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grundlagen:analyse_zum_energieverbrauch_in_deutschland

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 ======Analyse zum Energieverbrauch in Deutschland====== ======Analyse zum Energieverbrauch in Deutschland======
  
-{{ :grundlagen:endenergieverwendung_de2019.png |}}+Im folgenden Kuchendiagramm wird das anschaulich aufbereitet: Hier ist der Energieverbrauch pro Kopf der Bevölkerung in Deutschland, zugeordnet dem **Anwendungszweck** in Kilowattstunden (kWh) pro Jahr dargestellt.((Vielfach mag das überraschen: Wieso die hohe Bedeutung der Raumwärme? In den meist sonst gezeigten Statistiken wird die Energie nicht nach Anwendungszweck aufgeteilt, sondern nach dem Ort der Endenergieumwandlung: Eben z.B. dem Heizwerk oder Kraftwerk. Diese Umwandlungssysteme "erzeugen" aber nur eine andere Energieform (z.B. Wärme), welche dann für die jeweilige Anwendung (z.B. Warmwasser oder Raumheizung) eingesetzt wird. Zusätzlich brauchen auch die "Sektoren" Kleinverbraucher und Industrie eine Menge Heizwärme und das wird nicht beachtet. Die Aufteilung auf Anwendungen wurde unverändert aus der vom Bundeswirtschaftsministerium veröffentlichten Tabelle 7 übernommen; auch wenn die dort gemachten Zuordnungen vermutlich Warmwasser und Prozesswärme noch überbewerten //(also vermutlich noch mehr Raumwärme)//. Das Problem dabei ist, dass die Daten aufgeteilt nach Anwendungen nicht präzise erhoben werden. Die Größenordnungen stimmen aber einigermaßen - rund ein Zwölftel vom jeweiligen Wert beträgt die Fehlermarge.)) \\ 
 +[{{ :grundlagen:endenergieverwendung_de2019.png |Kuchendiagramm: Dafür wird in Deutschland die Energie verbraucht - und so viele Kilowattstunden (kWh) pro Person sind das jeweils. Noch ist das weit überwiegend fossile Energie - und es sind gewaltige Mengen an Energie.((Datengrundlage: Deutschland im Jahr 2019 bei einer Wohnbevölkerung von 83,1 Mio und einem gesamten Endenergieverbrauch von rund 2500 TWh gemäß Tabelle 8 in [BMWK 2021])) }}]
  
-**Anschaulich aufbereitet: Der Energieverbrauch pro Kopf der Bevölkerung in Deutschland, zugeordnet dem  Anwendungszweck in kWh pro Jahr und pro Person.((Vielfach mag das überraschen: Wieso die hohe Bedeutung der Raumwärme? In den meist sonst gezeigten Statistiken wird die Energie nicht nach Anwendungszweck aufgeteilt, sondern nach dem Ort der Endenergieumwandlung: Eben z.B. Heizwerk oder Kraftwerk. Diese Umwandlungssysteme "erzeugen" aber nur eine andere Energieform (z.B. Wärme), welche dann für die jeweilige Anwendung (z.B. Warmwasser oder Raumheizung) eingesetzt wird. Auch die "Sektoren" Kleinverbraucher und Industrie "brauchen" eine Menge Heizwärme. Die Aufteilung auf Anwendungen wurde unverändert aus der vom Bundeswirtschaftsministerium veröffentlichten Tabelle 7 übernommen; auch wenn die dort gemachten Zuordnungen vermutlich Warmwasser und Prozesswärme noch überbewerten //(also vermutlich noch mehr Raumwärme)//. Das Problem dabei ist, dass die Daten aufgeteilt nach Anwendungen nicht präzise erhoben werden. Die Größenordnungen stimmen aber so einigermaßen.)) \\ +Die Summe beträgt ziemlich genau 30 000 kWh pro Kopf und Jahr. Wer wissen will, ob es auch anders geht, kann das [[energieeffizienz_jetzt:das_grosse_ganze|hier nachlesen: "Energieeffizienz jetzt"]]. Etwa 80% dieser Endenergie stammen aus nicht erneuerbaren Quellen, und diese werden fast ausschließlich durch Verbrennen kohlenstoffhaltiger fossiler Energieträger gewonnen((Dass oft der Eindruck erweckt wird, dass wir bereits bedeutende Anteile der Versorgung auf "Erneuerbar" umgestellt haben, liegt an einer Täuschung: Gern wird der Stromverbrauch mit dem Energieverbrauch verwechselt: Der Stromverbrauch machte aber nur rund 20% (ein Fünftel) des gesamten Endenergieverbrauchs aus. Mit der Umstellung der Stromerzeugung auf Erneuerbare Energie (inzwischen zu rund 50% "geschafft") ist die Aufgabe somit keinesfalls erledigt. Stark vertreten ist die Devise [[Umstellen auf Strom|"dann lasst uns eben alles auf Strom umstellen"]], und da ist auch was dran, allerdings: das ist eine gigantische Aufgabe, vor allem dann, wenn die übrigen Verbrauchswerte weiterhin so hoch wie bisher bleiben (nämlich 4-mal so hoch wie der Stromverbrauch und damit 8-mal so hoch, wie die bisherige erneuerbare Stromerzeugung). Im verlinkten Beitrag betrachten wir das näher: Kurz zusammengefasst **Ja, Umstellung auf Strom wo immer das geht ist zielführend. Aber nur dann, wenn zugleich die Effizienz der betreffenden Anwendungen ganz erheblich verbessert wird und die erneuerbare Stromerzeugung massiv ausgebaut wird.** )). Das ist die wesentliche Ursache für die Klimaveränderungen. 
-Die Summe beträgt ziemlich genau 30 000 kWh pro Kopf und Jahr. Wer wissen will, ob es auch anders geht, kann das [[energieeffizienz_jetzt:das_grosse_ganze|hier nachlasen: "Energieeffizienz jetzt"]]. + 
-** +
  
 |Der größte Brocken ist: |der Verkehr (dunkelgrün)! | **(30%)** | \\ |Der größte Brocken ist: |der Verkehr (dunkelgrün)! | **(30%)** | \\
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 Weil derzeit vor allem der Energieträger "Erdgas" in der Diskussion ist, haben wir die Aufteilung nach Anwendungen auch speziell für [[:erdgas-verbrauch|Erdgas hier]] aufbereitet. Um einen weiteren Bezugspunkt zum Vergleich zu haben: mit 1 m² Solarpaneelen (PV) können in Deutschland etwa 120 kWh/a Strom erzeugt werden. Weil derzeit vor allem der Energieträger "Erdgas" in der Diskussion ist, haben wir die Aufteilung nach Anwendungen auch speziell für [[:erdgas-verbrauch|Erdgas hier]] aufbereitet. Um einen weiteren Bezugspunkt zum Vergleich zu haben: mit 1 m² Solarpaneelen (PV) können in Deutschland etwa 120 kWh/a Strom erzeugt werden.
  
-Kommentar   I:  Am einfachsten geht die Umstellung auf erneuerbare Energie, wenn überall wo dies möglich ist auf **elektrische Energie** umgestellt wird (also z.B. reinelektrische Fahrzeuge und Wärmepumpen zur Heizung) +Kommentar   I:  Am einfachsten geht die Umstellung auf erneuerbare Energie, wenn überall wo dies möglich ist auf **elektrische Energie** umgestellt wird (also z.B. reinelektrische Fahrzeuge und Wärmepumpen zur Heizung).((Das hat mehrere Gründe: (A) Erneuerbar gewonnene Energie ist i.a. sehr leicht in elektrische Energie umwandelbar und dann ins Netz einsparbar. (B) Fast alle Systeme mit Energiebedarf in Deutschland haben Zugang zum Stromnetz. Wenn die von dort zu beziehenden Leistungen nicht sehr stark über das heutige Niveau hinausgehen, ist die Umstellung auf Strom in der Regel recht einfach, weil Strom sehr universell einsetzbar ist. Allerdings ist 'Strom' auch deutlich teurer als die bisher überwiegend durch Verbrennung genutzten fossilen Energieträger - das ist einer der entscheidenden Punkte, bei dem höhere Energieeffizienz die Umstellung erheblich vereinfacht. (C) Die erneuerbar erzeugte Leistung hängt zu jedem Zeitpunkt vom Wetter am Standort ab. Eine weit ausgedehntes Stromnetz führt bereits zu einem gewissen räumlichen Ausgleich. (D) Auch der Strombedarf der Verbraucher schwankt (sogar sehr stark) mit der Zeit. Weil aber z.B. nicht alle gleichzeitig den Backofen betreiben, gleicht sich auch dieser Lastgang in einem großen Netz bereits zu einem beträchtlichen Teil aus. Auch dabei hilft wieder verbesserte Energieeffizienz, und zwar gleich doppelt: einmal ist die Nennleistung bei Betrieb eines effizienteren Systems schon einmal geringer - dann können viele Systeme aber auch ohne Verlust der Dienstleistung für gewisse Zeiten durch Speichereffekte pausieren - und diese Zeitspannen werden auch mit effizienteren Systemen länger (Beispiele: Nachheizen eines Warmwasserspeichers; Raumheizung; Nachkühlen von Kühlgeräten). ))
  
  
-Kommentar  II:  Mit **Photovoltaik** (PV) im Inland allein geht das nicht... allein schon wegen des Jahresgangs. +Kommentar  II:  Mit **Photovoltaik** (PV) im Inland allein geht das nicht... allein schon wegen des Jahresgangs. Mit PV kann ich nicht nennenswert die Räume heizen, wenn die nicht super gut wärmegedämmt sind
  
-Kommentar III:  **Windenergie** muss den Hauptanteil bringen. +Kommentar III:  **Windenergie** muss den Hauptanteil bringen, wegen der hohen Dominanz der Heizung((Die Elektroautos sind per se sehr viel effizienter (etwa Faktor 5) und sie erzeugen keinen Winterberg.))
  
-Kommentar  IV: Das führt aber auf etwa **3mal soviel Strombedarf** wie heute (die höhere Effizienz der Elektrofahrzeuge und der Wärmepumpen ist dabei schon berücksichtig). Das bedeutet einen hohen Bedarf an Netzausbau, bis in die Unterverteilung, und es bedingt einen so nicht ausgewiesenen Flächenbedarf für Wind und PV. Entscheidend ist es daher, //zugleich die Effizienz zu verbessern//; damit das leistbar und bezahlbar bleibt. Die Alternative ist sonst der Import von zusätzlichen erneuerbar erzeugten Energieträgern z.B. aus Nordafrika. +Kommentar  IV: Das führt aber auf etwa **3mal soviel Strombedarf** wie heute (die höhere Effizienz der Elektrofahrzeuge und der Wärmepumpen ist dabei schon berücksichtigt). Das bedeutet einen hohen Bedarf an Netzausbau, bis in die Unterverteilung, und es bedingt einen bisher nicht ausgewiesenen weiteren Flächenbedarf für Wind und PV. Entscheidend ist es daher, //zugleich die Effizienz zu verbessern//; damit es leistbar und bezahlbar bleibt. Die Alternative ist sonst der Import von zusätzlichen erneuerbar erzeugten Energieträgern z.B. aus Nordafrika; und das wird sicher teuer und dann die nächste Runde im Austausch von Abhängigkeiten((Seit 1973 hieß es "weg vom Öl" wg. schlechter Erfahrungen. Jetzt haben wir das durch eine neue Abhängigkeit von fossilem Gas ausgetauscht und merken gerade, dass das vielleicht noch weitaus problematischer ist. Wann lernen wir, dass solche Abhängigkeiten von nicht nachhaltigen Rohstoffquellen immer das gleiche Ergebnis haben: Die nächste Energiekrise.))
  
 Kommentar V  : Insbesondere bei **Raumwärme und Warmwasser ist die Effizienzverbesserung** gut erreichbar (siehe [[[[grundlagen:passivhaus-altbau|EnerPHit]]) - dann funktioniert die Umstellung schon mit etwa 1,6mal soviel Gesamtstrom wie heute und zusätzlich etwa 0,5 vom heutigen Strombedarf an erneuerbar erzeugtem Gas (z.B. Wassersoff oder EE-Synthesegas; die werden aber nahezu ausschließlich in der Industrie und für spezielle Verkehrsmittel eingesetzt((keinesfalls für die Raumheizung))); und das ist vollkommen realistisch umsetzbar (klar, das sind dann schon eine Menge zusätzlicher Windräder; 4 bis 5 mal so viele, wie heute ins deutsche Netz einspeisen).  Kommentar V  : Insbesondere bei **Raumwärme und Warmwasser ist die Effizienzverbesserung** gut erreichbar (siehe [[[[grundlagen:passivhaus-altbau|EnerPHit]]) - dann funktioniert die Umstellung schon mit etwa 1,6mal soviel Gesamtstrom wie heute und zusätzlich etwa 0,5 vom heutigen Strombedarf an erneuerbar erzeugtem Gas (z.B. Wassersoff oder EE-Synthesegas; die werden aber nahezu ausschließlich in der Industrie und für spezielle Verkehrsmittel eingesetzt((keinesfalls für die Raumheizung))); und das ist vollkommen realistisch umsetzbar (klar, das sind dann schon eine Menge zusätzlicher Windräder; 4 bis 5 mal so viele, wie heute ins deutsche Netz einspeisen). 
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 Kommentar VI: Ohne eine **nachhaltige Verkehrswende** (30% des Verbrauchs) geht es gar nicht. Und die reinelektrischen Autos sind da zwar ein wichtiger Beitrag, reichen aber allein nicht und sind ja auch nicht morgen schon überall im Einsatz. Somit:  Kommentar VI: Ohne eine **nachhaltige Verkehrswende** (30% des Verbrauchs) geht es gar nicht. Und die reinelektrischen Autos sind da zwar ein wichtiger Beitrag, reichen aber allein nicht und sind ja auch nicht morgen schon überall im Einsatz. Somit: 
   * Temporegelungen (auch wenn die unpopulär sind)   * Temporegelungen (auch wenn die unpopulär sind)
-  * Einsatz elektrischer Kleinfahrzeuge für einen weit höheren Teil des Nahverkehrs und des Freizeitverkehrs (siehe [[https://dlr.de/content/de/artikel/news/2022/01/20220324_weniger-emissionen-durch-elektrische-leichtfahrzeuge.html|DLR Leichtfahrzeuge]]), +  * Einsatz [[:verkehr:kleinfahrzeuge|elektrischer Kleinfahrzeuge]] für einen weit höheren Teil des Nahverkehrs und des Freizeitverkehrs (siehe [[https://dlr.de/content/de/artikel/news/2022/01/20220324_weniger-emissionen-durch-elektrische-leichtfahrzeuge.html|DLR Leichtfahrzeuge]]), 
   * Ausbau des öffentlichen Verkehrs,    * Ausbau des öffentlichen Verkehrs, 
   * Fußgänger- und Fahrrad- freundlichere Städte    * Fußgänger- und Fahrrad- freundlichere Städte 
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   * ...und in kWh je Person angegeben (mit der Wohnbevölkerung von 2019, nämlich 83,093 Mio)   * ...und in kWh je Person angegeben (mit der Wohnbevölkerung von 2019, nämlich 83,093 Mio)
  
 +Damit wird das zumindest etwas anschaulicher: Umgerechnet in Heizöl hat jeder von uns im Durchschnitt jährlich etwa 3000 Liter davon "verbraucht". Das ist etwa 5mal soviel wie das gesamte jährlich verbaute Volumen an Beton pro Kopf (wobei auch das schon ziemlich viel ist!) oder 8mal soviel wie der gesamte "Papierverbrauch" (und der ist auch schon ziemlich hoch, mit der höchste in der Welt). Das zeigt den Maßstab der materiellen Aufwendungen für unseren Lebensstil auf: Der Anteil der fossilen Energie daran ist mit weitem Abstand der bedeutendste Brocken((Gern feiern wir uns mit in Wahrheit nahezu unbedeutenden Teilerfolgen: Die getrennte Müllsammlung z.B. - die dann überwiegend doch wieder in Heizwerken für fast alle Müllarten endet. Das wird auch noch als großartiges "energetisches Recycling (!)" gewertet. )). \\ \\ 
  
 +[Energiedaten] Hrsg. BMWK, [[http://www.bmwi.de/Navigation/DE/Themen/energiedaten.html]] \\ \\ 
  
  
grundlagen/analyse_zum_energieverbrauch_in_deutschland.txt · Zuletzt geändert: 2024/04/13 16:00 von wfeist