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(Lösungen für den Feuchteschutz)

3 Schlagregenschutz und Schutz gegen aufsteigende Grundfeuchte

Unabhängig davon ob eine Außenwand mit Innendämmung versehen wird oder nicht, ist diese vor aufsteigender Grundfeuchte zu schützen. Letzteres geschieht durch Unterbindung der Kapillarleitung. Dadurch wird eine horizontale Abdichtung gegen aufsteigende Mauerwerksfeuchte erreicht. Im Injektionsverfahren geschieht dies z. B. mittels Spezialparaffin, der Wandbereich muss vorher allerdings vollständig trockengeheizt werden.

Abbildung 5:Injektionshydrophobierung mittels Spezialparaffin (Quelle: Fa. ISOTEC)

Neben der aufsteigenden Grundfeuchte ist eindringendes Regenwasser eine der häufigsten Ursachen für Bauschäden bei Bestandsgebäuden. In der ländlichen Bautradition war der Schlagregenschutz insbesondere bei Holzhäusern mit weit auskragendem Dachüberstand verbreitet, am ausgeprägtesten beim Schwarzwaldhaus (siehe Abbildung 6).

Abbildung 6: Traditioneller architektonischer Schlagregenschutz durch Dachüberstand, Fassadenversprung bzw. ausgewölbter Fassade

Nach [DIN 4108-3] wird die Schlagregenbeanspruchung in drei Gruppen eingeteilt:

Beanspruchungsgruppe I: d. h. geringe Beanspruchung, Jahresniederschlagsmenge unter 600 mm und windgeschützte Lagen (auch bei höheren Mengen),

Beanspruchungsgruppe II, d. h. mittlere Beanspruchung, Jahresniederschlagsmenge von 600 mm bis 800 mm und windgeschützte Lagen (auch bei höheren Mengen) sowie Hochhäuser und exponierte Lagen mit geringer Beanspruchung

Beanspruchungsgruppe III, d. h. starke Beanspruchung, Jahresniederschlagsmenge über 800 mm oder windreiche Lagen (auch mit geringeren Mengen) sowie Hochhäuser und exponierte Lagen bei mittlerer Beanspruchung.

Die räumliche Verteilung der Schlagregenbeanspruchung ist der Übersichtskarte in Abbildung 8 zu entnehmen. Die höchste Beanspruchung (Gruppe III) tritt demnach insbesondere in Süddeutschland (Alpenvorland) sowie der Küstenregion auf. Lokale Belastungen treten darüber hinaus in windreichen Gebieten der Mittelgebirge auf. Für jedes Gebäude muss individuell entschieden werden, ob es sich um eine windexponierte Lage handelt und welcher Beanspruchungsgruppe es zuzuordnen ist.

Die maximal zulässige Beanspruchung bei freigelegten Fachwerkfassaden nach WTA-Merkblatt 8 8-1-96-D (Wissenschaftlich – Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V.) liegt mit 140 l/(m²a) im Übergangsbereich zwischen Beanspruchungsgruppe I und II. Im Zweifelsfall sollte man sich bei der anstehenden Entscheidung für Behang oder Verputz zumindest für einen richtungsabhängigen Schlagregenschutz entscheiden. Diese Vorgehensweise knüpft ebenfalls an die Bautradition der verkleideten „Wetterseiten“ an (siehe Abbildung 7).

Abbildung 7: Richtungsabhängiger Schlagregenschutz:
Behang an Fachwerkgebäuden
Abbildung 8: Übersichtskarte zur Schlagregenbeanspruchung
in der Bundesrepublik Deutschland nach [DIN 4108-3] Anhang C

Schlagregenbelastung stellt nach [Fingerling 1989] die Hauptschadensursache für Sichtfachwerk dar. Dadurch kann es unabhängig von einer Innendämmung zur Fachwerkzerstörung kommen. In Abbildung 9 sind typische Fachwerkschäden an Schwellbalken dargestellt.

Durch Fugen zwischen Holz und Ausfachung oder durch Risse im Holz kann Regenwasser ins Innere der Balken eindringen und sammelt sich dann in Hohlräumen, vornehmlich in Zapflöchern. Die Balken verfaulen dann von innen heraus.

Abbildung 9: Schäden bei Sichtfachwerk an Schwellbalken durch eindringendes Regenwasser, I: eindringendes Regenwasser sammelt sich in Zapflöchern, II: in radiale Risse eindringendes Regenwasser (Quelle: [Fingerling 1989])

Putze und Beschichtungen können einen sehr guten Schlagregenschutz darstellen. Nach [DIN 4108-3] und [DIN 18550 Teil 1] werden Anforderungen für die Regenschutzwirkung gestellt. Für Gebäude in der Beanspruchungsgruppe II werden mindestens wasserhemmende, für Beanspruchungsgruppe III wasserabweisende Putze gefordert.

Anforderungen an Putze und Beschichtungen nach [DIN 4108-3] und [18550 Teil 1]

Beanspruchungsgruppe II:

  • wasserhemmend:

    0,5 < w < 2,0 kg / (m²h0,5)

Beanspruchungsgruppe III:

  • wasserabweisend:

    w < 0,5 kg / (m² h0,5)

    sd < 2,0 m

    w * sd < 0,2 kg / (m h0,5)

Für die Sanierung in Schlagregenbelasteten Regionen bietet sich daher das Aufbringen hydrophober (also wasserabweisender) aber diffusionsoffener Außenputze an. Als Unterputz setzt man einen möglichst diffusionsoffenen Leichtunterputz (sd ca. 0,06 m) ein, darauf als Fassadenputz einen silikatischen Mineralleichtputz (sd < 0,1 m). Als Fassadenfarbe bietet sich Silikonharzfarbe (sd ca. 0,03 m, w ca. 0,05 kg/(m2h 0,5) als wasserabweisende Beschichtung an. Der gesamte sd-Wert beschränkt sich dabei auf ca. 0,2 m.

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