Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


beispiele:wohngebaeude:mehrfamilienhaeuser:winter_2022:23_besonders_sparsam_heizen

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.

Link zu dieser Vergleichsansicht

Beide Seiten der vorigen RevisionVorhergehende Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorhergehende Überarbeitung
beispiele:wohngebaeude:mehrfamilienhaeuser:winter_2022:23_besonders_sparsam_heizen [2024/04/11 13:12] – [Passivhaustagung in Innsbruck: 5. und 6. April 2024] wfeistbeispiele:wohngebaeude:mehrfamilienhaeuser:winter_2022:23_besonders_sparsam_heizen [2024/05/02 20:09] (aktuell) – [Übersicht April 20024: Trotz Kälteeinbruch kein Heizbedarf (Eintrag vom 2. Mai)] wfeist
Zeile 1290: Zeile 1290:
 <WRAP box lo>Um nochmal auf die einführende Analyse zum in Wirklichkeit nur linear anwachsenden Brutto-Inlandsprodukt (das Diagramm unter (1)) zurück zu kommen: Wer (2) und (3) verfolgt und nachgerechnet hat, wird feststellen, dass beides auch //ohne// die Annahme, dass es gar kein auf Dauer exponentielles Wachstum gibt, auskommt; es wurde ja gerade selbst in (2) immer noch ein konstantes prozentuales Wachstum $p$ verwendet. Für (2) und (3) kommt es somit nur darauf an, dass der prozentuale Effizienzgewinn $\epsilon$ größer ist als dieses prozentuale Wachstum $p$. Dazu allerdings ist die empirische Erkenntnis des eben nicht exponentiellen sondern //linearen// realen BIP-Wachstums praktisch relevant: Da die Effizienzverbesserung (zumindest für die nächsten ca. 1000 Jahre) der absteigenden geometrischen Folge entsprechen kann, holt sie jeden linearen Zuwachs irgendwann immer ein. Derzeit liegt das reale Wachstum relativ zum derzeitigen BIP im Mittel bei rund 1,25%/a. Das ist bereits mit einem $\epsilon$ der gleiche Höhe (1,25%/a) abgefangen; wir haben schon mehr als das geschafft - und das schaffen wir auch allemal, wie es einer der Kommentatoren ausgedrückt hat: Das ist allein eine Frage des Willens. .    </WRAP> <WRAP box lo>Um nochmal auf die einführende Analyse zum in Wirklichkeit nur linear anwachsenden Brutto-Inlandsprodukt (das Diagramm unter (1)) zurück zu kommen: Wer (2) und (3) verfolgt und nachgerechnet hat, wird feststellen, dass beides auch //ohne// die Annahme, dass es gar kein auf Dauer exponentielles Wachstum gibt, auskommt; es wurde ja gerade selbst in (2) immer noch ein konstantes prozentuales Wachstum $p$ verwendet. Für (2) und (3) kommt es somit nur darauf an, dass der prozentuale Effizienzgewinn $\epsilon$ größer ist als dieses prozentuale Wachstum $p$. Dazu allerdings ist die empirische Erkenntnis des eben nicht exponentiellen sondern //linearen// realen BIP-Wachstums praktisch relevant: Da die Effizienzverbesserung (zumindest für die nächsten ca. 1000 Jahre) der absteigenden geometrischen Folge entsprechen kann, holt sie jeden linearen Zuwachs irgendwann immer ein. Derzeit liegt das reale Wachstum relativ zum derzeitigen BIP im Mittel bei rund 1,25%/a. Das ist bereits mit einem $\epsilon$ der gleiche Höhe (1,25%/a) abgefangen; wir haben schon mehr als das geschafft - und das schaffen wir auch allemal, wie es einer der Kommentatoren ausgedrückt hat: Das ist allein eine Frage des Willens. .    </WRAP>
  
-<WRAP box hi>Worauf es somit ankommt: **Alle Anstrengungen, die Energie- und Material-Effizienz zu verbessern!** Das geht u.a. durch Wärmeschutz, Wärmerückgewinnung, Wärmepumpen, Low-Flow-Duschköpfe, effiziente Elektronik, Elektro-Traktion, Gegenstromöfen, längere Nutzungsdauern, Reparaturfähigkeit, Vorbeugung statt Schadenszulassung u.v.a.m. Damit tauchen wir innerhalb  von wenigen Jahrzehnten unter die Grenze, die für ein nachhaltiges Wirtschaften unterschritten werden muss. Ab dann kann das weitere Wohlstandswachstum, so wir ein solches wollen, dem Zuwachs an erneuerbarer Erzeugung folgen; vielleicht haben wir dann aber auch soviel Spaß an den Effizienzansätzen gefunden, dass wir auch diese darüber hinaus fortsetzen und dann so noch mehr Raum für weiteres Wachstum schaffen((Wohlgemerkt: derzeit darf die zunehmende Effizienz eben gerade nicht ausschließlich in materielle Umsatzzunahmen gesteckt werden; schließlich müssen wir jetzt vor allem erst einmal von der eingetretenen weit überzogenen Naturausbeutung herunter kommen. Die Gefahr eines dann sog. Rebound besteht übrigens in der Realität nicht: Wir hatten das Thema [[/energieeffizienz_jetzt/das_grosse_ganze#rebound-effekt|Rebound-Effekt schon einmal aufgearbeitet]], ich werde dazu aber noch eine allgemeinere Fassung aufschreiben.    )). Für die nun folgenden 30 bis 50 Jahre, die Zeit, auf die es ankommt, da sind die Effizienzpotentiale für rund 3% Effizienzgewinn jedes Jahr schon heute nachgewiesen und in der Praxis demonstriert: Wir haben heute schon Häuser gebaut, deren Heizenergieverbrauch vernachlässigbar gering ist - und Fahrzeuge, die allein durch Muskelkraft auch 100 km/h schaffen. Und wir können mit dem allen immer noch besser werden, es gibt keine prinzipielle "Bestwertgrenze". </WRAP>\\ \\  +<WRAP box hi>Worauf es somit ankommt: **Alle Anstrengungen, die Energie- und Material-Effizienz zu verbessern!** Das geht u.a. durch Wärmeschutz, Wärmerückgewinnung, Wärmepumpen, Low-Flow-Duschköpfe, effiziente Elektronik, Elektro-Traktion, Gegenstromöfen, längere Nutzungsdauern, Reparaturfähigkeit, Vorbeugung statt Schadenszulassung u.v.a.m. Damit tauchen wir innerhalb  von wenigen Jahrzehnten unter die Grenze, die für ein nachhaltiges Wirtschaften unterschritten werden muss. Ab dann kann das weitere Wohlstandswachstum, so wir ein solches wollen, dem Zuwachs an erneuerbarer Erzeugung folgen; vielleicht haben wir dann aber auch soviel Spaß an den Effizienzansätzen gefunden, dass wir auch diese darüber hinaus fortsetzen und dann so noch mehr Raum für weiteres Wachstum schaffen((Wohlgemerkt: derzeit darf die zunehmende Effizienz eben gerade nicht ausschließlich in materielle Umsatzzunahmen gesteckt werden; schließlich müssen wir jetzt vor allem erst einmal von der eingetretenen weit überzogenen Naturausbeutung herunter kommen. Die Gefahr eines dann sog. Rebound besteht übrigens in der Realität nicht: Wir hatten das Thema [[/energieeffizienz_jetzt/das_grosse_ganze#rebound-effekt|Rebound-Effekt schon einmal aufgearbeitet]], ich werde dazu aber noch eine allgemeinere Fassung aufschreiben.    )). Für die nun folgenden 30 bis 50 Jahre, die Zeit, auf die es ankommt, da sind die Effizienzpotentiale für rund 3% Effizienzgewinn jedes Jahr schon heute nachgewiesen und in der Praxis demonstriert: Wir haben heute schon Häuser gebaut, deren Heizenergieverbrauch vernachlässigbar gering ist - und Fahrzeuge, die allein durch Muskelkraft auch 100 km/h schaffen. Und wir können mit dem allen immer noch besser werden, es gibt keine prinzipielle "Bestwertgrenze". </WRAP>\\  
-\\ +//Die Inhalte dieses Blog-Eintrages sind inzwischen auf eine Grundlagen-Seite in Passipedia ausgelagert, die regelmäßig ergänzt und aktuell gehalten wird, diese Seite findet sich hier:// **[[/grundlagen/energiewirtschaft_und_oekologie/Bemerkungen zur Wachstumsdebatte]]**.\\  
 +\\ \\ \\  
  
 =====Samstag, 25. November 2023===== =====Samstag, 25. November 2023=====
Zeile 1495: Zeile 1497:
 Immer wieder haben wir zur Kostenbetrachtung zum letzten Eintrag den Einwand gehört, dass dies //nur mit hohem anfänglichem Investitionsaufwand// erkauft wurde. Für dieses Prototyp-Gebäude als Passivhaus hatten wir 1990 während des Baus alle Kosten 'pfenniggenau' dokumentiert, da es sich um ein Forschungsprojekt handelte. Damals waren z.B. dreischeibenverglaste Wärmeschutzfenster am normalen Markt gar nicht erhältlich und sie mussten in einer Sonderanfertigung eigens produziert werden. Die 1990 dokumentierten baulichen Mehrinvestitionen lagen dann auch bei 321,20 €/m² (Wohnfläche) inkl. aller Besonderheiten und des Planungsmehraufwandes. Für einen regulär privat finanzierten Bau war das damals 'viel Geld', es machte 18% (!) der Baukosten (Kostengruppen 300+400) aus. Legen wir nun nachträglich diese investiven Ausgaben zu 3,5% effektivem Jahreszins auf 50 Jahre (Mindestnutzungszeit des Gebäudes) um, so ergeben sich rund 1270 € pro Jahr an Kapitalkosten (real) für den Mehraufwand des Passivhaus-Baus((bei diesem ersten Prototyp)), das entspricht weniger als 68 €Cent/(m²mon) auf die Wohnfläche bezogen. Zusammen mit den oben nachgewiesenen Betriebskosten von 12 €Cent/(m²mon) sind das 80 €Cent/(m²mon), somit um rund ein Fünftel geringere Gesamtkosten als in dem Fall, dass 1990 ein 'herkömmliches Gebäude' ohne Mehrinvestition gebaut worden wäre und jetzt mit einer Wärmepumpe beheizt würde((die Mehrinvestitionen für eine größere konventionelle Wärmepumpe gegenüber dem hier allein ausreichenden Splitgerät sind da noch nicht nicht enthalten; das sind noch einmal rund 28 Cent/(m²mon).)). Interessanterweise liegen die Lebenszyklus-Gesamtkosten bei diesem Passivhaus-Prototyp, trotz des Experimental-Charakters und der damit auftretenden erheblich höheren Kosten durch Sonderfertigungen, bereits **unter** denen eines konventionellen Gebäudes.\\ \\  Immer wieder haben wir zur Kostenbetrachtung zum letzten Eintrag den Einwand gehört, dass dies //nur mit hohem anfänglichem Investitionsaufwand// erkauft wurde. Für dieses Prototyp-Gebäude als Passivhaus hatten wir 1990 während des Baus alle Kosten 'pfenniggenau' dokumentiert, da es sich um ein Forschungsprojekt handelte. Damals waren z.B. dreischeibenverglaste Wärmeschutzfenster am normalen Markt gar nicht erhältlich und sie mussten in einer Sonderanfertigung eigens produziert werden. Die 1990 dokumentierten baulichen Mehrinvestitionen lagen dann auch bei 321,20 €/m² (Wohnfläche) inkl. aller Besonderheiten und des Planungsmehraufwandes. Für einen regulär privat finanzierten Bau war das damals 'viel Geld', es machte 18% (!) der Baukosten (Kostengruppen 300+400) aus. Legen wir nun nachträglich diese investiven Ausgaben zu 3,5% effektivem Jahreszins auf 50 Jahre (Mindestnutzungszeit des Gebäudes) um, so ergeben sich rund 1270 € pro Jahr an Kapitalkosten (real) für den Mehraufwand des Passivhaus-Baus((bei diesem ersten Prototyp)), das entspricht weniger als 68 €Cent/(m²mon) auf die Wohnfläche bezogen. Zusammen mit den oben nachgewiesenen Betriebskosten von 12 €Cent/(m²mon) sind das 80 €Cent/(m²mon), somit um rund ein Fünftel geringere Gesamtkosten als in dem Fall, dass 1990 ein 'herkömmliches Gebäude' ohne Mehrinvestition gebaut worden wäre und jetzt mit einer Wärmepumpe beheizt würde((die Mehrinvestitionen für eine größere konventionelle Wärmepumpe gegenüber dem hier allein ausreichenden Splitgerät sind da noch nicht nicht enthalten; das sind noch einmal rund 28 Cent/(m²mon).)). Interessanterweise liegen die Lebenszyklus-Gesamtkosten bei diesem Passivhaus-Prototyp, trotz des Experimental-Charakters und der damit auftretenden erheblich höheren Kosten durch Sonderfertigungen, bereits **unter** denen eines konventionellen Gebäudes.\\ \\ 
 Heute sind alle für den Passivhaus-Neubau erforderlichen Komponenten marktgängig als industriell gefertigte Produkte erhältlich; in vielen Fällen sind diese kaum teurer als ihre 'konventionellen' Vergleichsprodukte. Dementsprechend sind in den letzten Jahren an mehreren Standorten Passivhaus-Neubauten entstanden, deren dokumentierten baulichen Mehrinvestitionen zwischen 80 und 120 €/m² liegen((Vgl. dazu den Protokollband zum Arbeitskreis [AkkP 55] sowie diesen Passipedia-Eintrag: [[/beispiele/wohngebaeude/sozialwohnbau|Passivhäuser im sozialen Wohnungsbau]].)). Das ist nur noch rund ein Drittel der damaligen Kosten beim Prototypen. Mit diesem Kostengerüst liegen die jährlichen Gesamtkosten im Lebenszyklus bei weniger als der Hälfte der Vergleichswerte mit einer weniger energieeffizienten Bauweise. Energieeffizienz auf dem hier gewählten Niveau ist erkennbar ökonomisch ganz besonders attraktiv. Dies gilt sogar ohne Einbeziehung evtl. angebotener Förderungen; allerdings nur, wenn auch korrekt über den gesamten Lebenszyklus gerechnet wird.\\ \\  Heute sind alle für den Passivhaus-Neubau erforderlichen Komponenten marktgängig als industriell gefertigte Produkte erhältlich; in vielen Fällen sind diese kaum teurer als ihre 'konventionellen' Vergleichsprodukte. Dementsprechend sind in den letzten Jahren an mehreren Standorten Passivhaus-Neubauten entstanden, deren dokumentierten baulichen Mehrinvestitionen zwischen 80 und 120 €/m² liegen((Vgl. dazu den Protokollband zum Arbeitskreis [AkkP 55] sowie diesen Passipedia-Eintrag: [[/beispiele/wohngebaeude/sozialwohnbau|Passivhäuser im sozialen Wohnungsbau]].)). Das ist nur noch rund ein Drittel der damaligen Kosten beim Prototypen. Mit diesem Kostengerüst liegen die jährlichen Gesamtkosten im Lebenszyklus bei weniger als der Hälfte der Vergleichswerte mit einer weniger energieeffizienten Bauweise. Energieeffizienz auf dem hier gewählten Niveau ist erkennbar ökonomisch ganz besonders attraktiv. Dies gilt sogar ohne Einbeziehung evtl. angebotener Förderungen; allerdings nur, wenn auch korrekt über den gesamten Lebenszyklus gerechnet wird.\\ \\ 
-Wir gehen kurz auf drei Einwände ein:\\  +Wir gehen auf drei Einwände ein:\\  
-  - //Der Betrachtungszeitraum sei zu lang angesetzt//: Dass ein heute vernünftig realisierter Neubau eine Nutzungsdauer von mehr als 50 Jahren aufweist, kann nicht bestritten werden((vgl. eine systematische Untersuchung dazu in Protokollband 60 des AkkP)). Dass auch die Einzelkomponenten (bis auf Heizkessel und Wärmepumpen) mindestens diese Nutzungszeiträume aufweisen, wurde in [AkkP 60] ebenfalls behandelt. Dass der "wirtschaftlich finanzmathematisch" anzusetzende Betrachtungszeitraum z.B. wg. Risiken geringer anzusetzen wäre - ist nicht richtig; wird das trotzdem gemacht, so sind die Restwerte der Komponenten nach dem kürzer gewählten Zeitraum zu berücksichtigen((Das allerdings führt finanzmathematisch auf das exakt gleiche Ergebnis wie die korrekt angesetzte physikalische Nutzungszeit für die Komponente.)). +  - //Der Betrachtungszeitraum sei zu lang angesetzt//: Dass ein heute vernünftig realisierter Neubau eine Nutzungsdauer von mehr als 50 Jahren aufweist, kann nicht bestritten werden((vgl. eine systematische Untersuchung dazu in Protokollband 60 des AkkP)). Dass auch die Einzelkomponenten (bis auf Heizkessel und Wärmepumpen) mindestens diese Nutzungszeiträume aufweisen, wurde in [AkkP 60] behandelt und bestätigt. Dass der "wirtschaftlich finanzmathematisch" anzusetzende Betrachtungszeitraum z.B. wg. Risiken geringer anzusetzen wäre - ist bei sorgfältiger Betrachtung nicht richtig; wird das trotzdem gemacht, so sind die Restwerte der Komponenten nach dem kürzer gewählten Zeitraum zu berücksichtigen((Das allerdings führt finanzmathematisch auf das exakt gleiche Ergebnis wie die korrekt angesetzte physikalische Nutzungszeit für die Komponente.)). 
-  - //Der Kalkulationszinsfuß sei zu niedrig angesetzt//: Hypothekendarlehen sind heute bei rund 3,5% nominalem effektivem Zinsfuß für kreditwürdige Baufamilien oder Eigentümer von Bestandsimmobilien zu erhalten ((Das ist Anfang 2024 in einer durch den Gaspreisschub ausgelösten Inflationsphase. Die Zinsen sind jetzt bereits wieder im Rückgang.)). Auch wenn deren Zinssätze nicht auf viele Jahrzehnte fix angeboten werden, so kann doch von einer späteren Umschuldung der Restschuld mit auch in Zukunft nicht höheren Zinsen ausgegangen werden. Woher diese Einschätzung kommt, wird aus dem Blog-Beitrag [[/grundlagen/energiewirtschaft_und_oekologie/bemerkungen_zur_wachstumsdebatte|zur Wachstumsdebatte]] verständlich: Die realen Zinsen können im Mittel nicht über das Niveau des allgemeinen wirtschaftlichen Wachstums ansteigen((Für 'keine' Kreditnehmer ist das so; dass es marktmächtige Großinvestoren geben kann, die es möglicherweise schaffen, für einen kleinen Kreis bevorzugter Personen höhere Renditen durchzusetzen, ist für die große Mehrzahl der Wohnungseigentümer nicht relevant.)).+  - //Der Kalkulationszinsfuß sei zu niedrig angesetzt//: Hypothekendarlehen sind heute bei rund 3,5% nominalem effektivem Zinsfuß für kreditwürdige Baufamilien oder Eigentümer von Bestandsimmobilien zu erhalten ((Das ist Anfang 2024 in einer durch den Gaspreisschub ausgelösten Inflationsphase. Die Zinsen sind jetzt bereits wieder im Rückgang. //Ergänzt am 13.4.2024//: Nun durch die Zinsrücknahme der Europäischen Zentralbank bestätigt.)). Auch wenn deren Zinssätze nicht auf viele Jahrzehnte fix angeboten werden, so kann doch von einer späteren Umschuldung der Restschuld mit auch in Zukunft nicht höheren Zinsen ausgegangen werden. Woher diese Einschätzung kommt, wird aus dem Blog-Beitrag [[/grundlagen/energiewirtschaft_und_oekologie/bemerkungen_zur_wachstumsdebatte|zur Wachstumsdebatte]] verständlich: Die realen Zinsen können im Mittel nicht über das Niveau des allgemeinen wirtschaftlichen Wachstums ansteigen((Für 'kleine' Kreditnehmer ist das so; dass es marktmächtige Großinvestoren geben kann, die es möglicherweise schaffen, für einen kleinen Kreis bevorzugter Personen höhere Renditen durchzusetzen, ist für die große Mehrzahl der Wohnungseigentümer nicht relevant.)).
   - //Die Mehrinvestitionen seien in Wahrheit viel höher//: Dass es einfach ist, erhöhte Baukosten zu verursachen, kann nicht bezweifelt werden. Die Ursachen dafür sind aber andere als solche, die auf eine bessere wärmetechnische Qualität der Komponenten zurück zu führen sind. Wir wollen hier keine lange Liste der von uns gemachten Erfahrungen zu den Ursachen erhöhter Kosten am Bau anführen((jeder Baupraktiker kennt das und lamentiert darüber häufig mit Genuss.)), ich beschränke mich hier auf ein paar Beispiele:   - //Die Mehrinvestitionen seien in Wahrheit viel höher//: Dass es einfach ist, erhöhte Baukosten zu verursachen, kann nicht bezweifelt werden. Die Ursachen dafür sind aber andere als solche, die auf eine bessere wärmetechnische Qualität der Komponenten zurück zu führen sind. Wir wollen hier keine lange Liste der von uns gemachten Erfahrungen zu den Ursachen erhöhter Kosten am Bau anführen((jeder Baupraktiker kennt das und lamentiert darüber häufig mit Genuss.)), ich beschränke mich hier auf ein paar Beispiele:
     - //Hochwertige Verkleidungen//: für modisch gestaltete Fenster oder edle Fassadenoberflächen((Das muss noch nicht einmal Granit sein, dann gern +800 €/m², auch edel gebürstete Metallfassaden kommen rund +150 €/m² teurer als eine schlichte Wetterschale; diese Kosten sind zu vergleichen mit ca. 10 bis 30 €/m² für den zusätzlichen Dämmstoff einer auf Passivhaus-Niveau gedämmten Fassade.)).     - //Hochwertige Verkleidungen//: für modisch gestaltete Fenster oder edle Fassadenoberflächen((Das muss noch nicht einmal Granit sein, dann gern +800 €/m², auch edel gebürstete Metallfassaden kommen rund +150 €/m² teurer als eine schlichte Wetterschale; diese Kosten sind zu vergleichen mit ca. 10 bis 30 €/m² für den zusätzlichen Dämmstoff einer auf Passivhaus-Niveau gedämmten Fassade.)).
Zeile 1505: Zeile 1507:
 Der Mehrwert eines energieeffizienten Neubaus oder einer energieeffizienten Sanierung ist quantifizierbar: Er beträgt mindestens die Höhe des [[/baulich/wirtschaftlich|Barwerts]] der dadurch eingesparten Energie. Meist gibt es zugleich weiteren Mehrwert: Wie künftig kleiner dimensionierte Wärmeerzeuger- und -Verteiler, längere Haltbarkeit der Komponenten((durch den bauphysikalisch verbesserten Schutz gegen Feuchtigkeit)) und ausgeglicheneren Komfort((durch Angleichung von Oberflächentemperaturen)). Die besseren Komponenten **//dürfen//** somit durchaus auch höhere investive Kosten benötigen.\\  Der Mehrwert eines energieeffizienten Neubaus oder einer energieeffizienten Sanierung ist quantifizierbar: Er beträgt mindestens die Höhe des [[/baulich/wirtschaftlich|Barwerts]] der dadurch eingesparten Energie. Meist gibt es zugleich weiteren Mehrwert: Wie künftig kleiner dimensionierte Wärmeerzeuger- und -Verteiler, längere Haltbarkeit der Komponenten((durch den bauphysikalisch verbesserten Schutz gegen Feuchtigkeit)) und ausgeglicheneren Komfort((durch Angleichung von Oberflächentemperaturen)). Die besseren Komponenten **//dürfen//** somit durchaus auch höhere investive Kosten benötigen.\\ 
  
-Es ergibt sich dadurch eine erweiterte Nachfrage nach verbesserten Produkten, d.h. solchen Produkten, bei denen durch besseres Know-How je Produktionseinheit ein höherer Mehrwert erzeugt wird. Das ist die klassische Definition von Fortschritt! Die beschriebenen Methoden und Systeme verlagern auf diesem Weg Ausgaben von der konsumtiven (Öl, Gas, Brennholz) auf die investive Seite (Dämmstoff, Lüftungskanal, PV-Anlage). Verbrauch an endlichen natürlichen Ressourcen wird durch Verbesserung der Produkte, also Know-how und Fertigungstechnik, ersetzt. \\ +Es ergibt sich dadurch eine erweiterte Nachfrage nach verbesserten Produkten, d.h. solchen Produkten, bei denen durch besseres Know-How je Produktionseinheit ein höherer Mehrwert erzeugt wird. Das ist die klassische Definition von Fortschritt uns Mehrwertschöpfung! Die beschriebenen Methoden und Systeme verlagern dabei Ausgaben von der konsumtiven (Öl, Gas, Brennholz) auf die investive Seite (Dämmstoff, Lüftungskanal, PV-Anlage). Verbrauch an endlichen natürlichen Ressourcen wird durch Verbesserung der Produkte, also Know-how und Fertigungstechnik, ersetzt. \\ 
  
-Entscheidend dabei ist letztlich, welche Gesamtkosten bei den Lösungsalternativen entstehen: Die effizienter Energienutzung erweist sich dabei regelmäßig als die im Lebenszyklus auch ökonomisch günstigere Variante. Diese löst dennoch auch weiterhin wirtschaftliche Aktivität aus((wie z.B. die Herstellung von Zellulose-Dämmstoff)) - nur, dass diese Aktivität im Vergleich zu den Alternativen sehr stark verringerte negative Umweltauswirkungen haben, im Beispielfall der Zellulose-Dämmung sogar positive Umweltauswirkungen ermöglichen((vergleiche [AkkP 58]; dass die energieeffizienten Alternativen höhere Umweltschäden an anderer Stelle auslösen, diese Ansätze daher für die Umwelt 'gar nichts bringen' ist seit langem widerlegt. Das Gegenteil ist richtig: Die Reduktion der Umweltbelastung z.B. durch Wärmedämmung an Gebäuden liegt in einem Bereich von 85 bis über 99% bei der betreffenden Komponente. Das Gerücht von diesem angeblichen "ökologischen Nullsummenspiel" hält sich aber hartnäckig, es wird gern geglaubt (weil es die Menschen von der Notwendigkeit umweltfreundlichen Handelns befreit?) aber es wird auch vor allem durch massive Desinformationskampagnen sehr spezieller Interessengruppen mir Nachdruck immer wieder in die Öffentlichkeit gedrückt.)).\\ \\ \\ +Entscheidend dabei ist letztlich, welche Gesamtkosten bei den Lösungsalternativen entstehen: Die effizienter Energienutzung erweist sich dabei regelmäßig als die im Lebenszyklus auch ökonomisch günstigere Variante. Diese löst dennoch auch weiterhin wirtschaftliche Aktivität aus((wie z.B. die Herstellung von Zellulose-Dämmstoff)) - nur, dass diese Aktivität im Vergleich zu den Alternativen sehr stark verringerte negative Umweltauswirkungen haben, im Beispielfall der Zellulose-Dämmung sogar positive Umweltauswirkungen ermöglicht((vergleiche [AkkP 58]; dass die energieeffizienten Alternativen höhere Umweltschäden an anderer Stelle auslösen, diese Ansätze daher für die Umwelt 'gar nichts bringen' ist seit langem widerlegt. Das Gegenteil ist richtig: Die Reduktion der Umweltbelastung z.B. durch Wärmedämmung an Gebäuden liegt in einem Bereich von 85 bis über 99% bei der betreffenden Komponente. Das Gerücht von diesem angeblichen "ökologischen Nullsummenspiel" hält sich aber hartnäckig, es wird gern geglaubt (weil es die Menschen von der Notwendigkeit umweltfreundlichen Handelns befreit?) aber es wird auch vor allem durch massive Desinformationskampagnen sehr spezieller Interessengruppen mir Nachdruck immer wieder in die Öffentlichkeit gedrückt.)).\\ \\ \\ 
  
 =====Passivhaustagung in Innsbruck: 5. und 6. April 2024===== =====Passivhaustagung in Innsbruck: 5. und 6. April 2024=====
Zeile 1530: Zeile 1532:
  \\ \\ \\   \\ \\ \\ 
  
 +===== Lösungen! (19.04.2024) =====
 +
 +Eine Meldung meiner Universität hat mich nachdenken lassen: [[https://www.uibk.ac.at/de/newsroom/2024/27-internationale-passivhaustagung-an-der-uni/|Klimaschutz-Engagement an Universitäten]]. Dieser Beitrag vermittelt vor allem konstruktive und positive Botschaften: 
 +  * Dass ein Engagement für den Klimaschutz möglich ist - und dass er greifbare Früchte trägt.
 +  * Dass Universitäten in der Lage sind, dazu in hohem Ausmaß beizutragen.
 +  * Dass das sogar geeignet ist, in als festgefahren geltenden Bereichen der Politik konstruktive Bewegung auszulösen.
 +  * Dass es nicht nur beim Reden (und Schreiben) bleibt, sondern das Veränderungen in der Realität umgesetzt werden können, welche die Klimagas-Emissionen signifikant schon heute reduzieren und in einem überschaubaren Zeitraum diese auf nahe Null bringen können.
 +[{{ :beispiele:wohngebaeude:mehrfamilienhaeuser:winter_2022:ing_fak_innsbruck.jpg?381|Konkrete Lösung: Fakultätsgebäude der Universität Innsbruck nach der Sanierung: Weniger als 17 kWh/(m²a); erreicht durch sorgfältige Detailoptimierung an Maßnahmen, die ohnehin erforderlich waren. }}]
 +Im Bereich der Energieeffizienz in der Alltagswelt, insbesondere beim energieeffizienten Bauen, sind solche Erfolge unmittelbar wirksam, sie sind messbar und von den Menschen auf vielen Wegen wahrnehmbar:
 +  - Die Universität Innsbruck hatte sich z.B. bei der ohnehin notwendigen Sanierung des Fakultätsgebäudes der technischen Wissenschaften sorgfältig mit dem Umbauprozess befasst. 
 +  - Es wurden bei allen Details auf den Erkenntnissen der Bauingenieure aufbauende Verbesserungen in der Ausführung entworfen, z.B. Dreischeiben-Verglasung in den neuen Fenstern statt der sonst üblichen nur 2 Scheiben((Das reduziert die Verluste der Fenster auf weniger als die Hälfte - es macht diese Fenster im Winter zu Netto-Energielieferanten, statt einem Netto-Verlust-Bauteilen.)). 
 +  - Bei der Fassade sind die Effekte mit noch weniger Aufwand noch höher: Die Vorhangpaneele waren von den Architekten ohnehin geplant - deren Montage wärmebrückenfrei zu machen erfordert wenig mehr als ein wenig Nachdenken und ein paar Wärmestromberechnungen((Die sich übrigens gut als Übungsaufgaben in nahezu jeder technischen Disziplin eignen)); mit niedrigeren Wärmebrückeneffekten lohnt es sich dann auch, statt der meist üblichen 12 cm Dämmung gleich 20 cm einzusetzen((mit nur extrem niedrigem Mehraufwand. Durch beide Verbesserungen zusammen reduziert sich der Verlust gegenüber der "As Usual"-Sanierung der Fassade um über 60%.)) Gegenüber dem Altbauzustand beträgt der Verbesserungsfaktor hier mehr als 5.
 +  - Die ohnehin erforderliche Entlüftung der Kernbereiche des Gebäudes wurde durch gezielte Zufuhr der zugehörigen Frischluft nicht in die Gänge, sondern in die Büroräume zu einer balancierten Be- und Entlüftung des gesamten Bauwerks erweitert((gleichfalls mit kaum zusätzlichem Aufwand)) - die zugehörigen hocheffizienten Rotationswärmetauscher auf dem Dach wurden um die Feuchterückgewinnung ergänzt. Das führt nicht nur zu einer bedeutende Energieeinsparung, sondern auch zu komfortablere Innenluftqualitäten im Winter.
 +
 +Es wird unterschätzt, wieviel diese((als nur 'unbedeutend' angesehenen)) Verbesserungen für den praktischen Betrieb bringen: Der Energiebedarf für die Heizung in diesem Fakultätsgebäude wurde durch die Summe aller solcher 'kleinen' Verbesserungen von **"vorher" 149 kWh/(m²a)** auf **"nachher" unter 17 kWh/(m²a)** verringert; das ist ein Reduktionsfaktor von rund 9. Mit einem derart vernachlässigbar geringen Verbrauch sind auch die dadurch verursachten Klimagas-Emissionen im gleichen ausmaß verringert. Besser noch, jetzt kann zukünftig z.B. allein die regional verfügbare Menge an biogenem Methan ausreichen, diesen Bedarf netto-emissionsfrei zu liefern; das würde dann sogar für alle Gebäude in Innsbruck reichen, wenn dies dem Vorbild der Fakultät folgen. Selbstverständlich ist bei den nun nur noch geringen Vorlauftemperaturen auch eine Beheizung mit Wärmepumpen leicht möglich. Das Biogas würde dann für andere Anwendungen, die nicht so leicht elektrifizierbar sind, zur Verfügung stehen.
 +
 +Die Bedeutung solcher richtungsweisenden Beispiele wird ebenfalls oft unterschätzt: Die über 450 Teilnehmer der Tagung auf dem Campus aus aller Welt nehmen diese Erfahrungen in ihre Heimat mit - viele Kollegen anderer Universitäten haben das seit der Fertigstellung des Umbaus 2015 bereits mehrfach getan. Es entstanden so mehrere Projekte rund um die Welt, die ähnliche Verbesserungen mit ähnlichen Ergebnissen auslösten. Über einige dieser neuen Projekte wurde auf der 27. Internationalen Passivhaustagung in Innsbruck berichtet((z.B. Bauprojekte in China, an example also shownn at the 27. PHConf: the refurbishment of a brutalist architectural style built by Marcel Breuer into a passive house hotel by Bruce Redman Becker)) .
 +
 +Weitere herausragende Beispiele wurden durch die Initiative der Universität in Innsbruck realisiert: So das Projekt [[http://www.sinfonia-smartcities.eu/|Sinfonia]], das umfassende Stadtquartier-Modernisierungen umsetzen ließ. Viele der dabei sanierten Gebäude in der Stadt konnten bei Exkursionen auf der Tagung besichtigt werden - Messergebnisse, z.B. auch aus Sanierungen innerhalb von Sinfonia im benachbarten Bozen wurden in einem Vortrag auf der Tagung dokumentiert.
 +
 +Wenn wir konstruktiv an der Umsetzung des Klimaschutzes arbeiten, so wie es die beispielhaft vorgestellten Projekte demonstrieren, dann lassen sich die Maßnahmen im Zuge der ohnehin erforderlichen Erneuerungszyklen nahezu überall umsetzen. Die Klimagas-Emissionen werden so Schritt für Schritt auf ein vernachlässigbar kleines Ausmaß reduziert - der dann ebenfalls nur noch geringe Energieverbrauch kann dann leicht über lokale erneuerbare Quellen gedeckt werden. 
 +
 +Dieser Umsetzungsprozess führt noch nicht einmal zu einem besonders hohen zusätzlichen Aufwand - denn Fassaden werden ohnehin gestrichen und Fenster müssen irgendwann ausgewechselt werden. Die verbesserten Komponenten sind weder bedeutend aufwendiger in der Installation noch besonders viel teurer: Nachdenken über die angemessen Qualität müssen die Beteiligten allerdings schon und ein paar sogfältig überlegte Planungsschritte mehr sind dazu erforderlich: Sonst entgehen den Eigentümer diese einmaligen Chancen und ein unbefriedigender Zustand wir abermals über Jahrzehnte fixiert. Die meisten Universitäten verfügen über das Know-how, bei dieser Transformation unterstützend mit zu wirken. Sie können dies sogar in ihre Lehrveranstaltungen integrieren.
 +
 +Mit der Umsetzung und Kommunikation solcher konstruktiver Lösungen ist dem Klimaschutz weit besser gedient als mit dem Hinweis auf Weltuntergangs-Szenarien. Wenn die Menschen wissen, das es Lösungen gibt und dass sie selbst konstruktiv zu diesen Lösungen beitragen können - dann kommen wir einer Gesamtlösung der vor uns liegenden Aufgaben wirklich näher. 
 +
 +Wenn die Passivhaustagung in Innsbruck etwas bewiesen hat, dann ist es das.\\ \\ \\ 
 +
 +===== Verblüffend: Oft führt das Verständnis ganz einfacher Grundlagen bereits zu wichtigen Ergebnissen  (28.04.2024) =====
 +
 +Das habe ich gerade eben bei der Pflege unserer Grundlagenkurse gemerkt.\\ \\ 
 +//Hier ein Beispiel: Wie nachhaltige Energieversorgung (durch Erneuerbare) von effizienter Energieanwendung profitiert,// 
 +das ist sofort einsichtig, wenn wir die elementaren Grundlagen zum Thema "Wärmespeicherung" wirklich verstehen. Viele 'hoffen' auf die 'Erfindung' irgendwelcher "Super-Speicher-Materialien" und hoffen das durch noch nicht untersuchte hochkomplexe, schwere Moleküle umsetzen zu können. Was davon wirklich zu erwarten ist, wird sofort klar, wenn die molekulare Grundlage der Wärmespeicherprozesse verstanden wird: [[/grundlagen/bauphysikalische_grundlagen/waremespeicherung#ein_ganz_konkretes_beispielkaffee_heiss|Das ideale Wärmespeichermaterial für 90% aller Anwendungen ist längst gefunden. Es ist ... Wasser.]]\\ \\ 
 +Etwas weiter unten im gleichen Text gibt es noch ein weiteres Praxisbeispiel: Die Wärmespeicherung in einer Betondecke. Ist die hilfreich? Aber sicher! Sie erlaubt es, Temperaturen im Tag/Nacht-Gang besser auszugleichen. Das hilft z.B. in unseren Breiten bei der Einsparung von Kühlenergie((Wenn nachts ausgiebig gelüftet werden kann)). Für die Heizung ist der Einfluss aber nur sehr gering - und umso bedeutsamer, je besser das Gebäude ansonsten gegen Wärmeverluste geschützt ist. Auch das ergibt sich zwanglos aus ganz elementaren Grundlagen.\\ 
 +Und noch ein Beispiel: Der Wärmeverlust eines Gebäudes steigt naturgemäß an, wenn die Außenoberfläche des Objektes größer wird; auch dann, wenn dabei die Nutzfläche gar nicht ansteigt. Eindeutige Folgen: Durch eine Zerklüftung der Hülle wird der Bau teurer (mehr Oberfläche); die Heizkosten werden ebenfalls höher und oft die Nutzfläche auch noch kleiner. //Beschwert sich da jemand über Kostensteigerungen beim Wohnen?// Vieles davon ist offensichtlich geplant und gewollt - nicht, dass das 'verboten' ist oder verboten werden sollte. Aber wir sollten uns dessen bewusst sein. Schauen wir genauer hin, dann stellt sich nämlich heraus, dass es vor allem solche Ursachen sind, welche für die oft beklagten Kostensteigerungen sorgen. Weil wir das aber nicht gern zugeben wollen, suchen viele nach anderen 'Gründen'; manche behaupten sogar, solche gefunden zu haben: den verbesserten Wärmeschutz zum Beispiel. Tatsächlich kostet gerade der nicht einem investiv wirklich viel mehr, Dämmstoffe sind nämlich billig - und er spart Betriebskosten ein, und das in bedeutendem Umfang. Wie das wirklich kostengünstig geht, findet sich z.B. in den Beiträgen zu Protokollband 55: [[/beispiele/wohngebaeude/sozialwohnbau|kostengünstiger sozialer Wohnungsbau]].\\ \\ \\ 
 +
 +===== Übersicht April 20024: Trotz Kälteeinbruch kein Heizbedarf (Eintrag vom 2. Mai)=====
 +
 +[{{ :beispiele:wohngebaeude:mehrfamilienhaeuser:winter_2022:202404_auth_kran.png?999 |Temperaturen und relative Feuchten: Verlauf Mitte März und April 2024}}]
 +
 +[{{ :beispiele:wohngebaeude:mehrfamilienhaeuser:winter_2022:202404_kran_intemp.png?999 |Raumtemperaturen im Passivhaus: Verlauf 16. März bis 30. April 2024 }}]
 +
 +Ab dem 15. April waren die Temperaturen im Außenbereich auf Tagesmittelwerte unter 7,5 °C gesunken - das liegt 'eigentlich' deutlich unter der Heizgrenztemperatur auch bei unserem Passivhaus - trotzdem gab es keine Notwendigkeit, tatsächlich wieder mit heizen zu beginnen: Denn, die Gebäudespeichermasse hatte zuvor schon Kerntemperaturen über 23°C erreicht. Da es zugleich leider auch wenig solare Einstrahlung im betreffenden Zeitraum gab, sanken die Temperaturen im Haus allerdings schon ab, und zwar auf eine Kernmitteltemperatur von nur noch 21,1 °C am 27. April. Die zur Temperaturabnahme gehörende Wärme aus dem massiven Kern des Gebäudes hat die kurze Kälteperiode nahtlos überbrückt - und seit dem 28. April ist es in Darmstadt auch wieder sonniger und wärmer geworden.\\ \\ 
 +Die niedrigste Raumtemperatur, die am frühen Morgen des 26. April im Erdgeschoss erreicht wurde, lag bei 20,0°C.  \\ \\  
 +Solche Kaltlufteinbrüche im späten April oder selbst noch im Mai sind in Mitteleuropa typische Wetterlagen. In den konventionell gebauten Gebäuden muss dann in aller Regel noch einmal geheizt werden. Das konnte für die beiden Wochen 14.-21. April und 21.-28. April tatsächlich an den Daten zum Erdgasverbrauch in Deutschland verfolgt werden: In der 2. Aprilwoche war diese Leistung für Erdgas zu Raumheizzwecken schon einmal auf durchschnittlich 13,5 GW zurückgegangen, am dann aber wieder auf das rund Vierfache, 45 und 52 GW jeweils, anzusteigen. \\ \\ 
 +Übrigens: auch diese späte Leistungsspitze beim Heizwärmebedarf fiel vom 22. bis zum 26. April mit einer Flaute zusammen. Ein weiteres Beispiel dafür, wie der Bedarf an kostspieligem Backup und teurer Jahreszeiten-überbrückender Energiespeicherung durch verbesserte Effizienz klein gehalten werden kann((In Gebäuden mit hoher Energieeffizienz fällt in einem solchen Zeitraum kein Heizwärmebedarf an, wie unser hier dargestelltes Beispiel zeigt. )). Im April wird es künftig in der Regel nicht problematisch sein, die PV-Stromerzeugung so auszubauen, dass diese dann mit dem 'normalen'((nicht durch Raumheizbedarf veranlassten)) zeitlichen Gang des Strombedarfs zusammen mit auf Tagesspeicherung ausgelegten Batteriespeichern zurecht kommen kann. Wenn allerdings weitere 35 GW an Wärmepumpenstrom dazu kommen, würde auch in dieser Periode jahreszeitlich gespeicherte Energie angezapft werden müssen. Wie die Auswirkung einer konsequent ausgeweiteten Wärmepumpen-Umrüstung der überwiegenden Zahl aller Raumheizungen auf den Leistungsbedarf im Stromnetz aussehen würde, haben wir eingehend unter [[grundlagen:energiewirtschaft_und_oekologie:zunahme_elektrische_last_durch_waermepumpen|dieser Analyse]] untersucht.
 +
 +\\ \\ 
  
 ===== Ende der aktuellen letzten Eintragung ===== ===== Ende der aktuellen letzten Eintragung =====
beispiele/wohngebaeude/mehrfamilienhaeuser/winter_2022/23_besonders_sparsam_heizen.1712833937.txt.gz · Zuletzt geändert: 2024/04/11 13:12 von wfeist