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+ | ====== Sommerfall im mitteleuropäischen Klima auch bei Nichtwohngebäuden beherrschbar ====== | ||
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+ | ===== Temperaturanstieg begrenzen ===== | ||
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+ | Die Minimierung interner Wärmelasten ist der Ausgangspunkt für eine gute sommerliche Behaglichkeit, | ||
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+ | Der Raumbeleuchtung als wesentliche Energiedienstleistung und häufig hohem Energiebedarf bei Nichtwohngebäuden kommt besondere Beachtung zu. Anders als häufig wahrgenommen ist dies zuallererst eine architektonische Aufgabe! Durch weit reichende Tageslichtautonomie und optimierte Beleuchtungseinrichtungen können hier substanzielle Einsparpotenziale erschlossen werden. \\ | ||
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+ | Bei der Realisierung einer hoch effizienten Raumbeleuchtung kommt es sowohl auf die Effizienz des Lichterzeugung (Lampe) als auch die der Lichtverteilung (Reflektoren der Leuchte, Anordnung der Leuchten im Raum, Farbgestaltung des Raumes „Raumwirkungsgrad“) an. Auch eine kritische Prüfung der geforderten Beleuchtungsstärken bzw. die Aufteilung in eine Grundbeleuchtung und lokale Effekte bzw. Arbeitsplatzleuchten kann in der Summe zu einer Verringerung des Stromverbrauches und damit der internen Last hilfreich sein. In jedem Fall sollte eine spezifische Effizienz von 2 W/(m² 100lx) oder besser gewährleistet sein und durch eine qualifizierte Planung nachgewiesen werden. Es sollten Maßnahmen getroffen werden, die eine Abschaltung nicht benötigter Beleuchtungseinrichtungen sicherstellen. \\ | ||
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+ | Daneben gilt es, Wärmeeinträge aus Arbeitshilfen und Geräten zu minimieren. Dazu sollten nicht verwendete Geräte automatisch in einen Absenkbetrieb wechseln und Stand-by-Verbrauch bei Nichtnutzung durch volle Abschaltung vermieden werden. In Bürogebäuden ist eine effiziente Ausstattung mit Computern und deren Zubehör bedeutsam: In zunehmendem Maß werden Effizienztechnologien aus dem Laptop-Bereich auch für Desktop PC verfügbar (< 40 W/PC für normale Büroarbeit), | ||
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+ | ==== Sonnenschutz, | ||
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+ | Eine konsequente Anwendung von temporären Sonnenschutzeinrichtungen in Wechselwirkung mit individuellen Nutzeranforderungen erfordert wirksame Steuerungs- und Regelungskonzepte (Link zur Artikel [[grundlagen: | ||
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+ | Ein Sonnenschutz, | ||
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+ | Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass die aktivierte Sonnenschutzvorrichtung eine ausreichende Tageslichtversorgung der Räume gewährleistet. Hierfür wird häufig ein Lamellenstore mit geteiltem Behang verwendet. Dabei kann allerdings der Ausblick beeinträchtigt sein, teilweise wird er durch eine feine Perforation der Lamellen wieder hergestellt. Vielversprechend für die Zukunft sind aufrollbare Sonnenschutzfolien mit teilweise reflektierender Oberfläche oder aber mit Infrarot-selektivem Durchlassverhalten. Aufrollbare Folien bieten gute Voraussetzungen für eine Integration im Scheibenzwischenraum, | ||
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+ | ==== Speichermassen und Raumakustik ==== | ||
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+ | Für viele Gebäudekonzepte mit energieoptimierten Strategien für sommerliche Behaglichkeit ist die Nutzung der thermischen Speicherfähigkeit der Gebäudestruktur wesentlich. Dies steht in Konkurrenz zu den heute häufig aus Gründen der Raumakustik vorgesehenen abgehängten Deckensystemen (Link zum Artikel [[planung: | ||
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+ | ===== Wärmeabfuhr ===== | ||
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+ | ==== Nachtlüftung ==== | ||
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+ | Von den im Wesentlichen guten Erfahrungen mit einem durch Nachtlüftung entwärmten Bürogebäude berichtet Klaus Schweitzer (Bürohaus Cölbe, Bj. 2000) (Artikel "12 Jahre Passivbürohaus Cölbe. Langzeiterfahrungen der Nutzer. Konsequenzen für den Erweiterungsneubau", | ||
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+ | Den Anforderungen der Versicherungsunternehmen an den Einbruchsschutz von Nachtlüftungsöffnungen kann selbst unter den Einschränkungen einer Bestandssanierung entsprochen werden, wie ein Beitrag von Michael Hörner gezeigt hat (Artikel " | ||
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+ | ==== Betonkerntemperierung und maschinelle Kühlung ==== | ||
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+ | Als realisiertes Beispiel dient z.B. das Bürogebäude lu-teco mit einer für ein Passivhaus typischen Gebäudehülle vorgestellt (Link zum Artikel [[betrieb: | ||
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+ | Durch dynamische thermische Gebäudesimulation wurden Möglichkeiten und Grenzen der ausschließlichen Heizung und Kühlung eines Passivhaus Bürogebäudes durch aktivierte Betondecken weiter untersucht (Artikel " | ||
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+ | Gebäude mit mäßigem Verglasungsanteil verhalten sich erwartungsgemäß im Winter und im Sommer deutlich gutmütiger als voll verglaste Varianten. Sie sind auch wesentlich robuster bei nicht ganz konsequenter Anwendung des Sonnenschutzes. Eine einfache konstant-Temperaturregelung des Betonkernes während der Nacht (22°C von 22 h–7 h, ganzjährig) erwies sich für die Passivhaus-typischen Größen interner Wärmequellen als ausreichend, | ||
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+ | Sofern keine natürlichen Wärmesenken verfügbar sind, und auch Nachtlüftung nicht durchführbar ist, muss auf eine maschinelle Kühlung zurückgegriffen werden. Hier ist für ein effizientes System zunächst die Beachtung einfacher thermodynamischer Grundsätze, | ||
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+ | ===== Planungstools ===== | ||
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+ | Die Anwendbarkeit der im PHPP vorgesehen Algorithmen zur Berechnung des Sommerverhaltens von Gebäuden mit den speziellen Randbedingungen von Nichtwohngebäuden wurde näher untersucht (Link zum Artikel [[grundlagen: | ||
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+ | Wesentliche Erkenntnisse der Studie sind: \\ | ||
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+ | * Das Bewertungsverfahren des PHPP für den sommerlichen Komfort in nicht klimatisierten Gebäuden erweist sich auch für Nichtwohngebäude als ausreichend genau im Sinn der oben genannten Kategorisierung des Sommerkomforts (±1 Güteklasse). \\ | ||
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+ | * Dies gilt auch bei im Betrag schwankenden Lasten / intermittierendem Gebäudebetrieb (Tag/ | ||
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+ | * Für übliche Nutzungen ist die errechnete Übertemperaturhäufigkeit auch für die Nutzungszeit mit hinreichender Genauigkeit gültig. \\ | ||
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+ | * Die Grenze der Anwendbarkeit liegt bei hohen Lasten ≥ 50 W/m² (momentane Last) mit gleichzeitig starker Dynamik. Es ist dabei unerheblich, | ||
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+ | * Die Kühlenergie wird sehr gut abgebildet, nur bei extrem geballten Lasten wird das Verfahren ungenau. \\ | ||
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+ | * Die maximale tagesmittlere Kühllast wird gut abgebildet, Abweichungen von der dynamischen Simulation sind mäßig und bleiben auf der sicheren Seite. \\ | ||
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+ | * Liegen in einem Gebäude räumlich inhomogene Verhältnisse hinsichtlich der internen Wärmequellen und solaren Lasten vor, kann die Untersuchung der kritischen Bereiche mit einem separaten PHPP für diesen Bereich nur bedingt brauchbare Ergebnisse liefern, da die (im Allgemeinen bedeutende) thermische Koppelung an die angrenzenden Räume nicht berücksichtigt wird. Ergebnisse sind dann weit auf der sicheren Seite zu erwarten, was zu Fehloptimierungen führt. \\ | ||
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+ | * Das Nutzungsgradverfahren gemäß EN 13790 / PHPP wird für den Winterfall bei voll verglasten Gebäuden für den Heizwärmebedarf beim Jahresverfahren ungenau (relevanter Anteil rückreflektierter Strahlung sowie nicht nutzbare Solargewinne (Übertemperaturen). \\ | ||
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+ | Das Passivhaus Institut wird sich im Zuge der Weiterentwicklung des PHPP daher auch um eine weitere Verbesserung der in EN 13790 vorgeschlagenen Algorithmen bemühen, um die Rechengenauigkeit für vollverglaste Gebäude noch weiter zu erhöhen. | ||
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+ | ====== Literatur ====== | ||
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+ | **[Schnieders 2009]** Schnieders, Jürgen, Passive Houses in Southwest Europe, Passivhaus Institut, Darmstadt 2009 | ||
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+ | ====== Siehe auch ====== | ||
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grundlagen/sommerfall/sommerverhalten_von_nichtwohngebaeuden_im_passivhaus-standard.txt · Zuletzt geändert: 2018/10/22 13:05 von cblagojevic