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baulich:vorgehaengte_hinterlueftete_fassade

Vorgehängte hinterlüftete Fassade

...natürlich gefüllt mit Wärmedämmstoff

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Außenwände fit machen mit Stegträgern und Dämmstoffmatten
Außenwände fit machen mit selbst gebauten Z-Trägern

Das ist eine schon uralte und seit Jahrhunderten bewährte Methode des Wärmeschutzes. Sie ist sehr flexibel ist in der Ausführung sowie bei den verwendeten Dämmstoffe und den Materialien für den Witterungsschutz. Auch kann hier kaum etwas falsch gemacht werden1) . Und: Die Methode eignet sich mit den heute verfügbaren Werkzeugen und Materialien durchaus auch zum Selbermachen, wenn der Eigentümer ein wenig Arbeit an der frischen Luft nicht scheut.

Zur Abb.: Träger, Dämmstoff und Schalplatte sind selbsterklärend. Die "unauffällige" punktierte Bahn auf der Schalplatte ist wichtig: Das ist eine diffusionsoffene, aber wasserdichte Bahn. Sie schützt die Platte darunter (z.B. 'Sauerkraut'-Platte) z.B. vor Schlagregenspritzern.

Unterkonstruktion

Als „Unterkonstruktion“ bezeichnen wir hier die statische Konstruktion, die an der bestehenden Wand angebracht wird, um die neue Witterungsschale zu halten und ein Gerüst für das Einfüllen des Dämmstoffes zu bieten. Auch hierfür gibt es viele Alternativen: Wir beschränken uns hier zunächst auf eine sog. Ständerkonstruktion und gehen von einem Gebäude mit Höhe unter 10 m aus: Dann kann diese Konstruktion ohne weiteres mit holzbasierten Ständern ausgeführt werden.

Am einfachsten geht es mit den Doppel-T oder I-Trägern aus Holzwerkstoffen (auch „Stegträger“ genannt): Die sind besonders tragfähig, aber zugleich auch leicht, einfacher an der Wand fixierbar und sie reduzieren zudem auch noch die Wärmebrücken. Das PHI hat einige dieser Träger zertifiziert (ursprünglich für die konstruktive Anwendung im Neubau für Passivhaus-Außenbauteile: Damit können Wände, Decken und Dächer statisch einwandfrei realisiert werden). Gerade für den Altbau ist ein Z-Träger besonders attraktiv: Der kann nämlich sehr leicht an der Altbauwand verdübelt werden.

Hier gilt, was wir immer wieder nicht müde werden zu betonen: Dicker ist besser. Die Kosten für die Montage unterscheiden sich kaum, ob ich 200 mm oder 240 mm Raum zum Dämmen schaffe. Und der Dämmstoff kostet ohnehin das Wenigste bei dieser Maßnahme. An den Anschlussdetails (zum Dach z.B.) wird es möglicherweise etwas komplizierter, aber auch dafür gibt es Lösungen.

Die Montage an der Wand erfolgt in den Betondecken mit Metallwinkeln und Bolzenankern. Bei den Stegträgern ist das sogar noch einfacher, weil der Bolzen durch den Gurt gehen kann. Wir werden in Kürze hier noch eine sehr einfache Lösung mit einem genagelten Z-Träger genauer vorstellen.

Um das Auffüllen mit Einblasdämmstoff zu ermöglichen, hat sich der Abschluss z.B. mit einer Zement- oder Magnesit-gebundenen Holzwolleleichtbauplatte bewährt. Bei der vorgehängten Fassade wird diese Platte zunächst noch mit einer Unterfassade (z.B. gesponnene Poly-E/PP-Faserbahn hoher Dichte) vor noch eindringendem Restniederschlag (Taupunktwechsel, Schlagregen) geschützt.

Die Winddichtheitsebene

wrap_detail.jpgBei Vorhangfassaden ist der Aufbau im Grunde wie bei einem klassischen hinterlüfteten Dach - die Wetterschale ist außen getrennt vor dem Aufbau angebracht und hat die Funktion, den weit überwiegenden Teil des Niederschlagswassers abzuleiten. Diese Wetterschale wird von außen hinterlüftet (und nur sie! Auf keinen Fall die Dämmung!). Dadurch können dann auch irgendwelche Mengen an Feuchtigkeit, die von innen nachdiffundieren oder unter der Wetterschale kondensieren oder eben doch mal bei Starkregen die Wetterschale durchdringen immer wieder problemlos abtrocken; vorausgesetzt, die Feuchtigkeit dringt nicht tief in die Wärmedämmschicht ein. Und letzteres, das verhindert die Winddichtheitsebene. Dieser Schutz durch zwei Ebenen hat sich über Jahrzehnte auch unter rauen Bedingungen sehr gut bewährt.

wrap_detail_prinz.jpgWie sieht eine solche Winddichtheitsebene aus? Heute ist das im einfachsten Fall eine reißfeste, luftdichte, diffusionsoffene Bahn, z.B. eine „gesponnene Polyethylenfaserbahn hoher Dichte“. Auch hier gibt es vom Passivhaus Institut zertifizierte Komponenten, die sich dadurch auszeichnen, dass für diese auch alle Anschlussdetails an andere Bauteile wohldurchdacht verfügbar sind. „Klassisch“ kann es sich dabei auch einfach um eine Holzschalung bzw. eine Lage Holzfaserplatten handeln - das Material unmittelbar an der Oberfläche zum Hinterlüftungsraum muss allerdings witterungsbeständig sein, hier kann nämlich durchaus ab und zu einmal etwas Schlagregen oder Flugschnee durchkommen. Gegebenenfalls wird das durch eine entsprechende Bahn (wie oben) erreicht. Wenn der Zwischenraum mit Dämmstoff ausgeblasen werden soll, ist es ratsam, die Winddichtheitslage auch gleich als äußere Abgrenzung der Ausblaskammern zu verwenden („Schalplatte“).

Die Dämmebene

Die unter der Winddichtheitsebene bestehenden Gefache werden vollständig mit Dämmstoff ausgefüllt - da sollte keine Lücke bleiben. Welcher Dämmstoff hierfür verwendet wird spielt für die bauphysikalischen Eigenschaften eigentlich so gut wie keine Rolle - wohl aber für Brandschutz, Verarbeitbarkeit und Dauerhaftigkeit.

  • Brandschutz: Es gibt jede Menge nicht-brennende (A-Klasse) Dämmstoffe, die hier eingesetzt werden können, wenn der Brandschutz ein entscheidender Punkt ist. Für Gebäude unter 10 m Höhe sind alle in Deutschland für den Bau zugelassenen Dämmstoffe hier einsatzfähig.
  • Verarbeitbarkeit: fuelld_hwl_d.jpgRigide Platten empfehlen wir hier nicht - denn, bei oft unebenen Außenoberflächen bestehender Gebäude entstehen dadurch nahezu unvermeidbar zusammenhängende Hohlräume in der Dämmung - die lassen sich natürlich z.B. mit Ausgleichsmörtel füllen, aber das macht dann richtig Arbeit2) . Weiche Dämmstoffmatten können eingelegt und mit Dämmstoffdübeln fixiert werden - dabei ist vor allem darauf zu achten, dass wirklich der gesamte Raum gefüllt wird und keine Hohlräume verbleiben3) . Das Einlegen weicher Dämmstoffmatten kann natürlich sehr gut gerade als Eigenleistung durchgeführt werden. Ebenfalls sehr gut geeignet sind hier Einblasdämmstoffe und Einfülldämmstoffe. Bei niedrigen Gebäuden kommt dafür dann sogar Stroh als Dämmstoff in Betracht.
  • Dauerhaftigkeit: Wird der Dämmstoff vor Feuchtigkeit und UV-Strahlung geschützt - beides ist mit einer intakten Vorhangfassade der Fall - sind die Erfahrungen zur Dauerhaftigkeit für alle hier erwähnten Dämmstoffe gut. Ein Nagerschutz ist immer angebracht, weil Nagetiere jede Art Dämmstoff lieben für den Bau ihrer Nester.

Und, diesen Grundsatz können wir gerade bei der Außendämmung nicht oft genug wiederholen: Hier gilt wirklich „viel hilft viel“, eben nicht an der Dämmstoffdicke sparen4) .

Der Witterungsschutz

solar_als_vorhang_w.jpgLiegt wie die Wetterebene eines traditionellen Daches hinterlüftet vor der Winddichtheitsebene. In der Regel werden hier plattenförmige Materialien verwendet, aber auch Holzverschalungen sind möglich. Alles, was der Außenwitterung auf Dauer standhält, ist hier geeignet. Wieder ist der Brandschutz zu bedenken - besonders kostengünstig sind Faserzementplatten5) .

Eine Topp-Idee für den Witterungsschutz sind Solarpaneele (Foto M. Hundhausen). Die erzeugen auch noch Strom - und, wenn es sich nicht um stark verschattete Anlagen handelt, finanzieren sie sich selbst aus dem so erzeugten Strom. So kann aus einer verlustdominierten Altbaufassade in der Kombination aus Effizienz (Wärmedämmung) und Erneuerbare (PV-Paneele) eine Netto-Energiequelle werden.

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Konkret: Außenwände mit Stegträgern und Dämmstoffmatten als DIY fit machen

Schnelllink: Gleich zum Download der detailierten Ausführungsbeschreibung
Außenwände fit machen mit Stegträgern und Dämmstoffmatten

Handwerklich geschickte Personen können mit Hilfe von Stegträgern, das sind leichte Träger aus Holzwerkstoffen, eine Konstruktion vor der alten Wand bauen und diese mit Dämmstoffmatten füllen. Etwas handwerkliche Erfahrung, Freude an handwerklicher Arbeit und genügend Zeit sind die Voraussetzungen, dass ein solches Projekt in Eigenleistung gelingen kann.
Bitte niemals alleine arbeiten und die Arbeitssicherheit beachten, denn das Arbeiten auf Leitern und Gerüsten birgt Gefahren.
Wir haben die Außendämmung mit Stegträgern im Rahmen einer Bachelorarbeit mit Mineralwolle-Klemmfilz-Dämmmatten getestet. Dieser Dämmstoff ist preiswert und einfach zu verarbeiten. Ihr könnt aber beliebige andere Mattendämmstoffe verwenden, oder die Konstruktion durch eine Fachfirma mit Dämmflocken (z. B. Zellulose) ausblasen lassen.

Kurzanleitung

stegtraeger1.jpgstegtraeger2.jpg
Stegträger mit EPS-Platten ausdämmenStegträger mit Winkeln an der Wand verschrauben
Dämmstoff zwischen die Stegträger klemmenWinddichte Ebene auftackern und allseitig ankleben
stegtraeger5.jpg
Lattung und ggf. Konterlattung montierenFassade montieren

Zur DIY-Anleitung Außenwände fit machen mit Stegträgern und Dämmstoffmatten

Konkret: Außenwände mit Z-Trägern und Dämmung als DIY fit machen

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Außenwände fit machen mit selbst gebauten Z-Trägern

Um weiter Kosten zu sparen, können anstelle der gekauften Stegrtäger auch selbst gebaute Z-Träger verwendet werden, die wir am Passivhaus Institut entwickelt haben. Sie bieten gegenüber den Stegträgern bei der Detaillierung ein paar weitere Vorteile und eine größere Flexibilität. Mit dem entsptrechenden Werkzeug und guter Planung ist die Herstellung der Träger auch nicht viel mehr Arbeit.
In der Anleitung zeigen wir auch viele weitere nützliche Details. Reinschauen lohnt sich - Nachmachen ist ausdrücklich erwünscht!
Wir haben die Außendämmung mit Z-Trägern mit Mineralwolle-Klemmfilz-Dämmmatten getestet. Dieser Dämmstoff ist preiswert und einfach zu verarbeiten. Ihr könnt aber beliebige andere Mattendämmstoffe verwenden, oder die Konstruktion durch eine Fachfirma mit Dämmflocken (z. B. Zellulose) ausblasen lassen.
Wir haben die Konstruktion durch ein Büro für Baustatik berechnen lassen. Die Ergebnisse findet ihr unten.

Bitte niemals alleine arbeiten und die Arbeitssicherheit beachten, denn das Arbeiten auf Leitern und Gerüsten birgt Gefahren.

Kurzanleitung

1_7l_23-07-27_10-52-32.jpg2_12o_23-08-01_13-11-07.jpg
Fassade säumern und sorgfältig ausmessen
Sockeldämmung und Fußholz anbringen
Z-Träger aus Holzwerksoffplatten herstellen
und z.B. mit EPS ausdämmen
3_13ol_23-08-08_11-07-17.jpg4_16um_23-08-09_16-29-02.jpg
Z-Träger positionieren und AndübelnEntstandene Gefache ausdämmen
5_18or_23-08-09_20-00-02.jpg6_20l_img_20230914_084805_01.jpg
Winddichte Ebene auftackern und allseitig anklebenFassade montieren

Zur DIY-Anleitung Außenwände fit machen mit selbst gebauten Z-Trägern
Zur statischen bemessung [kommt in Kürze]

Links:

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Alternative: Wärmeschutz durch Wärmedämmverbundsystem

Alternative: Putzträger-Verschalung für eine nachträgliche Einblasdämmung

Und wenn es von außen nicht geht: Maßnahmen zur Innendämmung

Übergreifende Informationen zum Wärmeschutz an Gebäuden

1)
na ja… manchmal gibt es da schon kuriose Ideen
2)
Mit rigiden Platten ist daher das Wärmedämmverbundsystem die Methode der Wahl
4)
240 mm ist ein gutes Maß zur Orientierung; mehr als 300 mm allerdings wird selten im Bestand Platz finden. Stehen weniger als 150 mm zur Verfügung - dann lohnt es sich, über platzsparende Lösungen mit Dämmstoffen niedriger Wärmeleitfähigkeit nachzudenken, z.B. WDVS mit PU/PI- oder Resolschaumdämmplatten. Denn das spart dann zusätzlich den Platz der Hinterlüftungsebene
5)
Die selbstverständlich heute frei von gesundheitsschädlichen Materialien sind
baulich/vorgehaengte_hinterlueftete_fassade.txt · Zuletzt geändert: 2023/12/31 00:36 von bkrick