grundlagen:sommerfall
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grundlagen:sommerfall [2024/08/29 14:35] – jgrovesmith | grundlagen:sommerfall [2024/09/16 16:25] (aktuell) – [Sommerkomfort in Nicht-Wohngebäuden] jgrovesmith | ||
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====== Sommerkomfort ====== | ====== Sommerkomfort ====== | ||
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Hohe Behaglichkeit über das ganze Jahr hinweg ist Grundlage des Passivhaus-Konzepts. Zu warmen Jahreszeiten, | Hohe Behaglichkeit über das ganze Jahr hinweg ist Grundlage des Passivhaus-Konzepts. Zu warmen Jahreszeiten, | ||
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Im Zuge der Klimaerwärmung gewinnt das Thema Überhitzungsschutz zunehmend an Bedeutung, zumal hohe Innentemperaturen nicht nur eine Frage des Komforts sind, sondern auch in hohem Maße die Gesundheit beeinträchtigen können. Vorweg: Wegen der steigenden Außentemperaturen wird auch in Deutschland vermehrt aktive Kühlung notwendig um angemessenen Sommerkomfort zu erreichen. Bei energieeffizenten Gebäuden kann das klimaverträglich mit sehr geringem Energieeinsatz realisiert werden und sollte von Planern und Bauherren zukunftsorientiert als Teil der Planung berücksichtigt werden. Mehr dazu in den unten verlinkten Beiträgen. | Im Zuge der Klimaerwärmung gewinnt das Thema Überhitzungsschutz zunehmend an Bedeutung, zumal hohe Innentemperaturen nicht nur eine Frage des Komforts sind, sondern auch in hohem Maße die Gesundheit beeinträchtigen können. Vorweg: Wegen der steigenden Außentemperaturen wird auch in Deutschland vermehrt aktive Kühlung notwendig um angemessenen Sommerkomfort zu erreichen. Bei energieeffizenten Gebäuden kann das klimaverträglich mit sehr geringem Energieeinsatz realisiert werden und sollte von Planern und Bauherren zukunftsorientiert als Teil der Planung berücksichtigt werden. Mehr dazu in den unten verlinkten Beiträgen. | ||
- | Die Wahrnehmung und Messung thermischer Behaglichkeit im Sommer ist recht komplex. Letztendlich ist aber auch für die Bewertung der Behaglichkeit im Sommer die operative Temperatur der entscheidende Maßstab; darüber hinaus spielen vor allem Luftfeuchtigkeit (Schwülegrenze!) und Luftgeschwindigkeit eine wichtige Rolle. In Gebäuden ohne aktive Kühlung wird gewöhnlich akzeptiert, dass die Temperaturen zeitweise etwas oberhalb des Komfortbereichs liegen. Als Maß für den sommerlichen Komfort in passiv gekühlten Gebäuden ist die **Übertemperaturhäufigkeit**, | + | Die Wahrnehmung und Messung thermischer Behaglichkeit im Sommer ist recht komplex. Letztendlich ist aber auch für die Bewertung der Behaglichkeit im Sommer die operative Temperatur der entscheidende Maßstab; darüber hinaus spielen vor allem Luftfeuchtigkeit (Schwülegrenze!) und Luftgeschwindigkeit eine wichtige Rolle. In Gebäuden ohne aktive Kühlung wird gewöhnlich akzeptiert, dass die Temperaturen zeitweise etwas oberhalb des Komfortbereichs liegen. Als Maß für den sommerlichen Komfort in passiv gekühlten Gebäuden ist die **Übertemperaturhäufigkeit**, |
- | Bei Gebäuden mit **aktiver Kühlung** soll der hohe Sommerkomfort von maximal 25°C mit möglichst niedrigen Energieeinsatz erreicht werden. Auch dies lässt sich bereits während des Planungsprozesses gut mit dem [[Planung:Energieeffizienz ist berechenbar:Energiebilanzen mit dem PHPP|PHPP]] berechnen. Der Grenzwert für den Nutzenergiebedarf aktiver Kühlung eines Passivhauses liegt im Klima von Mitteleuropa bei maximal 15 kWh/ | + | Bei Gebäuden mit [[.: |
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===== Planungsgrundlagen für hohen Sommerkomfort ===== | ===== Planungsgrundlagen für hohen Sommerkomfort ===== | ||
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- | Eine an die örtlichen Klimabedingungen und an die Gebäudenutzung angepasste **Optimierung des Gebäudeentwurfs** beeinflusst grundlegend den erreichten thermischen Sommerkomfort bzw. den Energiebedarf für die aktive Kühlung. Sie bestimmt zudem die Robustheit und Resilienz des Gebäudes gegenüber dem Risiko einer Überhitzung während Hitzeperioden und bei generell steigenden Temperaturen. PHPP und designPH sind nützliche Planungstools für diesen Optimierungsprozess. | + | Eine an die örtlichen Klimabedingungen und an die Gebäudenutzung angepasste **Optimierung des Gebäudeentwurfs** beeinflusst grundlegend den erreichten thermischen Sommerkomfort bzw. den Energiebedarf für die aktive Kühlung. Sie bestimmt zudem die Robustheit und Resilienz des Gebäudes gegenüber dem Risiko einer Überhitzung während Hitzeperioden und bei generell steigenden Temperaturen. PHPP und designPH sind nützliche Planungstools für diesen Optimierungsprozess. |
- | Der Temperaturanstieg in einem Gebäude wird letztendlich durch Nettowärmegewinne verursacht. Das allererste Prinzip der Gebäudeoptimierng und der Gebäudenutzung durch passive Kühlmaßnahmen besteht daher darin, alle potenziellen Wärmequellen zu reduzieren, z. B. solare Gewinne und interne Wärmequellen. Wenn die Temperatur über das Komfortniveau hinaus ansteigt, ist die einzig wirksame Möglichkeit die überschüssige Wärme passiv abzuführen, | + | Der Temperaturanstieg in einem Gebäude wird letztendlich durch Nettowärmegewinne verursacht. Das allererste Prinzip der Gebäudeoptimierng und der Gebäudenutzung durch passive Kühlmaßnahmen besteht daher darin, alle potenziellen Wärmequellen zu reduzieren, z. B. solare Gewinne und interne Wärmequellen. Wenn die Temperatur über das Komfortniveau hinaus ansteigt, ist die einzig wirksame Möglichkeit die überschüssige Wärme passiv abzuführen, |
- | Als Hilfestellung für Planer*innen um eine robuste Sommer-Strategie zu entwickeln, die ganzjährig thermischen Komfort gewährleistet, | + | Als Hilfestellung für Planer*innen um eine robuste Sommer-Strategie zu entwickeln, die ganzjährig thermischen Komfort gewährleistet, |
- | Im Passipedia Artikel "**[[:grundlagen: | + | Im Passipedia Artikel "**[[.: |
- | Die Protokollband-Veröffentlichungen des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser mit Schwerpunkt Sommerkomfort und Kühlung enthalten wertvolles Grundlagenwissen, | + | Die Protokollband-Veröffentlichungen des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser mit Schwerpunkt Sommerkomfort und Kühlung enthalten wertvolles Grundlagenwissen, |
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==== Risikoanalyse: | ==== Risikoanalyse: | ||
- | Die Randbedingungen, | ||
- | Risikofaktoren für Überhitzung und kann somit zu robusteren und widerstandsfähigeren Entwürfen führen. In das Planungstool PHPP ist ab Version 10 ein solcher Stresstest integriert: Er zeigt bereits während des Planungsprozesses die berechnete Übertempertaturhäufigkeit für verschiedene Szenarien auf. | ||
- | Fachinformation: | + | Die Randbedingungen, |
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+ | Weiterführender Artikel: **[[.: | ||
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+ | Fachinformation: | ||
- | Das Verhalten von Bewohnern bzw. Nutzern kann die Temperaturen im Gebäude stark beeinflussen, | + | Das Verhalten von Bewohnern bzw. Nutzern kann die Temperaturen im Gebäude stark beeinflussen, |
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==== Sommerkomfort im Klimawandel ==== | ==== Sommerkomfort im Klimawandel ==== | ||
- | Die fortschreitende Erderwärmung führt global zu einem veränderten Klima. Das beeinflusst alle Gebäude, unabhängig von ihrem Effizienzstandard. An den meisten bewohnten Orten werden Gebäude in Zukunft unter wärmeren klimatischen Bedingungen genutzt. Für eine zukunftsfähige Planung dringend der Sommerkomfort betrachtet werden. Das Risiko von Übertemperaturhäufigkeit wird bis Mitte des Jahrhunderts steigen und aktive Kühlung wird wahrscheinlich an vielen Orten notwendig werden, wo dies aktuell noch nicht der Fall ist. Planer und Bauherren sind gut beraten, dass in ihren Planungsentscheidungen zu berücksichtigen d.h. von wärmeren Sommerbedingungen auszugehen und eine aktive Kühlung zu implementieren oder mindestens eine einfache Nachrüstung vorzubereiten. | + | Die fortschreitende Erderwärmung führt global zu einem veränderten Klima. Das beeinflusst alle Gebäude, unabhängig von ihrem Effizienzstandard. An den meisten bewohnten Orten werden Gebäude in Zukunft unter wärmeren klimatischen Bedingungen genutzt. Für eine zukunftsfähige Planung dringend der Sommerkomfort betrachtet werden. Das Risiko von Übertemperaturhäufigkeit wird bis Mitte des Jahrhunderts steigen und aktive Kühlung wird wahrscheinlich an vielen Orten notwendig werden, wo dies aktuell noch nicht der Fall ist. Planer und Bauherren sind gut beraten, dass in ihren Planungsentscheidungen zu berücksichtigen d.h. von wärmeren Sommerbedingungen auszugehen und eine aktive Kühlung zu implementieren oder mindestens eine einfache Nachrüstung vorzubereiten. |
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- | Fachinformation: | + | |
- | Tool: [[planung:tools:sommertemperatur_tool|Sommertemperatur-Modifikationstool für PHPP-Klimadaten]] | + | Fachinformation: [[:medien:medien: |
Englisch: [[https:// | Englisch: [[https:// | ||
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+ | Star Garment Factory in Sri Lanka\\ | ||
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==== Aktive Kühlung ==== | ==== Aktive Kühlung ==== | ||
- | Überlegungen zum Thema und Praxiserfahrungen aus dem ersten Passivhaus in Darmstadt Kranichstein: | + | Überlegungen zum Thema und Praxiserfahrungen aus dem ersten Passivhaus in Darmstadt Kranichstein: |
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- | Kann ein Gebäude (oder einzelne Räume) mit passiven Kühltechniken allein nicht verlässlich kühl gehalten werden kann, kommt aktive Kühlung ins Spiel. Der Energiebedarf sowie die Kühllasten sind in einem Passivhaus aufgrund der hohen Energieeffizienz so gering, dass die aktive Kühlung technisch einfach und klimaverträglich realisiert werden kann. Für ein Einfamilienhaus reicht hierfür ein einziges Klima-Splitgerät aus (eine kostengünstige Lösung, die dann auch zum Heizen verwendet werden kann). Die Monate, in denen eine aktive Kühlung erforderlich ist, stimmen in der Regel gut mit der Verfügbarkeit von erneuerbarer Solarenergie überein. Das bedeutet, dass der zusätzliche Energiebedarf in der Regel einfach und effizient aus nachhaltigen Ressourcen gedeckt werden kann, wie die [[grundlagen:energiewirtschaft_und_oekologie:erneuerbare_primaerenergie_per|PER-Bewertungsmethode]] zeigt. | + | |
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- | Für warme und heiße Klimate steht eine aktive Kühlung | + | |
+ | Kann ein Gebäude (oder einzelne Räume) mit passiven Kühltechniken allein nicht verlässlich kühl gehalten werden kann, gibt es immer auch die Option für eine aktive Kühlung. Der Energiebedarf sowie die Kühllasten sind in einem Passivhaus oder einem EnerPHit-sanierten Gebäude aufgrund der hohen Energieeffizienz so gering, dass die aktive Kühlung technisch einfach //und klimaverträglich// | ||
+ | Für warme und heiße Klimate steht eine aktive Kühlung für guten Komfort außer Frage((Vielfach sind Beobachter verwundert, dass die Passivhaus-Experten kein ' | ||
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===== Sommerkomfort in Nicht-Wohngebäuden ===== | ===== Sommerkomfort in Nicht-Wohngebäuden ===== | ||
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- | Sommerkomfort in Nicht-Wohngebäuden war bereits wiederholt Schwepunkt-Thema im Arbeitskreise kostengünstige Passivhäuser: | + | Sommerkomfort in Nicht-Wohngebäuden war bereits wiederholt Schwepunkt-Thema im Arbeitskreise kostengünstige Passivhäuser: |
- | * Protokollband 57: [[medien: | + | * Protokollband 57: [[:medien: |
- | * Protokollband 41: [[medien: | + | * Protokollband 41: [[:medien: |
- | Hier finden Sie Beiträge zum Thema Sommerkomfort in NiWo auf Passipedia, inklusive ausgewählter Artikel der o.g. Protokollbände: | + | Hier finden Sie Beiträge zum Thema Sommerkomfort in NiWo auf Passipedia, inklusive ausgewählter Artikel der o.g. Protokollbände: |
- | * [[grundlagen: | + | * [[.: |
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- | * [[betrieb: | + | * [[:betrieb: |
- | * [[planung: | + | * [[:planung: |
- | * [[planung: | + | * [[:planung: |
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Ausgewählte Passipedia Artikel auf Englisch: | Ausgewählte Passipedia Artikel auf Englisch: | ||
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===== Weiterführende Literatur ===== | ===== Weiterführende Literatur ===== | ||
- | Thematisch relevante Protokollbände des [[medien: | + | Thematisch relevante Protokollbände des [[:medien: |
- | * Protokollband Nr. 15: **[[medien: | + | * Protokollband Nr. 15: **[[:medien: |
- | * Protokollband Nr. 22: **[[medien: | + | * Protokollband Nr. 22: **[[:medien: |
- | * Protokollband Nr. 41: **[[medien: | + | * Protokollband Nr. 41: **[[:medien: |
- | * Protokollband Nr. 53: **[[medien: | + | * Protokollband Nr. 53: **[[:medien: |
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grundlagen/sommerfall.1724934951.txt.gz · Zuletzt geändert: 2024/08/29 14:35 von jgrovesmith