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grundlagen:sommerfall:passivhaus_im_sommer

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grundlagen:sommerfall:passivhaus_im_sommer [2019/02/14 11:34] cblagojevicgrundlagen:sommerfall:passivhaus_im_sommer [2024/08/27 13:54] (aktuell) – [Das Passivhaus-Konzept für den Sommerfall] jgrovesmith
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 ====== Das Passivhaus-Konzept für den Sommerfall ====== ====== Das Passivhaus-Konzept für den Sommerfall ======
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 +//Dieser Artikel basiert auf einer Veröffentlichung von W.Feist im [[medien:medien:veroeffentlichungen:uebersicht_protokollbaende:protokollbaende_15|Protokollband Nr.15 Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser "Passivhaus-Sommerfall"]].//
  
 ===== Sommerklima im Passivhaus - eine entscheidende Fragestellung ===== ===== Sommerklima im Passivhaus - eine entscheidende Fragestellung =====
  
  
-Immer noch wird in der öffentlichen Debatte um energiesparende Gebäude die Frage nach einer möglichen sommerlichen Überhitzung gestellt - "wegen der guten Wärmedämmung".((Hierzu zunächst eine allgemeine Bemerkung zur Physik: **Wärmedämmung "erzeugt" keine Wärme**, sie verringert den Wärmeaustausch zwischen Systemen mit unterschiedlicher Temperatur. Sie schützt daher auch ein kühles System vor Wärmeeintrag aus der Umgebung. Kühlgeräte werden deswegen wärmegedämmt - ein populäres Beispiel ist das Kühlhalten von Eiswasser in einer (gut wärmedämmenden) Thermoskanne.)). Praxiserfahrungen mit realisierten Passivhäusern zeigen klar, dass diese Häuser auch in Hitzeperioden ein gutes (kühles) Innenklima aufweisen. Allerdings ist dazu **eine fachgerechte Planung unverzichtbar**. Dieser Beitrag behandelt die wesentlichen Gesichtspunkte für ein typisches Klima in Mitteleuropa - dort ist keine aktive Klimatisierung in Wohngebäuden erforderlich.\\+Immer noch wird in der öffentlichen Debatte um energiesparende Gebäude die Frage nach einer möglichen sommerlichen Überhitzung gestellt - "wegen der guten Wärmedämmung".((Hierzu zunächst eine allgemeine Bemerkung zur Physik: **Wärmedämmung "erzeugt" keine Wärme**, sie verringert den Wärmeaustausch zwischen Systemen mit unterschiedlicher Temperatur. Sie schützt daher auch ein kühles System vor Wärmeeintrag aus der Umgebung. Kühlgeräte werden deswegen wärmegedämmt - ein populäres Beispiel ist das Kühlhalten von Eiswasser in einer (gut wärmedämmenden) Thermoskanne.)). Praxiserfahrungen mit realisierten Passivhäusern zeigen klar, dass diese Häuser auch in Hitzeperioden ein gutes (kühles) Innenklima aufweisen. Allerdings ist dazu **eine fachgerechte Planung unverzichtbar**. Dieser Beitrag behandelt die wesentlichen Gesichtspunkte für ein typisches Klima in Mitteleuropa unter gegenwärtigen Bedingungen((letzte Überarbeitung: 2024))- dort ist bisher keine aktive Klimatisierung in Wohngebäuden erforderlich. Das könnte sich mit fortschreitendem Klimawandel allerdings ändern.\\
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 |{{ :picopen:gemessene_sommertemperaturen.png?400 }}| |{{ :picopen:gemessene_sommertemperaturen.png?400 }}|
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   * Mit größer werdender Südfensterfläche steigt der Häufigkeitswert der Überschreitung von 25°C bei den Dreischeiben-Wärmeschutzverglasungen an: Bis zu Verglasungsflächenanteilen in der Südfassade:   * Mit größer werdender Südfensterfläche steigt der Häufigkeitswert der Überschreitung von 25°C bei den Dreischeiben-Wärmeschutzverglasungen an: Bis zu Verglasungsflächenanteilen in der Südfassade:
     * etwa 30% bei "3-WSK"     * etwa 30% bei "3-WSK"
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     * etwa 25% bei "3-Magnetron" (Weißglas)     * etwa 25% bei "3-Magnetron" (Weißglas)
  
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   * Hingegen gibt es bei Verglasungsflächenanteilen   * Hingegen gibt es bei Verglasungsflächenanteilen
     * über 42% bei "3-WSK"     * über 42% bei "3-WSK"
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     * über 35% bei "3-Magnetron" (Weißglas)     * über 35% bei "3-Magnetron" (Weißglas)
  
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 > **Gute Dämmung hilft im Winter wie im Sommer** > **Gute Dämmung hilft im Winter wie im Sommer**
  
-//Das Ergebnis der Untersuchung zum Wärmeschutzniveau führt auf eine weitere Planungsleitlinie: Ein verbesserter Wärmeschutz reduziert einerseits die Wärmeverluste im Winter bedeutend und hilft andererseits, das sommerliche Innenklima kühl zu halten – **unter der Voraussetzung, dass eine ausreichende Lüftung im Sommer möglich ist**//.\\ +//Das Ergebnis der Untersuchung zum Wärmeschutzniveau führt auf eine weitere Planungsleitlinie: Ein verbesserter Wärmeschutz reduziert einerseits die Wärmeverluste im Winter bedeutend und hilft andererseits, das sommerliche Innenklima kühl zu halten – **unter der Voraussetzung, dass eine ausreichende Lüftung im Sommer möglich ist**//.\\  
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 +Eine Ergänzung ist jetzt (im Jahr 2022) notwendig geworden: Inzwischen sind die sommerlichen Temperaturen auch in Mitteleuropa bereits spürbar angestiegen((Durch den Klimawandel)). Die Hitzeperioden halten auch länger an. Und vor allem: Oft kühlt es jetzt bereits in den Nächten kaum noch aus((Die Fachleute nennen dies eine "Tropennacht")). Unter solchen Umständen wird es immer schwerer, ein erträgliches Temperaturniveau in Innenräumen überhaupt noch aufrecht zu erhalten - das gilt ganz unabhängig vom Gebäudestandard. Wenn es außen nicht mehr kälter wird als z.B. 24°C und das über lange Zeiträume, dann funktioniert selbstverständlich auch die "Nachtlüftung" nicht mehr zufriedenstellend. In anderen Teilen der Welt ist das schon seit einiger Zeit so (Mittelmeerraum, aber natürlich auch in weiten Teilen Indiens oder Chinas). Dort wird dann schon seit vielen Jahren im Sommer weit überwiegend aktiv gekühlt - und es sieht ganz danach aus, dass diese Entwicklung in den kommenden Jahren auch Mitteleuropa umfassen wird.\\  
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 ===== Hat das Temperatur-Amplitudenverhältnis noch Einfluss? ===== ===== Hat das Temperatur-Amplitudenverhältnis noch Einfluss? =====
  
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 Das Blatt ermittelt daraus die Häufigkeit von Übertemperaturstunden h<sub>θ>25/26°C</sub>.\\ Das Blatt ermittelt daraus die Häufigkeit von Übertemperaturstunden h<sub>θ>25/26°C</sub>.\\
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-> **Durch Verwendung dieses Instrumentes ist es sehr einfach, in Mitteleuropa ein Passivhaus zu projektieren,\\ das auch im Sommer eine sehr hohe thermische Behaglichkeit aufweist.**\\+> **Durch Verwendung dieses Instrumentes ist es sehr einfach, in Mitteleuropa ein Passivhaus zu projektieren,\\ das auch im Sommer eine sehr hohe thermische Behaglichkeit aufweist. PHPP gibt in dem Fall, dass durch passive Maßnahmen gute Sommerbedingungen nicht mehr erreicht werden können, eine Warnung. Künftig könnte dies bei weiter fortschreitendem Klimawandel auch in unseren Breiten häufiger vorkommen. In solchen Fällen sollten der Planer und die Baufamilie nicht davor zurückschrecken, auch Systeme für eine aktive Kühlung vorzusehen: Wir diskutieren das unter [[/beispiele/wohngebaeude/mehrfamilienhaeuser/winter_2022/23_besonders_sparsam_heizen#juniaktiv_kuehlen_erzeugt_das_nicht_ein_riesenproblem_fuer_das_stromnetz|Ist aktive Kühlung grundsätzlich zu vermeiden?]] Das PHPP hilft auch für einen solchen Fall mit einem Projektierungsblatt für die aktive Kühlung.**\\
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 **[Feist 1997]** Feist, Wolfgang (Hrsg.):  „Energiebilanz und Temperaturverhalten“; Protokollband Nr. 5 des Arbeitskreises kosten­günstige Passivhäuser; Darmstadt 1997 **[Feist 1997]** Feist, Wolfgang (Hrsg.):  „Energiebilanz und Temperaturverhalten“; Protokollband Nr. 5 des Arbeitskreises kosten­günstige Passivhäuser; Darmstadt 1997
  
-**[Feist 1998a]** Feist, Wolfgang: „Passivhaus Sommerklima-Studie“; Passivhaus Institut, Darmstadt 1998 ({{:picopen:faxb.pdf|Link zur Publikationsliste des PHI}})+**[Feist 1998a]** Feist, Wolfgang: „Passivhaus Sommerklima-Studie“; Passivhaus Institut, Darmstadt 1998 [[https://shop.passivehouse.com/de/products/passivhaus-sommerklima-studie-81/|Link zur PHI Publikation]]
  
 **[Feist 1998b]** Feist, W. und Holtmann, K.: „Erhöhter Glaseinstand kann Gefahr von thermisch induzierten Scheibensprüngen reduzieren“; Gff (Glas Fenster Fassade), Heft 5/1998 **[Feist 1998b]** Feist, W. und Holtmann, K.: „Erhöhter Glaseinstand kann Gefahr von thermisch induzierten Scheibensprüngen reduzieren“; Gff (Glas Fenster Fassade), Heft 5/1998
  
-**[Feist 1999]** Feist, Wolfgang (Hrsg.): „Passivhaus Sommerfall“; Protokollband Nr. 15 des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser, Passivhaus Institut, Darmstadt 1999 ({{:picopen:faxb.pdf|Link zur Publikationsliste des PHI}})+**[Feist 1999]** Feist, Wolfgang (Hrsg.): „Passivhaus Sommerfall“; Protokollband Nr. 15 des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser, Passivhaus Institut, Darmstadt 1999 [[https://shop.passivehouse.com/de/products/15-passivhaus-sommerfall-33/|Link zur PHI Publikation]]
  
 **[Peper/Feist 2002]** Peper, Sören; Feist, Wolfgang: "Klimaneutrale Passivhaussiedlung Hannover-Kronsberg Analyse im dritten Betriebsjahr"; 1. Auflage, Proklima, Hannover 2002; dieser Bericht kann kostenlos [[http://www.passiv.de/04_pub/Literatur/H-Kronsberg/CEPHEUS_Analyse-im-dritten-Betriebsjahr_PHI_2002-3.pdf|hier bei Passivhaus Institut]] bezogen werden. **[Peper/Feist 2002]** Peper, Sören; Feist, Wolfgang: "Klimaneutrale Passivhaussiedlung Hannover-Kronsberg Analyse im dritten Betriebsjahr"; 1. Auflage, Proklima, Hannover 2002; dieser Bericht kann kostenlos [[http://www.passiv.de/04_pub/Literatur/H-Kronsberg/CEPHEUS_Analyse-im-dritten-Betriebsjahr_PHI_2002-3.pdf|hier bei Passivhaus Institut]] bezogen werden.
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 **[PHPP 2007]** Feist, W.; Pfluger, R.; Kaufmann, B.; Schnieders, J.; Kah, O.: Passivhaus Projektierungs Paket 2007, Passivhaus Institut Darmstadt, 2007 **[PHPP 2007]** Feist, W.; Pfluger, R.; Kaufmann, B.; Schnieders, J.; Kah, O.: Passivhaus Projektierungs Paket 2007, Passivhaus Institut Darmstadt, 2007
  
-**[Schneider 2006]** Schneider, U.: Grünes Licht; im Tagungsband der 10. Passivhaustagung, Hannover, Passivhaus Institut Darmstadt, 2006 ({{:picopen:faxb.pdf|Link zur Publikationsliste des PHI}})+**[Schneider 2006]** Schneider, U.: Grünes Licht; im Tagungsband der 10. Passivhaustagung, Hannover, Passivhaus Institut Darmstadt, 2006 [[https://shop.passivehouse.com/de/products/ende-conference-proceedingstagungsband-10th-international-passive-house-conference-8/|Link zur PHI Publikation]]
  
 **[Wang 1996]** Wang, Zhiwu: „Controlling Indoor Climate“; Dissertation, Lund University, Department of Building Science, 1996 **[Wang 1996]** Wang, Zhiwu: „Controlling Indoor Climate“; Dissertation, Lund University, Department of Building Science, 1996
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