Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


zertifizierung:passivhaus-klassen:per

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.

Link zu dieser Vergleichsansicht

Beide Seiten der vorigen RevisionVorhergehende Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorhergehende Überarbeitung
zertifizierung:passivhaus-klassen:per [2024/05/04 23:36] – [Ermittlung standortspezifischer PEr-Faktoren] wfeistzertifizierung:passivhaus-klassen:per [2024/05/05 18:55] (aktuell) – [Ermittlung standortspezifischer PEr-Faktoren] wfeist
Zeile 50: Zeile 50:
 Das EE-Erzeugungsprofil wird durch die anteilige Zusammensetzung aus Solar- und Windenergie beeinflusst. Beide Extreme (keine Photovoltaik bzw. kein Wind) und vier Zwischenstadien werden modelliert, d.h. für jedes betrachtete Lastprofil ergeben sich sechs Berechnungen. Der PEr-Faktor wird nach dem jeweils günstigsten Verhältnis aus Solar zu Wind bestimmt.  Das EE-Erzeugungsprofil wird durch die anteilige Zusammensetzung aus Solar- und Windenergie beeinflusst. Beide Extreme (keine Photovoltaik bzw. kein Wind) und vier Zwischenstadien werden modelliert, d.h. für jedes betrachtete Lastprofil ergeben sich sechs Berechnungen. Der PEr-Faktor wird nach dem jeweils günstigsten Verhältnis aus Solar zu Wind bestimmt. 
  
-Aufgrund der jeweiligen Wechselwirkungen können die unterschiedlichen Verbraucher nicht unabhängig voneinander betrachtet werden((Modebegriff: "Sektorenkopplung")). Für die Ermittlung der PEr-Faktoren wird daher der Zuwachs des betrachteten Lastprofils auf einen bestehende Basislastgang schrittweise ausgewertet. Für den Zuwachs wird jeweils der 0- bis 8-fache Verbrauch herangezogen. Für die Heiz- und Kühlprofile werden die in der Simulation ermittelten Verläufe mit unterschiedlichen Heiz- und Kühlperioden angesetzt. Das Basislastprofil setzt sich aus den restlichen Verbrauchern zusammen und spiegelt somit den zu erwartenden Jahresgang der Netzbelastung unter den gegebenen klimatischen Bedingungen wider. +Aufgrund der jeweiligen Wechselwirkungen können die unterschiedlichen Verbraucher nicht unabhängig voneinander betrachtet werden((Modebegriff: "Sektorenkopplung")). Für die Ermittlung der PEr-Faktoren wird daher der Zuwachs des betrachteten Lastprofils auf einen bestehenden Basislastgang schrittweise ausgewertet. Für den Zuwachs wird jeweils der 0- bis 8-fache Verbrauch herangezogen. Für die Heiz- und Kühlprofile werden die in der Simulation ermittelten Verläufe mit unterschiedlichen Heiz- und Kühlperioden angesetzt. Das Basislastprofil setzt sich aus den restlichen Verbrauchern zusammen und spiegelt somit den zu erwartenden Jahresgang der Netzbelastung unter den gegebenen klimatischen Bedingungen wider. 
  
 Für jedes Profil wird nun von der PEr-Rechenroutine die jeweils benötigte Primär-EE-Erzeugung zur Deckung des Gesamtendenergiebedarfs zuzüglich aller Verluste ermittelt. Der PEr-Faktor für den Verbraucher ergibt sich dann aus der Steigung der EE-Erzeugung gegenüber dem zugehörigen Mehrverbrauch (siehe Beispiele in Abbildung 4). Zum Teil können sich so zunächst sogar PEr-Faktoren unter 1 ergeben, insbesondere für die Kühlung, wenn der zusätzliche Energiebedarf die saisonalen Schwankungen ausgleicht und somit die Notwendigkeit zur Langzeitspeicherung reduziert. Für jedes Profil wird nun von der PEr-Rechenroutine die jeweils benötigte Primär-EE-Erzeugung zur Deckung des Gesamtendenergiebedarfs zuzüglich aller Verluste ermittelt. Der PEr-Faktor für den Verbraucher ergibt sich dann aus der Steigung der EE-Erzeugung gegenüber dem zugehörigen Mehrverbrauch (siehe Beispiele in Abbildung 4). Zum Teil können sich so zunächst sogar PEr-Faktoren unter 1 ergeben, insbesondere für die Kühlung, wenn der zusätzliche Energiebedarf die saisonalen Schwankungen ausgleicht und somit die Notwendigkeit zur Langzeitspeicherung reduziert.
Zeile 67: Zeile 67:
 ===== Regionalisierung / PER-Faktoren weltweit ===== ===== Regionalisierung / PER-Faktoren weltweit =====
  
-Die mit der in diesem Beitrag beschriebenen Methodik berechneten PER-Faktoren treffen zunächst jeweils für den spezifischen Klimadatensatz zu. Berechnungen für ein und denselben Standort, aber Klimadaten aus unterschiedlichen Quellen, führen zu leicht abweichenden Ergebnissen. Zudem wäre eine solche Betrachtung rein lokal, d.h. die Einflüsse aus umliegender EE-Erzeugung würden nicht berücksichtigt. Stromerzeugung und Stromverbrauch sollten jedoch in der Praxis nicht streng lokal betrachtet werden sondern müssen immer einem regionalen Kontext gesehen werden. +Die mit der in diesem Beitrag beschriebenen Methodik berechneten PER-Faktoren treffen zunächst jeweils für den spezifischen Klimadatensatz zu. Berechnungen für ein und denselben Standort, aber Klimadaten aus unterschiedlichen Quellen, führen zu leicht abweichenden Ergebnissen. Zudem wäre eine solche Betrachtung rein lokal, d.h. die Einflüsse aus umliegender EE-Erzeugung würden nicht berücksichtigt. Stromerzeugung und Stromverbrauch sollten jedoch in der Praxis nicht streng lokal betrachtet werden sondern müssen immer einem regionalen Kontext gesehen werden, da Stromtrassen auch von einigen 100 km Länge sich als sinnvolle Investition erweisen, wenn damit der Bedarf in einem Gebiet((z.B. bayrische Tiefebene im Winter)) aus Überkapazitäten eines Gebietes((z.B. Windenergie in Schleswig-Holstein)) ausgeglichen werden kann
  
-Die Vernetzung der Stromversorgung ist in vielerlei Hinsicht eine politische Frage: Die weltweiten zukünftigen Entwicklungen sind nur schwer abzusehen. Eine rein lokale Versorgung wäre zwar technisch prinzipiell leistbar, aber unnötig aufwendig – und daher zu pessimistisch angesetzt. Für die im PHPP anzusetzenden PER-Faktoren werden daher die Ergebnisse aus über 700 weltweit individuell berechneten Standorten mittels Fourier-Approximation über den Globus zusammengeführt. Zudem werden alle Werte für die Berechnung im PHPP mit mindestens 1 (Erzeugung = Bedarf) angesetzt. Abbildung 6 zeigt beispielhaft den Mittelwerte und die Streuung der PER-Faktoren für den Heizfall aller aktuell im PHPP hinterlegten Standorte.+Die Vernetzung der Stromversorgung ist in vielerlei Hinsicht eine politische Frage: Die weltweiten zukünftigen Entwicklungen sind dafür nur schwer abzusehen. Eine rein lokale Versorgung wäre zwar technisch prinzipiell auch machbar, aber unnötig aufwendig – und sie wäre daher zu pessimistisch angesetzt. Für die im PHPP anzusetzenden PEr-Faktoren werden daher die Ergebnisse aus über 700 weltweit individuell berechneten Standorten mittels räumlicher Fourier-Approximation über den Globus zusammengeführt. Zudem werden alle Werte für die Berechnung im PHPP mit mindestens 1 (Erzeugung = Bedarf) angesetzt. Abbildung 6 zeigt beispielhaft den Mittelwerte und die Streuung der PEr-Faktoren für den Heizfall aller aktuell im PHPP hinterlegten Standorte.
  
-[{{:picopen:per_6.jpg?600|PER-Faktoren für den Heizwärmebedarf der im PHPP hinterlegten Standorte – Mittelwert und Streuung. }}]+[{{:picopen:per_6.jpg?600|PEr-Faktoren für den Heizwärmebedarf der im PHPP hinterlegten Standorte – Mittelwert und Verteilung. }}]
  
 ===== Zusammenfassung und Ausblick ===== ===== Zusammenfassung und Ausblick =====
Zeile 77: Zeile 77:
 Die Bestimmung der erneuerbaren Primärenergie ist ein neues Konzept, in das sich der PHPP-Nutzer und Passivhaus-Planer zunächst hineindenken muss. Im Kern ändert sich durch die Neukonzeption nichts am Passivhaus-Standard – die Effizienzanforderungen hinsichtlich der Nutzenergie bleiben exakt bestehen. Die neuen Faktoren sind lediglich ein effektiver Ansatz um die energetische Nachhaltigkeit des geplanten Gebäudes einschließlich der eingesetzten Technik bewerten zu können.  Die Bestimmung der erneuerbaren Primärenergie ist ein neues Konzept, in das sich der PHPP-Nutzer und Passivhaus-Planer zunächst hineindenken muss. Im Kern ändert sich durch die Neukonzeption nichts am Passivhaus-Standard – die Effizienzanforderungen hinsichtlich der Nutzenergie bleiben exakt bestehen. Die neuen Faktoren sind lediglich ein effektiver Ansatz um die energetische Nachhaltigkeit des geplanten Gebäudes einschließlich der eingesetzten Technik bewerten zu können. 
  
-Die Erläuterungen in diesem Beitrag bezüglich der Methodik zur Ermittlung der PER-Faktoren sollen eine Hilfestellung sein, um die Zusammenhänge und Bedeutung besser nachvollziehen zu können. Wichtig ist das grundlegende Verständnis, dass diese Faktoren im Wesentlichen aussagen, um welchen Anteil der erzeugte Primärstrom größer sein muss als die im Gebäude verbrauchte Endenergie - somit spiegelt der berechnete PER-Bedarf eines Gebäudes anschaulich die benötigten Energie-Ressourcen wider – in diesem Fall die benötigten erneuerbaren Ressourcen. +Die Erläuterungen in diesem Beitrag bezüglich der Methodik zur Ermittlung der PEr-Faktoren sollen eine Hilfestellung sein, um die Zusammenhänge besser nachvollziehen zu können. Wichtig ist das grundlegende Verständnis, dass diese Faktoren im Wesentlichen aussagen, um welchen Anteil der erzeugte Primärstrom größer sein muss als die im Gebäude verbrauchte Endenergie - somit spiegelt der berechnete PEr-Bedarf eines Gebäudes anschaulich die benötigten Energie-Ressourcen wider – in diesem Fall die benötigten erneuerbaren Ressourcen. 
  
 Die Ergebnisse verdeutlichen, dass eine hohe Effizienz bei der Heizwärme im Sinne der Nachhaltigkeit noch wichtiger ist als z.B. bei der Kühlung – denn die Gleichzeitigkeit verfügbarer Erzeugung von erneuerbarer Energie und anfallendem Energiebedarf ist dabei ausschlaggebend.   Die Ergebnisse verdeutlichen, dass eine hohe Effizienz bei der Heizwärme im Sinne der Nachhaltigkeit noch wichtiger ist als z.B. bei der Kühlung – denn die Gleichzeitigkeit verfügbarer Erzeugung von erneuerbarer Energie und anfallendem Energiebedarf ist dabei ausschlaggebend.  
zertifizierung/passivhaus-klassen/per.1714858599.txt.gz · Zuletzt geändert: 2024/05/04 23:36 von wfeist