grundlagen:erkenntnisse_zur_lebenszyklusbilanz
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grundlagen:erkenntnisse_zur_lebenszyklusbilanz [2024/04/14 23:58] – [Energieeffizienz und Klimagas-Emissionen im Lebenszyklus] wfeist | grundlagen:erkenntnisse_zur_lebenszyklusbilanz [2024/05/02 22:49] – [Wirklich Energie gespart? Schon im ersten Jahr?] wfeist | ||
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- | ======Energieeffizienz und Klimagas-Emissionen im Lebenszyklus====== | + | ====== Energieeffizienz und Klimagas-Emissionen im Lebenszyklus ====== |
- | ===Eine | + | |
+ | === Eine Kurzzusammenfassung | ||
===== Gebäude-Lebenszyklus ===== | ===== Gebäude-Lebenszyklus ===== | ||
- | Für Klimaschutz und Nachhaltigkeit spielen die Gebäude eine große Rolle, denn sie sind weltweit für 35% des Energieverbrauchs verantwortlich((einschließlich der Aufwendungen in der Bauindustrie)). Die durch sie verursachten Kohlendioxid-Emissionen steigen sogar weiter, um ca. 1% pro Jahr laut der Internationalen Energieagentur((Quelle: | ||
- | {{ : | + | Für Klimaschutz |
- | //Für das Erreichen der Ziele der Energie- | + | {{ .: |
- | Weit verbreitet ist derzeit die Vorstellung, | + | |
- | =====Methode===== | + | //Für das Erreichen |
- | Für fachgerechte Entscheidungen ist immer ein Vergleich alternativer Vorgehenswege notwendig: Gibt es z.B. eine Variante mit einem gesamten Betriebsenergieaufwand nahe Null (also „ein Nullenergiehaus“), | + | Weit verbreitet ist derzeit |
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- | Als entscheidende Messlatten für die Bewertung | + | |
- | - Die **„erneuerbare Primärenergie“ (PEr)**((Primärenergie Erneuerbar – PEr auf Passipedia: [[/ | ||
- | - Das „Global Warming Potential“ (GWP gemessen in CO< | ||
+ | ===== Methode ===== | ||
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+ | Für fachgerechte Entscheidungen ist immer ein Vergleich alternativer Vorgehenswege notwendig: Gibt es z.B. eine Variante mit einem gesamten Betriebsenergieaufwand nahe Null (also „ein Nullenergiehaus“), | ||
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+ | Als entscheidende Messlatten für die Bewertung und den Vergleich stellen sich dabei heraus: | ||
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+ | - Die **„erneuerbare Primärenergie“ (PEr)**((Primärenergie Erneuerbar – PEr auf Passipedia: | ||
+ | - Das „Global Warming Potential“ (GWP gemessen in CO< | ||
=====Lebenszyklus===== | =====Lebenszyklus===== | ||
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Andererseits sind gerade bei bestehenden Gebäuden dominant die //während der Betriebsphase aufgewendeten Primärenergie- und GWP-Werte// des Jahresheiz- und Kühlbetriebs, | Andererseits sind gerade bei bestehenden Gebäuden dominant die //während der Betriebsphase aufgewendeten Primärenergie- und GWP-Werte// des Jahresheiz- und Kühlbetriebs, | ||
- | Als dritter Beitrag wird hier der Abriss | + | Als dritter Beitrag wird hier der **Abriss** bis zum Abtransport gezählt. Insbesondere bei Beton-Konstruktionen benötigt dies in der Wahrnehmung „viel“ Energie, weil dabei leistungsstarke Maschinen eingesetzt werden. Im Vergleich zu den rund 500 bis 700 kWh/m³ Herstellungs-Primärenergie sind dies aber objektiv nur sehr geringe Aufwendungen. Selbst wenn hierbei Bauteile mit z.B. nur 40 a Nutzungsdauer betroffen sind, resultiert daraus letztlich nur ein Beitrag von unter 0,25 kWh/(m²a) selbst bei Massivbauten.\\ |
- | Die **Nachnutzung** kann und muss gesondert nach der erfolgten Nutzung für einen dann bekannten konkreten Verwendungszweck bilanziert werden. In der Diskussion stehen hier Vorgänge, die im Normalablauf frühestens in 40 Jahren stattfinden. Es ist ausgeschlossen, | + | Die **Nachnutzung** kann und muss gesondert nach der erfolgten Nutzung für einen dann bekannten konkreten Verwendungszweck bilanziert werden. In der Diskussion stehen hier Vorgänge, die im Normalablauf frühestens in 40 Jahren stattfinden. Es ist ausgeschlossen, |
=====Neubau===== | =====Neubau===== | ||
Bei der heute gegebenen Neubauaktivität in Deutschland ist es keinesfalls so, dass zusätzlicher Neubau von was auch immer den Klimaschutz verbessert((Für Deutschland haben wir das in AK60 quantifiziert, | Bei der heute gegebenen Neubauaktivität in Deutschland ist es keinesfalls so, dass zusätzlicher Neubau von was auch immer den Klimaschutz verbessert((Für Deutschland haben wir das in AK60 quantifiziert, | ||
- | =====Heizsysteme===== | + | ===== Heizsysteme ===== |
- | [{{ :grundlagen: | + | |
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+ | Zukunftsfähige Systeme für die Raumheizung sind ausschließlich Wärmepumpen oder nachhaltige Fernwärme((Genauer spezifiziert in AK60; es kann sich dabei nicht um weitgehend mit Erdgas erzeugte Wärme handeln.)). Für Wärmepumpen-Strom ergeben sich 198 g< | ||
===== Dämmmaßnahmen: | ===== Dämmmaßnahmen: | ||
Für die ausgeführten Wärmeschutzmaßnahmen wurde bestätigt, dass auch für die Lebenszyklusbilanz das übergeordnete Leitprinzip: | Für die ausgeführten Wärmeschutzmaßnahmen wurde bestätigt, dass auch für die Lebenszyklusbilanz das übergeordnete Leitprinzip: | ||
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**0,74 kg CO< | **0,74 kg CO< | ||
bestimmen. Die so erhaltenen Werte weisen eine auf etwa 34% gesicherte Genauigkeit((Standardabweichung; | bestimmen. Die so erhaltenen Werte weisen eine auf etwa 34% gesicherte Genauigkeit((Standardabweichung; | ||
- | =====Gebäudebestand===== | + | ===== Gebäudebestand ===== |
- | In der Abbildung sind Ergebnisse für die gesamte erneuerbare Primärenergie PEr (linke Achse) und das gesamte GWP (rechte Achse) einer typischen Außenwand im Bestand dargestellt. Dazu wurden die Nutzungsdauern jeder Einzelschicht | + | |
- | + | In der Abbildung sind Ergebnisse für die gesamte erneuerbare Primärenergie PEr (linke Achse) und das gesamte GWP (rechte Achse) einer typischen Außenwand im Bestand dargestellt. Dazu wurden die Nutzungsdauern jeder Einzelschicht | |
- | Als entscheidenden | + | |
+ | Als entscheidende | ||
* Weit außerhalb des Nachhaltigkeitsfeldes liegt die ungedämmte Konstruktion (auch unter Einsatz einer Wärmepumpe) mit Emissionswerten, | * Weit außerhalb des Nachhaltigkeitsfeldes liegt die ungedämmte Konstruktion (auch unter Einsatz einer Wärmepumpe) mit Emissionswerten, | ||
* Alle aufgeführten Dämmmaßnahmen verbessern die Situation erheblich, nicht alle führen aber auch in das Nachhaltigkeitsfeld. | * Alle aufgeführten Dämmmaßnahmen verbessern die Situation erheblich, nicht alle führen aber auch in das Nachhaltigkeitsfeld. | ||
* Alle ausreichend gut ausgeführten Dämmmaßnahmen (d.h. wärmebrückenfrei und ausreichend stark) erfüllen das Nachhaltigkeitskriterium und reduzieren die äquivalenten CO< | * Alle ausreichend gut ausgeführten Dämmmaßnahmen (d.h. wärmebrückenfrei und ausreichend stark) erfüllen das Nachhaltigkeitskriterium und reduzieren die äquivalenten CO< | ||
- | * Die aus der Herstellungs-Vorkette stammenden Aufwendungen (im Diagramm für PEr grün dargestellt, | + | * Die aus der Herstellungs-Vorkette stammenden Aufwendungen (im Diagramm für PEr grün dargestellt, |
* Die vermiedenen Emissionen im Betrieb des Gebäudes erweisen sich als die mit Abstand dominante Größe bei allen Varianten. Für jede Konstruktionsart gilt „wenn schon, denn schon“ für die Wahl der Dämmdicke. | * Die vermiedenen Emissionen im Betrieb des Gebäudes erweisen sich als die mit Abstand dominante Größe bei allen Varianten. Für jede Konstruktionsart gilt „wenn schon, denn schon“ für die Wahl der Dämmdicke. | ||
* Noch einmal besser schneiden Vorhangfassaden mit Einblasdämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen ab. Auch hier muss selbstverständlich auf ausreichende Dämmstärke geachtet werden: Die U-Werte müssen dabei unter 0,25 W/(m²K) gehalten werden, um in den Nachhaltigkeitsbereich zu kommen. Empfehlenswert sind auch hier Ziel-U-Werte unter 0,18 W/(m²K), mit solchen Werten sind dann in einigen Fällen sogar bilanzielle Nullemissionen erreichbar. | * Noch einmal besser schneiden Vorhangfassaden mit Einblasdämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen ab. Auch hier muss selbstverständlich auf ausreichende Dämmstärke geachtet werden: Die U-Werte müssen dabei unter 0,25 W/(m²K) gehalten werden, um in den Nachhaltigkeitsbereich zu kommen. Empfehlenswert sind auch hier Ziel-U-Werte unter 0,18 W/(m²K), mit solchen Werten sind dann in einigen Fällen sogar bilanzielle Nullemissionen erreichbar. | ||
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+ | Die Schlussfolgerungen für Fenster (Verglasung und Rahmen), Lüftungswärmerückgewinnung und die übrige Gebäudetechnik werden in [AkkP 60] diskutiert. Es stellt sich in allen Fällen heraus, dass die Empfehlungen gemäß EnerPHit immer zu Ergebnissen führen, die unter die Nachhaltigkeitsgrenze fallen und somit eine dauerhaft beständige Lösung bieten. Entscheidend für die Umsetzung ist dann vor allem, dass es kostengünstige Ausführungsvarianten für die EnerPHit-Lösungen gibt. Diese zu projektieren und in die Praxis umzusetzen ist daher die Hauptaufgabe für das Erreichen nachhaltiger Lösungen im Gebäudebestand((Damit nachhaltige Lösungen in der Praxis auch realisiert werden, ist der Kostengünstigkeit von ganz entscheidendem Einfluss. Teure Lösungen sind für die Anwender unattraktiv - der Staat kann solche Lösungen ebenfalls nur in einem noch vernünftigen Ausmaß subventionieren. Energieeffizienzmaßnahmen bieten allerdings die heute günstigsten Voraussetzungen für eine auch wirtschaftlich zukunftsfähige Umsetzung. Vgl. dazu z.B. unsere | ||
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+ | <WRAP box lo> | ||
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+ | ===== Wirklich Energie gespart? Schon im ersten Jahr? ===== | ||
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+ | Wärmedämm-Materialien brauchen Energie für die Herstellung (sog. "graue Energie" | ||
- | Die Schlussfolgerungen für Fenster (Verglasung und Rahmen), Lüftungswärmerückgewinnung und die übrige Gebäudetechnik | + | Natürlich muss dies jeweils über die gesamte Lebensdauer betrachtet |
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=====Quellen===== | =====Quellen===== | ||
[AkkP 58] Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser: | [AkkP 58] Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser: |
grundlagen/erkenntnisse_zur_lebenszyklusbilanz.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/02 22:50 von wfeist