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Außenthermographie

Außenthermographien liefern einen unabhängigen Beleg dafür, dass Wärmedämmung von Gebäuden ganz erhebliche Energieeinsparungen ermöglicht und den Wohnkomfort erhöht.

Infrarot-Thermographie gedämmt / ungedämmt

Die Infrarot-Aufnahmetechnik oder Thermographie (Wikipedia Seite) ist heute weit verbreitet. Infrarot wird der Bereich des nicht sichtbaren Lichtes genannt, der sich bei längeren Wellenlängen an das sichtbare Spektrum im Roten anschließt. Bei der Infrarot-Thermographie von Gebäuden interessiert das mittlere Infrarot (Wikipedia Seite) (IR). In diesem Bereich strahlen die uns umgebenden Gegenstände Wärmestrahlung ab. Mit Wärmebildkameras kann diese langwellige Wärmestrahlung aufgenommen werden. Das Ergebnis ist wie ein Foto - nur dass nicht das sichtbare Licht, sondern die Wärmestrahlung abgebildet wird.

PHI-Mitarbeiter Dipl.-Phys. Oliver Kah beim „thermographieren“.

Dieses Bild zeigt einen PHI-Mitarbeiter bei der Aufnahme einer Thermographie. Die Thermographiekamera ist auf einem Stativ montiert. Sie liefert ein farbiges codiertes Bild der IR-Strahlung im Wellenlängenbereich von 8 bis 15 µm, aus dem sich bei sorgfältiger Betrachtung Rückschlüsse auf die Temperaturen der Gegenstände ergeben. In diesem Fall „sieht“ man einen blauen Fleck im Bereich des ganz frisch angebrachten Putzes unter der Fensterbank. Dieser ist noch sehr nass - Feuchtigkeit verdunstet und dies kühlt die betreffende Stelle. Der beschriebene Sachverhalt macht deutlich, dass es sich nicht bei jedem kalten Fleck um eine Wärmebrücke handeln muss; die richtige Erstellung und Auswertung von IR-Aufnahmen erfordert einigen Sachverstand.

Anbringung einer außenliegenden Wärmedämmung

Die folgende Infrarotaufnahme wurde während der Anbringung einer außenliegenden Wärmedämmung auf ein Gebäude am Jean-Paul-Platz in Nürnberg gemacht. Die Planung und Ausführung der Modernisierung dieses Gebäudes lag in den Händen des Architekten Dr. Burkhard Schulze-Darup. Das Passivhaus Institut hat den Bauherren (WBG Nürnberg) beraten und eine Qualitätssicherung durchgeführt. Dabei wurden u.a. die hier dokumentierten Aufnahmen gemacht. Die Modernisierung ist übrigens vorbildlich geplant und ausgeführt worden; der Heizenergieverbrauch in diesem Gebäude sank durch die Wirkung aller Maßnahmen auf weniger als ein Zehntel des Ausgangswertes. Dies wurde nachgemessen und publiziert (vgl. folgende Seite: Altbaumodernisierung mit Passivhauskomponenten).

teil_gedaemmt_wand_mit_markierung.jpg
IR-Aufnahme während der Ausführung der Dämmung:
Die Außenwand im Erdgeschoss ist weitgehend fertig gedämmt, die
Wand im oberen Geschoss aber nicht. Die neuen, sehr guten Fenster
sind bereits montiert. Vor der Fassade steht ein Gerüst, dort hängen
Pakete mit Dämmplatten (siehe Normalfoto).

Normalfoto etwa des gleichen Bereiches:
Gut ist die Spachtelung auf dem alten Putz zu erkennen
(hell-grau) sowie die Dämmplatten (dunkelgrau), die schon
bis über das Erdgeschossfenster verlegt sind. Gerüst und
Materialsäcke lassen genug freie Sicht auf die Wand zu.
Sie dienen im Folgenden auch zu Vergleichszwecken.


Diese Aufnahme ist identisch zur Thermographie ganz oben, die
interessanten Bereiche sind jedoch gekennzeichnet. Beachten Sie die
weiße Grenzlinie zwischen dem ungedämmten und dem gedämmten
Bereich.



Nochmals die gleiche Aufnahme, nun aber mit eingetragenen mittleren
Temperaturen der gekennzeichneten Bereiche. Die Temperaturen
hängen außer von der Strahlungsintensität auch noch von der
Emissivität der Materialien ab. Diese liegt aber bei allen Materialien
in diesem Bild, bis auf die Glasoberflächen, zwischen 0,93 und 0,96,
ist also kaum unterschiedlich.


Diese IR-Aufnahmen sagen sehr viel aus:


Das Thermographiebild zeigt nicht nur augenscheinlich, dass die gedämmte Fassade weniger Wärme verliert als die ungedämmte. Das Bild erlaubt es sogar, den Unterschied abzuschätzen. Allerdings ist diese Methode leider nicht sehr genau. Vor allem muss klar sein, dass es sich hierbei um einen „Schnappschuss“ handelt, also eine Momentanaufnahme. Diese erlaubt nur dann eine Aussage, wenn die Verhältnisse über eine genügend lange Zeit vor der Aufnahme thermisch stabil waren - und insbesondere keine direkte Sonnenstrahlung einzelne Bereiche der Fassade erwärmt hat. Die letzten Stunden der Nacht sind eine gute Zeit für einigermaßen sinnvoll auswertbare Aufnahmen.

Bei einem Blick auf die Kante, an der die Wärmedämmung gerade endet (weißer Linienzug im zweitletzten Bild) „schaut“ die gemauert Wand hinter der schon verlegten Dämmung hervor. Weit genug von der Kante ist die gemauerte Wand bereits wärmer geworden, weil sie nun weniger Wärme nach außen verliert - dort hat die ehemalige Wandaußenoberfläche eine Temperatur von über 18 °C. Das ist gut für die Konstruktion - die nun nicht mehr feucht werden kann, auch dann nicht, wenn ein Schrank innen vor der Wand stehen sollte. Diese hinter der gedämmten Wand erhöhte Temperatur führt andererseits zu einem Querwärmestrom durch die Mauer nach oben, so dass unmittelbar dort, wo die blanke alte Wandaußenoberfläche hinter der Dämmung herausschaut, die Temperatur noch höher ist als auf der ungestörten Altbauwandoberfläche. Das ist im Thermographiebild sehr gut zu sehen: An der Kante zur Dämmung läuft ein oranger Streifen entlang. Man sieht im Bild von unten auf die vordere Dämmstoffkante, die den Blick auf die dahinterliegende Wand etwas verdeckt - sonst wäre der Effekt noch deutlicher.

Die fertig gedämmte Fassade

Folgendes Thermographiebild wurde von der fertig gedämmten Fassade gemacht. Auch zu diesem Bild ist ein normales Foto zur Orientierung beigegeben.

foto_zu_thermogr_nuernberg_mit_markierung.jpg
Die fertig gedämmte und schon verputzte Fassade des Gebäudes,
aufgenommen am 17.12.2002 um 7:52 durch das Passivhaus Institut.
Im Hintergrund eine ungedämmte Altbauwand, teilweise verdeckt
durch Bäume.
Normalfoto, wenig später als die links gezeigte Thermographie
aufgenommen, um 8:36 des gleichen Tages durch
Dr. B. Shulze-Darup. Die Hubbühne für die Montage der Balkone
ist gerade vorgefahren.


Die Umgebungstemperatur beträgt an diesem Morgen etwa 3,5 °C. Die Thermographie zeigt auf der linken Seite, im Hintergrund (bunt) die ungedämmte Wand eines Altbaus. Diese leitet die Wärme sehr gut bis zur Außenoberfläche - und strahlt dort Wärme in die Umgebung ab. Dies ist durch die hohe Oberflächentemperatur zwischen 6 und 7 °C erkennbar. Auf der rechten Seite, im Vordergrund, ist tiefblau die neue gedämmte Fassade zu sehen: Die Wärmedämmung verringert den Wärmefluss von innen nach außen ganz erheblich. Die neue Putzoberfläche hat eine gleichmäßig niedrige Temperatur von etwa 3,7 °C; diese Temperatur unterscheidet sich kaum von der Temperatur der im Freien stehenden Bäume. Das zeigt, dass der Wärmeverlust extrem gering ist. Der Verlust durch die Fenster ist schon etwas höher und das gekippte Fenster (oben links) beweist, dass das Haus nicht etwa unbeheizt ist.

Auswirkung des gekippten Fensters

Ein anschauliches Thermographiebild eines gekippten Fensters in diesem Gebäude zeigen die beiden folgenden Bilder. Es ist jeweils die gleiche Aufnahme, jedoch mit einer anders gewählten Temperaturskala:

Dieses Beispiel zeigt, wie gut die Dämmung funktioniert: selbst bei geöffnetem Fenster und direkt neben der Fenstereinbauwärmebrücke ist die Innenwandoberfläche warm.

Ein prachtvoller Blick im Infrarotlicht auf ein gekipptes Fenster.
Wieder lässt sich die Umgebungstemperatur gut am Ast des Baumes
ablesen (etwa 3,4 °C). Die ungestörte Außenfassade hat um 3,8 °C
(rechts unten), die nur schwach erkennbaren hellblauen Dübelköpfe
liegen bei 4,1 °C.



Die identische Aufnahme, dargestellt in einem größeren Temperatur-
bereich. Im Außenraum erscheint jetzt alles tiefblau „kalt“. Durch
das gekippte Fenster kann man auf die innere Oberfläche des
Fenstersturzes sehen. Dieser hat eine Temperatur von fast 19 °C.
Das Bild zeigt auch, wie die Warmluftfahne, die aus dem Fenster
austritt, an der Außenwand entlang streicht (nach oben, wegen der
geringeren Dichte der warmen Luft).
Was hier auch offensichtlich wird ist, dass zu den gleichen aufgenommenen Temperaturdaten unterschiedliche „Falschfarben“-Temperaturkodierungen verwendet werden können. Ein Blick auf die Temperaturskala, der Absolutwerte und deren Auflösung ist für die Interpretation eines Thermographiebildes entscheidend. Nicht jedes „bunte Bild“ beweist eine massive Wärmebrücke; manchmal ist auch einfach nur die Temperaturskala hochauflösend eingestellt.


Fazit

Die Untersuchungen in diesem Beitrag zeigen, dass eine verbesserte Wärmedämmung wirksam ist, dass sie die Wärmeverluste sehr stark reduziert und dass die eingeführten und in der Wissenschaft anerkannten Rechenmethoden zuverlässig sind.

Siehe auch

Wärmeschutz funktioniert

Vorhergehende Abschnitte

Temperaturmessungen an einer sehr gut wärmegedämmten Wand
Heizenergieverbrauch in einem gut gedämmten Neubau

Nachfolgende Abschnitte

Wärmeschutz im modernisierten Altbau
Wärmedämmen oder Wärme speichern?

1)
Die absolute Messgenauigkeit beträgt bei diesen Aufnahmen eher nur +-0,5K. Jedoch werden Temperaturunterschiede durchaus auf Genauigkeiten von um 0,03 K detektiert. Daher geben wir für diese Mittelwerte zwei Nachkommastellen an, um bei der Differenzbildung nicht unnötig zusätzlich Genauigkeit zu verlieren.