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grundlagen:bauphysikalische_grundlagen:waermespeicher_anwendung

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 ====== Wärmespeicher Anwendung ====== ====== Wärmespeicher Anwendung ======
  
-Der Anschaulichkeit wegen wollen wir die folgenden Überlegungen anhand eines konkreten Beispiels durchführen((Die Ergebnisse gelten allerdings für beliebige Wärmespeicher, die in einer Umgebung aufgestellt sind)) . Anstelle dieses Beispiels kann ein anderer Wärmespeicher (z.B. eine Betondecke) in einer anderen Umgebung (z.B. eingebaut in ein Gebäude) eingesetzt werden. Wenn die Werte für die Wärmekapazität und für den Wärmeleitwert zur Umgebung korrekt eingesetzt werden, dann ergeben sich die qualitativ gleichen Ergebnisse((Die Allgemeinheit dieser Ergebnisse geht sogar noch weiter: Auch eine elektrische Kapazität (Kondensator) entlädt sich über einen elektrischen Widerstand ganz genau so, wie hier für die Wärme beschrieben. Viele Ingenieure haben einen Hintergrund in der Elektrotechnik - für die dürfte sofort klar sein, dass sie die hier behandelten Zusammenhänge aus dem elektrischen Analogmodell schon kennen.)) .+Der Anschaulichkeit wegen wollen wir die folgenden Überlegungen anhand eines konkreten Beispiels durchführen((Die Ergebnisse gelten allerdings für beliebige Wärmespeicher, die in einer Umgebung aufgestellt sind)). Anstelle dieses Beispiels kann ein anderer Wärmespeicher (z.B. eine Betondecke) in einer anderen Umgebung (z.B. eingebaut in ein Gebäude) eingesetzt werden. Wenn die Werte für die Wärmekapazität und für den Wärmeleitwert zur Umgebung korrekt eingesetzt werden, dann ergeben sich die qualitativ gleichen Ergebnisse((Die Allgemeinheit dieser Ergebnisse geht sogar noch weiter: Auch eine elektrische Kapazität (Kondensator) entlädt sich über einen elektrischen Widerstand ganz genau so, wie hier für die Wärme beschrieben. Viele Ingenieure haben einen Hintergrund in der Elektrotechnik - für die dürfte sofort klar sein, dass sie die hier behandelten Zusammenhänge aus dem elektrischen Analogmodell schon kennen.)) .
  
-Unser Beispiel ist eine handelsübliche Thermoskanne, die mit heißem Wasser gefüllt wird((Wir nennen das manchmal auch "Kaffee".)) . Am Anfang beträgt die Temperatur in der Kanne $\vartheta_0\;$, gemessen haben wir dafür 97 °C. Die Kanne steht in einer Umgebung ("environment", dafür verwenden wir wie üblich den Buchstaben e als Index) mit einer Temperatur $\vartheta_e\;$; für die ersten Betrachtungen gehen wir davon aus, dass diese Temperatur konstant ist. Wir haben z.B. über 8 h lang dort konstant 23,5°C gemessen.\\ +Unser Beispiel ist eine handelsübliche Thermoskanne, die mit heißem Wasser gefüllt wird((Wir nennen das manchmal auch "Kaffee".)). Am Anfang beträgt die Temperatur in der Kanne $\vartheta_0\;$, gemessen haben wir dafür 97 °C. Die Kanne steht in einer Umgebung ("environment", dafür verwenden wir wie üblich den Buchstaben e als Index) mit einer Temperatur $\vartheta_e\;$; für die ersten Betrachtungen gehen wir davon aus, dass diese Temperatur konstant ist. Wir haben z.B. über 8 h lang dort konstant 23,5°C gemessen.\\ 
-Auch wenn die Wärmedämmung einer Thermoskanne sehr gut ist, so hat sie dennoch eine gewissen Wärmeverlust: Der setzt sich aus Verlusten über den Mantel des Gefäßes, den Deckel, die Verschraubung usw. zusammen. Der Wärmeverlust ist proportional zur Temperaturdifferenz von innen nach außen, den Proportionalitätsfaktor $H$ kennen wir aus den Betrachtungen zu den Wärmeverlustströmen (als Summe aller U-Werte mal zugehöriger Flächen plus aller Wärmebrückenterme); wir haben $H$ im konkreten Fall zu 0,027 W/K bestimmt: Das bedeutet, dass der Wärmeverluststrom der Kanne am Anfang\\+Auch wenn die Wärmedämmung einer Thermoskanne sehr gut ist, so hat sie dennoch einen gewissen Wärmeverlust: Der setzt sich aus Verlusten über den Mantel des Gefäßes, den Deckel, die Verschraubung usw. zusammen. Der Wärmeverlust ist proportional zur Temperaturdifferenz von innen nach außen, den Proportionalitätsfaktor $H$ kennen wir aus den Betrachtungen zu den Wärmeverlustströmen (als Summe aller U-Werte mal zugehöriger Flächen plus aller Wärmebrückenterme); wir haben $H$ im konkreten Fall zu 0,027 W/K bestimmt: Das bedeutet, dass der Wärmeverluststrom der Kanne am Anfang\\
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 $ P_0=H \cdot (\vartheta_0-\vartheta_e)$\\ $ P_0=H \cdot (\vartheta_0-\vartheta_e)$\\
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 Die blauen Kreis-Symbole stehen für die gemessenen Werte in der Thermoskanne, aufgenommen mit einem Datenlogger. Die gestrichelte Linie ist der Verlauf, der sich theoretisch aus der eben hergeleiteten Abklingkurve ergibt. Nur wer sehr genau hinschaut kann die geringfügigen Messabweichungen dabei erkennen. Dieser einfache Versuch illustriert, wie gut die thermodynamische Theorie, inklusive der Wärmeverlustberechnung und der Wärmespeicherung mit der Realität übereinstimmt.\\ Die blauen Kreis-Symbole stehen für die gemessenen Werte in der Thermoskanne, aufgenommen mit einem Datenlogger. Die gestrichelte Linie ist der Verlauf, der sich theoretisch aus der eben hergeleiteten Abklingkurve ergibt. Nur wer sehr genau hinschaut kann die geringfügigen Messabweichungen dabei erkennen. Dieser einfache Versuch illustriert, wie gut die thermodynamische Theorie, inklusive der Wärmeverlustberechnung und der Wärmespeicherung mit der Realität übereinstimmt.\\
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-Wir können unser Beispiel durch weitere gebrauchsübliche Behälter für heißes Wasser ergänzen: (a) Ein gewöhnlicher großer Becher, (b) dieser mit Deckel und Omas "Kaffeemütze" sowie (ċ) die schon behandelte Thermoskanne, die jeweils mit der gleichen Menge $m$ an Wasser gefüllt sind (vgl. die folgende Tabelle). Der jeweilige Temperaturverlauf ist im Diagramm jeweils schon mit dargestellt. Der ungedämmte Becher hat erheblich höhere Wärmeverluste und ist daher schon nach weniger als 1,5 Stunden auf eher "lauwarm" abgekühlt. Das entspricht auch der alltäglichen Erfahrung: Wenn der Kaffee länger heiß bleiben soll, dann ist es ratsam, ihn in eine Thermoskanne zu füllen((Übrigens, es ist nicht schwer, nachzurechnen, dass sich das lohnt; zumindest wenn die Kanne regelmäßig genutzt wird: Es lohnt sich sowohl ökonomisch (eingesparte Stromkosten im Vergleich zu den Anschaffungskosten) als auch von der Umweltbilanz (graue Energie bei der Herstellung im Vergleich zum reduzierten Energieverbrauch).)) ; die andere Alternative wäre, den dann erheblich höheren Wärmeverlust ständig durch eine Nachheizung mit dann rund 39 W z.B. mit einer elektrischen Heizplatte oder einem Teelicht zuzuführen.\\+Wir können unser Beispiel durch weitere gebrauchsübliche Behälter für heißes Wasser ergänzen: (a) Ein gewöhnlicher großer Becher, (b) dieser mit Deckel und Omas "Kaffeemütze" sowie (c) die schon behandelte Thermoskanne, die jeweils mit der gleichen Menge $m$ an Wasser gefüllt sind (vgl. die folgende Tabelle). Der jeweilige Temperaturverlauf ist im Diagramm schon mit dargestellt. Der ungedämmte Becher hat erheblich höhere Wärmeverluste und ist daher schon nach weniger als 1,5 Stunden auf eher "lauwarm" abgekühlt. Das entspricht auch der alltäglichen Erfahrung: Wenn der Kaffee länger heiß bleiben soll, dann ist es ratsam, ihn in eine Thermoskanne zu füllen((Übrigens, es ist nicht schwer, nachzurechnen, dass sich das lohnt; zumindest wenn die Kanne regelmäßig genutzt wird: Es lohnt sich sowohl ökonomisch (eingesparte Stromkosten im Vergleich zu den Anschaffungskosten) als auch von der Umweltbilanz (graue Energie bei der Herstellung im Vergleich zum reduzierten Energieverbrauch).)) ; die andere Alternative wäre, den dann erheblich höheren Wärmeverlust ständig durch eine Nachheizung mit dann rund 39 W z.B. mit einer elektrischen Heizplatte oder einem Teelicht zuzuführen.\\
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 ^ Größe ^ Einheit ^ Formel ^ gewöhnliche\\ Tasse ^ Tasse\\ mit\\ Kaffeemütze ^ Thermoskanne ^ ^ Größe ^ Einheit ^ Formel ^ gewöhnliche\\ Tasse ^ Tasse\\ mit\\ Kaffeemütze ^ Thermoskanne ^
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 |zugehörige \\ Zeitkonstante  |  h  |  $\tau = R \cdot C$  |  1,0|  2,68|  19,4| |zugehörige \\ Zeitkonstante  |  h  |  $\tau = R \cdot C$  |  1,0|  2,68|  19,4|
  
-Dabei ist $r$ der Radius des zylindrischen Gefäßes und $h$ seine Höhe, $d$ die Dämmdicke der Kaffeemütze. Die spezifische Wärmekapazität des Wassers kennen wir aus den Beispielen im [[.:waremespeicherung|Grundlagenkapitel Wärmespeicherung]] mit 1,16 Wh/(kgK) (dritte Zeile), damit ergibt sich die Wärmekapazität $C$ in allen drei Fällen zu $\; C=c_p \cdot m$ = 0,532 Wh/K. Die Gefäße sind aus leichtem dünnen Stahlblech auf der Wasserseite und wir vernachlässigen deren Wärmekapazität. Die Oberfläche zur Umgebung hin sind ebenfalls gleich groß, jeweils 0,0793 m². Der einzige Unterscheid in den Beispielen ist der Wärmeschutz des Gefäßes: Während dieser für den ungedämmten Becher einfach nur im wesentlichen der Wärmeübergangskoeffizient in Luft ist (rund 6,71 W/(m²K), eine bedeutende Wärmeabgabe), wird durch die Dämmwirkung der Kaffeemütze dieser schon auf 2,506 W/(m²K) verringert und die Thermoskanne bringt es gar auf $\; U_{thermos}=$ 0,36 W/(m²K).+Dabei sind $r$ der Radius des zylindrischen Gefäßes und $h$ seine Höhe, $d$ die Dämmdicke der Kaffeemütze. Die spezifische Wärmekapazität des Wassers kennen wir aus den Beispielen im [[.:waremespeicherung|Grundlagenkapitel Wärmespeicherung]] mit 1,16 Wh/(kgK) (dritte Zeile), damit ergibt sich die Wärmekapazität $C$ in allen drei Fällen zu $\; C=c_p \cdot m$ = 0,532 Wh/K. Die Gefäße sind aus leichtem dünnen Stahlblech auf der Wasserseite und wir vernachlässigen deren Wärmekapazität. Die Oberfläche zur Umgebung hin sind ebenfalls gleich groß, jeweils 0,0793 m². Der einzige Unterscheid in den Beispielen ist der Wärmeschutz des Gefäßes: Während dieser für den ungedämmten Becher einfach nur im wesentlichen der Wärmeübergangskoeffizient in Luft ist (rund 6,71 W/(m²K), eine bedeutende Wärmeabgabe), wird durch die Dämmwirkung der Kaffeemütze dieser schon auf 2,506 W/(m²K) verringert und die Thermoskanne bringt es gar auf $\; U_{thermos}=$ 0,36 W/(m²K).
  
 <WRAP box>Wärmespeicher stehen in einer Umgebung und sie haben eine Tendenz zur Selbstentladung. Diese folgt einer abklingenden Exponentialkurve mit der Zeitkonstante $\tau = R \cdot C\;$, wo $R$ der Wärmewiderstand der Dämmung des Speichers ist. Schlecht gedämmte Speicher verlieren über ihre Oberfläche viel Wärme, sie haben eine nur kurze Zeitkonstante. Die Dämmwirkung $R$ und die Kapazität $C$ gehen in die Zeitkonstante gleichermaßen, nämlich als Produkt, ein. </WRAP>\\ <WRAP box>Wärmespeicher stehen in einer Umgebung und sie haben eine Tendenz zur Selbstentladung. Diese folgt einer abklingenden Exponentialkurve mit der Zeitkonstante $\tau = R \cdot C\;$, wo $R$ der Wärmewiderstand der Dämmung des Speichers ist. Schlecht gedämmte Speicher verlieren über ihre Oberfläche viel Wärme, sie haben eine nur kurze Zeitkonstante. Die Dämmwirkung $R$ und die Kapazität $C$ gehen in die Zeitkonstante gleichermaßen, nämlich als Produkt, ein. </WRAP>\\
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