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planung:waermeschutz:waermeschutz_im_gesamtkonzept

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planung:waermeschutz:waermeschutz_im_gesamtkonzept [2019/04/17 09:33] – [Wie steht es um die Wirtschaftlichkeit?] cblagojevicplanung:waermeschutz:waermeschutz_im_gesamtkonzept [2024/03/21 21:24] (aktuell) – [Das Prinzip] wfeist
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 ====== Wärmeschutz im Gesamtkonzept ====== ====== Wärmeschutz im Gesamtkonzept ======
 +Schnelllink zu konkreten Maßnahmen Im Gebäudebestand: **[[baulich:|Gebäudehülle]]**
 ===== Das Prinzip ===== ===== Das Prinzip =====
  
-Bei energiesparenden Häusern wird die gesamte **Gebäudehülle** hervorragend wärmegedämmt. Die Gebäudehülle besteht aus allen Bauteilen, die den Innenraum vom Außenraum trennen. Im Innenraum soll behagliches Klima herrschen - außen bestimmt das Wetter.+Bei energiesparenden Häusern wird die gesamte **Gebäudehülle** hervorragend wärmegedämmt - vergleichbar einer guten Bettdecke. Die Gebäudehülle besteht aus allen den Bauteilen, welche den Innenraum vom Außenraum trennen. Im Innenraum soll behagliches Klima herrschen - außen bestimmt das Wetter die Bedingungen. Das gilt sowohl für einen Neubau als auch für Modernisierungsmaßnahmen an Altbauten. Und es gilt für kaltes Wetter (Warmhalte-Aufgabe) ebenso wie für Hitzeperioden (Kühlhalte-Aufgabe).
  
-Weil in Mitteleuropa die Wetterverhältnisse von Mitte Oktober bis Ende April meist kalt und niederschlagsreich sind, ist die Temperatur innerhalb der Gebäudehülle meist höher als außen. Deshalb fließt über die Hülle Wärme ab. Werden diese Verlustwärme nicht ersetzt, so wird es innen relativ schnell so kalt wie außen. Es ist daher sinnvoll, **den Wärmeabfluss zu begrenzen - genau das ist die Aufgabe des Wärmeschutzes**.+Weil in Mitteleuropa die Wetterverhältnisse von Mitte Oktober bis Ende April meist kalt sind, ist die Temperatur innerhalb der Gebäudehülle dann meist höher als außen. Deshalb fließt über die Hülle Wärme ab((Das ist ein Grundprinzip der Disziplin "Thermodynamik" der Physik. Diese Prinzip hat sich bisher bei jeder kritischen Prüfung als korrekt erwiesen. Der Fachmann spricht hier vom "2. Hauptsatz der Thermodynamik"))Wird diese Verlustwärme nicht ersetzt, so wird es innen relativ schnell so kalt wie außen. Es ist daher sinnvoll, **den Wärmeabfluss zu begrenzen - genau das ist die Aufgabe des Wärmeschutzes**. Korrekt ausgeführter Wärmeschutz ist wirksam, die erreichten Einsparungen in wissenschaftlich begleiteten Projekten entsprechen recht genau den Erwartungen (z.B. aus einer Energiebilanzberechnung; [Bastian 2022]).
  
 -> Bei **allen Bauweisen** ist ein guter Wärmeschutz möglich und auch bereits erfolgreich eingesetzt worden: Massivbau, Holzbau, Fertigbauteile, Schalungselementetechnik, Stahlbau und alle Formen von Mischbau. -> Bei **allen Bauweisen** ist ein guter Wärmeschutz möglich und auch bereits erfolgreich eingesetzt worden: Massivbau, Holzbau, Fertigbauteile, Schalungselementetechnik, Stahlbau und alle Formen von Mischbau.
  
--> Eine sehr gute Wärmedämmung ist auch bei **bestehenden Gebäuden** nachträglich möglich.+-> Eine sehr gute Wärmedämmung ist auch bei **bestehenden Gebäuden** nachträglich möglich. Dazu wurde als abgestimmte Gesamtkonzeption [[grundlagen:passivhaus-altbau|"EnerPHit"]] entwickelt
  
 Aus den Erfahrungen bei energiesparenden Neubauten kann ein wichtiges Prinzip abgeleitet werden: Aus den Erfahrungen bei energiesparenden Neubauten kann ein wichtiges Prinzip abgeleitet werden:
-**"Wenn schon, denn schon"** - beim Wärmschutz [[Planung:waermeschutz:nicht_sparen_bei_der_waermedaemmung|nicht an der Dämmdicke sparen]]. Das wird bei Passivhäusern ernst genommen - denn ein guter Wärmeschutz ist ein sehr wirtschaftlicher Weg, Energie einzusparen.\\+**"Wenn schon, denn schon"** - beim Wärmeschutz [[Planung:waermeschutz:nicht_sparen_bei_der_waermedaemmung|nicht an der Dämmdicke sparen]]. Das wird bei Passivhäusern und bei EnerPHit ernst genommen - denn ein guter Wärmeschutz ist ein sehr wirtschaftlicher Weg, Energie einzusparen - und Dämmstoff kostet nicht viel.\\
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-|{{ :picopen:huelle_passivhaus_mit_logo.png?400 }}|Das wichtigste Prinzip für das energiesparende Bauen: **eine ohne Unterbrechungen rund um das Gebäude gelegte wärmedämmende Hülle //(gelb)//** verringert die Wärmeverluste wie ein warmer Mantel.\\ \\ Da die meisten Wärmedämmstoffe nicht luftdicht sind, muss es neben der dämmenden Hülle auch **noch eine [[Planung:luftdichtheit|luftdichte Hülle]] //(rote Linie)//** geben.\\ \\ Sehr wichtig ist die Vermeidung von Wärmebrücken, für die eine eigene Planungsmethode, das "**[[Grundlagen:Bauphysikalische Grundlagen:waermeübertragung:Wärmebrückenvermeidung|wärmebrückenfreie Konstruieren]]**", entwickelt wurde.| +|{{ :picopen:huelle_passivhaus_mit_logo.png?400 }} | Das wichtigste Prinzip für das energiesparende Bauen: **eine \\ ohne Unterbrechungen rund um das Gebäude \\ gelegte wärmedämmende Hülle //(gelb)//** verringert \\ die Wärmeverluste wie ein warmer Mantel. \\ \\ Da die meisten Wärmedämmstoffe nicht luftdicht \\ sind, muss es neben der dämmenden Hülle auch \\ **noch eine [[Planung:luftdichtheit|luftdichte Hülle]] \\ //(rote Linie)//** geben. \\ \\ Sehr wichtig ist die Vermeidung von Wärmebrücken, \\ für die eine eigene Planungsmethode, das \\ "**[[Grundlagen:Bauphysikalische Grundlagen:waermeübertragung:Wärmebrückenvermeidung|wärmebrückenfreie Konstruieren]]**", entwickelt wurde.| 
-|**//Die Hülle eines Passivhauses//**                                             ||\\+|**//Die Hülle eines Passivhauses oder eines EnerPHit-modernisierten Altbaus//**                                             ||\\
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-Tatsächlich ist die Wärmedämmung wichtig, und nicht die Wärmespeicherung, siehe [[planung:waermeschutz:waermeschutz funktioniert:waermedämmen oder waerme speichern?|Dämmen oder Speichern]]. Dass sich sehr gute Wärmedämmung immer wieder gut bewährt hat, dazu erfahren Sie mehr auf der folgenden Seite: [[planung:waermeschutz:waermeschutz_funktioniert|Wirksamkeit der Wärmedämmung]]. +Tatsächlich ist die Wärmedämmung wichtig, und nicht die Wärmespeicherung, siehe [[planung:waermeschutz:waermeschutz funktioniert:waermedämmen oder waerme speichern?|Dämmen oder Speichern]]. Dass sich sehr gute Wärmedämmung regelmäßig gut bewährt hat, dazu erfahren Sie mehr auf der folgenden Seite: [[planung:waermeschutz:waermeschutz_funktioniert|Wirksamkeit der Wärmedämmung]]. 
  
-Die Wärmeverluste durch Außenwände und Dächer sind in bestehenden Gebäuden für mehr als 70% der gesamten Wärmeverluste verantwortlich. Daher ist die Verbesserung der Wärmedämmung die wichtigste Maßnahme zur Energieeinsparung. Sie führt zudem noch zu höherer Behaglichkeit und besserem Bautenschutz (vgl. [[Planung:wärmeschutz:Wärmeschutz im Gesamtkonzept#Details über die Wärmedämmung von Passivhäusern|weitere Informationen zur Wärmedämmung]])Bessere Wärmedämmung wird heute durch Förderkredite der KfW-Förderbank großzügig gefördert; sie ist aber nicht nur deswegen wirtschaftlichwie eine [[[[Grundlagen:Wirtschaftlichkeit:Wirtschaftlichkeit von baulichen Energiesparmaßnahmen:Zukunftsweisender Wärmeschutz ist sinnvoll|sorgfältige Analyse]] zeigt.+Die Wärmeverluste durch Außenwände und Dächer sind in bestehenden Gebäuden für mehr als 70% der gesamten Wärmeverluste verantwortlich((Und: geheizt werden muss überhaupt nur wegen dieser Verluste; die gute Nachricht: diese Verluste lassen sich regelmäßig auf weniger als ein Zehntel (!) des früheren Wertes verringern)). Daher ist die Verbesserung der Wärmedämmung die wichtigste Maßnahme zur Energieeinsparung. Sie führt zudem noch zu höherer Behaglichkeit und besserem Bautenschutz. Wie hoch die Verluste in Ihrem Gebäude sind, können Sie mit der interaktiven Gebäudeanalyse [[:enbil|"ENBIL"]] bestimmenEin weiterer Vorteil: In Krisenzeiten, wenn es eng wird mit der Energieversorgung aus welchen Gründen auch immer, dann ist das besser geschützte Gebäude gleich doppelt im Vorteil: Erstens, weil es weniger Energie braucht und daher mögliche hohe Preise leichter zu bewältigen sind; noch wichtiger aber zweitensweil selbst bei einem Komplettausfall der Heizung es bei weitem nicht so kalt wird und die Situation leichter ertragen werden kann
  
-===== Dämmniveau von Passivhäusern =====+Bessere Wärmedämmung wird heute durch Förderkredite der KfW-Förderbank großzügig gefördert; sie ist aber nicht nur deswegen wirtschaftlich, wie eine [[[[Grundlagen:Wirtschaftlichkeit:Wirtschaftlichkeit von baulichen Energiesparmaßnahmen:Zukunftsweisender Wärmeschutz ist sinnvoll|sorgfältige Analyse]] zeigt.
  
-[[planung:waermeschutz:waermeschutz im gesamtkonzept#Die Wärmedurchgangskoeffizienten]] (U-Werte) von Außenwänden, Bodenplatten und Dachflächen liegen im Bereich 0,10 bis 0,15 W/(m²K) (Klima in Mitteleuropa). Diese sind Spitzenwerte bei allen Bauweisen und sind zugleich bei den heutigen Energiepreisen die [[Grundlagen:Wirtschaftlichkeit:Wirtschaftlichkeit von baulichen Energiesparmaßnahmen:Zukunftsweisender Wärmeschutz ist sinnvoll|wirtschaftlichsten Werte]]. +===== Zur Frage des Dämmniveaus ===== 
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 +[[planung:waermeschutz:waermeschutz im gesamtkonzept#Wärmedurchgangskoeffizienten]] (U-Werte) sind das Maß für den Wärmeverlust von Außenwänden, Bodenplatten und Dachflächen für energieeffiziente Gebäude. Sie sollten heute im Bereich von 0,10 bis 0,15 W/(m²K) liegen (Klima in Mitteleuropa). Das sind inzwischen bei allen Bauweisen praktikabel erreichbare Werte und diese sind zugleich bei den heutigen und den künftigen Energiepreisen((Energiepreise schwanken immer wieder ganz erheblich, meist aus politischen Gründen. Wir haben die wohl begründete Einschätzung, dass die Wärmepreise für Raumheizung sich künftig bei Werten zwischen 10 und 14 Cent/kWh stabilisieren werden)) die [[Grundlagen:Wirtschaftlichkeit:Wirtschaftlichkeit von baulichen Energiesparmaßnahmen:Zukunftsweisender Wärmeschutz ist sinnvoll|wirtschaftlichsten Werte]]. Mit den heute am Bau eingesetzten Dämmstoffen "braucht man dafür" zwischen 16 (WLF 028) und 27 cm (WLF 045) Dicke des Dämmmaterials.
  
 Dadurch wird der Wärmeverlust im Winter vernachlässigbar gering. Zudem ist dann die Temperatur der Innenoberflächen nahezu gleich der Lufttemperatur, und zwar weitgehend unabhängig von der Art der Heizung. Das führt zu sehr guter [[Grundlagen:Bauphysikalische Grundlagen:Thermische Behaglichkeit|Behaglichkeit]] und zur sicheren **Vermeidung von luftfeuchtebedingten Bauschäden**. Dadurch wird der Wärmeverlust im Winter vernachlässigbar gering. Zudem ist dann die Temperatur der Innenoberflächen nahezu gleich der Lufttemperatur, und zwar weitgehend unabhängig von der Art der Heizung. Das führt zu sehr guter [[Grundlagen:Bauphysikalische Grundlagen:Thermische Behaglichkeit|Behaglichkeit]] und zur sicheren **Vermeidung von luftfeuchtebedingten Bauschäden**.
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-===== Details zur Wärmedämmung von Passivhäusern =====+===== Details zur Wärmedämmung von Neubauten und Modernisierungen =====
  
 ==== Wärmedurchgangskoeffizienten ==== ==== Wärmedurchgangskoeffizienten ====
 +🌡️\\ 
 +Der Wärmeverlust durch ein Regelbauteil, also eine Außenwand, einen Fußboden, eine oberste Geschossdecke oder ein Dach, wird durch den **[[grundlagen:waermedurchgangskoeffizient_oder_u-wert|Wärmedurchgangskoeffizienten oder U-Wert]]**((Manchmal wird **Kritik an der stationären Berechnung** (der U-Wert-Rechnung) der Wärmeleitung geübt. Auf der Seite [[planung:waermeschutz:waermeschutz funktioniert:waermedämmen oder waerme speichern?|"Wärmedämmen oder Wärme speichern?"]] wird diese Frage genauer diskutiert. Hier nur soviel vorab: Der U-Wert hat sich tatsächlich als die entscheidende Größe für den Wärmeverlust erwiesen. Die gebauten und funktionierenden Passivhäuser sind der beste Beleg dafür. Diese Häuser verbrauchen nur ein Zehntel der bisher üblichen Brennstoffmengen für die Heizung: etwa 1,5 Liter Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr statt mehr als 15 Liter/(m²a). So geringe Verbrauchswerte sind im winterkalten Mitteleuropa nur durch eine sehr gute Wärmedämmung möglich.)) gekennzeichnet((früher: k-Wert)). Dieser Wert gibt an, wieviel **Wärme pro Zeiteinheit durch eine Flächeneinheit des Bauteils nach außen** übertragen wird, wenn die Temperaturdifferenz gerade ein Grad (1 K, "Kelvin") beträgt. Die Maßeinheit des U-Wertes ist daher "W/(m²K)". Der U-Wert charakterisiert die Güte eines Bauteils bezüglich der Vermeidung von Wärmeverlusten: Niedrige U-Wert sind gut((um 0,15 W/(m²k) empfehlen wir)), hohe U-Werte schlecht((so um 1,3 W/(m²K) haben die meisten Altbau-Wände und verlieren so 10mal soviel Wärme, als nach dem Stand der Technik heute vernünftigerweise angestrebt)).
  
-Der Wärmeverlust durch ein Regelbauteil, also eine Außenwand, einen Fußboden, eine oberste Geschossdecke oder ein Dach, wird durch den **Wärmedurchgangskoeffizienten oder U-Wert**((Manchmal wird **Kritik an der stationären Berechnung** (der U-Wert-Rechnung) der Wärmeleitung geübt. Auf der Seite [[planung:waermeschutz:waermeschutz funktioniert:waermedämmen oder waerme speichern?|"Wärmedämmen oder Wärme speichern?"]] wird diese Frage genauer diskutiert. Hier nur soviel vorab: Der U-Wert hat sich tatsächlich als die entscheidende Größe für den Wärmeverlust erwiesen. Die gebauten und funktionierenden Passivhäuser sind der beste Beleg dafür. Diese Häuser verbrauchen nur ein Zehntel der bisher üblichen Brennstoffmengen für die Heizung: etwa 1,5 Liter Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr statt mehr als 15 Liter/(m²a). So geringe Verbrauchswerte sind im winterkalten Mitteleuropa nur durch eine sehr gute Wärmedämmung möglich.)) gekennzeichnet (früher: k-Wert). Dieser Wert gibt an, wieviel **Wärme pro Zeiteinheit durch eine Flächeneinheit des Bauteils nach außen** übertragen wird, wenn die Temperaturdifferenz gerade ein Grad (1 K, "Kelvin") beträgt. Die Maßeinheit des U-Wertes ist daher "W/(m²K)"+Soll der **Wärmeverlust** durch eine Wand berechnet werden, so wird der U-Wert mit der Fläche und mit der Temperaturdifferenz multipliziert((**Wärmestrom = Fläche $\cdot$ U-Wert $\cdot$ Temperaturdifferenz**  Diese Gleichung gilt übrigens nicht nur dann, wenn die Temperaturdifferenz konstant ist, wie es zunächst bei der [[grundlagen:waermedurchgangskoeffizient_oder_u-wert|Definition des U-Wertes]] zur klaren und einfachen Festlegung der Randbedingungen vorausgesetzt wird. Vielmehr gilt diese Gleichung immer dann streng für die Mittelwerte von Wärmestrom und Temperaturdifferenz, wenn der Endzustand des betrachteten Bauteils sich von seinem Anfangszustand nicht unterscheidet (gleiche Temperaturverteilung im Bauteil) - z.B. zwischen Anfang Oktober und dem gleichen Zeitraum des folgenden Jahres. Aber selbst wenn die Temperaturen nicht exakt gleich sind, gilt die Beziehung immer noch in sehr guter Näherung für die Mittelwerte, wenn der Zeitraum der Mittelung lang gegenüber der Zeitkonstante der Bauteile ist. Für in Deutschland übliche Bauteile ist das bei Mittelungszeiträumen von mehr als einem Monat meist erfüllt.)). Bei strengen winterlichen Temperaturverhältnissen liegen in Mitteleuropa außen -12°C und innen 21°C vor.\\
- +
-Will man den **Wärmeverlust** durch eine Wand berechnen, so muss man den U-Wert mit der Fläche und mit der Temperaturdifferenz multiplizieren((**Wärmestrom = Fläche • U-Wert • Temperaturdifferenz**  Diese Gleichung gilt übrigens nicht nur dann, wenn die Temperaturdifferenz konstant ist, wie es zunächst bei der Definition des U-Wertes zur klaren und einfachen Festlegung der Randbedingungen vorausgesetzt wird. Vielmehr gilt diese Gleichung immer dann streng für die Mittelwerte von Wärmestrom und Temperaturdifferenz, wenn der Endzustand des betrachteten Bauteils sich von seinem Anfangszustand nicht unterscheidet (gleiche Temperaturverteilung im Bauteil) - z.B. zwischen Anfang Oktober und dem gleichen Zeitraum des folgenden Jahres. Aber selbst wenn die Temperaturen nicht exakt gleich sind, gilt die Beziehung immer noch in sehr guter Näherung für die Mittelwerte, wenn der Zeitraum der Mittelung lang gegenüber der Zeitkonstante der Bauteile ist. Für in Deutschland übliche Bauteile ist das bei Mittelungszeiträumen von mehr als einem Monat meist erfüllt.)). Bei strengen winterlichen Temperaturverhältnissen liegen in Mitteleuropa außen -12°C und innen 21°C vor.\\+
 Will man den **Jahresheizwärmeverlust** berechnen, so muss man den U-Wert mal mittlerer Temperaturdifferenz in der Heizzeit mal Dauer der Heizzeit nehmen oder einfacher U-Wert mal Heizgradstunden - das sind 78000 Gradstunden für ein mittleres mitteleuropäisches Klima. Will man den **Jahresheizwärmeverlust** berechnen, so muss man den U-Wert mal mittlerer Temperaturdifferenz in der Heizzeit mal Dauer der Heizzeit nehmen oder einfacher U-Wert mal Heizgradstunden - das sind 78000 Gradstunden für ein mittleres mitteleuropäisches Klima.
  
-Am Beispiel eines kleinen Einfamilienhaus mit einer Außenwandoberfläche von 100 m² wurden folgende Werte für unterschiedliche U-Werte berechnet:\\+Am Beispiel eines kleinen Einfamilienhaus mit einer Außenwandoberfläche von 100 m² werden folgende Werte für unterschiedliche U-Werte berechnet:\\
 \\ \\
-^   U-Wert\\ //W/m²K//     Wärmeverlustleistung\\ //W//     Jahresheizwärmeverlust \\ //kWh/a//     Jahreskosten ((Hier wurde ein Wärmepreis von 6,6 €Cent/kWh brutto zugrunde gelegt. Eine umfassendere Darstellung zur Wirtschaftlichkeit finden Sie [[[[Grundlagen:Wirtschaftlichkeit:Wirtschaftlichkeit von baulichen Energiesparmaßnahmen:Zukunftsweisender Wärmeschutz ist sinnvoll|hier]]. Das Passivhaus Institut ging allerdings bei der Erstellung dieser Information vorsichtig davon aus, dass die Energiepreise künftig im Mittel nicht mehr wesentlich ansteigen werden {so kann man sich täuschen!}. Seit dem Jahr 2011 liegt der Wärmepreis nun schon seit Jahren bei etwa 10 €Cent/kWh. Entsprechend größer ist die Kostenentlastung durch gute Wärmedämmung. {etwa +50% Zuschlag auf die letzte Spalte!} )) nur Außenwand\\ //€/a//   ^+^   U-Wert\\ //W/m²K//     Wärmeverlustleistung\\ //W//     Jahresheizwärmeverlust \\ //kWh/a//     Jahreskosten ((Hier wurde ein Wärmepreis von 6,6 €Cent/kWh brutto zugrunde gelegt. Eine umfassendere Darstellung zur Wirtschaftlichkeit finden Sie [[[[Grundlagen:Wirtschaftlichkeit:Wirtschaftlichkeit von baulichen Energiesparmaßnahmen:Zukunftsweisender Wärmeschutz ist sinnvoll|hier]]. Das Passivhaus Institut ging allerdings bei der Erstellung dieser Information vorsichtig davon aus, dass die Energiepreise künftig im Mittel nicht mehr wesentlich ansteigen werden {so kann man sich täuschen!}. Seit dem Jahr 2011 liegt der Wärmepreis nun schon seit Jahren zwischen 7 und 10 €Cent/kWh. Entsprechend größer ist die Kostenentlastung durch gute Wärmedämmung. {etwa +25% Zuschlag auf die letzte Spalte!} )) nur Außenwand\\ //€/a//   ^
 |   1,00     3300     7800     515,  | |   1,00     3300     7800     515,  |
 |   0,80     2640     6200     409,  | |   0,80     2640     6200     409,  |
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 > Der Wärmeverlust ist ein entscheidender Teil der [[Planung:Energieeffizienz ist berechenbar|Energiebilanz]] eines Gebäudes. Jeder Wärmeverlust muss durch einen entsprechenden Wärmegewinn ausgeglichen werden - sonst würde die Temperatur im Haus sinken. > Der Wärmeverlust ist ein entscheidender Teil der [[Planung:Energieeffizienz ist berechenbar|Energiebilanz]] eines Gebäudes. Jeder Wärmeverlust muss durch einen entsprechenden Wärmegewinn ausgeglichen werden - sonst würde die Temperatur im Haus sinken.
  
-Ein typisches Passivhaus-Kompaktheizsystem kann problemlos etwa 1000 W Heizleistung bereitstellen (Das ist die typische Leistung eines Haartrockners). Wenn nicht allein die Außenwand bereits erhebliche Anteile dieser Leistung aufzehren soll, so muss der U-Wert der Wand wirklich sehr gering sein: der Bereich von 0,10 bis 0,15 W/(m²K) ist im Allgemeinen angemessen. +Ein typisches kostengünstiges Heizsystem (Kompaktsystem oder auch eine "Raumklimagerät"-Split-Unit) kann problemlos gut 1000 W Heizleistung bereitstellen (Das ist die typische Leistung eines Haartrockners). Wenn nicht allein die Außenwand bereits erhebliche Anteile dieser Leistung aufzehren soll, so muss der U-Wert der Wand wirklich gering sein: der Bereich von 0,10 bis 0,15 W/(m²K) ist im Allgemeinen angemessen und empfehlenswert((Hinweis: Durch gute Planung und die Verwendung guter weiterer Komponenten kann heute bisweilen auch mit weniger Dämmung ausgekommen werden: Es gibt hier keine "zwingenden" Vorgaben, die Gesamtziele bzgl. Heizwärmebedarf und Primärenergiebedarf müssen jedoch vom Gesamtgebäude erfüllt werden.)) 
  
 Was bedeutet das für die wärmedämmende Gebäudehülle?  Was bedeutet das für die wärmedämmende Gebäudehülle? 
  
 ==== Wärmedämmende Materialen ==== ==== Wärmedämmende Materialen ====
-Derart niedrige U-Werte können nur mit wirklich gut wärmedämmenden Materialien hergestellt werden. Die folgende Tabelle zeigt, wie dick ein Außenbauteil sein muss, das allein aus dem aufgeführten Material besteht, um einen typischen Passivhaus-U-Wert von 0,13 W/(m²K) zu erreichen:\\+Derart niedrige U-Werte können nur mit wirklich gut wärmedämmenden Materialien hergestellt werden. Übrigens: Hier gibt es mehr Informationen zum Thema [[Wärmedämmstoff]]. Die Materialeigenschaft, die darüber Auskunft gibt, ist die Wärmeleitfähigkeit((bezeichnet mit dem griechischen Buchstaben $ \lambda $ (kleines 'lambda' und gemessen in der Einheit W/(mK))). Die folgende Tabelle zeigt, wie dick ein Außenbauteil sein muss, das allein aus dem aufgeführten Material besteht, um einen typischen Passivhaus-U-Wert von 0,13 W/(m²K) zu erreichen:\\
 \\ \\
-^   Material     Wärmeleitfähigkeit\\ //W/mK//     erforderliche Schichtdicke für U=0,13 W/(m²K)\\ //m//   ^+^   Material     Wärmeleitfähigkeit\\ //W/mK//     erforderliche Schichtdicke für \\ //U// = 0,13 W/(m²K)\\ //m//   ^
 |   Stahlbeton     2,    17,30   | |   Stahlbeton     2,    17,30   |
 |   Vollziegel    |   0,80     6,02    | |   Vollziegel    |   0,80     6,02    |
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 |   Nadelholz       0,13  |   0,98    | |   Nadelholz       0,13  |   0,98    |
 |   Porenziegel, Porenbeton     0,11     0,83   | |   Porenziegel, Porenbeton     0,11     0,83   |
-|   Bestwerte Porenz/beton     0,08     0,60   |+|   Bestwerte Porenziegel/beton     0,08     0,60   |
 ^                                                    ^^^ ^                                                    ^^^
 |   **Stroh**     **0,055**     **0,41**   | |   **Stroh**     **0,055**     **0,41**   |
-|   **typischer Dämmstoff**     **0,040**     **0,30**   |+|   **frühere Dämmstoffe**     **0,040**     **0,30**   | 
 +|   **typischer Dämmstoff**     **0,032**     **0,24**   |
 |   **hochwertiger konventioneller Dämmstoff**     **0,025**     **0,19**   | |   **hochwertiger konventioneller Dämmstoff**     **0,025**     **0,19**   |
 |   **Nanoporöse Superdämmstoffe Normaldruck**     **0,015**     **0,11**   | |   **Nanoporöse Superdämmstoffe Normaldruck**     **0,015**     **0,11**   |
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   * Dazu eignen sich alle Materialien aus dem unteren Teil der Tabelle. Selbstverständlich sind kombinierte Aufbauten mit anderen Baustoffen möglich und in vielen Fällen notwendig: Z.B. die außen gedämmte Betonwand oder die monolithische Wand aus Porenbeton und Mineralschaum-Dämmplatten. Die Aufbauten werden umso dünner, je niedriger die Wärmeleitfähigkeit des verwendeten Dämmstoffes ist.    * Dazu eignen sich alle Materialien aus dem unteren Teil der Tabelle. Selbstverständlich sind kombinierte Aufbauten mit anderen Baustoffen möglich und in vielen Fällen notwendig: Z.B. die außen gedämmte Betonwand oder die monolithische Wand aus Porenbeton und Mineralschaum-Dämmplatten. Die Aufbauten werden umso dünner, je niedriger die Wärmeleitfähigkeit des verwendeten Dämmstoffes ist. 
  
--> Bereits mit einer Strohballenwand üblicher Dicke (50 cm und mehr) ist die Eignung für das Passivhaus gegeben.\\+-> Bereits mit einer Strohballenwand üblicher Dicke (40 cm und mehr) ist die Eignung für das Passivhaus gegeben.\\
  
--> Mit typischen konventionellen Dämmstoffen (Mineralwolle, Polystyrol, Zellulose) liegt die Dicke um 30 cm.\\+-> Mit typischen konventionellen Dämmstoffen (Mineralwolle, EPS, Zellulose) liegt die empfohlenen Dicke heute um 24 cm.\\
  
 -> Mit marktüblichen Polyurethanschaumdämmstoffen kann die Dämmdicke sogar auf ca. 20 cm reduziert werden.\\ -> Mit marktüblichen Polyurethanschaumdämmstoffen kann die Dämmdicke sogar auf ca. 20 cm reduziert werden.\\
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 -> Auch Vakuumdämmstoffe können in Deutschland bereits im Bauwesen eingesetzt werden.\\ Mit ihnen ergeben sich richtig schlanke hochgedämmte Bauteile.\\ -> Auch Vakuumdämmstoffe können in Deutschland bereits im Bauwesen eingesetzt werden.\\ Mit ihnen ergeben sich richtig schlanke hochgedämmte Bauteile.\\
  
--> Ein ebenfalls bereits erfolgreich umgesetzter etwas anderer Ansatz besteht in "semitransluzenten Hüllflächen".\\ Dabei wird die Globalstrahlung ein Stück weit gezielt in die gedämmte Konstruktion hineingeleitet, um so die\\ Temperaturdifferenz zu verringern und einen niedrigen äquivalenten U-Wert zu erreichen.\\+-> Ein ebenfalls bereits erfolgreich umgesetzter etwas anderer Ansatz besteht in "semitransluzenten Hüllflächen". Dabei wird die Globalstrahlung ein Stück weit gezielt in die gedämmte Konstruktion hineingeleitet, um so die Temperaturdifferenz zu verringern und einen niedrigen äquivalenten U-Wert zu erreichen.\\
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 |{{ :picopen:passivhaus_aussenwand_mit_logo.png?300 }}| |{{ :picopen:passivhaus_aussenwand_mit_logo.png?300 }}|
 |//**Beispiele von für das Passivhaus geeigneten\\ |//**Beispiele von für das Passivhaus geeigneten\\
-besonders gut gedämmten Außenwand-Aufbauten**//|\\ +besonders gut gedämmten Außenwand-Aufbauten**//
-\\ +<WRAP box> 
 +<sub> Ende des zum Bauphysik-Kurs beitragenden Abschnitts; [[grundlagen:grundkurs_bauphysik_waerme|Zurück zum Grundkurs Bauphysik Wärme - Übersicht]] 🌡️</sub> 
 +</WRAP>
 ==== Wie steht es um die Wirtschaftlichkeit? ==== ==== Wie steht es um die Wirtschaftlichkeit? ====
  
 //Eine weit verbreitete Ansicht ist, so dicke Dämmungen, wie sie für Passivhäuser gebraucht werden, würden sich nicht lohnen. Lassen Sie uns nachrechen!// //Eine weit verbreitete Ansicht ist, so dicke Dämmungen, wie sie für Passivhäuser gebraucht werden, würden sich nicht lohnen. Lassen Sie uns nachrechen!//
  
-Dazu bitte noch einmal einen Blick auf [[wärmeschutz im gesamtkonzept#Details über die Wärmedämmung von Passivhäusern|die Tabelle]] ganz oben werfen. Dort sind nämlich in der vierten Spalte auch die gesamten, über das Jahr auftretenden Kosten zur Deckung der Wärmeverluste über die Außenwand angegeben.+Dazu bitte noch einmal einen Blick auf [[#Wärmedurchgangskoeffizienten|die Tabelle]] ganz oben werfen. Dort sind nämlich in der vierten Spalte auch die gesamten, über das Jahr auftretenden Kosten zur Deckung der Wärmeverluste über die Außenwand angegeben.
  
-Geheizt wird mit Erdgas, Heizöl, Fernwärme oder Strom - günstiger als für 6,6 €Cent je kWh ((Hier wurde ein Wärmepreis von 6,6 €Cent/kWh brutto zugrunde gelegt. Eine umfassendere Darstellung zur Wirtschaftlichkeit finden Sie [[[[Grundlagen:Wirtschaftlichkeit:Wirtschaftlichkeit von baulichen Energiesparmaßnahmen:Zukunftsweisender Wärmeschutz ist sinnvoll|hier]]. Das Passivhaus Institut geht allerdings davon aus, dass die Energiepreise künftig im Mittel nicht mehr wesentlich ansteigen werdenSchon beim jetztigen Energiepreis gibt es genügend Alternativen, die es erlauben, den Einsatz von teuren fossilen Brennstoffen zu ersetzen. Die bessere Wärmedämmung ist eine sehr wichtige Alternative.)) jedenfalls wird Heizwärme derzeit und in der Zukunft kaum zu bekommen sein, 2006 waren die Energiepreise vielmehr generell höher. Damit errechnen sich Jahresheizkosten allein zum Ausgleich der Wärmeverluste durch die Außenwand (100 m²), wie sie in der letzten Spalte angegeben sind. Hier noch einmal ein Ausschnitt der Tabelle:\\+Geheizt wird mit Erdgas, Heizöl, Fernwärme oder Strom - günstiger als für 6,6 €Cent je kWh ((Hier wurde noch ein Wärmepreis von 6,6 €Cent/kWh brutto zugrunde gelegt. Eine umfassendere Darstellung zur Wirtschaftlichkeit finden Sie [[[[Grundlagen:Wirtschaftlichkeit:Wirtschaftlichkeit von baulichen Energiesparmaßnahmen:Zukunftsweisender Wärmeschutz ist sinnvoll|hier]]. Das Passivhaus Institut ging davon aus, dass die Energiepreise im Mittel nicht mehr wesentlich ansteigen würden - das ist nachträglich gesehen etwas "optimistisch" gewesenBei den jetzt viel höheren Heizkosten ist eine bessere Wärmedämmung umso mehr eine wichtige Alternative zu teuren Brennstoffen.)) jedenfalls wird Heizwärme derzeit und in der Zukunft kaum zu bekommen sein, 2006 bis 2022 waren die Energiepreise vielmehr generell höher, oft sogar sehr viel höher. Damit errechnen sich Jahresheizkosten allein zum Ausgleich der Wärmeverluste durch die Außenwand (100 m²) mindestens in der Höhe, wie sie in der letzten Spalte angegeben sind. Hier noch einmal ein Ausschnitt der Tabelle:\\
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 ^   U-Wert\\ //W/m²K//     Wärmeverlustleistung\\ //W//     Jahresheizwärmeverlust\\ //kWh/a//     Jahreskosten nur Außenwand\\ //€/a//   ^ ^   U-Wert\\ //W/m²K//     Wärmeverlustleistung\\ //W//     Jahresheizwärmeverlust\\ //kWh/a//     Jahreskosten nur Außenwand\\ //€/a//   ^
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   * Sie warten, bis es soweit ist, dass die Außenwand einmal wieder gestrichen, der Putz ausgebessert werden muss - das kann nicht allzu lange dauern, es sei denn, Sie haben das gerade gemacht. Dann fallen die Kosten für das Gerüst und für den Fassadenanstrich ohnehin an. Das würde Sie etwa 2500 € kosten.    * Sie warten, bis es soweit ist, dass die Außenwand einmal wieder gestrichen, der Putz ausgebessert werden muss - das kann nicht allzu lange dauern, es sei denn, Sie haben das gerade gemacht. Dann fallen die Kosten für das Gerüst und für den Fassadenanstrich ohnehin an. Das würde Sie etwa 2500 € kosten. 
  
-  * Nun fragen Sie Ihre Bank, wie hoch das Volumen eines Hypothekenkredites ist, den Sie mit einer Jahreszahlung von 580 €/a an Zins und Tilgung abzahlen können - über 20 Jahre. Das Kreditvolumen wird bei den derzeitigen Zinsen so etwa bei 8300 € liegen (berechnet mit ca. 3,5% Zinsen). Diese Finanzierung über die Heizkostenersparnis und die 2500 € ohnehin-Kosten für Gerüst und Anstrich ermöglichen eine Investition bis zu 10.800 €. Dafür wird sich eine Top-Dämmung der Außenwand erreichen lassen; im Neubaufall sicher noch sehr viel günstiger.\\+  * Nun fragen Sie Ihre Bank, wie hoch das Volumen eines Hypothekenkredites ist, den Sie mit einer Jahreszahlung von 580 €/a an Zins und Tilgung abzahlen können - über 20 Jahre. Das Kreditvolumen wird bei den derzeitigen Zinsen so etwa bei 8300 € liegen (berechnet mit ca. 3,5%((Die Zinsen für Hypothekenkredite lagen seither dauerhaft sogar viel niedriger, wir überschätzen hier die Kosten für den Kredit daher)) Zinsen). Diese Finanzierung über die Heizkostenersparnis und die 2500 € ohnehin-Kosten für Gerüst und Anstrich ermöglichen eine Investition bis zu 10.800 €. Dafür wird sich eine Top-Dämmung der Außenwand erreichen lassen; im Neubaufall sicher noch sehr viel günstiger.\\
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 Sie meinen, das sei ja nur ein Nullsummenspiel? Das ganze eingesparte Geld stattdessen für Handwerksleistungen ausgegeben? Nicht ganz, denn Sie meinen, das sei ja nur ein Nullsummenspiel? Das ganze eingesparte Geld stattdessen für Handwerksleistungen ausgegeben? Nicht ganz, denn
  
-    *  Wahrscheinlich sind die **Energiekosten** in den nächsten Jahren noch höher als hier geschätzt.+    * ziemlich sicher sind die **Energiekosten** in den nächsten Jahren doch deutlich höher als hier geschätzt.
  
-    * Die Wärmeschutzmaßnahme "hält" mindestens **40 Jahre**, auch wenn man die Fassade nach 15-25 Jahren vielleicht wieder streichen muss - wie eine ungedämmte Wand übrigens auch. Die Dämmung bringt ihren Dienst, die Energiekosteneinsparung, nach Ablauf der 20 Jahre Kreditlaufzeit völlig kostenlos. Bei Investitionen in Kraftwerke u.ä. nennt sich dies "das goldene Ende".+    * die Wärmeschutzmaßnahme "hält" mindestens **40 Jahre**, auch wenn man die Fassade nach 15-25 Jahren vielleicht wieder streichen muss - wie eine ungedämmte Wand übrigens auch. Die Dämmung bringt ihren Dienst, die Energiekosteneinsparung, nach Ablauf der 20 Jahre Kreditlaufzeit völlig kostenlos. Bei Investitionen in Kraftwerke u.ä. nennt sich dies "das goldene Ende".
  
-    *  Die **übrigen Vorteile** des besseren Wärmeschutzes bekommen Sie "gratis" mitgeliefert: Keine kalten Ecken mehr, kein Schimmel hinter dem Schrank, ein behagliches Wohlfühlklima ohne kalte Strahlung und ohne Kaltluftsee am Boden.+    * Die **übrigen Vorteile** des besseren Wärmeschutzes bekommen Sie "gratis" mitgeliefert: Keine kalten Ecken mehr, kein Schimmel hinter dem Schrank, ein behagliches Wohlfühlklima ohne kalte Strahlung und ohne Kaltluftsee am Boden.
  
-     ...und, wenn es sich um einen Neubau handelt oder eine umfassende Modernisierung, kommen Sie auf diesem Weg einen Schritt näher an das Passivhaus, das Ihnen **dauerhaft Behaglichkeit** garantiert.+      Selbst im Krisenfall bleibt es dann im Gebäude länger warm und selbst bei anhaltender Krise immer noch erträglicher als ohne einen verbesserten Wärmeschutz.
  
-    *  Ganz zuletzt: Der Staat fördert diese Maßnahmen mit einem zinsgünstigen Kredit der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau); das haben wir bei der obigen Beispielrechnung noch gar nicht einbezogen. **Diese Förderkredite sind ganz besonders attraktiv**: Sie liegen 1-2%-Punkte unter den Marktzinsen.\\+    * ...und, wenn es sich um einen Neubau handelt oder eine umfassende Modernisierung, kommen Sie auf diesem Weg einen Schritt näher an das Passivhaus, das Ihnen **dauerhaft Behaglichkeit** garantiert. 
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 +    * Ganz zuletzt: Einige Regierungen fördern diese Maßnahmen, z.B. gibt es einen zinsgünstigen Kredit der KfW ; das haben wir bei der obigen Beispielrechnung noch gar nicht einbezogen. **Diese Förderkredite sind ganz besonders attraktiv**: Sie liegen 1-2%-Punkte unter den Marktzinsen. Und einen Förderzuschuss gibt es meist auch noch dazu. Die Gegenwerte dieser Förderung liegen in einem Bereich von 30 bis 50% der Investitionskosten. \\
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-==== Erfahrungen ====+===== Erfahrungen =====
  
-Die Erfahrung beim Bau von Passivhäusern hat gezeigt, dass die hohen Dämmdicken, die sich bei konventionellen Dämmstoffen ergeben, meist ohne weiteres realisiert werden können:+Die Erfahrung beim Bau von Passivhäusern hat gezeigt, dass die Dämmdicken, die sich bei konventionellen Dämmstoffen ergeben, meist ohne weiteres realisiert werden können:
  
-  * Bei den meisten Bauaufgaben ist der **Platz für die Dämmung vorhanden**. Wenn der Platz fehlt oder teuer erkauft werden muss, kann man auf höherwertige Dämmstoffe zurückgreifen.+  * Bei den meisten Bauaufgaben ist der **Platz für die Dämmung vorhanden**. Wenn der Platz fehlt oder teuer erkauft werden muss, kann auf höherwertige Dämmstoffe zurückgegriffen werden; oder mit der dickeren Dämmung erst in den oberen Geschossen begonnen werden.
  
-  * Die hohen Dämmdicken sind baupraktisch gut zu handhaben. Richtig angewendet ist der Aufwand für die Ausführung kaum höher als bei geringeren Dämmstärken. Es bleiben die Kosten für die größere Dämmstoffmenge – Dämmstoffe sind jedoch **ein vergleichsweise kostengünstiges Material**.+  * Die empfohlenen Dämmdicken (um 25 cm bei den Außenwänden, 32 cm im Dach) sind baupraktisch gut zu handhaben. Richtig angewendet ist der Aufwand für die Ausführung kaum höher als bei geringeren Dämmstärken. Es bleiben die Kosten für die größere Dämmstoffmenge – Dämmstoffe sind jedoch **ein vergleichsweise kostengünstiges Material**.
  
-  * Alle heute in Deutschland **bauüblichen Konstruktionen für Gebäudehüllen lassen sich auch als Passivhaus geeignetes Bauteil ausbilden**. Dies ist bereits vielfältig in gebauten Passivhäusern demonstriert wordenDa gibt es Mauerwerksbau (zweischalig oder mit Wärmedämmverbundsystem oder mit vorgehängter Fassade), Leichtbetonfertigbauteile, Betonfertigbauteile, Holzkonstruktionen (klassisch oder mit Leichtbauträgern), Schalungselementetechnik, Metallbau-Bauteile und semitransluzente Wandaufbauten.+  * Alle heute in Deutschland **bauüblichen Konstruktionen für Gebäudehüllen lassen sich auch als Passivhaus bzw. EnerPHit geeignetes Bauteil ausbilden**. Dies ist in bereits gebauten Passivhäusern  ausgeführt wurden: Mauerwerksbau (zweischalig oder mit Wärmedämmverbundsystem oder mit vorgehängter Fassade und selbst einschalig mit modernen Porensteinen), Leichtbetonfertigbauteile, Betonfertigbauteile, Holzkonstruktionen (klassisch oder mit Leichtbauträgern oder als Kreuzlagenholz), Schalungselementetechnik, Metallbau-Bauteile und semitransluzente Wandaufbauten. 
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 +  * Messungen in gebauten Passivhäusern zeigen, dass die Dämmwirkung der „dicken Dämmschichten“ den Erwartungen entspricht. Die Wärmeverluste sind tatsächlich so gering, wie sie sich nach der Berechnung ergeben und die Häuser bleiben mit den genannten extrem kleinen Heizleistungen warm. Unmittelbar erkennbar ist dies an den hohen inneren Oberflächentemperaturen, die mit thermografischen Aufnahmen sichtbar gemacht werden können (siehe unten). Wärmedämmende Bauteile, wie sie im Passivhaus verwendet werden, haben bedeutende Vorteile gegenüber üblichen schlecht oder mittelmäßig gedämmten Gebäudehüllen.\\ 
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 +> Durch den geringen Wärmeverlust ergeben sich automatisch **hohe Innenoberflächentemperaturen im Winter** – auch ohne Bauteilheizflächen. Dadurch ist die Differenz zwischen den Strahlungstemperaturen aus verschiedenen Richtungen im Raum gering, eine gute Voraussetzung für eine ausgezeichnete [[Grundlagen:Bauphysikalische Grundlagen:Thermische Behaglichkeit|Behaglichkeit]]. Die hohen Innenoberflächentemperaturen führen zudem zu einer **Verringerung der Feuchtigkeit an der Bauteiloberfläche**. Im Passivhaus oder bei EnerPHit können bei wohnraumüblicher Nutzung luftfeuchtebedingte Feuchteschäden an Außenbauteilen [[planung:waermeschutz:waermeschutz_funktioniert:waermedaemmung_schuetzt_die_substanz_-_beleg_4_messungen_in_einem_modernisierten_altbau|praktisch ausgeschlossen]] werden. Das hat sich in der Praxis bestätigt.\\
  
-  * Messungen in gebauten Passivhäusern zeigen, dass die Dämmwirkung der „dicken Dämmschichten“ ganz genau den Erwartungen entspricht. Die Wärmeverluste sind tatsächlich so gering, wie sie nach der Berechnung sein dürfen und die Häuser bleiben mit den genannten extrem kleinen Heizleistungen warm. Unmittelbar erkennbar ist dies an den hohen inneren Oberflächentemperaturen, die mit thermografischen Aufnahmen sichtbar gemacht werden können (siehe unten). Hochwärmedämmende Bauteile, wie sie im Passivhaus verwendet werden, haben bedeutende Vorteile gegenüber üblichen schlecht oder mittelmäßig gedämmten Gebäudehüllen.\\ 
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-> Durch den geringen Wärmeverlust ergeben sich automatisch **hohe Innenoberflächentemperaturen im Winter** – auch ohne Bauteilheizflächen. Dadurch ist die Differenz zwischen den Strahlungstemperaturen aus verschiedenen Richtungen im Raum gering, eine gute Voraussetzung für eine ausgezeichnete [[Grundlagen:Bauphysikalische Grundlagen:Thermische Behaglichkeit|Behaglichkeit]]. Die hohen Innenoberflächentemperaturen führen zudem zu einer **Verringerung der Feuchtigkeit an der Bauteiloberfläche**. Im Passivhaus können bei wohnraumüblicher Nutzung luftfeuchtebedingte Feuchteschäden an Außenbauteilen [[planung:waermeschutz:waermeschutz_funktioniert:waermedaemmung_schuetzt_die_substanz_-_beleg_4_messungen_in_einem_modernisierten_altbau|praktisch ausgeschlossen]] werden. Das hat sich ebenfalls in der Praxis bestätigt.\\ 
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 |   {{:picopen:thermo_aussenwand_passivhaus_mit_logo.png?300}}   | |   {{:picopen:thermo_aussenwand_passivhaus_mit_logo.png?300}}   |
 |//**Thermographie (Wärmebildaufnahme) am Fußpunkt einer Passivhaus-\\  |//**Thermographie (Wärmebildaufnahme) am Fußpunkt einer Passivhaus-\\ 
 Außenwand von der Innenseite**//|\\ Außenwand von der Innenseite**//|\\
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-> Im Sommer liegt die innere Oberflächentemperatur ebenfalls nahe an der Raumlufttemperatur, d.h. sie ist geringer als bei schlecht gedämmten Bauteilen. Bei letzteren wird Wärme in größerem Maß von außen nach innen transportiert. Für das zeitveränderliche Verhalten des Außenbauteils haben hochgedämmte Konstruktionen auch bei nur geringen Massen (z.B. einer doppelten Gipswerkstoffplatte) eine **hohe Temperaturamplitudendämpfung**. Diese ist so groß, dass **allein dadurch ein optimales Sommerverhalten des Bauteils** erreicht wird. Wichtiger ist jedoch die lange Gebäudezeitkonstante, die durch die gute Dämmung entsteht und die eine thermisch gut zugängliche innere Gebäudemasse erst richtig nutzbar macht. Dadurch kann ein Passivhaus in Mitteleuropa durch Nachtlüftung gut gekühlt werden und die Kälte tagsüber sehr gut halten – vorausgesetzt, die solare Last ist auf ein vernünftiges Maß begrenzt. Der "Sommerfall" sollte genauso geplant werden wie die Wintersituation: Dazu ist das [[Planung:Energieeffizienz ist berechenbar:Energiebilanzen mit dem PHPP|Passivhaus Projektierungs-Paket]] ein ausgezeichnetes Instrument.\\ +> Im Sommer liegt die innere Oberflächentemperatur ebenfalls nahe an der Raumlufttemperatur, d.h. sie ist geringer als bei schlecht gedämmten Bauteilen. Bei letzteren wird Wärme in größerem Maß von außen nach innen transportiert. Für das zeitveränderliche Verhalten des Außenbauteils haben hochgedämmte Konstruktionen auch bei nur geringen Massen (z.B. einer doppelten Gipswerkstoffplatte) eine **hohe Temperaturamplitudendämpfung**. Diese ist so groß, dass **allein dadurch ein optimales Sommerverhalten des Bauteils** erreicht wird. Wichtiger ist jedoch die lange Gebäudezeitkonstante, die durch die gute Dämmung entsteht und die eine thermisch gut zugängliche innere Gebäudemasse erst richtig nutzbar macht. Dadurch kann ein Passivhaus oder EnerPHit-Gebäude in Mitteleuropa durch Nachtlüftung gut gekühlt werden und die Kälte tagsüber gut halten – vorausgesetzt, die solare Last ist auf ein vernünftiges Maß begrenzt. Der "Sommerfall" sollte genauso geplant werden wie die Wintersituation: Dazu ist das [[Planung:Energieeffizienz ist berechenbar:Energiebilanzen mit dem PHPP|Passivhaus Projektierungs-Paket]] ein ausgezeichnetes Instrument. Wird der Klimawandel uns künftig noch mehr Tropennächte auch in Mitteleuropa bringen, so kann die evtl. erforderliche Kühlleistung deutlich kleiner ausfallen als in einem schlecht gedämmten Gebäude. \\ 
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-Hochgedämmte Bauteile verzeihen in einem gewissen Ausmaß noch **vorkommende Wärmebrücken** eher als mäßig gedämmte - gerade für Altbau-Sanierungen ist das wichtig. Dies widerspricht der landläufigen Auffassung, ist aber in zahlreichen konkreten Fällen bewiesen und kann leicht verstanden werden: Weil die tragende Konstruktion und die innere Bauteilschicht hinter einer dicken Dämmung liegen, sind diese in den ungestörten Bereichen durch und durch warm. Wärmebrücken bis zu einem gewissen Ausmaß können dem nicht schaden – ist ein großer Teil der Konstruktion aber ohnehin schon kalt, wird mit zusätzlichen Wärmebrücken der Taupunkt schnell unterschritten. Selbstverständlich führen Wärmebrücken auch im Passivhaus zu zusätzlichen Wärmeverlusten. Daher empfehlen wir, trotz der höheren Fehlertoleranz, ein bewusst wärmebrückenfreies Konstruieren.+Gut gedämmte Bauteile verzeihen in einem gewissen Ausmaß noch **vorkommende Wärmebrücken** eher als mäßig gedämmte - gerade für Altbau-Sanierungen ist das wichtig. Dies widerspricht der landläufigen Auffassung, ist aber immer wieder bestätigt worden und kann leicht verstanden werden: Weil die tragende Konstruktion und die innere Bauteilschicht hinter einer guten Dämmung liegen, sind diese in den ungestörten Bereichen durch und durch warm. Wärmebrücken bis zu einem gewissen Ausmaß können dem nicht schaden. Im anderen Fall: ist ein großer Teil der Konstruktion ohnehin schon kalt, wird mit zusätzlichen Wärmebrücken die Taupunkttemperatur schnell unterschritten. Selbstverständlich führen Wärmebrücken auch im energiesparenden Gebäude zu zusätzlichen Wärmeverlusten. Daher empfehlen wir, trotz der höheren Fehlertoleranz, ein bewusst wärmebrückenfreies Konstruieren.
  
 ===== Siehe auch ===== ===== Siehe auch =====
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 [[planung:waermeschutz:nicht_sparen_bei_der_waermedaemmung|]] [[planung:waermeschutz:nicht_sparen_bei_der_waermedaemmung|]]
  
 +[[planung:sanierung_mit_passivhaus_komponenten:loesungen_fuer_den_feuchteschutz#loesungen_fuer_den_feuchteschutz|Grundlegendes zur Innendämmung]]
  
 +=====Literatur=====
 +**[Bastian 2022]** Zeno Bastian, Jürgen Schnieders, William Conner, Berthold Kaufmann, Laszlo Lepp, Zack Norwood, Andrew Simmonds, Ingo Theoboldt: **Retrofit with Passive House components**; Energy Efficiency 1/2022 (online: [[https://bit.ly/Bastian_retrofit|Experience Retrofit]])
planung/waermeschutz/waermeschutz_im_gesamtkonzept.1555486413.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/04/17 09:33 von cblagojevic