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planung:haustechnik:lueftung:grundlagen:luftmengen

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planung:haustechnik:lueftung:grundlagen:luftmengen [2015/05/10 14:53] – [Wie gefährlich ist Radon?] wolfgangfeist@googlemail.complanung:haustechnik:lueftung:grundlagen:luftmengen [2022/10/23 11:27] (aktuell) – [Literatur] wfeist
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 ====== Luftmengen ====== ====== Luftmengen ======
  
-===== Auch zuviel Luft ist oft nicht wünschenswert! =====+===== Auch zu viel Luft ist oft nicht wünschenswert! =====
  
 ==== Wieviel Luft ist gute Luft? ==== ==== Wieviel Luft ist gute Luft? ====
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 Bei einer nach der Personenzahl ausgelegten **Lüftungsanlage** (30 m³/h pro Person) treten praktisch keine Klagen über schlechte Luft auf, sehr wohl aber solche über //zu trockene Luft bei höheren Luftmengen.// Bei einer nach der Personenzahl ausgelegten **Lüftungsanlage** (30 m³/h pro Person) treten praktisch keine Klagen über schlechte Luft auf, sehr wohl aber solche über //zu trockene Luft bei höheren Luftmengen.//
  
-Luftqualität wird an Hand der **Abwesenheit von Belastungen** der Innenraumluft bewertert. Eine Reihe der bedeutenden Innenraumlufbelastungen werden im Inneren des Aufenthaltraums freigesetzt (Gerüche, flüchtige organische Substanzen wie z.B. Alkohole, Staub, Bakterien, Radon,...). Je höher die zugeführte frische Luft von außen, desto mehr werden diese Innenraumluftbelastungen verdünnt. 30 m³/h ist etwa das 75fach des ausgeatmeten Luftvolumens; in diesem Verhältnis wird daher die von den Personen selbst kommende Innenraumluftbelastung reduziert. In einem gut projektierten Gebäude ist diese Art der Innenraumluftbelastung die entscheidende - denn alle anderen Quellen sollten so stark wie möglich reduziert sein. Eine Reduktion auf Null ist jedoch nicht möglich, zumal einige flüchte Substanzen quasi ubiquitär sind. Eine davon ist Radon - welches hauptsächlich aus dem Erdreich unter dem Gebäude kommt.+Luftqualität wird an Hand der **Abwesenheit von Belastungen** der Innenraumluft bewertet. Eine Reihe der bedeutenden Innenraumlufbelastungen werden im Inneren des Aufenthaltraums freigesetzt (Gerüche, flüchtige organische Substanzen wie z.B. Alkohole, Staub, Bakterien, Radon,...). Je höher die zugeführte frische Luft von außen, desto mehr werden diese Innenraumluftbelastungen verdünnt. 30 m³/h ist etwa das 75fach des ausgeatmeten Luftvolumens; in diesem Verhältnis wird daher die von den Personen selbst kommende Innenraumluftbelastung reduziert. In einem gut projektierten Gebäude ist diese Art der Innenraumluftbelastung die entscheidende - denn alle anderen Quellen sollten so stark wie möglich reduziert sein. Eine Reduktion auf Null ist jedoch nicht möglich, zumal einige flüchte Substanzen quasi ubiquitär sind. Eine davon ist Radon - welches hauptsächlich aus dem Erdreich unter dem Gebäude kommt.
  
 Natürlich kann man immer noch mehr Luft fördern - und kommt theoretisch im Falle unendlich hoher Luftwechselrate zur Außenluftqualität - in der Praxis wirken Strömungsgeräusche und Zugerscheinungen (abgesehen vom Energieaufwand für die Luftförderung und die Lüftungswärmeverluste) begrenzend. Wird keine Befeuchtung vorgesehen (hoher Aufwand für Wartung, Hygiene und Energie) ist primär die geringe Raumluftfeuchte limitierend (siehe Abschnitt Lüftung/Feuchte).\\ Natürlich kann man immer noch mehr Luft fördern - und kommt theoretisch im Falle unendlich hoher Luftwechselrate zur Außenluftqualität - in der Praxis wirken Strömungsgeräusche und Zugerscheinungen (abgesehen vom Energieaufwand für die Luftförderung und die Lüftungswärmeverluste) begrenzend. Wird keine Befeuchtung vorgesehen (hoher Aufwand für Wartung, Hygiene und Energie) ist primär die geringe Raumluftfeuchte limitierend (siehe Abschnitt Lüftung/Feuchte).\\
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 {{:picopen:drehschalter..png?250 }}Prinzipiell ist es sinnvoll, wenn die Bewohner je nach Anwesenheitszeiten und Belegungsdichte die Luftmengen selbst regeln können. {{:picopen:drehschalter..png?250 }}Prinzipiell ist es sinnvoll, wenn die Bewohner je nach Anwesenheitszeiten und Belegungsdichte die Luftmengen selbst regeln können.
-  * Betriebserfahrungen und Messdatenauswertungen (z.B. Auswertung der Betriebsstufen- schalterstellung im Geschosswohnungsbau Kassel Marbachshöhe) haben gezeigt, dass die Anlagen trotz vorhandener Eingriffsmöglichkeit durch die Personen fast immer auf Stufe "normal" durchlaufen.+  * Betriebserfahrungen und Messdatenauswertungen (z.B. Auswertung der Betriebsstufenschalterstellung im Geschosswohnungsbau Kassel Marbachshöhe) haben gezeigt, dass die Anlagen trotz vorhandener Eingriffsmöglichkeit durch die Personen fast immer auf Stufe "normal" durchlaufen. 
   * Auch im Einfamilienhaus erfolgt, wenn überhaupt, die Anpassung der Luftmengen nur bei längerer Abwesenheit.   * Auch im Einfamilienhaus erfolgt, wenn überhaupt, die Anpassung der Luftmengen nur bei längerer Abwesenheit.
 Das heißt aber nicht, dass zumindest ein 3-Stufenschalter nicht sinnvoll ist (die Das heißt aber nicht, dass zumindest ein 3-Stufenschalter nicht sinnvoll ist (die
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 Zunächst wird die Kanalnetzkennlinie durch Auslegung der Kanalquerschnitte und Druckverlustberechnung inklusive aller Einbauten festgelegt. Zunächst wird die Kanalnetzkennlinie durch Auslegung der Kanalquerschnitte und Druckverlustberechnung inklusive aller Einbauten festgelegt.
   * Passend zu dieser Kennlinie wird ein Gerät mit einer bestimmten Ventilatorkennlinie (gem. Muscheldiagramm = "Druck/Volumenstromdiagramm mit Flächen gleicher Ventilatorwirkungsgrade" nach Möglichkeit mit höchster Effizienz im mittleren Dauerbetriebsfall) ausgewählt.   * Passend zu dieser Kennlinie wird ein Gerät mit einer bestimmten Ventilatorkennlinie (gem. Muscheldiagramm = "Druck/Volumenstromdiagramm mit Flächen gleicher Ventilatorwirkungsgrade" nach Möglichkeit mit höchster Effizienz im mittleren Dauerbetriebsfall) ausgewählt.
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   * Das Gerät muss den Stoßlüftungsvolumenstrom noch fördern können (nicht mit höchster Effizienz, weil die Laufzeiten in Stoßlüftungsstufe ja relativ gering sind), und die minimale Fördermenge von 0,3 1/h Luftwechsel muss ebenfalls erreicht werden können.   * Das Gerät muss den Stoßlüftungsvolumenstrom noch fördern können (nicht mit höchster Effizienz, weil die Laufzeiten in Stoßlüftungsstufe ja relativ gering sind), und die minimale Fördermenge von 0,3 1/h Luftwechsel muss ebenfalls erreicht werden können.
  
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 Die Höhe der relativen Raumluftfeuchtigkeit in Innenräumen hängt von folgenden beiden Einflussgrößen entscheidend ab: Die Höhe der relativen Raumluftfeuchtigkeit in Innenräumen hängt von folgenden beiden Einflussgrößen entscheidend ab:
  
-    * der Intensität der inneren Feuchtequellen (z.B. Blumen, Kochen, Trocknen,...) ,+    * der Intensität der inneren Feuchtequellen (z.B. Blumen, Kochen, Trocknen, ...) , 
     * der Menge der zugeführten Frischluft von außen.     * der Menge der zugeführten Frischluft von außen.
  
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 |{{ :picopen:wasserdampf.png }}| |{{ :picopen:wasserdampf.png }}|
 +|//Die Zusammenhänge in diesem Diagramm werden [[grundlagen:bauphysikalische_grundlagen:feuchte_luft|hier]] genauer erklärt.//|
 |//**In kalter Luft ist nur eine geringe Wassermenge enthalten (im Beispiel:\\ |//**In kalter Luft ist nur eine geringe Wassermenge enthalten (im Beispiel:\\
 3 g/m³) und dies sind bereits 90% der Feuchtigkeit, die Luft bei -5°C\\ 3 g/m³) und dies sind bereits 90% der Feuchtigkeit, die Luft bei -5°C\\
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 Feuchtigkeit so weit verdünnt, dass bei den dargestellten Außenluft-\\ Feuchtigkeit so weit verdünnt, dass bei den dargestellten Außenluft-\\
 bedingungen eine relative Feuchtigkeit von etwas über 33% im Innen-\\ bedingungen eine relative Feuchtigkeit von etwas über 33% im Innen-\\
-raum ensteht. In der Regel ist das akzeptabel. (Luftmenge je Person\\+raum entsteht. In der Regel ist das akzeptabel. (Luftmenge je Person\\
 30 m³/h gemäß DIN 1946, Luftwechsel bezogen auf das Luftvolumen\\ 30 m³/h gemäß DIN 1946, Luftwechsel bezogen auf das Luftvolumen\\
 etwa 0,37 h<sup>-1</sup>)**//|\\ etwa 0,37 h<sup>-1</sup>)**//|\\
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 |//**Bei "erhöhter Lüftung" mit 240 m³/h wird die im Haus freigesetzte\\ |//**Bei "erhöhter Lüftung" mit 240 m³/h wird die im Haus freigesetzte\\
 Feuchtigkeit stärker verdünnt. Nun herrscht nur noch eine relative\\ Feuchtigkeit stärker verdünnt. Nun herrscht nur noch eine relative\\
-Feuchtigkeit von ca. 27%. Dies wird im allgmeinen als zu trocken\\+Feuchtigkeit von ca. 27%. Dies wird im allgemeinen als zu trocken\\
 empfunden. Eine Außenluftmenge von 60 m³/h je Person ist somit\\ empfunden. Eine Außenluftmenge von 60 m³/h je Person ist somit\\
-bzgl. der Feuchtebilanz "des guten zu viel". (Luftwechsel bezogen\\+bzgl. der Feuchtebilanz "des Guten zu viel". (Luftwechsel bezogen\\
 auf das Luftvolumen etwa 0,75 h<sup>-1</sup>)**//|\\ auf das Luftvolumen etwa 0,75 h<sup>-1</sup>)**//|\\
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 **Niemand sollte mehr lüften, als es seinem eigenen Behaglichkeitsempfinden bzgl. der Luftfeuchtigkeit entspricht**. **Niemand sollte mehr lüften, als es seinem eigenen Behaglichkeitsempfinden bzgl. der Luftfeuchtigkeit entspricht**.
-  * Konventionelle Lüftungsplaner neigen dazu, Luftmengen von Wohnungslüftungsanlagen eher hoch zu dimensionieren; es gab Zeiten, da wurde ein 0,5-facher oder gar 0,8-facher Luftwechsel für notwenig gehalten - und zwar gerade, um die Raumluftfeuchtigkeit im Winter niedrig zu halten; dann ist nämlich die Gefahr von Tauwasserbildung und damit verbunden die Schimmelpilzgefahr an schlecht gedämmten Bauteilen gering.+  * Konventionelle Lüftungsplaner neigen dazu, Luftmengen von Wohnungslüftungsanlagen eher hoch zu dimensionieren; es gab Zeiten, da wurde ein 0,5-facher oder gar 0,8-facher Luftwechsel für notwendig gehalten - und zwar gerade, um die Raumluftfeuchtigkeit im Winter niedrig zu halten; dann ist nämlich die Gefahr von Tauwasserbildung und damit verbunden die Schimmelpilzgefahr an schlecht gedämmten Bauteilen gering. 
   * Diese beiden Gefahren bestehen im Passivhaus aber ohnehin nicht, denn wegen des guten Wärmeschutzes sind alle Innenoberflächen von Außenbauteilen so warm, dass auch bei 60% Raumluftfeuchtigkeit noch keine Tauwasserbildung auftritt. Daher kann die Außenluftmenge im Passivhaus ruhig in kalten Perioden etwas niedriger gefahren werden, insbesondere dann, wenn die Raumluftfeuchtigkeit von den Bewohnern sonst als zu gering empfunden wird. **"Anhaltswerte" für Wohnungen sind Luftwechsel der Lüftungsanlage zwischen 0,3 und 0,4-fach**. Für Passivhäuser geben wir generell die Empfehlung, die Luftmengen eher an diesen unteren Werten zu orientieren. Dann bleibt die Raumluftfeuchtigkeit bei guter Luftqualität im komfortablen Bereich.\\   * Diese beiden Gefahren bestehen im Passivhaus aber ohnehin nicht, denn wegen des guten Wärmeschutzes sind alle Innenoberflächen von Außenbauteilen so warm, dass auch bei 60% Raumluftfeuchtigkeit noch keine Tauwasserbildung auftritt. Daher kann die Außenluftmenge im Passivhaus ruhig in kalten Perioden etwas niedriger gefahren werden, insbesondere dann, wenn die Raumluftfeuchtigkeit von den Bewohnern sonst als zu gering empfunden wird. **"Anhaltswerte" für Wohnungen sind Luftwechsel der Lüftungsanlage zwischen 0,3 und 0,4-fach**. Für Passivhäuser geben wir generell die Empfehlung, die Luftmengen eher an diesen unteren Werten zu orientieren. Dann bleibt die Raumluftfeuchtigkeit bei guter Luftqualität im komfortablen Bereich.\\
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     * Luftmengen geringer einstellen     * Luftmengen geringer einstellen
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     * evtl. zusätzliche Feuchtequellen in die Wohnräume (z.B. Blumen)     * evtl. zusätzliche Feuchtequellen in die Wohnräume (z.B. Blumen)
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     * Wohnungen möglichst staubfrei halten: öfter mit einem guten Staubsauger mit Feinststaubfilter saugen.     * Wohnungen möglichst staubfrei halten: öfter mit einem guten Staubsauger mit Feinststaubfilter saugen.
  
 Übrigens: Praktisch staubfreie Luft wird auch bei ganz geringen Feuchtigkeiten nicht als "zu trocken" empfunden; in kalter Höhenluft fühlen wir uns wohl. Allerdings lässt sich Luft in Wohnungen mit vertretbarem Aufwand nicht staubfrei halten. Daher gibt es tatsächlich auch eine Untergrenze für die relative Raumluftfeuchtigkeit (bei ca. 30%) unterhalb der die meisten Nutzer die Luft als zu trocken empfinden. Dann helfen nur die Punkte 1. und 2. wie oben beschrieben. Übrigens: Praktisch staubfreie Luft wird auch bei ganz geringen Feuchtigkeiten nicht als "zu trocken" empfunden; in kalter Höhenluft fühlen wir uns wohl. Allerdings lässt sich Luft in Wohnungen mit vertretbarem Aufwand nicht staubfrei halten. Daher gibt es tatsächlich auch eine Untergrenze für die relative Raumluftfeuchtigkeit (bei ca. 30%) unterhalb der die meisten Nutzer die Luft als zu trocken empfinden. Dann helfen nur die Punkte 1. und 2. wie oben beschrieben.
  
-Wenn die Außenluftmengen für eine noch als ausreichend "feucht" gehaltene Innenluft zu gering werden, um eine ansonsten gute Raumluftqualität zu erhalten, so gibt es als weiterführende technische Lösung separat aufgestellte Luftbefeuchter, die jedoch regelmäßig gereinigt werden müssen. +Wenn die Außenluftmengen für eine noch als ausreichend "feucht" gehaltene Innenluft zu gering werden, um eine ansonsten gute Raumluftqualität zu erhalten, so gibt es als weiterführende technische Lösung separat aufgestellte Luftbefeuchter, die jedoch regelmäßig gereinigt werden müssen. Eine gute Lösung, die auch deutlich höhere Luftmengen erlaubt, ist durch die Verwendung von Wärmeübertragern mit Feuchterückgewinnung möglich.
  
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 ===== Bemerkungen zur Radon Belastung ===== ===== Bemerkungen zur Radon Belastung =====
  
-Radon (Rn) ist eine der gesundheitlich bedeutendsten Innenraumluftbelastungen. Rn ist ein Edelgas, das aus porösen Feststoffen, vor allem solchen im Erdreich, entweicht. Es entsteht dort durch radiokativen Zerfall aus Radium - und es ist selbst radioaktiv; das stellt eine Gesundheitsbelastung dar, zumal das Gas mit der Atemluft eingeatmet wird. In der Atmosphäre wird Radon durch die Luftbewegung auf Werte um und unter 15 Zerfälle je Kubikmeter Außenluft in der Sekunde verdünnt (1 Zerfall je Sekunde wird in der Physik mit der Einheit 1 Bq (Becquerel) gemessen).+Radon (Rn) ist eine der gesundheitlich bedeutendsten Innenraumluftbelastungen. Rn ist ein Edelgas, das aus porösen Feststoffen, vor allem solchen im Erdreich, entweicht. Es entsteht dort durch radioaktiven Zerfall aus Radium - und es ist selbst radioaktiv; das stellt eine Gesundheitsbelastung dar, zumal das Gas mit der Atemluft eingeatmet wird. In der Atmosphäre wird Radon durch die Luftbewegung auf Werte um und unter 15 Zerfälle je Kubikmeter Außenluft in der Sekunde verdünnt (1 Zerfall je Sekunde wird in der Physik mit der Einheit 1 Bq (Becquerel) gemessen).
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 ==== Wie "gefährlich" ist Radon? ==== ==== Wie "gefährlich" ist Radon? ====
-  * Ja, Radon stell ein Gesundheitsrisiko dar; es könnte für etwa 0,3% aller Todesfälle verantwortlich sein (bei gegenwärtiger durchschnittlicher Belastung z.B. in Deutschland).+  * Ja, Radon stellt ein Gesundheitsrisiko dar; es könnte für etwa 0,3% aller Todesfälle verantwortlich sein (bei gegenwärtiger durchschnittlicher Belastung z.B. in Deutschland). 
   * Damit ist dies ein deutlich höheres Risiko als das, einem Brand zum Opfer zu fallen ... und daher ist es auch angemessen, etwas zur Verringerung dieses Risikos zu tun.   * Damit ist dies ein deutlich höheres Risiko als das, einem Brand zum Opfer zu fallen ... und daher ist es auch angemessen, etwas zur Verringerung dieses Risikos zu tun.
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   * Andererseits ist es ein sehr viel geringeres Risiko als das durch Zigarettenrauch (mehr als 4% aller Todesfälle) und Autofahren (>0.6%); es gibt daher auch keinen Grund, in Panik zu verfallen.   * Andererseits ist es ein sehr viel geringeres Risiko als das durch Zigarettenrauch (mehr als 4% aller Todesfälle) und Autofahren (>0.6%); es gibt daher auch keinen Grund, in Panik zu verfallen.
-  * Somit ist Radon definitiv ein Thema für die Gesundheitshygiene, es ist nicht so sehr eine Frage des persönlichen Risikos; wer sein persönliches Risiko verringen will, sollte zunächst einmal aufhören zu Rauchen, das Körpergewicht reduzieren und Unfälle im Haushalt vermeiden.+ 
 +  * Somit ist Radon definitiv ein Thema für die Gesundheitshygiene, es ist nicht so sehr eine Frage des persönlichen Risikos; wer sein persönliches Risiko verringern will, sollte zunächst einmal aufhören zu rauchen, das Körpergewicht reduzieren und Unfälle im Haushalt vermeiden.
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 ==== Woher kommt das Radon? ==== ==== Woher kommt das Radon? ====
 98% des Radons dringt aus dem Erdreich in die Gebäude ein. Radon entsteht im Erdreich durch den radioaktiven Zerfall letztlich aus dem Uran, das in geringen Mengen im Boden vorhanden ist. Die Radonfreisetzung ist in manchen Gegenden höher (solche mit Urgestein und mit Gestein hoher Porosität); im Grunde ist Radon aber nahezu überall. 98% des Radons dringt aus dem Erdreich in die Gebäude ein. Radon entsteht im Erdreich durch den radioaktiven Zerfall letztlich aus dem Uran, das in geringen Mengen im Boden vorhanden ist. Die Radonfreisetzung ist in manchen Gegenden höher (solche mit Urgestein und mit Gestein hoher Porosität); im Grunde ist Radon aber nahezu überall.
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 ==== Wie lässt sich die Radon-Belastung am besten reduzieren? ==== ==== Wie lässt sich die Radon-Belastung am besten reduzieren? ====
-  - ** Dichten Sie das Gebäude gegen Erdreich ab **. Und zwar unterhalb der letzten zum ständigen Aufenthalt gedachten Räume. Das geht so, wie wir es im Kapitel über die Dichtheit der Gebäudehülle beschrieben haben. Und die Gefahr durch Radon ist ein (ein bedeutender!) Grund, weshalb wir eine sehr gute Luftdichtheit der Gebäudehülle empfehlen: n<sub>50</sub> < 0,6 h<sup>-1</sup>.+  - ** Dichten Sie das Gebäude gegen Erdreich ab **. Und zwar unterhalb der letzten zum ständigen Aufenthalt gedachten Räume. Das geht so, wie wir es im [[planung:luftdichtheit:grundprinzipien:grundprinzipien_fuer_die_verbesserung_der_luftdichtheit|Kapitel über die Dichtheit der Gebäudehülle]] beschrieben haben. Und die Gefahr durch Radon ist ein (ein bedeutender!) Grund, weshalb wir eine sehr gute Luftdichtheit der Gebäudehülle empfehlen: n<sub>50</sub> < 0,6 h<sup>-1</sup>.
   - Verwenden Sie eine ausreichende, **balancierte Wohnungslüftung** (...mit frischer Außenluft-Zufuhr; 30 m³/Pers/h ist ein gutes Maß für eine angemessene Zuluftmenge, auch bzgl. der Reduzierung des Rn-Risikos)   - Verwenden Sie eine ausreichende, **balancierte Wohnungslüftung** (...mit frischer Außenluft-Zufuhr; 30 m³/Pers/h ist ein gutes Maß für eine angemessene Zuluftmenge, auch bzgl. der Reduzierung des Rn-Risikos)
 Das ist ein (ein bedeutender!) Grund, warum wir eine balancierte Komfort-Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung empfehlen. Das ist ein (ein bedeutender!) Grund, warum wir eine balancierte Komfort-Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung empfehlen.
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 ==== Theorie oder reale Gefahr? ==== ==== Theorie oder reale Gefahr? ====
-Das Diagramm hier zeigt Messergebnisse des Kollegen Uhlig aus einem Passivhaus, und zwar einem, das in einem bekanntermaßen stark Radon belasteten Gebiet gebaut wurde (Deutschland, Sachsen). Solange, wie die Lüftung "EINGESCHALTET" ist (linke Hälfte des Diagramms) liegt die Radon-Aktivität im selben Bereich wie die der Außenluft - besser geht es gar nicht. Wenn aber abgeschaltet wird, dann klettert hier die Belastung in den Bereich von um 150 Bq/m³. Das ist ein Wert, wir er in üblichen Gebäuden in diesen Gegenden "normal" ist. Für "kurze Zeit" ist das übrigens auch kein Problem, denn das Risiko addiert sich über der Zeit auf. Es muss somit nur sicher gestellt werden, dass die Lüftung "meistens" läuft.+Das Diagramm hier zeigt Messergebnisse des Kollegen Uhlig aus einem Passivhaus, und zwar einem, das in einem bekanntermaßen stark Radon belasteten Gebiet gebaut wurde (Deutschland, Sachsen). Solange, wie die Lüftung "EINGESCHALTET" ist (linke Hälfte des Diagramms) liegt die Radon-Aktivität im selben Bereich wie die der Außenluft - besser geht es gar nicht. Wenn aber abgeschaltet wird, dann klettert hier die Belastung in den Bereich von um 150 Bq/m³. Das ist ein Wert, wir er in üblichen Gebäuden in diesen Gegenden "normal" ist. Für "kurze Zeit" ist das übrigens auch kein Problem, denn das Risiko addiert sich über der Zeit auf. Es muss somit nur sichergestellt werden, dass die Lüftung "meistens" läuft.
  
 |{{:planung:haustechnik:lueftung:grundlagen:radon_uhlig_passivehouse.png?750}}| |{{:planung:haustechnik:lueftung:grundlagen:radon_uhlig_passivehouse.png?750}}|
-|//**Eine Außenluftmenge von ca. 30 m³/h je Person reicht\\+|\\ //**Eine Außenluftmenge von ca. 30 m³/h je Person reicht\\
 für die Reduktion der Radonaktivität in einem Passivhaus aus\\ für die Reduktion der Radonaktivität in einem Passivhaus aus\\
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-Fazit: gute Lüftung reduziert Gesundheitsrisiken, das ist objektiv messbar und im Fall des Radon eindeutig nachgewiesen. Für andere Inneraumluftbelastungen ist der Nachweis oft schwieriger, aber im Grunde unbestritten. Eine ausreichende Wohnungslüftung gehört daher ganz sicher zu den vorbeugenden Maßnahmen des Gesundheitsschutzes. Die hier gezeigten Ergebnisse zeigen auch, dass Frischluftmengen im Bereich von 30 m³/h je Person zu guten Ergebnissen führen.+Fazit: gute Lüftung reduziert Gesundheitsrisiken, das ist objektiv messbar und im Fall des Radons eindeutig nachgewiesen. Für andere Innenraumluftbelastungen ist der Nachweis oft schwieriger, aber im Grunde unbestritten. Eine ausreichende Wohnungslüftung gehört daher ganz sicher zu den vorbeugenden Maßnahmen des Gesundheitsschutzes. Die hier gezeigten Ergebnisse zeigen auch, dass Frischluftmengen im Bereich von 30 m³/h je Person zu guten Ergebnissen führen.
  
  
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-====== Siehe auch ======+===== Siehe auch =====
  
 [[planung:haustechnik:lueftung|Übersicht]] zu den Passipedia-Artikeln zum Thema "Lüftung" [[planung:haustechnik:lueftung|Übersicht]] zu den Passipedia-Artikeln zum Thema "Lüftung"
  
 +===== Literatur ===== 
 +Pfluger, R.; Feist, W.; Tietjen, A.; Neher, A.: Physiological impairments 
 +of individuals at low indoor air humidity, passipedia 2013. [[https://passipedia.org/_media/picopen/low_humidity.pdf|Indoor Air Humidity]]
  
  
planung/haustechnik/lueftung/grundlagen/luftmengen.1431262419.txt.gz · Zuletzt geändert: 2015/05/10 14:53 (Externe Bearbeitung)