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planung:sanierung_mit_passivhaus_komponenten:luftdichheit:schrittweise_modernisierung_lueftung

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planung:sanierung_mit_passivhaus_komponenten:luftdichheit:schrittweise_modernisierung_lueftung [2015/06/15 15:07] – [Literatur] kdreimaneplanung:sanierung_mit_passivhaus_komponenten:luftdichheit:schrittweise_modernisierung_lueftung [2015/08/05 14:01] (aktuell) kdreimane
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 ====== Schrittweise Modernisierung: Luftdichtheitskonzept ====== ====== Schrittweise Modernisierung: Luftdichtheitskonzept ======
  
-{{:picopen:eu.jpg?300|}} [[http://europhit.eu|{{:picopen:europhit.png|}}]] \\ \\+{{:picopen:iee_.png?nolink|}}  [[http://europhit.eu|{{:picopen:europhit_logo.png?nolink|}}]] \\ \\
  
 **Author: Soeren Peper** **Author: Soeren Peper**
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 Bei einer schrittweisen Modernisierung sollte die Erstellung eines Luftdichtheitskonzeptes ganz am Anfang der Maßnahme erfolgen. Für jeden Sanierungsschritt muss geklärt werden, ob die Luftdichtheit betroffen ist und wie eine Verbesserung realisiert werden kann. Erfolgt dies nicht, könnten Einzelschritte die Luftdichtheit maßgeblich negativ beeinflussen. Durch einzelne Baumaßnahmen können Gegebenheiten geschaffen werden, welche mit vertretbarem Aufwand später nicht rückgängig gemacht werden können. Dadurch könnte die Luftdichtheit des Gebäudes dann dauerhaft auf mäßigem Niveau fixiert werden. Aus diesem Grund sollte ganz zu Beginn einer schrittweisen Modernisierung der Bereich der Luftdichtheit ein Baustein des Konzeptes für alle Teilschritte darstellen. Bei einer schrittweisen Modernisierung sollte die Erstellung eines Luftdichtheitskonzeptes ganz am Anfang der Maßnahme erfolgen. Für jeden Sanierungsschritt muss geklärt werden, ob die Luftdichtheit betroffen ist und wie eine Verbesserung realisiert werden kann. Erfolgt dies nicht, könnten Einzelschritte die Luftdichtheit maßgeblich negativ beeinflussen. Durch einzelne Baumaßnahmen können Gegebenheiten geschaffen werden, welche mit vertretbarem Aufwand später nicht rückgängig gemacht werden können. Dadurch könnte die Luftdichtheit des Gebäudes dann dauerhaft auf mäßigem Niveau fixiert werden. Aus diesem Grund sollte ganz zu Beginn einer schrittweisen Modernisierung der Bereich der Luftdichtheit ein Baustein des Konzeptes für alle Teilschritte darstellen.
-Zur Einschätzung der Ausgangssituation wird eine vorausgehende Luftdichtheitsmessung empfohlen. Dies gilt insbesondere bei größeren Modernisierungsobjekten. Dabei können die Hauptleckagen identifiziert werden. Diese Erkenntnisse können dann bei der Konzepterstellung berücksichtigt werden. Liegen die geplanten Modernisierungsschritte sehr weit – mehrere Jahre – auseinander, sind weitere Zwischenmessungen zu empfehlen. Diese stellen zwar einen gewissen Zusatzaufwand dar, können aber wichtige Erkenntnisse zum Erfolg des vorherigen Schrittes und für die Maßnahmen des folgenden Schrittes bringen. + 
 +Zur Einschätzung der Ausgangssituation wird eine vorausgehende Luftdichtheitsmessung empfohlen. Dies gilt insbesondere bei größeren Modernisierungsobjekten. Dabei können die Hauptleckagen identifiziert werden. Diese Erkenntnisse können dann bei der Konzepterstellung berücksichtigt werden. Liegen die geplanten Modernisierungsschritte sehr weit – mehrere Jahre – auseinander, sind weitere Zwischenmessungen zu empfehlen. Diese stellen zwar einen gewissen Zusatzaufwand dar, können aber wichtige Erkenntnisse zum Erfolg des vorherigen Schrittes und für die Maßnahmen des folgenden Schrittes bringen. 
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 Bei dem Modernisierungsprojekt mit Passivhaus-Komponenten Tevesstraße in Frankfurt am Main (Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 53 Wohnungen) zeigt der Vergleich der Messwerte der Luftdichtheit vor und nach der Maßnahme den Erfolg der rechtzeitigen Konzepterstellung (Planung) und der erfolgreichen Umsetzung. Der Vergleich der Luftdichtheitswerte zeigt in Abbildung 1 eine Verbesserung um etwa den Faktor 10: Von im Mittel 4,4 ist der Wert auf 0,46 h<sup>-1</sup> reduziert worden. Dies verdeutlicht den gewaltigen Sprung im Bereich der luftdichten Gebäudehülle bei diesen Gebäuden. Bei dieser Modernisierung ist neben der systematischen Verbesserung der Gebäudehülle ein Teil auch den weggefallenen Lüftungsschlitzen in den Küchen zuzurechnen. Diese dienten im Altbau der Luftzuführung der Verbrennungsstellen (Kohleöfen). Bei dem Modernisierungsprojekt mit Passivhaus-Komponenten Tevesstraße in Frankfurt am Main (Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 53 Wohnungen) zeigt der Vergleich der Messwerte der Luftdichtheit vor und nach der Maßnahme den Erfolg der rechtzeitigen Konzepterstellung (Planung) und der erfolgreichen Umsetzung. Der Vergleich der Luftdichtheitswerte zeigt in Abbildung 1 eine Verbesserung um etwa den Faktor 10: Von im Mittel 4,4 ist der Wert auf 0,46 h<sup>-1</sup> reduziert worden. Dies verdeutlicht den gewaltigen Sprung im Bereich der luftdichten Gebäudehülle bei diesen Gebäuden. Bei dieser Modernisierung ist neben der systematischen Verbesserung der Gebäudehülle ein Teil auch den weggefallenen Lüftungsschlitzen in den Küchen zuzurechnen. Diese dienten im Altbau der Luftzuführung der Verbrennungsstellen (Kohleöfen).
 [{{ :picopen:vergleich_der_luftdichtheitsmesswerte_der_10_hausaufgaenge_.png |Abbildung 1: Vergleich der Luftdichtheitsmesswerte der 10 Hausaufgänge vor und nach der Sanierung in der Tevesstraße in Frankfurt a.M. [Kaufmann et al. 2009]}}] [{{ :picopen:vergleich_der_luftdichtheitsmesswerte_der_10_hausaufgaenge_.png |Abbildung 1: Vergleich der Luftdichtheitsmesswerte der 10 Hausaufgänge vor und nach der Sanierung in der Tevesstraße in Frankfurt a.M. [Kaufmann et al. 2009]}}]
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 Beim nächsten Modernisierungsschritt im Jahre 2014 wurde das Thema Luftdichtheit relevant. Das bereits sanierte Dach sollte dabei nicht wieder verändert werden. Um im Dachbereich Verbesserungen der Luftdichtheit herbeizuführen, wurde die Holzverkleidung im Dachraum von innen fast vollständig entfernt. Als luftdichte Schicht dienen die alukaschierten Dämmplatten. Um die fehlenden Abdichtungen zwischen den Platten herzustellen, wurde versucht die Abdichtung mit Klebeband und Spritzmassen herzustellen. Beim nächsten Modernisierungsschritt im Jahre 2014 wurde das Thema Luftdichtheit relevant. Das bereits sanierte Dach sollte dabei nicht wieder verändert werden. Um im Dachbereich Verbesserungen der Luftdichtheit herbeizuführen, wurde die Holzverkleidung im Dachraum von innen fast vollständig entfernt. Als luftdichte Schicht dienen die alukaschierten Dämmplatten. Um die fehlenden Abdichtungen zwischen den Platten herzustellen, wurde versucht die Abdichtung mit Klebeband und Spritzmassen herzustellen.
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 An den vielen regelmäßigen Auflagepunkten der Dämmplatten auf den Sparren konnte allerdings keine Abdichtung erfolgen, da die Platten nicht angehoben werden können. Alle diese Punkte stellen Leckagen dar. Der Versuch die Platten rundum, entlang der gesamten Sparren (beidseitig) abzudichten, verlängert die Abdichtung um ein Vielfaches. Zusätzlich wird das Problem an die nicht zugänglichen Anschlussbereiche in der Traufe, z.T. am First sowie an der Einmündung des Dachs vom Anbau und Eingangsbereich verlagert. Durch zeit- und materialaufwendige Arbeiten kann versucht werden die Leckagefläche zu verringern, eine dauerhafte und ausreichende Luftdichtheit kann damit aber nicht wirklich erreicht werden.  An den vielen regelmäßigen Auflagepunkten der Dämmplatten auf den Sparren konnte allerdings keine Abdichtung erfolgen, da die Platten nicht angehoben werden können. Alle diese Punkte stellen Leckagen dar. Der Versuch die Platten rundum, entlang der gesamten Sparren (beidseitig) abzudichten, verlängert die Abdichtung um ein Vielfaches. Zusätzlich wird das Problem an die nicht zugänglichen Anschlussbereiche in der Traufe, z.T. am First sowie an der Einmündung des Dachs vom Anbau und Eingangsbereich verlagert. Durch zeit- und materialaufwendige Arbeiten kann versucht werden die Leckagefläche zu verringern, eine dauerhafte und ausreichende Luftdichtheit kann damit aber nicht wirklich erreicht werden. 
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 Die folgenden Abbildungen zeigen die Leckagen sowie die sehr aufwendigen Versuche der Abdichtungen, welche nur zum Teil erfolgreich waren. Die folgenden Abbildungen zeigen die Leckagen sowie die sehr aufwendigen Versuche der Abdichtungen, welche nur zum Teil erfolgreich waren.
  
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 Bei einem rechtzeitig erstellten Konzept zur Luftdichtheit hätte auch die Abdichtung der Dachfläche inkl. der Anschlüsse an die luftdichte Ebene des unteren Teils des Gebäudes (Außenputz) im  Fokus stehen müssen. Dafür wären unterschiedliche Lösungen in Betracht gekommen, wobei immer ein Konzept zu wählen ist, bei welchem möglichst wenige Durchdringungen vorhanden sind. Bei einem rechtzeitig erstellten Konzept zur Luftdichtheit hätte auch die Abdichtung der Dachfläche inkl. der Anschlüsse an die luftdichte Ebene des unteren Teils des Gebäudes (Außenputz) im  Fokus stehen müssen. Dafür wären unterschiedliche Lösungen in Betracht gekommen, wobei immer ein Konzept zu wählen ist, bei welchem möglichst wenige Durchdringungen vorhanden sind.
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 Es ist generell eine Herausforderung, wenn die luftdichten Ebenen unterschiedlicher Bereiche nicht einfach direkt miteinander verbunden werden können. Dafür ist der Anschluss eines Dachraumes an die luftdichte Ebene der Wände des Raumes darunter - wie im hier vorliegenden Beispiel - typisch. Häufig ist in solchen Fällen nicht mit guten Luftdichtheitswerten zu rechnen. In Abbildung 7 ist schematisch dargestellt, welche beiden systematischen Lösungsansätze dafür bei einer Sanierung mit Holzbalkendecken denkbar sind. Eine Möglichkeit ist die luftdichte Verbindung „durch“ die oder „vor“ der (außen herum) Holzbalkendecke. Dazu kann die Folie zwischen den Balkenköpfen direkt durchgeführt werden, muss aber an jedem Balken umlaufend sorgfältig verklebt werden. Dies setzt die Zugänglichkeit im gesamten Bereich voraus. Die andere in der Abbildung dargestellte Möglichkeit besteht darin, den gesamten Deckenhohlraum rundum luftdicht „einzupacken“ (hier im Schnitt z.B. bis zum Treppenloch bzw. der Bodenluke). Dies sollte nur ausgeführt werden, wenn gleichzeitig von außen eine ausreichende Winddichtheit dieser Bereiche hergestellt wird. Anderenfalls könnten diese „Fassaden-Einschnürungen“ mit großer Oberfläche von kalter Luft durchströmt werden und die Wärmeverluste des Gebäudes könnten sich damit merklich erhöhen. Es ist generell eine Herausforderung, wenn die luftdichten Ebenen unterschiedlicher Bereiche nicht einfach direkt miteinander verbunden werden können. Dafür ist der Anschluss eines Dachraumes an die luftdichte Ebene der Wände des Raumes darunter - wie im hier vorliegenden Beispiel - typisch. Häufig ist in solchen Fällen nicht mit guten Luftdichtheitswerten zu rechnen. In Abbildung 7 ist schematisch dargestellt, welche beiden systematischen Lösungsansätze dafür bei einer Sanierung mit Holzbalkendecken denkbar sind. Eine Möglichkeit ist die luftdichte Verbindung „durch“ die oder „vor“ der (außen herum) Holzbalkendecke. Dazu kann die Folie zwischen den Balkenköpfen direkt durchgeführt werden, muss aber an jedem Balken umlaufend sorgfältig verklebt werden. Dies setzt die Zugänglichkeit im gesamten Bereich voraus. Die andere in der Abbildung dargestellte Möglichkeit besteht darin, den gesamten Deckenhohlraum rundum luftdicht „einzupacken“ (hier im Schnitt z.B. bis zum Treppenloch bzw. der Bodenluke). Dies sollte nur ausgeführt werden, wenn gleichzeitig von außen eine ausreichende Winddichtheit dieser Bereiche hergestellt wird. Anderenfalls könnten diese „Fassaden-Einschnürungen“ mit großer Oberfläche von kalter Luft durchströmt werden und die Wärmeverluste des Gebäudes könnten sich damit merklich erhöhen.
  
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 Bei dem Beispielgebäude in Zellingen wurde im ersten Modernisierungsschritt (1999) kein gesondertes Luftdichtheitskonzept erstellt und die Luftdichtheit nach der Maßnahme nicht überprüft. Beim zweiten Schritt (2014) wurden insgesamt drei Luftdichtheitsmessungen durchgeführt.  Bei dem Beispielgebäude in Zellingen wurde im ersten Modernisierungsschritt (1999) kein gesondertes Luftdichtheitskonzept erstellt und die Luftdichtheit nach der Maßnahme nicht überprüft. Beim zweiten Schritt (2014) wurden insgesamt drei Luftdichtheitsmessungen durchgeführt. 
-Die erste der drei Messungen erfolgte zur Überprüfung der durchgeführten Abdich-tungsarbeiten. Dabei zeigte sich, dass massive Undichtheiten vorlagen, Abdichtungen teilweise fehlten oder nur ungenügend oder an der falschen Position ausgeführt wurden. Die beherrschende Leckage wurde über dem Eingangsbereich beim Übergang zum Dach lokalisiert.+Die erste der drei Messungen erfolgte zur Überprüfung der durchgeführten Abdichtungsarbeiten. Dabei zeigte sich, dass massive Undichtheiten vorlagen, Abdichtungen teilweise fehlten oder nur ungenügend oder an der falschen Position ausgeführt wurden. Die beherrschende Leckage wurde über dem Eingangsbereich beim Übergang zum Dach lokalisiert.
 [{{ :picopen:bereich_der_leckage.png?700 |Abbildung 13: Bereich der Leckage zwischen dem auslaufenden Dach und der Betonplatte über dem Eingangsbereich. Foto © Passivhaus Institut }}]  [{{ :picopen:bereich_der_leckage.png?700 |Abbildung 13: Bereich der Leckage zwischen dem auslaufenden Dach und der Betonplatte über dem Eingangsbereich. Foto © Passivhaus Institut }}] 
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planung/sanierung_mit_passivhaus_komponenten/luftdichheit/schrittweise_modernisierung_lueftung.1434373658.txt.gz · Zuletzt geändert: 2015/06/15 15:07 von kdreimane