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grundlagen:strahlungsaustausch

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 ${ \displaystyle \dot{q}_{rad}= \frac{\sigma}{\frac{1}{\varepsilon_1}+\frac{1}{\varepsilon_2}-1} \left( T_1^4 - T_2^4 \right) ~},$ \\   ${ \displaystyle \dot{q}_{rad}= \frac{\sigma}{\frac{1}{\varepsilon_1}+\frac{1}{\varepsilon_2}-1} \left( T_1^4 - T_2^4 \right) ~},$ \\  
  
-Damit lässt sich (weitgehend exakt) der netto-Wärmestrom durch Strahlung zwischen zwei Fensterscheiben aber auch in guter Näherung der Netto-Strahlungsaustausch zwischen Fußboden und Decke((z.B. wichtig für eine Fußbodenheizung)) bestimmen. Das hier jeweils die Potent $T_4$ bestimmt werden muss, ist bei der heutigen Verfügbarkeit von Taschenrechner und Computer eigentlich kein Hindernis. Es ist aber auch zulässig (und üblich) eine lineare Näherung für die Abhängigkeit von der Temperaturdifferenz zu verwenden, weil absoluten Temperaturen im Bereich der Bauphysik sich doch alle in einem recht engen Bereich (dem Komfortbereich!) bewegen: $15 °C < \vartheta < 25 °C$. dazu wenden wir auf die Differenz der $T^4$-Terme einfach zweimal den dritten binomischen Lehrsatz an:\\ +Damit lässt sich (weitgehend exakt) der netto-Wärmestrom durch Strahlung zwischen zwei Fensterscheiben aber auch in guter Näherung der Netto-Strahlungsaustausch zwischen Fußboden und Decke((z.B. wichtig für eine Fußbodenheizung)) bestimmen. Das hier jeweils die Potenz $T^4$ bestimmt werden muss, ist bei der heutigen Verfügbarkeit von Taschenrechner und Computer eigentlich kein Hindernis. Es ist aber auch zulässig (und üblich) eine lineare Näherung für die Abhängigkeit von der Temperaturdifferenz zu verwenden, weil die absoluten Temperaturen im Bereich der Bauphysik sich doch alle in einem recht engen Bereich (dem Komfortbereich!) bewegen: $15 °C < \vartheta < 28 °C$. Dazu wenden wir auf die Differenz der $T^4$-Terme einfach zweimal den dritten binomischen Lehrsatz an:\\ 
  
 $T_1^4 - T_2^4 = (T_1^2 + T_2^2) (T_1^2 - T_2^2)= (T_1^2 + T_2^2) (T_1 + T_2)(T_1 - T_2)$\\  $T_1^4 - T_2^4 = (T_1^2 + T_2^2) (T_1^2 - T_2^2)= (T_1^2 + T_2^2) (T_1 + T_2)(T_1 - T_2)$\\ 
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 ${\displaystyle \dot{q}_{rad}= h_{rad} (\vartheta_1 - \vartheta_2) } $ \\  ${\displaystyle \dot{q}_{rad}= h_{rad} (\vartheta_1 - \vartheta_2) } $ \\ 
  
-Damit können wir den Strahlungswärmeaustausch in guter Näherung wie einen Wärmeübergang schreiben, der allerdings von einer Oberfläche zur anderen Stattfindet. Für Temperaturen in der Umgebung von 18 °C (mittlere Temperaturen von Raum und Innenoberflächen von Außenbauteilen) kann noch eine Näherung für den Faktor+Damit können wir den Strahlungswärmeaustausch in guter Näherung wie einen Wärmeübergang schreiben, der allerdings von einer Oberfläche zur anderen stattfindet. Für Temperaturen in der Umgebung von 18 °C (mittlere Temperaturen von Raum und Innenoberflächen von Außenbauteilen) kann noch eine Näherung für den Faktor
  
-${\displaystyle       h_{rad}=\sigma (T_1^2 + T_2^2)(T_1 + T_2) \approx 5,6 }$ W/(m²K) \\ +${\displaystyle       h_{rad}=\varepsilon_n \sigma (T_1^2 + T_2^2)(T_1 + T_2) \approx \varepsilon_n 5,6 }$ W/(m²K) \\ 
  
-angegeben werden. Die Strahlungswärmeübergänge bei raumüblichen Emissionsgraden von um 93% liegen damit so in etwa zwischen 4,8 und 5.4 W/(m²K) und sind damit DEUTLICH höher als die konvektiven Wärmeübergänge. +angegeben werden. Dabei haben wir den Netto-Emissionsfaktor durch $\varepsilon_n=\frac{1}{1/\varepsilon_1 + 1/\varepsilon_2 -1}$ abgekürzt. Die Strahlungswärmeübergänge bei raumüblichen Emissionsgraden von um 93% liegen damit so in etwa zwischen 4,8 und 5.4 W/(m²K) und sind damit DEUTLICH höher als die konvektiven Wärmeübergänge. \\  
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 +**Der Wärmeaustausch im Raum findet somit zu einem sehr großen Teil über die Wärmestrahlung statt und gar nicht, wie in der naiven Vorstellung, über die Luft.** \\  
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 +Das hat weitreichende praktische Konsequenzen: Das naive thermische Modell, dass Wärme im Raum über die Luft ausgetauscht wird, teilen leider auch noch viele 'Fach'-Leute. Der Wärmestrahlungsaustausch ist viel bedeutender! Der transportiert die Wärme auch direkt z.B. vom Heizkörper an die Außenbauteil-Innenoberfläche - oder vom beheizten Fußboden an die Dach-Innenoberfläche. Effekte, die zumindest für einen Teil der oft beobachteten höheren Energieverbrauchswerte((als erhofft)) von Flächenheizungen beiträgt; nun ist dieser Effekt auch nicht so groß, dass die gewollten Einsparbeiträge durch größere Heizflächen dadurch ganz aufgehoben würden(Strahlungsklima, niedrigere Vorlauftemperaturen und daher Leitungsverluste, insbesondere aber bessere Arbeitszahlen von Wärmepumpen). Allerdings: Wenn ich einen Raum nur mal schnell und dann für kurze Zeit (< 1,5 h) in der Temperatur anheben will - dann geht das am effizientesten durch einen Lufterwärmer. Einmal wird die Luft wg. der geringen Wärmekapazität schnell warm; zum anderen überträgt sie innerhalb von 1,5 h keine gigantischen Wärmemengen an die Raumumfassungsflächen, so dass deren Temperaturen nicht so rasch ansteigen. Dadurch fällt die Temperatur dann auch nach dem Abschalten schnell wieder ab; das ist also ein "guter Trick" um z.B. ein kleines Bad mal eben schnell und mit vertretbaren Kosten hochzuheizen. 
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 +|<WRAP box 8cm>//Wie gut ist so eine Näherung?// Im Bereich der innerhalb der Gebäude relevanten Wärmeaustauschvorgänge überraschend gut. Wenn konventionelle Heizkörper oder andere heiße Objekte mit ins Spiel kommen, rechnet man für die besser mit einem höheren Faktor. Es kann auch immer "exakt" mit dem $T^4$-Gesetz gerechnet werden. Bedenke aber: Andere Größen, wie der konvektive Wärmeübergang, sind weit weniger genau bekannt (NZEB = nearly zero energy building, Fast-Null-Energie-Haus).   </WRAP>|{{ :grundlagen:str_waermeuebergang_innen_lienarisierung.png?500|}}| 
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 +|<WRAP box 8cm>**Die Praxis**: Das Haus in der Mitte ist NICHT unbeheizt, es ist komfortabel warm. Aber durch die sehr gut wärmegedämmten Außenbauteile verliert es kaum Wärme, dadurch gleicht sich die Außenoberflächentemperatur der Umgebung an und nur wenig Wärmestrahlung wird emittiert. New York's '1st passivehouse' erscheint im Infrarotbild "cool". Es handelt sich um eine Renovierung, diese Ergebnisse sind daher auch bei Bestands-Gebäuden erreichbar. </WRAP>|{{ :grundlagen:nw_york_ph_ir.png?500|}}| 
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 +|<WRAP box 8cm>**Die Praxis**: Das Haus in der Mitte ist NICHT unbeheizt, es ist komfortabel warm. Aber durch die sehr gut wärmegedämmten Außenbauteile verliert es kaum Wärme, dadurch gleicht sich die Außenoberflächentemperatur der Umgebung an und nur wenig Wärmestrahlung wird emittiert. New York's '1st passivehouse' erscheint im Infrarotbild "cool". Es handelt sich um eine Renovierung, diese Ergebnisse sind daher auch bei Bestands-Gebäuden erreichbar. </WRAP>|{{ :grundlagen:nw_york_ph_ir.png?500|}}| 
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 +**[[grundlagen:waermestrahlung|Zurück zur Übersicht Wärmestrahlung]] 🌡️**  \\  
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 +**[[grundlagen:grundkurs_bauphysik_waerme|Zurück zum Grundkurs Bauphysik Wärme - Übersicht]] 🌡️** \\ 
  
-**Der Wärmeaustausch im Raum findet somit zu einem sehr großen Teil über die Wärmstrahlung statt und gar nicht, wie in der naiven Vorstellung, über die Luft.** 
    
  
grundlagen/strahlungsaustausch.txt · Zuletzt geändert: 2024/04/29 21:44 von wfeist