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 [{{ :grundlagen:bauphysikalische_grundlagen:1kap_ultraleicht_nov.png?483|Beispielhafte Temperaturentwicklung an einem Modell-Novembertag für drei Gebäude: ein Passivhaus in Holzbauweise (in braun), ein Passivhaus-Massivbau (dunkelblau) und ein ultraleichtes Gebäude mit jeweils gleichem Standard der Wärmedämmung. Von 7:00 bis 17:00 heller Tag mit durchschnittlich 980 W Solareintrag in das Gebäude}}]Um zu illustrieren, wie sich Gebäude thermisch verhalten, zeigen wir Temperaturverläufe an einem typischen Tag im November((Standort: Darmstadt)) mit 8°C Außentemperatur und insgesamt 4,08 kWh solarer Wärmeeintrag zwischen 7:00 und 17:00. Um deutlich herausstechen zu sehen, welchen Einfluss die Dynamik auf das Ergebnis hat, haben wir dabei ein Objekt mit nur extrem geringer raumseitiger Wärmekapazität, nämlich insgesamt 1 kWh/K) berechnet. Das entspräche dem Fall, dass alle innenseitigen Oberflächen inkl. der Böden nur über eine 5 mm dünne Innenverkleidung verfügen; das ist natürlich kein realistisch gebautes Gebäude, solche haben mindestens 3 bis 4 mal soviel thermische Kapazität((auch wegen der Möbel)). Mit einer so extrem geringen inneren Wärmekapazität beträgt die Zeitkonstante dieses Gebäudes nur 12 h; dadurch lässt sich der exponentielle Temperaturabfall ab 17:00 von 22,9°C auf 18,4°C gut erkennen((sozusagen eine Art Nachtabsenkung der Temperaturen)). Trotzdem werden selbst damit die Grenztemperaturen (27°C am Tag und 15,2°C in der Nacht) nicht entfernt erreicht: Auch dieses Gebäude ist noch träge genug, auch im November die Temperaturen im Innern in einem akzeptablen Bereich zur halten, auch wenn keine Heizung betrieben wird. Ein realistisch gebautes Holzhaus mit innerliegenden aussteifenden Platten((z.B. OSB- oder Span-Platten)) an den Außenbauteilen, Dielenböden mit Split- oder Magerbeton-Füllung und üblicher Möblierung kommt bereits auf rund 12,1 kWh/K innere Wärmekapazität, wodurch die Zeitkonstante hier auf 146 h ansteigt. Unter diesen Umständen sind die Tag/Nacht-Einflüsse im Diagramm (braune Linie) zwar noch erkennbar, sie sind aber ziemlich unbedeutend: Das Maximum liegt bei 20,37°C, das Minimum bei 19,95°C. Die Temperaturen bleiben so weit von den Gleichgewichts-Grenztemperaturen((die sind wegen der gleiche Dämmung nämlich gleich denen für den Ultraleicht-Bau)), dass die Steigung der Temperatur kaum wahrnehmbar ist und der exponentielle Verlauf nicht deutlich erkennbar ist, da er in diesem Intervall fast linear verläuft. Im dritten dargestellten Fall, ein Passivhaus in Massivbauweise mit 48,4 kWh/K innerer Wärmekapazität und weiterhin gleichem Wärmeschutz beträgt die Zeitkonstante nun 583 h und die Temperaturen bewegen sich kaum merklich zwischen 20,07 und 20,19°C.\\ \\  [{{ :grundlagen:bauphysikalische_grundlagen:1kap_ultraleicht_nov.png?483|Beispielhafte Temperaturentwicklung an einem Modell-Novembertag für drei Gebäude: ein Passivhaus in Holzbauweise (in braun), ein Passivhaus-Massivbau (dunkelblau) und ein ultraleichtes Gebäude mit jeweils gleichem Standard der Wärmedämmung. Von 7:00 bis 17:00 heller Tag mit durchschnittlich 980 W Solareintrag in das Gebäude}}]Um zu illustrieren, wie sich Gebäude thermisch verhalten, zeigen wir Temperaturverläufe an einem typischen Tag im November((Standort: Darmstadt)) mit 8°C Außentemperatur und insgesamt 4,08 kWh solarer Wärmeeintrag zwischen 7:00 und 17:00. Um deutlich herausstechen zu sehen, welchen Einfluss die Dynamik auf das Ergebnis hat, haben wir dabei ein Objekt mit nur extrem geringer raumseitiger Wärmekapazität, nämlich insgesamt 1 kWh/K) berechnet. Das entspräche dem Fall, dass alle innenseitigen Oberflächen inkl. der Böden nur über eine 5 mm dünne Innenverkleidung verfügen; das ist natürlich kein realistisch gebautes Gebäude, solche haben mindestens 3 bis 4 mal soviel thermische Kapazität((auch wegen der Möbel)). Mit einer so extrem geringen inneren Wärmekapazität beträgt die Zeitkonstante dieses Gebäudes nur 12 h; dadurch lässt sich der exponentielle Temperaturabfall ab 17:00 von 22,9°C auf 18,4°C gut erkennen((sozusagen eine Art Nachtabsenkung der Temperaturen)). Trotzdem werden selbst damit die Grenztemperaturen (27°C am Tag und 15,2°C in der Nacht) nicht entfernt erreicht: Auch dieses Gebäude ist noch träge genug, auch im November die Temperaturen im Innern in einem akzeptablen Bereich zur halten, auch wenn keine Heizung betrieben wird. Ein realistisch gebautes Holzhaus mit innerliegenden aussteifenden Platten((z.B. OSB- oder Span-Platten)) an den Außenbauteilen, Dielenböden mit Split- oder Magerbeton-Füllung und üblicher Möblierung kommt bereits auf rund 12,1 kWh/K innere Wärmekapazität, wodurch die Zeitkonstante hier auf 146 h ansteigt. Unter diesen Umständen sind die Tag/Nacht-Einflüsse im Diagramm (braune Linie) zwar noch erkennbar, sie sind aber ziemlich unbedeutend: Das Maximum liegt bei 20,37°C, das Minimum bei 19,95°C. Die Temperaturen bleiben so weit von den Gleichgewichts-Grenztemperaturen((die sind wegen der gleiche Dämmung nämlich gleich denen für den Ultraleicht-Bau)), dass die Steigung der Temperatur kaum wahrnehmbar ist und der exponentielle Verlauf nicht deutlich erkennbar ist, da er in diesem Intervall fast linear verläuft. Im dritten dargestellten Fall, ein Passivhaus in Massivbauweise mit 48,4 kWh/K innerer Wärmekapazität und weiterhin gleichem Wärmeschutz beträgt die Zeitkonstante nun 583 h und die Temperaturen bewegen sich kaum merklich zwischen 20,07 und 20,19°C.\\ \\ 
  
-<WRAP box>Bereits aus dem ersten hier behandelten Fall wird deutlich: **Die in normalen Gebäuden in Mitteleuropa vorhandene Wärmekapazität reicht, auch bei reiner Holzbauweise, im hiesigen Klima aus, um die Tag-Nacht-Unterschiede im Außenklima für 24-Stunden-periodische Vorgänge so weit heraus zu glätten, dass der Komfort davon nicht beeinträchtigt wird. Das gilt zumindest so lange, wie die Objekte über einen vernünftigen Wärmeschutz verfügen.**\\ \\ Das illustriert, weshalb wir gut zutreffende Ergebnisse bei Berechnungen mit einfach nur einem statischen Modell (ohne Wärmekapazitäten) bekommen, wenn mit den //zeitlichen Mittelwerten// der Randbedingungen über mehrere Tage (>3) gerechnet wird. Und es zeigt zugleich, dass das Rechnen einer statischen Bilanz mit Momentanwerten der Temperaturen dagegen völlig irreführenden Ergebnissen ergeben kann. </WRAP>+<WRAP box>Bereits aus dem ersten hier behandelten Fall wird deutlich: **Die in normalen Gebäuden in Mitteleuropa vorhandene Wärmekapazität reicht, auch bei reiner Holzbauweise, im hiesigen Klima aus, um die Tag-Nacht-Unterschiede im Außenklima für 24-Stunden-periodische Vorgänge so weit heraus zu glätten, dass der Komfort davon nicht beeinträchtigt wird. Das gilt zumindest so lange, wie die Objekte über einen vernünftigen Wärmeschutz verfügen.**\\ \\ Das illustriert, weshalb wir gut zutreffende Ergebnisse bei Berechnungen auch bereits mit einem nur statischen Modell (ohne Wärmekapazitäten) bekommen, wenn mit den //zeitlichen Mittelwerten// der Randbedingungen über mehrere Tage (>3) gerechnet wird. Und es lässt zugleich erkennen, dass das Rechnen einer statischen Bilanz mit Momentanwerten der Temperaturen dagegen völlig irreführenden Ergebnissen ergeben kann. </WRAP>
  
 Im folgenden Kapitel wollen wir das 1-Kapazitätenmodell auf einige interessante Fälle des Gebäudebetriebs anwenden: Im folgenden Kapitel wollen wir das 1-Kapazitätenmodell auf einige interessante Fälle des Gebäudebetriebs anwenden:
grundlagen/bauphysikalische_grundlagen/einkapazitaeten-gebaeudemodell.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/13 19:46 von wfeist