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grundlagen:passivhaus-definition

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grundlagen:passivhaus-definition [2019/02/14 12:56] – [Behaglichkeit] cblagojevicgrundlagen:passivhaus-definition [2022/04/02 17:23] (aktuell) – [Hier rechnen wir die "Passivhausbedingung" am Beispiel der Zuluftheizung vor] jschnieders
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-Das Passivhaus ist kein Energie-Standard, sondern ein Gesamtkonzept für höchste Behaglichkeit - hier die präzise Definition:\\+Das Passivhaus ist kein Energie-Standard, sondern ein Gesamtkonzept für höchste Behaglichkeit - hier die Definition:\\
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-> **//"Ein Passivhaus ist ein Gebäude, in welchem die thermische Behaglichkeit (ISO 7730) allein durch Nachheizen oder Nachkühlen des Frischluftvolumenstroms, der für ausreichende Luftqualität (DIN 1946) erforderlich ist, gewährleistet werden kann - ohne dazu zusätzlich Umluft zu verwenden."//**\\+> **//"Ein Passivhaus ist ein Gebäude, in dem Heizung und Kühlung einen so geringen Leistungsbedarf habendass dieser mit sehr wenig Aufwand bereitgestellt werden kann und zugleich der Energiebedarf für alle Verbraucher im Gebäude so gering ist, dass er nachhaltig in einer erneuerbaren Energieversorgung gedeckt werden kann."//**\\
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-Diese Definition ist rein funktional, enthält keinerlei Zahlenwerte und gilt für jedes Klima. Die Definition zeigt, dass es nicht um einen willkürlich gesetzten Standard geht, sondern um ein grundlegendes Konzept. Das Passivhaus wurde also nicht erfunden - das Passivhaus-Prinzip wurde vielmehr entdeckt. Einzig streiten könnte man über die Frage, ob der Name "Passivhaus" treffend für dieses Konzept ist. Nun - es gibt keinen besseren. Denn thermische Behaglichkeit wird so weit wie irgend möglich durch passive Maßnahmen (Wärmedämmung, Wärmerückgewinnung im Temperaturgefälle, passiv genutzte Sonnenenergie und innere Wärmequellen) gewährleistet.\\+Diese Definition ist rein funktional, enthält keinerlei Zahlenwerte und gilt für jedes Klima, für Heizung und Kühlung, für Wohn- und NichtwohngebäudeZugleich macht sie deutlich, dass der Energiebedarf für **alle** Energieanwendungen im Gebäude zu berücksichtigen ist, nicht nur für Heizung und Kühlung. 
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 +Passivhaus-Wohngebäude können in der Regel mit einer Leistung von 10 W/m² beheizt und gekühlt werden, was substantiell vereinfachte Heiz- und Kühlsysteme erlaubt, zum Beispiel eine Beheizung allein über die ohnehin benötigte Zuluft. 
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 +Die Definition zeigt, dass es nicht um einen willkürlich gesetzten Standard geht, sondern um ein grundlegendes Konzept. Das Passivhaus wurde also nicht erfunden - das Passivhaus-Prinzip wurde vielmehr entdeckt. Einzig streiten könnte man über die Frage, ob der Name "Passivhaus" treffend für dieses Konzept ist. Nun - es gibt keinen besseren. Denn thermische Behaglichkeit wird so weit wie irgend möglich durch passive Maßnahmen (Wärmedämmung, Wärmerückgewinnung im Temperaturgefälle, passiv genutzte Sonnenenergie und innere Wärmequellen) gewährleistet.\\
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 Noch mehr Klarheit ergibt sich bei näherer Betrachtung:\\ Noch mehr Klarheit ergibt sich bei näherer Betrachtung:\\
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   * Weil man bei luftdichten Häusern (und alle Energiesparhäuser müssen luftdicht sein) immer eine [[Planung:Haustechnik:Lüftung|Lüftung]] braucht, bedeutet das Passivhauskonzept gerade, dass die technische Komponente "Lüftung" **ohne zusätzliche Kanäle, ohne größere Querschnitte, ohne Zusatzventilatoren etc.** unmittelbar auch zur Heizung verwendet werden kann.\\   * Weil man bei luftdichten Häusern (und alle Energiesparhäuser müssen luftdicht sein) immer eine [[Planung:Haustechnik:Lüftung|Lüftung]] braucht, bedeutet das Passivhauskonzept gerade, dass die technische Komponente "Lüftung" **ohne zusätzliche Kanäle, ohne größere Querschnitte, ohne Zusatzventilatoren etc.** unmittelbar auch zur Heizung verwendet werden kann.\\
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-  * Dadurch wird es möglich, Gebäude mit einer hocheffizienten Lüftungswärmerückgewinnung wirtschaftlich zu bauen. Das ist sonst schwierig, weil **die Lüftungsanlage größenordnungsmäßig noch einmal soviel kostet wie eine Heizungsanlage - diese Doppelinvestition ist kaum zu amortisieren**. Bei einem von beidem muss man die Kosten deutlich senken: Entweder bei der Lüftung (z.B. nur Abluftanlage, dann wird es ein Niedrigenergiehaus mit konventioneller Heizung) oder bei der Heizung (indem man die Lüftungsanlage auch zum heizen verwendet - dann wird es ein Passivhaus).\\ +  * Dadurch wird es möglich, Gebäude mit einer hocheffizienten Lüftungswärmerückgewinnung wirtschaftlich zu bauen. Das ist sonst schwierig, weil **die Lüftungsanlage größenordnungsmäßig noch einmal soviel kostet wie eine Heizungsanlage - diese Doppelinvestition ist kaum zu amortisieren**. Bei einem von beidem muss man die Kosten deutlich senken: Entweder bei der Lüftung (z.B. nur Abluftanlage, dann wird es ein Niedrigenergiehaus mit konventioneller Heizung) oder bei der Heizung (indem man z.B. die [[Planung:Haustechnik:Lüftung:Grundlagen:Arten der Gebäudelüftung|Lüftungsanlage auch zum Heizen verwendet]], allein über eine Betonkerntemperierung heizt o.ä. - dann wird es ein Passivhaus).\\ 
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-Die extrem niedrigen Verbrauchswerte ergeben sich zwangsläufig, weil **der Wegfall der Heizung und das [[Planung:Haustechnik:Lüftung:Grundlagen:Arten der Gebäudelüftung|Beheizen mit der Frischluft]] nur funktionieren, wenn die Netto-Wärmeverluste sehr gering sind**. Dazu muss die [[Planung:wärmeschutz:Wärmeschutz im Gesamtkonzept|Wärmedämmung der Gebäudehülle]] sehr gut sein - vor allem in kalten Klimaregionen. Wie gut die Dämmung wirklich sein muss, lässt sich mit einer [[Planung:Energieeffizienz ist berechenbar|Energiebilanz]] vorab projektieren.\\ +Die extrem niedrigen Verbrauchswerte ergeben sich zwangsläufig, weil die Heizung ohne die konventionellen, leistungsstarken Systeme nur funktioniert, wenn die Netto-Wärmeverluste sehr gering sind. Dazu muss die Wärmedämmung der Gebäudehülle sehr gut sein - vor allem in kalten Klimaregionen. Wie gut die Dämmung wirklich sein muss, lässt sich mit einer [[Planung:Energieeffizienz ist berechenbar|Energiebilanz]] vorab projektieren. Entsprechendes gilt in heißen Klimata für die Kühlung und Entfeuchtung.
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-|{{ :picopen:bestand_passivhaus_vgl.png?300 }}| +
-|//**Grundprinzip eines Passivhauses: Die Lüftung bringt\\ +
- mindestens die aus hygienischen Gründen\\ +
- erforderliche Frischluft in den Raum**//.|\\ +
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-Kann man diese Luft nicht auch zum Heizen verwenden? - Im Prinzip schon, aber die erforderliche Heizleistung darf dann nur sehr gering sein.\\+
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-==== Hier rechnen wir die "Passivhausbedingung" vor ====+==== Hier rechnen wir die "Passivhausbedingung" am Beispiel der Zuluftheizung vor ====
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 +Kann man die Luft, die ohnehin für gute Luftqualität benötigt wird, auch zum Heizen verwenden? - Im Prinzip schon, aber die erforderliche Heizleistung darf dann nur sehr gering sein. \\ 
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 +|{{ :picopen:bestand_passivhaus_vgl.png?300 }}| 
 +|//**Grundprinzip eines Passivhauses: Ein vereinfachtes System \\ 
 +reicht für Heizung und Kühlung aus. Hier ist es die Lüftung \\ 
 +mit der aus hygienischen Gründen erforderlichen Frischluftmenge.**//.|\\ 
 Nach DIN 1946 ist 30 m³/h der Mindest-Frischluft-Volumenstrom für eine Person (Hygiene-Bedingung). Luft hat eine Wärmekapazität bei Normaldruck und etwa 21°C von 0,33 Wh/(m³K). Erwärmen kann man die Frischluft auf maximal knapp über 50 °C, weil sonst Staubverschwelung eintritt. Es folgt:\\ Nach DIN 1946 ist 30 m³/h der Mindest-Frischluft-Volumenstrom für eine Person (Hygiene-Bedingung). Luft hat eine Wärmekapazität bei Normaldruck und etwa 21°C von 0,33 Wh/(m³K). Erwärmen kann man die Frischluft auf maximal knapp über 50 °C, weil sonst Staubverschwelung eintritt. Es folgt:\\
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 |**30 m³/h/Pers · 0,33 Wh/(m³K) · (50 - 20) K = 300 W/Pers**|\\ |**30 m³/h/Pers · 0,33 Wh/(m³K) · (50 - 20) K = 300 W/Pers**|\\
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-Also: 300 Watt pro Person kann eine Frischluftheizung bereitstellen. Wenn man z.B. **30 m² Wohnfläche je Person** unterstellt, ergeben sich **10 W/m² Wohnfläche und das ist unabhängig vom Klima**. Bisher sind das Leistungseinheiten, d.h. die Angaben beziehen sich auf den Tag mit der jeweils höchsten Heizleistung (Heizlastfall). Je nach Klimazone muss ein Passivhaus also unterschiedlich gut gedämmt werden: In Stockholm mehr, in Rom weniger.\\+Also: 300 Watt pro Person kann eine Frischluftheizung bereitstellen. Wenn man z.B. **30 m² Wohnfläche je Person** unterstellt, ergeben sich **10 W/m² Wohnflächeund das ist unabhängig vom Klima**. Bisher sind das Leistungseinheiten, d.h. die Angaben beziehen sich auf den Tag mit der jeweils höchsten Heizleistung (Heizlastfall). Je nach Klimazone muss ein Passivhaus also unterschiedlich gut gedämmt werden: In Stockholm mehr, in Rom weniger.\\
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 Von diesen Heizlastkenngrößen (Leistung, in W (Watt)) sind die Energiekenngrößen (Arbeit, in kWh) zu unterscheiden. Für Mitteleuropa ergeben sich nach Erfahrung und Berechnung mit Simulationsprogrammen in etwa die oft verwendeten 15 kWh/(m²a) für den Heizwärmebedarf - aber eben nur "in etwa". In Stockholm können es 20 sein, in Rom eher 10 kWh/(m²a).\\ Von diesen Heizlastkenngrößen (Leistung, in W (Watt)) sind die Energiekenngrößen (Arbeit, in kWh) zu unterscheiden. Für Mitteleuropa ergeben sich nach Erfahrung und Berechnung mit Simulationsprogrammen in etwa die oft verwendeten 15 kWh/(m²a) für den Heizwärmebedarf - aber eben nur "in etwa". In Stockholm können es 20 sein, in Rom eher 10 kWh/(m²a).\\
grundlagen/passivhaus-definition.1550145370.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/02/14 12:56 von cblagojevic