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grundlagen:energiewirtschaft_und_oekologie:nullenergiehaus_und_nullheizenergiehaus

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 Der Jahresheizwärmebedarf von Passivhäusern liegt bei nur noch 15 kWh/(m²a). Dieser Wert hat sich in der Baupraxis bestätigt: Gebäude mit 15 kWh/(m²a) sind immer noch mit bewährten Methoden zu planen, technisch unkompliziert, wirtschaftlich zu errichten und ganz normal zu bedienen: Entscheidend dafür, diesen Wert zu erreichen, sind ein wirklich sehr guter Wärmeschutz, die Vermeidung von Wärmebrücken, ausgezeichnete Luftdichtheit, Dreischeiben-Wärmeschutzverglasungen sowie eine Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung. Damit kann sogar erreicht werden, dass auf ein separates Heizsystem verzichtet werden kann und die ohnehin vorhandene Lüftungsanlage die Wärme verteilen kann. Die Heizwärmeerzeugung kann dabei durch das Warmwasserbereitungssystem mit übernommen werden. Das bedeutet eine wirklich umfassende Vereinfachung - die in Form der Passivhaus-Kompaktgeräte am Markt verfügbar ist. Für alle die Anwender, die diesen Schritt beim ersten Projekt noch nicht gehen wollen: Selbstverständlich kann ein Passivhaus auch nach wie vor über ganz konventionelle Haustechnik verfügen, z.B. über Heizkörper und einen Erdgas betriebenen Wärmeerzeuger (welcher dann jedoch nur noch extrem wenig Gas verbraucht) oder über einen kleinen, raumluftunabhängigen Ofen. Entscheidend für das Passivhaus ist die Einhaltung des maximal 15 kWh/(m²a) Heizwärmebedarfs nach [[Planung:Energieeffizienz ist berechenbar:Energiebilanzen mit dem PHPP|(PHPP)]]; spezielle Vorgaben zur Bau- und Anlagentechnik werden bewusst nicht gemacht - das hat dazu geführt, dass es Passivhäuser in der ganzen Breite aller Bauweisen, Gebäudetypen und Bauaufgaben gibt: Als Massivbau (in Ziegelbauweise, Porenblöcken, Beton), als Holzbau (mit Vollholzträgern, Leichtbauträgern, Holzmassivplatten), mit Stahltragkonstruktion und den verschiedensten Mischbauweisen. Gerade dies ist wichtig für einen energetischen Standard, den alle Marktteilnehmer zu ihrem Vorteil anwenden können.\\ Der Jahresheizwärmebedarf von Passivhäusern liegt bei nur noch 15 kWh/(m²a). Dieser Wert hat sich in der Baupraxis bestätigt: Gebäude mit 15 kWh/(m²a) sind immer noch mit bewährten Methoden zu planen, technisch unkompliziert, wirtschaftlich zu errichten und ganz normal zu bedienen: Entscheidend dafür, diesen Wert zu erreichen, sind ein wirklich sehr guter Wärmeschutz, die Vermeidung von Wärmebrücken, ausgezeichnete Luftdichtheit, Dreischeiben-Wärmeschutzverglasungen sowie eine Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung. Damit kann sogar erreicht werden, dass auf ein separates Heizsystem verzichtet werden kann und die ohnehin vorhandene Lüftungsanlage die Wärme verteilen kann. Die Heizwärmeerzeugung kann dabei durch das Warmwasserbereitungssystem mit übernommen werden. Das bedeutet eine wirklich umfassende Vereinfachung - die in Form der Passivhaus-Kompaktgeräte am Markt verfügbar ist. Für alle die Anwender, die diesen Schritt beim ersten Projekt noch nicht gehen wollen: Selbstverständlich kann ein Passivhaus auch nach wie vor über ganz konventionelle Haustechnik verfügen, z.B. über Heizkörper und einen Erdgas betriebenen Wärmeerzeuger (welcher dann jedoch nur noch extrem wenig Gas verbraucht) oder über einen kleinen, raumluftunabhängigen Ofen. Entscheidend für das Passivhaus ist die Einhaltung des maximal 15 kWh/(m²a) Heizwärmebedarfs nach [[Planung:Energieeffizienz ist berechenbar:Energiebilanzen mit dem PHPP|(PHPP)]]; spezielle Vorgaben zur Bau- und Anlagentechnik werden bewusst nicht gemacht - das hat dazu geführt, dass es Passivhäuser in der ganzen Breite aller Bauweisen, Gebäudetypen und Bauaufgaben gibt: Als Massivbau (in Ziegelbauweise, Porenblöcken, Beton), als Holzbau (mit Vollholzträgern, Leichtbauträgern, Holzmassivplatten), mit Stahltragkonstruktion und den verschiedensten Mischbauweisen. Gerade dies ist wichtig für einen energetischen Standard, den alle Marktteilnehmer zu ihrem Vorteil anwenden können.\\
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-Bei Passivhäusern wird auch eine Vorgabe für den maximalen Jahresprimärenergiebedarf gemacht. Dieser Grenzwert beinhaltet neben der benötigten Wärme für Heizung und warmes Wasser auch auch die Energie für Pumpen und Ventilatoren und auch für die **Beleuchtung sowie für die Haushaltsgeräte**. Die Grenze liegt derzeit im Wohnungsbau bei 120 kWh/(m²a). Die Einbeziehung aller Energieanwendungen ist wichtig, da aus jeder Anwendung letztendlich Wärme freigesetzt wird - die Anwendung "Heizung" lässt sich somit nicht abtrennen; und das gilt insbesondere dann, wenn der Heizwärmebedarf gar nicht mehr die dominierende Rolle ist. Gerade das gilt für das Passivhaus: hier ist der Heizwärmebedarf mit 15 kWh/(m²a) sogar deutlich niedriger als der heutige durchschnittliche Jahresstromverbrauch von Haushalten (Beispiel: Deutschland über 33 kWh/(m²a)). +Bei Passivhäusern wird auch eine Vorgabe für den maximalen Jahresprimärenergiebedarf gemacht. Dieser Grenzwert beinhaltet neben der benötigten Wärme für Heizung und warmes Wasser auch die Energie für Pumpen und Ventilatoren und auch für die **Beleuchtung sowie für die Haushaltsgeräte**. Die Grenze liegt derzeit im Wohnungsbau bei 120 kWh/(m²a). Die Einbeziehung aller Energieanwendungen ist wichtig, da aus jeder Anwendung letztendlich Wärme freigesetzt wird - die Anwendung "Heizung" lässt sich somit nicht abtrennen; und das gilt insbesondere dann, wenn der Heizwärmebedarf gar nicht mehr die dominierende Rolle ist. Gerade das gilt für das Passivhaus: hier ist der Heizwärmebedarf mit 15 kWh/(m²a) sogar deutlich niedriger als der heutige durchschnittliche Jahresstromverbrauch von Haushalten (Beispiel: Deutschland über 33 kWh/(m²a)). 
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-Für die breite Umsetzung des Standards ist nun vor allem eine qualitativ hochwertige Weiterbildung von Architekten, Fachingenieuren und Handwerkern der wesentlich Beitrag. Um dies zu erreichen, hat das Passivhaus Institut gemeinsam mit europäischen Partnern die Fortbildung zum zertifizierten [[http://www.passivhausplaner.eu|PassivhausPlaner]] entwickelt.\\+Für die breite Umsetzung des Standards ist nun vor allem eine qualitativ hochwertige Weiterbildung von Architekten, Fachingenieuren und Handwerkern der wesentliche Beitrag. Um dies zu erreichen, hat das Passivhaus Institut gemeinsam mit europäischen Partnern die Fortbildung zum zertifizierten [[http://www.passivhausplaner.eu|PassivhausPlaner]] entwickelt.\\
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 Auch das Angebot innovativer Bauprodukte (Verglasungen mit niedrigen U-Werten, gedämmte Fensterrahmen, vorgefertigte Bauteile zur Vermeidung und Reduzierung von Wärmebrücken) erleichtern die rasche Einführung dieses Standards. Das Passivhaus Institut zeichnet Produkte, welche diese Anforderungen erfüllen, mit [[http://www.passiv.de/navi_L/03_nvzer.html|Zertifikaten]] aus.\\ Auch das Angebot innovativer Bauprodukte (Verglasungen mit niedrigen U-Werten, gedämmte Fensterrahmen, vorgefertigte Bauteile zur Vermeidung und Reduzierung von Wärmebrücken) erleichtern die rasche Einführung dieses Standards. Das Passivhaus Institut zeichnet Produkte, welche diese Anforderungen erfüllen, mit [[http://www.passiv.de/navi_L/03_nvzer.html|Zertifikaten]] aus.\\
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   * Die letzten 15 kWh/(m²a) erfordern jedoch einiges an Aufwand, der in mitteleuropäischem Klima wirtschaftlich noch nicht zu vertreten ist: Weitere Investitionen lassen sich nämlich nicht mehr einsparen, weil schon beim Passivhaus die weitestgehend mögliche Vereinfachung beim Heizsystem ohne weiteres erreichbar ist.\\   * Die letzten 15 kWh/(m²a) erfordern jedoch einiges an Aufwand, der in mitteleuropäischem Klima wirtschaftlich noch nicht zu vertreten ist: Weitere Investitionen lassen sich nämlich nicht mehr einsparen, weil schon beim Passivhaus die weitestgehend mögliche Vereinfachung beim Heizsystem ohne weiteres erreichbar ist.\\
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-Im Passivhaus Darmstadt-Kranichstein wurde dennoch erstmals demonstriert, daß auch das Nullheizenergiehaus mit noch vertretbarem Mehraufwand allein durch weitere passive Maßnahmen technisch erreichbar ist. 1994 wurden in einer der vier Wohneinheiten des Hauses zusätzlich Dämmschiebeläden eingebaut, die im Winter nachts geschlossen werden und den Fenster-U-Wert in dieser Zeit auf unter 0,3 W/(m²K) reduzieren. Fensterläden sind keine exotische Technik - sie wirklich luftdicht und wärmedämmend zu bauen war bei diesem Forschungsprojekt gelungen. \\+Im Passivhaus Darmstadt-Kranichstein wurde dennoch erstmals demonstriert, dass auch das Nullheizenergiehaus mit noch vertretbarem Mehraufwand allein durch weitere passive Maßnahmen technisch erreichbar ist. 1994 wurden in einer der vier Wohneinheiten des Hauses zusätzlich Dämmschiebeläden eingebaut, die im Winter nachts geschlossen werden und den Fenster-U-Wert in dieser Zeit auf unter 0,3 W/(m²K) reduzieren. Fensterläden sind keine exotische Technik - sie wirklich luftdicht und wärmedämmend zu bauen war bei diesem Forschungsprojekt gelungen. \\
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-Auch das Notheizsystem konnte nach dieser zusätzlichen Reduzierung der Wämeverluste vollständig abgeschaltet werden: Das Haus "heizte" sich nun allein durch die passive Solarenergienutzung und die ohnehin vorhandenen (sparsamen, gemessen bei 1,2 W/m²) inneren Wärmequellen [[Grundlagen:Energiewirtschaft und Ökologie:Nullenergiehaus und Nullheizenergiehaus#Literatur|[FEIST 1995] ]]. Bei weiterer Reduzierung der internen Wärmequellen, z.B. durch effizientere Beleuchtung mit Leuchtdioden der neusten Generation, wird diese Option jedoch wieder in Frage gestellt(... und es steht außer Zweifel, dass es sinnvoll ist, hocheffiziente elektrische Systeme zu verwenden - denn diese werden ganzjährig betrieben, auch zu Zeiten, in denen die innere Wärmeabgabe unerwünscht ist).\\+Auch das Notheizsystem konnte nach dieser zusätzlichen Reduzierung der Wärmeverluste vollständig abgeschaltet werden: Das Haus "heizte" sich nun allein durch die passive Solarenergienutzung und die ohnehin vorhandenen (sparsamen, gemessen bei 1,2 W/m²) inneren Wärmequellen [[Grundlagen:Energiewirtschaft und Ökologie:Nullenergiehaus und Nullheizenergiehaus#Literatur|[FEIST 1995] ]]. Bei weiterer Reduzierung der internen Wärmequellen, z.B. durch effizientere Beleuchtung mit Leuchtdioden der neusten Generation, wird diese Option jedoch wieder in Frage gestellt (... und es steht außer Zweifel, dass es sinnvoll ist, hocheffiziente elektrische Systeme zu verwenden - denn diese werden ganzjährig betrieben, auch zu Zeiten, in denen die innere Wärmeabgabe unerwünscht ist).\\
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 Mit fortschreitender Weiterentwicklung der Passivhauskomponenten wird es in Zukunft immer leichter fallen, Nullheizenergiehäuser zu bauen. Diese Entwicklung könnte sich zwanglos an den Passivhausstandard anschließen. Freilich muss es erlaubt sein zu fragen, ob die weitere Reduzierung von praktisch bedeutungslosen 15 kWh/(m²a) auf "exakt" Null eine ökonomische oder ökologische Bedeutung hat. Den Stromanschluss braucht das Haus weiterhin, denn auf Kühlschrank, Wasch- und Spülmaschine, Licht und das Internet will niemand verzichten.\\ Mit fortschreitender Weiterentwicklung der Passivhauskomponenten wird es in Zukunft immer leichter fallen, Nullheizenergiehäuser zu bauen. Diese Entwicklung könnte sich zwanglos an den Passivhausstandard anschließen. Freilich muss es erlaubt sein zu fragen, ob die weitere Reduzierung von praktisch bedeutungslosen 15 kWh/(m²a) auf "exakt" Null eine ökonomische oder ökologische Bedeutung hat. Den Stromanschluss braucht das Haus weiterhin, denn auf Kühlschrank, Wasch- und Spülmaschine, Licht und das Internet will niemand verzichten.\\
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-===== Zusammenfassung und Schlußfolgerungen =====+===== Zusammenfassung und Schlussfolgerungen =====
  
 Passivhäuser werden vermutlich bereits in wenigen Jahren der allgemein eingeführte Mindeststandard bei Neubauten in Deutschland sein. Für ihre breite Einführung kommt es heute vor allem auf Weiterbildungsangebote für alle Baubeteiligten an. Das Passivhaus ist ein extremes Niedrigenergiehaus, bei welchem durch guten Wärmeschutz gerade die Schwelle unterschritten wird, bei der kein separates Heizwärmeverteilsystem mehr benötigt wird (15 kWh/(m²a)). Passivhäuser werden schon in den nächsten Jahren einen zunehmenden Anteil an den Neubauten haben.\\ Passivhäuser werden vermutlich bereits in wenigen Jahren der allgemein eingeführte Mindeststandard bei Neubauten in Deutschland sein. Für ihre breite Einführung kommt es heute vor allem auf Weiterbildungsangebote für alle Baubeteiligten an. Das Passivhaus ist ein extremes Niedrigenergiehaus, bei welchem durch guten Wärmeschutz gerade die Schwelle unterschritten wird, bei der kein separates Heizwärmeverteilsystem mehr benötigt wird (15 kWh/(m²a)). Passivhäuser werden schon in den nächsten Jahren einen zunehmenden Anteil an den Neubauten haben.\\
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-Nullheizenergiehäuser führen gegenüber dem Passivhaus zu spürbar höherem baulichen Aufwand, ohne die Umwelt bedeutend mehr zu entlasten. In Zukunft könnte sich der Aufwand jedoch durch Fortschritte vor allem bei den Fenstern reduzieren. Energieautarke Häuser werden jedoch auch in absehbarer Zukunft keinen erkennbaren Umweltvorteil gegenüber Konzepten aufweisen, die einen geringen Restverbrauch noch aus dem bestehenden Netz beziehen und etwa erzeugte regenerative Energie in das Netz einspeisen. Die Chancen für regenerative Energieträger steigen im übrigen, je besser die Energieeffizienz der Nutzungssysteme und Gebäude ist.\\+Nullheizenergiehäuser führen gegenüber dem Passivhaus zu spürbar höherem baulichen Aufwand, ohne die Umwelt bedeutend mehr zu entlasten. In Zukunft könnte sich der Aufwand jedoch durch Fortschritte vor allem bei den Fenstern reduzieren. Energieautarke Häuser werden jedoch auch in absehbarer Zukunft keinen erkennbaren Umweltvorteil gegenüber Konzepten aufweisen, die einen geringen Restverbrauch noch aus dem bestehenden Netz beziehen und etwa erzeugte regenerative Energie in das Netz einspeisen. Die Chancen für regenerative Energieträger steigen im Übrigen, je besser die Energieeffizienz der Nutzungssysteme und Gebäude ist.\\
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grundlagen/energiewirtschaft_und_oekologie/nullenergiehaus_und_nullheizenergiehaus.txt · Zuletzt geändert: 2023/08/17 11:41 von wfeist