planung:passivhaus_nichtwohngebaeude:passivhaus_schulen:luftqualitaet_in_schulen
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planung:passivhaus_nichtwohngebaeude:passivhaus_schulen:luftqualitaet_in_schulen [2011/02/17 05:41] – beatrice | planung:passivhaus_nichtwohngebaeude:passivhaus_schulen:luftqualitaet_in_schulen [2021/04/21 14:06] (aktuell) – naman.sukhija@passiv.de | ||
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+ | ====== Luftqualität in Schulen ====== | ||
+ | ===== Einführung ===== | ||
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+ | Bereits im Protokollband zum Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser Nr. 23 wurde auf die Notwendigkeit der kontrollierten Lüftung und die hohe Bedeutung für Raumluftqualität und Raumlufthygiene detailliert eingegangen [[Planung: | ||
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+ | Die Notwendigkeit der kontrollierten Lüftung insbesondere in Versammlungsräumen wurde von Dr. David Boswell Reid (1805-1863) schon sehr früh erkannt. Im Rahmen des Wiederaufbaus des Londoner House of Commons (nach dem Brand von 1834) sorgte er dafür, dass im Boden des Versammlungsraumes Lüftungsöffnungen und in der Decke Steigleitungen für die kontrollierte Be- und Entlüftung vorgesehen wurden. Da zu dieser Zeit noch keine Ventilatorsysteme zur Verfügung standen, musste der Unterdruck über ein Feuer mittels Kaminzug erzeugt werden [[Planung: | ||
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+ | Diese Zusammenhänge zwischen Belegungsdichte und Raumluftqualität wurden bereits vor über 140 Jahren vom Hygieniker Pettenkofer (1858) erkannt, er schlug schon damals das Kohlendioxid als Leitsubstanz für die Bewertung der Lufthygiene vor. | ||
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+ | Über die Geruchs- und Botenstoffe aus Stoffwechselprodukten der Nutzer hinaus spielen auch Schadstoffe aus Baustoffen und Einrichtungen eine Rolle für die Raumluftqualität, | ||
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+ | In diesem Beitrag werden die Ergebnisse zahlreicher Studien und Untersuchungen aufgearbeitet, | ||
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+ | ===== Belastungen der Raumluft ===== | ||
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+ | Die Belastungen der Raumluft in Schulen setzen sich im Wesentlichen aus den folgenden Bereichen zusammen: | ||
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+ | * Außenluftbelastung | ||
+ | * Stoffwechselprodukte der Nutzer | ||
+ | * Emissionen aus Baustoffen, Einrichtung und Arbeitsmitteln (Werken, Chemie) | ||
+ | * Radonbelastung | ||
+ | * Mikroorganismen (MVOC) | ||
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+ | Auf die genannten Quellen der Raumluftbelastung sowie die Möglichkeiten für deren Minimierung insbesondere mit Hilfe einer kontrollierten Lüftung wird in den folgenden Abschnitten jeweils kurz eingegangen. Für eingehendere Beschäftigung mit dem Thema Innenraumlufthygiene sei z. B. auf [[Planung: | ||
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+ | ==== Außenluftbelastung ==== | ||
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+ | Hinsichtlich der Außenluftbelastung sind die Hinweise der [[Planung: | ||
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+ | ==== Stoffwechselprodukte der Nutzer ==== | ||
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+ | Mit zunehmender Konzentration der stoffwechselbedingten Luftbeimengungen (CO< | ||
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+ | „//...der Kohlensäuregehalt allein macht die Luftverderbnis nicht aus, wir benutzen ihn bloß als Maßstab, wonach wir auch noch auf den größeren und geringeren Gehalt an anderen Stoffen schließen, welche zur Menge der ausgeschiedenen Kohlensäure sich proportional verhält// | ||
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+ | Der im Hinblick auf eine toxikologische Vorsorge am Arbeitsplatz orientierte MAK-Wert von CO< | ||
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+ | Rein durch die CO< | ||
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+ | Für Schulräume wurde vom Umweltbundesamt [[Planung: | ||
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+ | |ASHRAE|1000 ppm| | ||
+ | |DIN 1946 Teil 2|1500 ppm| | ||
+ | |Entwurf DIN EN 15251 Juli 2005|Maximale CO< | ||
+ | |EN 13779|CO< | ||
+ | //**Tabelle 1: Übersicht der CO< | ||
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+ | ==== Emissionen aus Baustoffen, Oberflächen und Arbeitsmitteln im Innenraum ==== | ||
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+ | Bei Emissionen aus Baustoffen, Einrichtungsgegenständen und Arbeitsmitteln spielen im Wesentlichen folgende Stoffgruppen in Schulgebäuden eine Rolle: | ||
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+ | * Anorganische Gase: z. B. Ozon, CO< | ||
+ | * Flüchtige organische Verbindungen (VOC Volatile Organic Compounds): z. B. Alkane, Aromate, Terpene etc. | ||
+ | * Formaldehyd | ||
+ | * Schwerflüchtige organische Verbindungen (SVOC Semi-Volatile Organic Compounds): z. B. PCB, Lindan | ||
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+ | Auch hier gilt grundsätzlich das Vermeidungsprinzip. Zwar können die Schadstoffkonzentrationen durch ausreichenden Luftwechsel weitgehend reduziert, aber nicht vollständig beseitigt werden. Vermeidbare Belastungen, | ||
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+ | Dennoch wurden insbesondere auch im Neubaubereich immer wieder Fälle mit erhöhten Schadstoffkonzentrationen beobachtet. So wurden beispielsweise die PCBKonzentrationen im Rahmen des Erhebungs- und Messprogramms Oberösterreich [[Planung: | ||
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+ | Oberösterreich, | ||
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+ | „//In 11 der 49 untersuchten Räume (22 %) zeigten sich Gesamtkonzentrationen an VOC, die als deutlich erhöht zu bezeichnen sind. In diesen Räumen wurde der Wert überschritten, | ||
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+ | Die Verteilung der VOC-Konzentration ist in // | ||
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+ | Als Empfehlung wird angegeben, die Verwendung lösungsmittelhaltiger Produkte bei Bau und Renovierung von Schulen nach Möglichkeit einzuschränken. Bei der Auswahl von Oberflächenbeschichtungen, | ||
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+ | ==== Radonbelastung der Raumluft ==== | ||
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+ | Neben der Minimierung von chemischen Innenraumschadstoffen ist es ein umwelthygienisches Anliegen, krebserzeugende Substanzen, insbesondere die Radonbelastung in Schulräumen zu reduzieren, da die in Entwicklung stehende Lunge von Kindern als empfindlicher angesehen wird. Bei einer Untersuchung von 368 Schulen in Oberösterreich wurde der Richtwert der Österreichischen Strahlenschutzkommission (1993) mit einem Jahresdurchschnittswert der Rn-222-Aktivitätskonzentration von 400 Bq/m³ bei 64 Schulen überschritten. | ||
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+ | Wie // | ||
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+ | Oberösterreich, | ||
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+ | ==== Mikroorganismen (MVOC) ==== | ||
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+ | Zu den Mikroorganismen zählen **Schimmelpilze** und Bakterien. Diese Organismen können biogene Allergene absondern und sind verantwortlich für eine Vielzahl von allergischen Erkrankungen. Schimmelpilze bilden Mycotoxine, welche für Haut- und Schleimhautreizungen sowie für Erkrankungen der Atemwege verantwortlich sind. Schimmelpilzwachstum wird durch erhöhte Feuchtigkeit im Raum begünstigt. Durch kontrollierte Lüftung kann dies wirksam vermieden werden, der durch Feuchtequellen (Personen, Topfpflanzen etc.) eingebrachte Wasserdampf wird zuverlässig abgeführt. Schimmelpilzwachstum kann bereits ab ca. 80 % relativer Feuchte an | ||
+ | Oberflächen auftreten. Eine Gebäudehülle im Passivhausstandard sorgt für hohe Oberflächentemperaturen an Außenwandflächen und Bauteilen (Fenster etc.). Der Grundsatz des wärmebrückenfreien Konstruierens trägt wesentlich zur Schimmelpilzvermeidung bei. | ||
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+ | Zum Wachstum benötigen **Bakterien** sehr feuchte Bedingungen. An der Luft überleben sie meist nur eine kurze Zeit. Jedoch sind sie in der Raumluft in geringen Konzentrationen vorhanden. Ideale Brutstätten für Bakterien sind Luftbefeuchter oder Räume, in denen eine höhere Luftfeuchte bedingt durch einen Wasserschaden vorliegt [[Planung: | ||
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+ | Passivhaus-Lüftungsanlagen sind keine Klimaanlagen, | ||
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+ | Bei Schulgebäuden wird die Lüftungsanlage üblicherweise intermittierend betrieben, d.h. die Anlage läuft im Wesentlichen während des Schulbetriebs, | ||
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+ | Eine Taupunktsunterschreitung im Bereich der Luftfilter - insbesondere bei Stillstand der Anlage - ist auf jeden Fall zu verhindern. | ||
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+ | Als Möglichkeit zur Filtertrocknung in Schulgebäuden bietet sich der Umluftbetrieb mittels Zu- bzw. Abluftrückführung an. Die Zuluftrückführung ist aus hygienischer Sicht zu bevorzugen. Durch Schließen der Außenluftklappe wird der Außenluftfilter vor (konvektiv) einströmender Außenluft in den Stillstandszeiten geschützt, der Filter sollte immer innerhalb des warmen Gebäudebereichs angeordnet werden. Ansonsten ist eine Beheizung der Filterkammer notwendig.\\ | ||
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+ | Weiterhin ist die Durchfeuchtung von Luftfiltern durch Ansaugen von Flugschnee oder Regentropfen zu vermeiden. Dies lässt sich wirksam mittels Tropfenabscheidern vor dem Filter erreichen. | ||
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+ | Die Ansaughöhe von 3 Metern über Grund sorgt dafür, dass die Außenluft außerhalb der Vegetationszone angesaugt wird. Dies trägt dazu bei, die angesaugte Mikroorganismen- und Sporenkonzentration möglichst gering zu halten.\\ | ||
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+ | ==== Zusammenfassung zu Raumluftbelastungen in Schulgebäuden und deren Vermeidung bzw. Minimierung ==== | ||
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+ | Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich Belastungen in der Raumluft von Klassenräumen aus unterschiedlichen, | ||
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+ | Passivhaus-Lüftungsanlagen stellen keine Klimaanlagen mit entsprechenden Feuchtbereichen wie Luftbefeuchter oder Kühler dar. Hinsichtlich der Raumlufthygiene muss allerdings auf Filterhygiene (Filterwechsel mindestens einmal jährlich, Filtertrocknung in den Stillstandszeiten) sowie regelmäßige Inspektion und Reinigung der Kondensatwanne geachtet werden. | ||
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+ | Neben dem Vermeidungsprinzip, | ||
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+ | ===== Lüftungskonzepte in Schulen ===== | ||
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+ | ==== Randbedingungen und Auslegungsgrößen ==== | ||
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+ | Die in Schulen eingesetzten Lüftungskonzepte gliedern sich im Wesentlichen in | ||
+ | folgende Gruppen: | ||
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+ | * Fensterlüftung (manuell bzw. teilweise automatisch) | ||
+ | * Querlüftung natürlich bzw. mech. gestützt | ||
+ | * Zentrale mechanische Lüftung | ||
+ | * Dezentrale mechanische Lüftung | ||
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+ | Bei der Überlegung zu geeigneten Lüftungskonzepten in Schulen und der damit verbundenen Auswirkung auf die Raumluftqualität in den Klassenräumen spielt die besonders hohe Belegungsdichte im Vergleich zu Wohn- und Bürogebäuden eine wesentliche Rolle. | ||
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+ | Die Maximalbelegung der Unterrichtsräume in Deutschland liegt bei 0,66 Personen/ | ||
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+ | Die hohe Belegungsdichte macht entsprechend hohe Außenluftvolumenströme notwendig, welche aber nur zeitweise innerhalb relativ geringer Nutzungszeiten erforderlich sind (ca. 5-7 Stunden an Schultagen). Während der Urlaubs- und Wochenendzeiten sind praktisch keine internen Lasten durch Personen zu erwarten, andererseits fallen auch in diesen Zeiten Grundbelastungen der Raumluft z. B. aus Einrichtungen und Fußbodenbelägen an, welche sich über die Zeit anreichern | ||
+ | können. Vor Schulbeginn ist daher eine ausreichend lange Spülphase einzuhalten, | ||
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+ | Die CO< | ||
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+ | |**CO< | ||
+ | |**CO< | ||
+ | |**Frischluftbedarf pro Schüler\\ (allein aufgrund von Stoffwechselprodukten)**|12 bis 19 m³/h| | ||
+ | |**Frischluftbedarf pro Lehrer\\ (allein aufgrund von Stoffwechselprodukten)**|25 m³/h| | ||
+ | |**Frischluftbedarf pro Schüler inkl.\\ Abtransport sonstiger Schadstoffe**|15 m³/h für bis 10-jährige, | ||
+ | |**Frischluftbedarf pro Lehrer inkl.\\ Abtransport sonstiger Schadstoffe**|30 m³/h| | ||
+ | |**Frischluftbedarf bei Klasse\\ mit 25 Schülern + Lehrer**|405 bis 530 m³/h| | ||
+ | |**Frischluftbedarf bei Klasse\\ mit 30 Schülern + Lehrer**|480 bis 630 m³/h| | ||
+ | |**Übliches Klassenraumvolumen**|ca. 200 m³| | ||
+ | |**Luftwechselrate erforderlich**|2 bis 3 1/h|\\ | ||
+ | //**Tabelle 2: Auslegungsgrößen für den Frischluftbedarf in Klassenräumen. Die Werte können noch\\ etwas reduziert werden, wenn man annimmt, dass die Schüler in den Pausen (ca. 13 % der\\ Unterrichtszeit) nicht in den Klassenräumen verweilen bzw. einzelne Stunden in Facharbeits-\\ räumen (Musik, Sport etc.) verbringen (ca. 20 % der Unterrichtszeit).**// | ||
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+ | Wie Versuche in österreichischen Schulen mit der sogenannten „Lüftungsampel“ (CO< | ||
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+ | Mechanische Lüftungsanlagen ermöglichen dagegen gezielt zeit- und bedarfsgeführt den aus raumlufthygienischer Sicht notwendigen Außenluftvolumenstrom in die Klassenräume zu fördern. Dies ist sowohl bei zentralen wie auch bei dezentralen Lösungen möglich. Hocheffiziente Passivhaus-Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung ermöglichen darüber hinaus sogar ohne Nacherwärmung die Zuluft ohne Gefahr von Zugerscheinungen in den Aufenthaltsbereich zu fördern. Bei entsprechender Qualität der Gebäudehülle kann die Luft auch zur Verteilung der Heizwärme genutzt werden (vgl. den Beitrag von Oliver Kah in diesem Protokollband).\\ | ||
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+ | ===== Erfahrungen und Messergebnisse zur Raumluftqualität in Schulen bei unterschiedlichen Lüftungskonzepten ===== | ||
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+ | ==== Fensterlüftung ==== | ||
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+ | Wie bereits erwähnt, sind die über Fensterlüftung erreichbaren Luftwechsel von Außentemperatur und Windgeschwindigkeit abhängig, entsprechend fallen die Werte in den Sommermonaten deutlich geringer aus. Dies zeigen auch die Messergebnisse aus [[Planung: | ||
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+ | Die Messwerte bei unterschiedlicher Art der Fensterlüftung in den Pausen zwischen den Unterrichtsstunden sind in // | ||
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+ | Oberösterreich, | ||
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+ | Quelle: Erhebungs- und Messprogramm Oberösterreich, | ||
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+ | Der zeitliche Anstieg der CO< | ||
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+ | Wie in // | ||
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+ | Im Winter stößt die Fensterlüftung bei geringen Außenlufttemperaturen darüber hinaus häufig auf Akzeptanzprobleme, | ||
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+ | Wie die Auswertung der Messergebnisse an der Volksschule Riedlingsdorf (A) im Schuljahr 2003/2004 zeigt, wurde der Grenzwert von 1500 ppm in bis zu 66 % der Unterrichtszeit überschritten. Diese Auswertung zeigt auch, dass insbesondere in den Wintermonaten von der Fensterlüftung durch die Nutzer nur eingeschränkt gebrauch gemacht wird. Dies hat je nach Belegungsdichte oft unakzeptable Raumluftqualität zur Folge.\\ | ||
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+ | Quelle: [[Planung: | ||
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+ | Daraufhin wurde eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung für den Klassenraum installiert. Die Luftmenge pro Schüler betrug dann ca. 16 m³/h. Der CO< | ||
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+ | Eindeutige Aussagen zur Lüftung in Schulgebäuden werden auch aus den Messergebnissen und Untersuchungen des Forschungsprojektes [[Planung: | ||
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+ | Der Zusammenhang zwischen der Konzentrationsfähigkeit der Schüler und der Raumluftqualität wurde darüber hinaus in der Studie von [[Planung: | ||
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+ | Ähnliche Ergebnisse zeigen auch die Untersuchungen aus dem Nidersächsischen Schulmessprogramm, | ||
+ | 1500 ppm bei fenstergelüfteten Klassenräumen im Sommer zu 32 %, im Winter zu 89 % der Unterrichtszeit bestimmt. Bei den Messungen in Seminarräumen mit kontrollierter Lüftung wurden dagegen keine Überschreitungen festgestellt. Der Zeitverlauf der gemessenen CO< | ||
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+ | (Schulen in Hannover).\\ Quelle: Niedersächsisches Landesgesundheitsamt**// | ||
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+ | Die positiven Erfahrungen mit der Raumluftqualität in Schulräumen mit kontrollierter Lüftung drücken sich auch in den Rückmeldungen der Lehrkräfte und Schüler aus. Treten dennoch Probleme mit Geruchsbelastungen auf, so sind diese häufig auf eine falsche Anordnung der Außenluftansaugung zurückzuführen. So wurde beispielsweise in der Volksschule Hermagor eine Kurzschlusströmung zwischen Außenluftansaugung und Fortluftauslass festgestellt [[Planung: | ||
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+ | ===== Messergebnisse aus Passivhaus-Schulen ===== | ||
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+ | ==== Passivhaus-Schule Waldshut ==== | ||
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+ | Das Passivhaus Schulgebäude in Waldshut wird mit einer zentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung versorgt. Der Auslegungsvolumenstrom betrug hier 20 m³/h pro Schüler. // | ||
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+ | ==== Passivhaus Anbau Realschule und Gymnasium Mölln ==== | ||
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+ | Das Gebäude stellt einen Passivhaus-Anbau (Erweiterungsgebäude) an ein bestehendes Schulgebäude dar [[Planung: | ||
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+ | Im Rahmen eines von der Energiestiftung Schleswig-Holstein geförderten Messprogramms wurde in 2 Klassenräumen (Süd, West) unter anderem auch die CO< | ||
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+ | Im Erweiterungsbau wurden verschiedene Lüftungsstrategien ausprobiert. Die Messergebnisse zeigten, dass der durch mechanische Grundlüftung erreichte Luftwechsel von 1,7 1/h ohne zusätzliche Fensterlüftung nicht ausreichte. Erst durch Stoßlüftung in den Pausen konnte die 1500 ppm-Grenze unterschritten werden.\\ | ||
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+ | ==== Passivhaus Schule Frankfurt a. M. (Riedberg) ==== | ||
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+ | Das Passivhaus-Schulgebäude mit angegliederter KiTa in Frankfurt a.M. (am Riedberg) wird vollständig mittels kontrollierter Lüftung mit Wärmerückgewinnung beund entlüftet. | ||
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+ | Im Rahmen eines von der DBU geförderten Messprogramms werden neben zahlreichen anderen Messgrößen in 4 Klassenräumen folgende Größen der Raumluft gemessen: | ||
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+ | * Raumlufttemperatur | ||
+ | * Raumluftfeuchte | ||
+ | * CO< | ||
+ | * VOC | ||
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+ | Da das Schulgebäude erst Ende 2004 fertiggestellt wurde, sind noch nicht alle Klassenräume belegt. Die vorgestellten Messergebnisse sind erst vorläufig, eine Auswertung der Messergebnisse erfolgt erst nach dem Schuljahr 2005/2006. Dennoch geben die Messungen bereits einen ersten Eindruck zur Raumluftqualität. | ||
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+ | Bei dem hier exemplarisch vorgestellten Klassenraum handelt es sich um eine Grundschulklasse mit 22 Schülern. Die Unterrichtszeit beträgt nur vier Schulstunden, | ||
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+ | Der gemessene CO< | ||
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+ | ===== Zusammenfassung ===== | ||
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+ | Subjektive Erfahrungen zeigen ebenso wie die Ergebnisse umfangreicher Messkampagnen in Klassenräumen mit Fensterlüftung häufig unzureichende Raumluftqualität. Diese kann sich in Konzentrationsschwäche und Befindlichkeitsstörungen, | ||
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+ | Erst durch die kontrollierte Lüftung kann der notwendige Luftwechsel unabhängig von den Witterungsbedingungen jederzeit sichergestellt werden. Aus theoretischen Simulationsrechnungen sowie aus entsprechenden Messergebnissen kann ein Außenluftvolumenstrom von 15 bis 20 m³/h pro Schüler als Dimensionierungsrichtlinie empfohlen werden. Anlagen mit Wärmerückgewinnung haben sich insbesondere aufgrund der hohen Behaglichkeit gut bewährt und sorgen für eine definierte Be- und Entlüftung in den Klassenräumen. Bei Passivhaus-Schulgebäuden sind hocheffiziente Wärmerückgewinnungsgeräte selbstverständlicher Bestandteil des Gebäudekonzeptes, | ||
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+ | ===== Siehe auch ===== | ||
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+ | [[planung: | ||
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+ | [[planung: | ||
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+ | [[Beispiele: | ||
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+ | ===== Literatur ===== | ||
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+ | **[Pettenkofer 1885]** Pettekofer, Max von(1858): Über den Luftwechsel in Wohngebäuden, | ||
+ | \\ | ||
+ | **[AKKP 23]** Protokollband Nr. 23: Einfluss der Lüftungsstrategie auf die Schadstoffkonzentration und -ausbreitung im Raum, Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser Phase III, Darmstadt, Juli 2003; hier: Beitrag von W. Feist, „Konsequenzen für die Wohnungslüftung, | ||
+ | \\ | ||
+ | **[DIN 1946]** DIN 1946 Teil 2: Raumlufttechnik, | ||
+ | \\ | ||
+ | **[ECA 1992]** ECA (1992): COST Project 613 – Report No.11 –, Guidelines for ventilation requirements in buildings, 1992.\\ | ||
+ | \\ | ||
+ | **[EPA 2002]** Epa (2002): Indoor Air Quality Tools for Schools, Appendix E - Typical Indoor Air Pollutants / Indoor Air Pollutant - Carbon Dioxide (CO< | ||
+ | \\ | ||
+ | **[Grams 2004]** Grams, H.; Hehl, O.; Dreesmann, J.: Niedersächsisches Schulmessprogramm, | ||
+ | \\ | ||
+ | **[Heiduk 2005]** Heiduk, E.: Schulklassen – Luftqualität bei kontrollierter Lüftung –, Erste Messergebnisse aus der neuen Volksschule Hermagor.\\ | ||
+ | \\ | ||
+ | **[ISOTEG 2000]** Weinländer, | ||
+ | Ventilation Technology", | ||
+ | \\ | ||
+ | **[Kaupert 2003]** Kaupert, M.; Vollert, S.: Erweiterung der Realschule Mölln im Passivhaus-Standard, | ||
+ | 7. internationalen Passivhaustagung, | ||
+ | \\ | ||
+ | **[Moriske 2005]** Handbuch für Bioklima und Raumlufthygiene, | ||
+ | \\ | ||
+ | **[Muss 2004]** Muss, C.: Internationaler Kongress: Gesunde Raumluft, Erfahrung mit kontrollierter Raumbelüftung an Schulen, IBO-Verlag, Wien (2004).\\ | ||
+ | \\ | ||
+ | **[Myhrvold, | ||
+ | \\ | ||
+ | **[OÖ 2003]** Innenraumsituation in OÖ, Pflichtschulen, | ||
+ | \\ | ||
+ | **[prEN 15251]** Entwurf DIN EN 15251: Bewertungskriterien für den Innenraum einschließlich Temperatur, Raumluftqualität, | ||
+ | \\ | ||
+ | **[Roberts 2003]** Roberts, B.: Building Services Heritage, erschienen im Rahmen der Edinburgh Conference der Building Engineering Services Heritage Group, September 2003.\\ | ||
+ | \\ | ||
+ | **[UBA 2000]** Leitfaden für die Innenraumlufthygiene in Schulgebäuden, | ||
+ | \\ | ||
+ | **[VDI 6022]** VDI 6022 Blatt 1 (E): Hygiene-Anforderungen an Raumlufttechnische Anlagen, Februar 2005. |