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Der Pioneer Award

Das erste Passivhaus der Welt in Darmstadt war ein Meilenstein für energieeffizientes Bauen. Möglich war das Anfang der 90er-Jahre realisierte Projekt aber nur dank der bereits damals vorliegenden Forschungsarbeiten von Vorreitern aus Wissenschaft und Praxis. Um diese wegweisenden Leistungen zu würdigen, vergibt das Passivhaus Institut seit 2011 den Pioneer Award. Der Preis wird stets im Rahmen der Internationalen Passivhaustagung verliehen – an Personen, die mit einem innovativen Gebäude bereits in der Zeit vor dem Passivhaus Maßstäbe im Bereich Energieeffizienz gesetzt haben.

Das Rocky Mountains Institute

rocky_mountain_institute.jpg Der erste Pioneer Award ging im Jahr 2011 an den US-Amerikaner Amory Lovins. In mehr als 2.000 Metern Höhe baute er in Old Snowmass im Staat Colorado in den 80er-Jahren ein extrem gut wärmegedämmtes und zugleich passiv-solares Haus für das von ihm gegründete Rocky Mountains Institute. Die Erfahrungen mit diesem Gebäude gaben der Passivhaus-Forschung in Deutschland die Sicherheit und das Vertrauen, dass die Physik auch in der Praxis funktioniert. Bei einem Besuch des ersten Passivhauses in Darmstadt gab Lovins 1995 die Anregung, das Konzept nicht nur als Forschungsprojekt zu begreifen, sondern als Lösung für einen Energiestandard der Zukunft.

Das Philips-Experimentierhaus [Hörster 1980]

philips_experimentierhaus.jpg Parallel zu den skandinavischen und amerikanischen Entwicklungen, wurde in Deutschland von H. Hörster (Gruppenleiter), B. Steinmüller (Gebäudemodelle und Simulationen) sowie Dr. Günther Bergmann, Dr. Richard Bruno, Dr. Wilhelm Hermann, Dr. Reinhard Kersten und Ing. Klaus Klinkenberg eine systematische Studie über energieeffiziente Gebäude mit Mitteln des Bundesministeriums für Forschung durchgeführt. Ein hervorragend gedämmtes Versuchshaus, erbaut im Jahr 1974/75 in Aachen, ausgestattet mit einem Erdwärmetauscher, einem kontrollierten Lüftungssystem, Solartechnik und Wärmepumpentechnologie und „bewohnt“ von einem Computer. Das Experimentierhaus diente als Test und Versuchslabor für Computermodelle, die verwendet wurden, um die Möglichkeiten von Energieeffizienz und die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen zu untersuchen. Diese Studien zeigten das Potential für Energieeinsparung um einen Faktor 10 bis 20 in Europa und Amerika allein durch passive Maßnahmen. Sie erbrachten somit den Nachweis, dass diese Maßnahmen ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu energieeffizienten Gebäuden sind. Bernd Steinmüller hat sich seit 1997 wieder intensiv mit der Forschung zu effizienten Gebäuden beschäftigt und ist weiterhin ein Vorreiter und weltweiter Verbreiter der ursprünglichen Ideen. In der Passivhaus-Forschung wurden Erfahrungen aus diesem Projekt von Anfang an miteinbezogen.

Das DTH-Nullenergiehaus

dth-nullenergiehaus_esbensen2.jpg Im Jahr 2013 ging der Pioneer Award nach Kopenhagen. Dort hatten Wissenschaftler der Dänischen Technischen Hochschule mit einem Nullenergiehaus einst wegweisende Arbeit geleistet. Das auf einem Campus-Gelände errichtete DTH-Nullenergiehaus wurde ab 1974 für Simulationen und Messungen zur Optimierung von Bauteilen und Haustechnik genutzt. Zum Einsatz kamen unter anderem eine bewegliche Wärmedämmung vor den Fenstern, eine Einrichtung zur Wärmerückgewinnung aus der Fortluft und ein solares Heizsystem. Geleitet wurde das Projekt von dem 2012 verstorbenen Professor Vagn Korsgaard. Der Ingenieur Torben Esbensen, der mit zu den treibenden Kräften des Projekts zählte, nahm den Preis auf der Internationalen Passivhaustagung in Frankfurt am Main entgegen.

Das Saskatchewan Conservation House

saskatchewan_house_orr_website.jpg Nach einer Pause im Jahr 2014 – auf der Internationalen Passivhaustagung in Aachen wurde stattdessen der Architekturpreis Passive House Award verliehen – gab es 2015 in Leipzig erneut ein Pioneer Award. Diesmal wurde ein kanadisches Projekt geehrt: das Saskatchewan Conservation House, bei dem bereits 1977 viele Merkmale des heutigen Passivhaus-Standards erfolgreich getestet wurden. Ein breit aufgestelltes Team von Experten suchte damals in der Stadt Regina nach Möglichkeiten, den Verbrauch an Heizöl deutlich zu reduzieren. Die Studien zeigten, dass es vor allem auf den Wärmeschutz der Gebäudehülle ankommt. Der kanadische Bauingenieur Harold Orr, der zu den treibenden Kräften des Projekts zählte, nahm den Pioneer Award auf der Internationalen Passivhaustagung 2015 in Leipzig entgegen.

„Meilensteine in der Geschichte“

„Oft sind die heute Handelnden sich der Bedeutung der Pionier-Arbeiten nicht bewusst, das ist nicht nur bezüglich der Energieeffizienz so“, sagte Prof. Dr. Wolfgang Feist, Gründer und Leiter des Passivhaus Instituts, anlässlich der Preisverleihung im Jahr 2013. „Mit dem ‚Pioneer Award’ wollen wir dazu beitragen, die wichtigen Meilensteine in der Geschichte in Erinnerung zu rufen und ihrer Bedeutung entsprechend zu würdigen.“

Siehe auch

grundlagen/anmerkungen_zur_geschichte/pioneer_award.txt · Zuletzt geändert: 2019/05/23 09:58 von cblagojevic