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Fallstudie: Schrittweise durchgeführte Modernisierung bei wirtschaftlicher Optimierung der Energiesparmaßnahmen

Einführung

Wirtschaftlich sind die meisten Energiesparmaßnahmen an Altbauten nur dann, wenn am betroffenen Bauteil ohnehin Arbeiten erforderlich sind. Wenn also der Putz an der Fassade bröckelt, kann das zum Neuverputz sowieso nötige Gerüst gleich zur kostengünstigen und wirtschaftlichen Anbringung einer Fassadendämmung genutzt werden. Für die Verbesserung des Wärmeschutzes müssen dann nur die eher moderaten Mehrkosten angerechnet werden, die nicht ohnehin für die Instandsetzung der Fassade angefallen wären. Aus diesem Grund ist es unter Umständen weniger wirtschaftlich, den Wärmeschutz eines Gebäudes zeitlich zusammenhängend komplett zu modernisieren, da dann dieses Kopplungsprinzip für Bauteile, die noch in gutem Zustand sind, nicht optimal genutzt werden kann. Durch eine schrittweise durchgeführte Verbesserung des Wärmeschutzstandards, mit Kopplung von Energiesparmaßnahmen an zum jeweiligen Zeitpunkt ohnehin nötige Instandsetzung- oder Erneuerungsarbeiten, können begrenzte finanzielle Ressourcen dagegen in vielen Fällen wirksamer eingesetzt werden. Diesem Prinzip wird auch in der Energieeinsparverordnung Rechnung getragen, indem eine Verbesserung des Wärmeschutzes in der Regel nur bei anstehenden „Änderungen“ an dem betroffenen Bauteil gefordert wird.

Die besondere Herausforderung bei einer schrittweise durchgeführten Modernisierung ist, dass bei der Ausführung von Einzelmaßnahmen schon die Auswirkungen auf andere Energiesparmaßnahmen, die u.U. erst Jahre später durchgeführt werden sollen, berücksichtigt werden müssen. Zum Beispiel kann bei Einbau einer neuen Dachterrassentür, durch die sorgfältige Planung des Schwellendetails, schon die Voraussetzung für eine spätere Wärmedämmung auf der Dachterrasse geschaffen werden.

Ziele der Untersuchung

Da es für Planer und Bauherren kaum Literatur zum Thema „schrittweise durchgeführte energetische Altbaumodernisierung“ gibt, sollte die Fallstudie grundlegende Fragestellungen klären und aus den Ergebnissen Handlungsvorschläge bzw. -empfehlungen ableiten. Die folgenden Fragestellungen wurden bearbeitet:

  • Welcher Wärmeschutzstandard ist bei einer schrittweise durchgeführten Modernisierung sinnvoll?
  • Welche Probleme treten speziell bei einer schrittweise durchgeführten Modernisierung auf und wie können Lösungen aussehen?
  • Welches konzeptionelle Vorgehen kann empfohlen werden?


Siehe auch

Fazit

Beim untersuchten Beispielgebäude konnte gezeigt werden, dass bei einer schrittweise durchgeführten Modernisierung das Wärmeschutzniveau über das absolute einzelwirtschaftliche Optimum für die Einzelbauteile sowie die Anforderungen hinsichtlich Feuchteschutz, Komfort und Frischluftbedarf bestimmt werden kann. Es ergibt sich dann eine Einsparung beim Endenergiebedarf für Heizwärme von über 90 %. Wird die Modernisierung nicht nach dem absoluten wirtschaftlichen Optimum ausgeführt, sondern ein Wärmeschutzniveau am oberen Ende des wirtschaftlich optimalen Bereichs gewählt, so lassen sich bei nahezu unveränderter Wirtschaftlichkeit noch höhere Energieeinsparungen, sowie eine größere Unabhängigkeit von Energiepreisschwankungen erzielen.

In der Praxis kann die Ausführung von Wärmebrücken-reduzierten Bauteilanschlüssen bei der schrittweise durchgeführten Modernisierung aufwändiger sein als bei einer Komplettmodernisierung. Dann ist es unter Umständen wirtschaftlicher ein Bauteil schon vor Ablauf der Lebensdauer instand zusetzen bzw. zu erneuern. Beim Beispielgebäude zeigte dies die Untersuchung des Anschlusses des an sich noch funktionsfähigen Bestandsfensters an das neue Wärmedämm-Verbundsystem.

Die in diesem Beitrag vorgestellte schrittweise durchgeführte Modernisierung führt nach Abschluss aller Maßnahmen zu einem 2,5-mal niedrigeren Endenergiebedarf für Heizung als bei einer Sanierung nach [EnEV 2007]. Wichtigstes Ergebnis dieser Untersuchung ist daher, dass nur durch die Realisierung eines optimalen - über die aktuellen Anforderungen hinausgehenden - Wärmeschutzstandards bei jeder Einzelmaßnahme, die Gebäudemodernisierung einen wirklich signifikanten Beitrag zum Erreichen der nationalen und internationalen Klimaschutzziele leisten kann.

Literatur

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[Schnieders 2007] Schnieders, J.; Feist, Dr. W.: Behaglichkeitsanforderungen an Passivhausfenster, In: Tagungsband Internationale Passivhaustagung 2007, Hg. von Dr. Wolfgang Feist, Passivhaus Institut und Helmut Krapmeier, Darmstadt, 2007.

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