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baulich:innendaemmung_luftdicht_ausfuehren

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baulich:innendaemmung_luftdicht_ausfuehren [2022/04/28 22:54] – [Innendämmung luftdicht ausführen] wfeistbaulich:innendaemmung_luftdicht_ausfuehren [2022/08/28 17:16] (aktuell) – [Luftdichte Anschlüsse entlang einer Linie] wfeist
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-====== Innendämmung luftdicht ausführen ======+{{ :baulich:diy_hessen_jetzt_anpacken.png?120|}}====== Innendämmung luftdicht ausführen ======
  
 Grundsätze: Grundsätze:
   - Die entscheidende luftdichte Lage ist IMMER **raumseitig der Dämmschicht**((Da ist die Feuchtigkeit stets noch im Aggregatzustand "Dampf" und kann vom Eindringen in die Konstruktion abgehalten werden - weil es immer kälter wird, je weiter der Dampf durch die Konstruktion nach außen kommt, könnte er sonst dort kondensieren.)).   - Die entscheidende luftdichte Lage ist IMMER **raumseitig der Dämmschicht**((Da ist die Feuchtigkeit stets noch im Aggregatzustand "Dampf" und kann vom Eindringen in die Konstruktion abgehalten werden - weil es immer kälter wird, je weiter der Dampf durch die Konstruktion nach außen kommt, könnte er sonst dort kondensieren.)).
-  - **//Luftdicht heißt nicht unbedingt dampfdicht//**. Wer es gern diffusionsoffen hat, kann als ausreichend luftdichte Ebene auf der Innenseite auch OSB-Platten (abgeklebt), Sperrholzplatten (abgeklebt), Gips-Werkstoffplatten (rissfest verfugt) oder faserverstärkte Papierbahnen verwenden. Dann ist aber ein kapillaraktiver Dämmstoff zu verwenden((Achtung! Bei Mineralwolle-Dämmung ist ein innen diffusionsoffener Aufbau schadensträchtig - da braucht es unbedingt eine Dampfbremse)).+  - **//Luftdicht heißt nicht unbedingt dampfdicht//**. Wer es gern wasserdampfdurchlässig hat, kann als ausreichend luftdichte Ebene auf der Innenseite auch OSB-Platten (abgeklebt), Sperrholzplatten (abgeklebt), Gips-Werkstoffplatten (rissfest verfugt) oder faserverstärkte Papierbahnen verwenden. Dann ist aber ein kapillaraktiver Dämmstoff zu verwenden((Achtung! Bei Mineralwolle-Dämmung ist ein innen diffusionsoffener Aufbau schadensträchtig - da braucht es unbedingt eine Dampfbremse und wir raten eine(n) Expertin/en zuzuziehen)).
   - In der Fläche ist Luftdichtheit mit den genannten Methoden eigentlich einfach. Entscheidend sind aber die **Anschlüsse**: Platte an Platte oder Platte an Boden etc. Wie das gut geht, wird im Folgenden an ausgeführten erfolgreichen Beispielen beschrieben((Achtung! Das ersetzt natürlich keine individuelle Beratung)). Nur zur Orientierung: auch ein 1 mm-Riss von Zentimetern Länge, der nicht überbrückt ist, kann schon zu viel warme feuchte Luft durchlassen.   - In der Fläche ist Luftdichtheit mit den genannten Methoden eigentlich einfach. Entscheidend sind aber die **Anschlüsse**: Platte an Platte oder Platte an Boden etc. Wie das gut geht, wird im Folgenden an ausgeführten erfolgreichen Beispielen beschrieben((Achtung! Das ersetzt natürlich keine individuelle Beratung)). Nur zur Orientierung: auch ein 1 mm-Riss von Zentimetern Länge, der nicht überbrückt ist, kann schon zu viel warme feuchte Luft durchlassen.
   - Anschluss, Rissüberbrückung: Immer mit einem **bewegungs-toleranten** Verfahren((Denn: da bewegt sich etwas - sonst wäre da kein Riss)). Dazu gibt es sogar gleich drei wirksame Verfahren: a) die Abklebung mit qualifiziertem Klebeband b) die Verfugung ((innenseitig mit Acryl)), dabei auf "Zweiflanken-Haftung" achten c) die Dichtlippe.   - Anschluss, Rissüberbrückung: Immer mit einem **bewegungs-toleranten** Verfahren((Denn: da bewegt sich etwas - sonst wäre da kein Riss)). Dazu gibt es sogar gleich drei wirksame Verfahren: a) die Abklebung mit qualifiziertem Klebeband b) die Verfugung ((innenseitig mit Acryl)), dabei auf "Zweiflanken-Haftung" achten c) die Dichtlippe.
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 ====Luftdicht genug in der Fläche==== ====Luftdicht genug in der Fläche====
  
-Bereits 1926 (!) hatte Raisch nachgewiesen, dass alle "normalen" glattgestrichenen Innenputze (Gipsputz, Kalkputz, Zementputz und sogar Lehmputz (wenn durch Fasern rissfrei)) ausreichend luftdicht sind. Das gilt auch für die Innenverkleidung einer Innendämmung (in der Fläche). Über die Anschlüsse zu anderen Bauteilen müssen wir allerdings nachdenken, reden und das dann - wie weiter unten beschrieben - in der Praxis sauber ausführen.+Bereits 1926 (!) hatte Raisch nachgewiesen, dass alle "normalen" glattgestrichenen **Innenputze** (Gipsputz, Kalkputz, Zementputz und sogar Lehmputz (wenn durch Fasern rissfrei)) ausreichend luftdicht sind. Das gilt auch für die Innenverkleidung einer Innendämmung (in der Fläche). Bei den Anschlüssen zu anderen Bauteilen müssen wir allerdings aufpassen, nachdenken und das dann - wie weiter unten beschrieben - in der Praxis sauber ausführen.
  
-Ebenfalls gesichert in der Fläche ausreichend luftdicht sind: OSB-Platten (bei einer Innendämmung immer), Sperrholzplatten, Gipswerkstoffplatten aller Art, Faserzementplatten, Glasplatten, Metallblech (Liste wird evtl. noch ergänzt). Achtung, auch hier gilt: die Anschlüsse zu anderen Bauteilen müssen durchdacht - wie weiter unten beschrieben - und in der Praxis sauber ausgeführt werden.+Ebenfalls gesichert in der Fläche ausreichend luftdicht sind: **OSB-Platten** (bei einer Innendämmung immer), **Sperrholzplatten, Gipswerkstoffplatten aller Art, Faserzementplatten, Glasplatten, Metallblech** (Liste wird evtl. noch ergänzt). Achtung, auch hier gilt: die Anschlüsse zu anderen Bauteilen müssen durchdacht - wie weiter unten beschrieben - und in der Praxis sauber ausgeführt werden.
  
-NICHT luftdicht in der Fläche sind: Holzverschalungen (z.B. Nut- und Feder); Schindel-Verkleidungen aller Materialien; Stoffbezüge; Vormauern (wenn unverputzt). Bei diesen Verkleidungen sind einfach die Fugenanteile viel zu hoch. Diese Verkleidungen eignen sich NICHT für den raumseitigen Abschluss einer Innendämmung ((bzw. nur, wenn sie raumseitig noch zusätzlich auf einer luftdichten Ebene aufgesetzt sind)).+Ebenfalls in der Fläche luftdicht sind dafür qualifiziert **ausgewiesene Bahnen** (z.B. faserverstärktes Papier, nicht perforierte Kunststofffolien) und Beschichtungen. Je nach Auswahl dieser Bahnen und Beschichtungen können diese diffusionsoffen (z.B. faserverstärktes Papier, Vliesstoffbahnen((wie z.B. die oft verwendete "Tyvek®"-Bahn))), dampfsperrend (Aluminiumfolie oder Alu- bzw. Glas-beschichtete Bahn), dampfbremsend (z.B. PE-Folie) oder feuchteadaptiv (ausgewiesene Spezialbahnen) sein. Die Auswahl richtet sich nach dem verwendeten Dämmstoff (s.u.). 
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 +NICHT luftdicht in der Fläche sind: Holzverschalungen (z.B. Nut- und Feder); Schindel-Verkleidungen aller Materialien; Vertäfelungen; Stoffbezüge; Vormauern (wenn unverputzt). Bei diesen Verkleidungen sind einfach die Fugenanteile viel zu hoch. Diese Verkleidungen eignen sich NICHT für den raumseitigen Abschluss einer Innendämmung ((bzw. nur, wenn sie zusätzlich zu einer luftdichten Ebene aufgesetzt sind; das ist nicht schwierig umzusetzen: eben erst diese Bahn verlegen und dann erst die gewünschte nicht luftdichte Verkleidung darauf anbringen)).
  
 ====Luftdichte Anschlüsse entlang einer Linie==== ====Luftdichte Anschlüsse entlang einer Linie====
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 ===b) Die Verfugung: dabei auf "Zweiflanken-Haftung" achten=== ===b) Die Verfugung: dabei auf "Zweiflanken-Haftung" achten===
 Eine bei Stuckateuren beliebte Methode, und im Grunde ganz einfach, wenn gewusst wird, "wie": Eine bei Stuckateuren beliebte Methode, und im Grunde ganz einfach, wenn gewusst wird, "wie":
-Zwischen den beiden Anschlussflächen wird bewusst eine ca. 3 bis 8 mm Fuge gelassen (!). Das gelingt z.B. durch eine Putzendschiene; die gibt's beim Verputzer in jedem Werkzeugkoffer. In die verbliebene Fuge wird nun eine Schnur (Geschenkband tut das auch((Der Fachbegriff ist 'Hinterfüllprofil'))) eingelegt - das ist ganz wichtig, das verhindert nämlich, dass das Fugenmaterial an der "dritten Flanke"((nämlich dem Untergrund)) ebenfalls haftet. Täte es das, so ist der Ausdehnungsweg des "elastischen Materials" zu eng begrenzt und die Verfugung reißt ab((das ist der wahre Grund, warum diese Badezimmer fugen 'immer' abreißen; and das ist wohlbekannt und so leicht vermeidbar)). Und dann erst wird mit einem geeigneten Fugenfüllmaterial (Silikon, Acryl) der Raum zwischen der Endschiene und dem Anschlussbauteil aufgefüllt und abgezogen.+Zwischen den beiden Anschlussflächen wird bewusst eine ca. 3 bis 8 mm Fuge gelassen (!). Das gelingt z.B. durch eine Putzendschiene; die gibt's beim Verputzer in jedem Werkzeugkoffer. In die verbliebene Fuge wird nun eine Schnur (Geschenkband tut das auch((Der Fachbegriff ist 'Hinterfüllprofil'))) eingelegt - das ist ganz wichtig, das verhindert nämlich, dass das Fugenmaterial an der "dritten Flanke"((nämlich dem Untergrund)) ebenfalls haftet. Täte es das, so ist der Ausdehnungsweg des "elastischen Materials" zu eng begrenzt und die Verfugung reißt ab((das ist der wahre Grund, warum diese Badezimmer fugen 'immer' abreißen; und das ist wohlbekannt und so leicht vermeidbar)). Und dann erst wird mit einem geeigneten Fugenfüllmaterial (Silikon, Acryl) der Raum zwischen der Endschiene und dem Anschlussbauteil aufgefüllt und abgezogen.
  
 ===c) die Dichtlippe=== ===c) die Dichtlippe===
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 Und, zum Abschluss noch der Hinweis auf diese Erklärung: [[baulich:innendaemmung_niemals_hinterlueften|Innendämmung NIEMALS hinterlüften]]. Der dort beschriebene Grund-Irrtum ist nämlich die Hauptursache für den größten Teil der früher bei Innendämmung aufgetretenen Probleme und den dadurch bedingten schlechten Ruf der Innendämmung. Hier haben wir erklärt, wie wir diesen Fehler vermeiden. Ein zweiter Punkt ist ebenfalls wichtig - wie wir bedeutende Wärmebrücken auch bei der Innendämmung entschärfen. Und, zum Abschluss noch der Hinweis auf diese Erklärung: [[baulich:innendaemmung_niemals_hinterlueften|Innendämmung NIEMALS hinterlüften]]. Der dort beschriebene Grund-Irrtum ist nämlich die Hauptursache für den größten Teil der früher bei Innendämmung aufgetretenen Probleme und den dadurch bedingten schlechten Ruf der Innendämmung. Hier haben wir erklärt, wie wir diesen Fehler vermeiden. Ein zweiter Punkt ist ebenfalls wichtig - wie wir bedeutende Wärmebrücken auch bei der Innendämmung entschärfen.
 +
 +<WRAP tip>
 +** Nochmal der Hinweis: Zum Raum hin luftdicht muss eine Innendämmung IMMER sein. \\ **
 +Die Luftdichtheitsebene liegt immer raumseits der Dämmung. \\
 +Idealerweise kann die Verkleidung zum Raum hin (Putzschicht, Gipswerkstoffplatte, Holzwerkstoffplatte,...) noch raumseits der Luftdichtheitsebene liegen.((Dann hat man für die Verkleidung noch mehr Spielräume und die kapillare Wasseraufnahmefähigkeit der Verkleidung steht im Raum für kurzzeitige Feuchtepufferung zur Verfügung. Das kann z.B. in Bädern, wenn die Luftdichtslage auch dampfbremsend sein muss, Feuchtespitzen dämpfen.))   .
 +
 +Ob eine Innendämmung auch dampfbremsend ausgeführt werden muss, hängt vom verwendeten Dämmstoff ab: 
 +  * Bei nicht kapillarleitenden aber diffusionsoffenen Dämmstoffen (z.B. Mineralwolle, EPS-Granulat-Füllung) ist eine Dampfbremse unverzichtbar((mindestens 10 m Diff.-äqui. Luftschichtdicke (s<sub>d</sub>)). 
 +  * Bei plattenförmigen, nicht kapillarleitenden Dämmstoffen ist die Dampfbremse empfehlenswert.
 +  * Bei ausreichend gut kapillarleitenden Dämmstoffen geht es auch ohne Dampfbremse((Herstellerempfehlungen befolgen)) - aber auch hier für Luftdichtheit sorgen.
 +
 +</WRAP>
  
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baulich/innendaemmung_luftdicht_ausfuehren.1651179286.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/04/28 22:54 von wfeist