWh/(m²a) Strom für die gesamte Beheizung und Kühlung des Wohnhauses (ohne Garage) pro Jahr verbraucht wurden. Dies zeigt den Erfolg des effizienten Gebäudes mit einer Wärmepumpe. Zur Warmwasser-bereitung werden von der Warmwasser- Wärmepumpe nur noch 4,1 kWh/(m²a) Strom benötigt. Der Entzug der Wärme aus der Raumluft für die WW-Bereitung ist bei dieser Messung in den 12,4 kWh/(m²a) enthalten. Einen Überblick über die Aufteilung des gesamten Stromverbrauchs zeigt die Abbildung:

Insgesamt werden 65 % des Stromverbrauchs im Wohnhaus verbraucht und 35% für die Garage inkl. der Ladung der beiden E-Autos. Mit der PV-Anlage wird im Jahr 2023 so viel Strom erzeugt, wie im Wohnhaus (also ohne die Garage & Autoaufladung) verbraucht wird (PV-Erzeugung 11.409 kWh/a, Verbrauch Gebäude 11.035 kWh/a). Dabei ist die Stromerzeugung aus der PV natürlich durch die typische Sommerspitze und ein Winterloch charakterisiert. Eine unmittelbare Verrechnung von Erzeugung und Verbrauch würde die Frage der jahreszeitlichen Langzeitspeicherung vernachlässigen.

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