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Hitzebelastung reduzieren

Die Sommer werden heißer - insbesondere gibt es jetzt auch in Mitteleuropa massive Hitzewellen, wie wir sie früher hier nicht kannten. Nicht alle Menschen vertragen das problemlos - und weniger komfortabel fühlen sich ab einem gewissen Punkt alle. Praktische Tipps, was ich selbst tun kann, finden sich jetzt viele. Wir zeigen hier eine Reihe von wirksamen Maßnahmen auf; Maßnahmen, die fast alle auch selbst durchführen können.

Auch, oder gerade, weil es vielen offenbar gar nicht passt: Am wichtigsten ist es derzeit eigentlich, der weiteren Erderwärmung entgegen zu wirken. Dazu müssen wir vor allem eins: Weniger Kohlenstoff verbrennen. In großen Mengen verbrennen wir Kohle, Öl und Gas - je schneller wir das reduzieren können, umso besser. Dafür sind die Seiten auf "Energieeffizienz Jetzt" vor allem da. Darum: Auch da durchaus mal reinschauen, denn sehr vieles davon ist leicht durchführbar, es spart sogar Geld und es verbessert den Komfort.

Wieder einmal haben wir aber jetzt ein „akutes Problem“: Es ist einfach heiß und möglicherweise auch noch schwül draußen. Kann ich da jetzt direkt etwas machen, um es zumindest in der Wohnung oder im Büro kühler zu halten? Ja, das geht tatsächlich, hier steht, wie:

  1. Der Hauptwärmeeintrag bei den meisten Räumen kommt durch die direkt einfallende Sonnenstrahlung. Daher hilft Verschatten! Und zwar, wenn immer das geht, von außen verschatten. Wenn es da eine Jalousie, eine Markise oder ähnliches gibt, dann bringt es eine ganze Menge, diese Verschattung tagsüber zu schließen. Ich habe immer wieder erlebt, dass Nutzer davon verblüfft waren, wie viel das bringt. Übrigens auch dann, wenn ein Raum aktiv klimatisiert wird: Dann spart das Betriebsstrom für die Klimaanlage, auch davon nicht wenig1).
  2. Verschatten, Verschatten, Verschatten: Wenn es nun keinen installierten Sonnenschutz gibt? Selbst da gibt es einen ganz einfachen Trick: Rettungsfolie! Die gibt es, außerordentlich kostengünstig, z.B. in jedem Auto-Zubehörladen, in Haushaltswaren-Geschäften, Apotheken und auch im online-Handel. Wichtig ist, die Folie außen vor der Verglasung anzubringen. Das kann z.B. mit einem doppelseitigen Klebeband auf dem Rahmen gemacht werden2). Dabei muss die silbrige Seite nach außen zeigen: die besteht nämlich aus einer hauchdünnen Aluminium-Schicht, welche dann einen Großteil der Sonnenstrahlung (sowohl sichtbares Licht als auch nahes Infrarot) reflektiert. Sie reflektiert nicht das gesamte Licht, so dass es Innen eben auch nicht „stockfinster“ wird. Wieviel Licht noch durchgelassen werden soll, kann der Nutzer selbst bestimmen: es können auch Bereiche frei gelassen werden3).
  3. Lüften, aber klar, nur dann, wenn die Außenluft nicht noch heißer ist als die Raumluft. Das ist manchmal nicht so leicht abzuschätzen. Auch dazu ein Tipp: es gibt heute sehr kostengünstige elektronische Thermometer mit zweitem Fühler („Außenfühler“). Damit können Innen- und Außentemperatur verglichen werden. Aufpassen: Keiner der Sensoren sollte direkt in der Sonne liegen - dann erhitzt er sich stark und zeigt nicht mehr die Lufttemperatur an. Meist bringt es in Deutschland etwas, die Fenster über Nacht oder zumindest am frühen Morgen zu öffnen. Mit zunehmendem Klimawandel häufen sich aber leider auch die Zahl der Tropennächte: Nächte, in denen auch nachts die Temperatur nicht mehr bedeutend abfällt. Bisher sind das meist nur wenige Tage im Jahr, zumindest in Mitteleuropa.
  4. Luftbewegung im Raum. Bewegt sich die Luft, so kann der Körper Wärme besser abführen. Allerdings fürchten sich in Deutschland auch viele Menschen vor „Zugerscheinungen“. Letztlich muss das von einer Person ausprobiert werden: Ob mir die Luftbewegung gut tut und eben auch wie viel davon. Kleine, leichte und sparsame Ventilatoren für etwas lokale Luftbewegung gibt es ebenfalls kostengünstig. Wir haben z.B. gute Erfahrungen mit modernen PC-Lüftern gemacht, es gibt aber auch speziell für diesen Zweck konfigurierte Tisch- und Standventilatoren. Die brauchen nur sehr wenig Strom4) und es gibt sie auch sehr leise5). Schon eine ganz leichte Luftbewegung setzt den „Erträglichkeitsbereich“ für höhere Temperaturen um gut ein Grad herauf. Einfach ausprobieren, ob es in Frage kommt!
  5. Kleidung anpassen. Klar, oder? Ich kann das Unterhemd bei Hitze weglassen, ein kurzes Hemd tragen. Kurze Hosen werden oft gesellschaftlich bei Männern immer noch nicht akzeptiert. Wir sollten das ändern … oder lernen, dass das einem eben egal ist, die Gesundheit geht vor. Langes Hemd, Krawatte und Anzugsjacke - das muss dann bei Hitze wirklich nicht sein. Zwischen solcher „Winterkleidung“ und einer an sommerliche Temperaturen angepassten Kleidung liegt ein Unterschied von ca. 2°C bzgl. der akzeptablen Temperatur.
  6. Viel trinken. Das raten uns die Mediziner ohnehin und bei Hitze ganz besonders. Der menschliche Körper kühlt sich effizient durch Verdunstung von Wasserdampf durch die Haut hindurch (Diffusion). Das funktioniert auch schon, bevor die Haut außen nass wird ('Schwitzen'). Für den Nachschub an Wasser muss aber jeweils gesorgt werden.
  7. Das Bett: Eine dicke Daunenbettdecke, das ist bei Sommerhitze ein Rezept für verschwitztes Schlafen. Ich habe gute Erfahrung mit der Verwendung einfach nur des Stoffbezugs (ohne Füllung) oder eines Leintuches in heißen Sommernächten; das geht bis hinauf zu Temperaturen von um 26°C im Schlafzimmer. Darüber ist dann bereits die „dämmende Unterlage“ unsere üblichen Matratzen begrenzend, um bei hohen Raumtemperaturen noch komfortabel Schlafen zu können. Mit einer Hängematte gehen die Komforttemperaturen auf rund 29°C - jetzt verstehen wir auch, warum Lateinamerika das „Land der Hängematten“ ist [AkkP 25].

Und hier kommen noch ein paar Maßnahmen, die bei Gelegenheit gemacht werden sollten - sie brauchen etwas Planung und meist auch professionelle Hilfe, sie bringen aber meist erheblich mehr als die akuten Sofortmaßnahmen:

  1. Verschattung (schon wieder…). Ja, jetzt eben als dauerhaft wirksame Lösung, wenn es die noch nicht gibt. Außenliegende variable Sonnenschutz-Einrichtungen - die gibt es in verschiedensten Ausführungen. Das ist immer ratsam, denn, die Rettungsdecke, das ist nur eine kurzfristige Notlösung.
  2. So viele Flächen im Außenbereich, auf die Sonne auffällt, wie möglich, hell streichen. Z.B. Außenwände, aber auch Dächer. Das reduziert sowohl den Wärmeeintrag6). Alternativ funktioniert da auch eine Verschattung, z.B. durch Begrünung - aber auch durch Stoffbahnen. Ich habe das in einigen spanischen Städten im Sommer hoch oben über die Straßen gespannt gesehen - und auch da wieder 'überrascht' es oft, wie viel das bringt.
  3. Dämmen. Ja, richtig gelesen - Wärmedämmung hilft auch gegen Hitze, denn: Wärmedämmung erzeugt keine Wärme7), sondern sie verringert den Wärmestrom - und im Sommer, tagsüber, geht der von außen nach innen. Besser gedämmte Gebäude, insbesondere Dächer, sind daher sehr viel leichter kühl zu halten. Am besten ist es natürlich, wenn die Maßnahme „helle Oberfläche und/oder Verschattung“ mit einer guten Dämmung kombiniert wird. Das ist z.B. bei den Gründächern von energieeffizienten Gebäuden der Fall - die haben immer auch eine perfekte Wärmedämmung unterhalb der Humusschicht.
  4. Einsatz einer Wärmepumpe - damit kann dann auch bei fortschreitend heißeren Sommern das Haus kühl gehalten werden. Die Anlage muss dafür aber auch auf Kühlung ausgelegt sein - das geht immer, wenn es ein Typ Wärmepumpe oder ein Installateur nicht kann - dann zu einer Alternativlösung wechseln. Die einfachste immer noch sehr effiziente Lösung ist ein Klima-Split-Gerät. Diese Geräte sind heute sehr viel preiswerter als in der Vergangenheit; inzwischen haben die meisten Hersteller auch gelernt, leise Geräte zu bauen. Und bzgl. der Energieeffizienz gab es vor ein paar Jahren eine gewaltigen Sprung zum Besseren: Um 4 kWh Kühlkälte je kWh elektrische Betriebsenergie sind drin8). Ironie des Schicksals: Dass wir, als 'oberste Energiesparer' verschrien, ausgerechnet diese Technik jetzt auch in Deutschland empfehlen - sollte ein Hinweis sein, dass das heute keinesfalls mehr als „Klimaschutzsünde“ gelten darf. Am besten sind natürlich Geräte, die bereits mit dem Kältemittel Propan (R290) arbeiten. Im hier verlinkten Blog (Kühlung ist schon lang keine Sünde mehr) wird die Erfahrung mit einem einfachen Raumklima-Splitgerät regelmäßig dokumentiert. Fazit: Wir können diese Technik heute empfehlen; vor allem, weil die besseren modernen Geräte jetzt viel leiser und auch deutlich energieeffizienter sind und weil der Strom für den Betrieb gerade im Sommer weit überwiegend aus Photovoltaik kommt.

Literatur

[AkkP 25] Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser: „Thermische Behaglichkeit“; S. 86ff: Kapitel 6 zum Schlafkomfort. Abb, 12 (unten) ist dort entnommen, Autor: W. Feist.

1)
m.a.W.: dann spart das Verschatten Geld.
2)
natürlich hält das nicht ewig, gerade im Außenbereich. Auf Dauer sollte es deshalb letztlich am Ende doch eine Außen-Jalousie werden. Aber: Erstmal hilft dieser kleine Trick - und, es kann gleich erfahren werden, wie viel das doch tatsächlich 'bringt'.
3)
Rat: das dann in aller Regel möglichst weit oben, denn diese Strahlung dringt dann tiefer in den Raum ein und bietet damit gleichmäßiger verteiltes Tageslicht.
4)
i.a. sind für einen für die Person aufgestellten Ventilator um rund 20 W ausreichend
5)
Auf die Angabe zum Produkt achten: ein gutes Gerät weist das Betriebsgeräusch aus, unter 25 dB(A) stört die meisten Menschen kaum
6)
auch hier wundern sich oft viele, wieviel das ausmacht
7)
wie ein häufiges Vorurteil behauptet
8)
Es lohnt sich, darauf zu achten: Auch effiziente Geräte sind heute nicht mehr sehr teuer - und ein Mehrpreis wird in den meisten durch die Stromeinsparung ausgeglichen
baulich/hitzebelastung_reduzieren.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/05 19:43 von wfeist