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bau:qualitaetssicherung:inbetriebnahme_und_betriebsoptimierung_als_erfolgsfaktoren_fuer_energieeffiziente_gebaeude

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bau:qualitaetssicherung:inbetriebnahme_und_betriebsoptimierung_als_erfolgsfaktoren_fuer_energieeffiziente_gebaeude [2017/09/14 11:26] – [Bedarf versus Verbrauch] kdreimanebau:qualitaetssicherung:inbetriebnahme_und_betriebsoptimierung_als_erfolgsfaktoren_fuer_energieeffiziente_gebaeude [2019/02/14 11:22] (aktuell) cblagojevic
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 ======  Inbetriebnahme und Betriebsoptimierung als Erfolgsfaktoren für energieeffiziente Gebäude ====== ======  Inbetriebnahme und Betriebsoptimierung als Erfolgsfaktoren für energieeffiziente Gebäude ======
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 ===== Bedarf versus Verbrauch ===== ===== Bedarf versus Verbrauch =====
 Die sachgerechte Inbetriebnahme eines Gebäudes, insbesondere der Gebäudetechnik ist ein entscheidender Beitrag zur sachgerechten Funktion. Die Gebäudetechnik kann nur dann die geplante Funktion erbringen, wenn sie wie geplant realisiert und korrekt eingerichtet wird. Was allerdings immer wieder angetroffen wird, sind haustechnische Systeme, welche nur „montiert und angeschaltet“ wurden und bei denen z.B. nicht die Sollwerte entsprechend der Planung eingestellt wurden.  Die sachgerechte Inbetriebnahme eines Gebäudes, insbesondere der Gebäudetechnik ist ein entscheidender Beitrag zur sachgerechten Funktion. Die Gebäudetechnik kann nur dann die geplante Funktion erbringen, wenn sie wie geplant realisiert und korrekt eingerichtet wird. Was allerdings immer wieder angetroffen wird, sind haustechnische Systeme, welche nur „montiert und angeschaltet“ wurden und bei denen z.B. nicht die Sollwerte entsprechend der Planung eingestellt wurden. 
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 Unter anderem die Auswertung der tatsächlichen Verbrauchswerte diverser Gebäude im Rahmen des hessischen Förderprogramms [HMWEVL 2016zeigt, dass selbst Sanierungen unterschiedlichster Art und Größe mit Passivhauskomponenten zuverlässig die Ziellinie erreichen. Unter anderem die Auswertung der tatsächlichen Verbrauchswerte diverser Gebäude im Rahmen des hessischen Förderprogramms [HMWEVL 2016zeigt, dass selbst Sanierungen unterschiedlichster Art und Größe mit Passivhauskomponenten zuverlässig die Ziellinie erreichen.
  
-==== Randbedingungen und Hilfsmittel zur Inbetriebnahme ====+===== Randbedingungen und Hilfsmittel zur Inbetriebnahme =====
 Damit energieeffiziente Gebäude im Betrieb wie geplant funktionieren, muss die Gebäudetechnik fachgerecht in Betrieb genommen und schließlich regelmäßig überprüft und ggfs. nachreguliert werden. Die Praxis zeigt, dass dies oftmals gar nicht oder mit wenig Sorgfalt durchgeführt wird. Dazu gibt es mehrere Empfehlungen: Damit energieeffiziente Gebäude im Betrieb wie geplant funktionieren, muss die Gebäudetechnik fachgerecht in Betrieb genommen und schließlich regelmäßig überprüft und ggfs. nachreguliert werden. Die Praxis zeigt, dass dies oftmals gar nicht oder mit wenig Sorgfalt durchgeführt wird. Dazu gibt es mehrere Empfehlungen:
   * Inbetriebnahme braucht einen höheren Stellenwert im Bauprozess   * Inbetriebnahme braucht einen höheren Stellenwert im Bauprozess
 +
   * Die erforderlichen Planungsunterlagen müssen vorliegen   * Die erforderlichen Planungsunterlagen müssen vorliegen
 +
   * Die Inbetriebnahme muss bei der Planung mitgedacht werden   * Die Inbetriebnahme muss bei der Planung mitgedacht werden
 +
   * Die Informationen müssen den Nutzern/Betreibern zugänglich gemacht werden   * Die Informationen müssen den Nutzern/Betreibern zugänglich gemacht werden
 Ein wesentlicher Hebel zur erfolgreichen Planung und Ausführung von Passivhäusern ist ein effizientes Lüftungskonzept. Dies umfasst neben der Wahl des Lüftungsgerätes mit hoch-effizienter Wärmerückgewinnung auch eine an das Gebäude und die spätere Nutzung angepasste Projektierung der Luftmengen und Betriebszeiten der Anlage. Bereits in der Energiebilanzierung mit dem PHPP sind diese Größen zu ermitteln und anzusetzen – dafür ist dieses Tool u.a. entwickelt worden. Sie sind Grundlage der weiteren Lüftungsplanung und müssen dokumentiert werden sowie bei der Inbetriebnahme zur Verfügung stehen. Was hier trivial klingt, fehlt dem Installateur und später dem Nutzer bei nicht mit PHPP geplanten Projekten leider immer wieder. Ein wesentlicher Hebel zur erfolgreichen Planung und Ausführung von Passivhäusern ist ein effizientes Lüftungskonzept. Dies umfasst neben der Wahl des Lüftungsgerätes mit hoch-effizienter Wärmerückgewinnung auch eine an das Gebäude und die spätere Nutzung angepasste Projektierung der Luftmengen und Betriebszeiten der Anlage. Bereits in der Energiebilanzierung mit dem PHPP sind diese Größen zu ermitteln und anzusetzen – dafür ist dieses Tool u.a. entwickelt worden. Sie sind Grundlage der weiteren Lüftungsplanung und müssen dokumentiert werden sowie bei der Inbetriebnahme zur Verfügung stehen. Was hier trivial klingt, fehlt dem Installateur und später dem Nutzer bei nicht mit PHPP geplanten Projekten leider immer wieder.
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 Zur Betriebsoptimierung der Lüftungsanlage ist bei größeren Systemen ratsam, ein Nutzer-handbuches / Technisches Handbuches verfügbar zu machen, welches die Dokumentation der Lüftungsanlage und deren Bedienung festhält, das Einregulierungsprotokoll enthält und regelmäßige Abfrage/Anpassung des Bedarfes dokumentiert (zu kurze Laufzeiten werden meist erkannt, zu lange dagegen kaum). Vorgenommene Anpassungen der Luftmengen im Rahmen der Nutzung/Betriebsoptimierung sollten einfach auffindbar enthalten sein. Zur Betriebsoptimierung der Lüftungsanlage ist bei größeren Systemen ratsam, ein Nutzer-handbuches / Technisches Handbuches verfügbar zu machen, welches die Dokumentation der Lüftungsanlage und deren Bedienung festhält, das Einregulierungsprotokoll enthält und regelmäßige Abfrage/Anpassung des Bedarfes dokumentiert (zu kurze Laufzeiten werden meist erkannt, zu lange dagegen kaum). Vorgenommene Anpassungen der Luftmengen im Rahmen der Nutzung/Betriebsoptimierung sollten einfach auffindbar enthalten sein.
  
-=== Checklisten ===+===== Checklisten =====
  
 Die im Rahmen Arbeitskreis 52 vorgestellten Checklisten halten wesentliche Parameter aus der Planung fest. Sie dienen als Vorlage und sind dazu gedacht, bei der Inbetriebnahme verwendet, die aufgeführten Einstellungen vorgenommen und dann auf der Liste bestätigt zu werden. Weiterhin enthalten die Checklisten die empfohlenen Prüfungen, die durch den Installateur zu protokollieren bzw. zu bestätigen sind. In einem dritten Schritt werden die Daten an den Nutzer oder Betreiber übergeben.  Die im Rahmen Arbeitskreis 52 vorgestellten Checklisten halten wesentliche Parameter aus der Planung fest. Sie dienen als Vorlage und sind dazu gedacht, bei der Inbetriebnahme verwendet, die aufgeführten Einstellungen vorgenommen und dann auf der Liste bestätigt zu werden. Weiterhin enthalten die Checklisten die empfohlenen Prüfungen, die durch den Installateur zu protokollieren bzw. zu bestätigen sind. In einem dritten Schritt werden die Daten an den Nutzer oder Betreiber übergeben. 
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 Bei der Inbetriebnahme, Kontrolle und Optimierung der Gebäude ist es zweckmäßig, nach Art und Größe („Gebäudekategorie“) vorzugehen. Dies zeigen die umfangreichen Erfahrungen der Stadt Frankfurt mit einer großen Anzahl betreuter Bauten (vgl. Beitrag Nitze AK 52). Dort wird auch treffend festgestellt: „Nur die integrale Betrachtung ‚Planen Bauen Betreiben‘ mit den festgelegten Maßnahmen sichert das Ziel energieeffizienten Betriebs mit hoher Nutzerzufriedenheit“. Die Planung steht im Zentrum bei der Gewährleistung einer einwandfreien Funktion – problematische Planungsvorgaben können auch mit großem Wartungsaufwand kaum noch zufriedenstellend korrigiert werden. Bei der Inbetriebnahme, Kontrolle und Optimierung der Gebäude ist es zweckmäßig, nach Art und Größe („Gebäudekategorie“) vorzugehen. Dies zeigen die umfangreichen Erfahrungen der Stadt Frankfurt mit einer großen Anzahl betreuter Bauten (vgl. Beitrag Nitze AK 52). Dort wird auch treffend festgestellt: „Nur die integrale Betrachtung ‚Planen Bauen Betreiben‘ mit den festgelegten Maßnahmen sichert das Ziel energieeffizienten Betriebs mit hoher Nutzerzufriedenheit“. Die Planung steht im Zentrum bei der Gewährleistung einer einwandfreien Funktion – problematische Planungsvorgaben können auch mit großem Wartungsaufwand kaum noch zufriedenstellend korrigiert werden.
  
-== Werkzeug zur Betriebsüberwachung ==+[[grundlagen:passivhaus-checkliste|mehr lesen]]  
 +===== Werkzeug zur Betriebsüberwachung =====
  
 Aufgrund des baustellenüblichen Zeitverzugs (!) im Bauablauf muss die Einregulierung des Gebäudes häufig in der frühen Nutzungsphase und/oder parallel zum Einzug der Nutzer vorgenommen werden. Gleichzeitig bestehen hohe Erwartungen an das neue Gebäude und dessen Nutzungskomfort. Die Betriebsüberwachung wird damit in der ersten Zeit naturgemäß auf den Nutzungskomfort fokussieren. Da anfangs noch keine Verbrauchsvergleichsdaten vorliegen, kann die Auswertung der Energieverbrauchsdaten erst zu einem späteren Zeitpunkt beginnen. Gerade deshalb ist die korrekte Funktion der Daten-erfassung, die Vollständigkeit und Konsistenz der gesammelten Daten möglichst früh zu prüfen und von Beginn an sicherzustellen (… auch das PHI hat hier in einigen Projekten mühsam Erfahrungen sammeln müssen. An dieser Stelle bleibt der/dem Projektbetreuer/in keine Wahl: Sie/Er muss auf der Funktionstüchtigkeit der Messsysteme bestehen, denn fehlende Daten lassen sich im Nachhinein nicht herzaubern). Zur richtigen Interpretation der gewonnenen Daten sind Informationen z.B. zur Position von Sensoren hilfreich, nicht zuletzt eine qualifizierte Regelungsbeschreibung der Gebäudetechnik.  Aufgrund des baustellenüblichen Zeitverzugs (!) im Bauablauf muss die Einregulierung des Gebäudes häufig in der frühen Nutzungsphase und/oder parallel zum Einzug der Nutzer vorgenommen werden. Gleichzeitig bestehen hohe Erwartungen an das neue Gebäude und dessen Nutzungskomfort. Die Betriebsüberwachung wird damit in der ersten Zeit naturgemäß auf den Nutzungskomfort fokussieren. Da anfangs noch keine Verbrauchsvergleichsdaten vorliegen, kann die Auswertung der Energieverbrauchsdaten erst zu einem späteren Zeitpunkt beginnen. Gerade deshalb ist die korrekte Funktion der Daten-erfassung, die Vollständigkeit und Konsistenz der gesammelten Daten möglichst früh zu prüfen und von Beginn an sicherzustellen (… auch das PHI hat hier in einigen Projekten mühsam Erfahrungen sammeln müssen. An dieser Stelle bleibt der/dem Projektbetreuer/in keine Wahl: Sie/Er muss auf der Funktionstüchtigkeit der Messsysteme bestehen, denn fehlende Daten lassen sich im Nachhinein nicht herzaubern). Zur richtigen Interpretation der gewonnenen Daten sind Informationen z.B. zur Position von Sensoren hilfreich, nicht zuletzt eine qualifizierte Regelungsbeschreibung der Gebäudetechnik. 
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 Mit diesem Werkzeug lässt sich ein recht klares und umfassendes Bild des erwarteten Verbrauchs gewinnen. Der fortlaufende Vergleich mit den tatsächlichen Ablesewerten ermöglicht die angestrebte Betriebsüberwachung, welche monatsweise durchgeführt werden kann. Der Übergang von der Fehlersuche im Rahmen der systematischen Inbetriebnahme und einer fortlaufenden Betriebsoptimierung ist so fließend möglich. Es ist dann auch nicht notwendig, ein ganzes Messjahr abzuwarten; eine Bewertung kann bereits frühzeitig schon nach wenigen Monaten durchgeführt werden. Mit diesem Werkzeug lässt sich ein recht klares und umfassendes Bild des erwarteten Verbrauchs gewinnen. Der fortlaufende Vergleich mit den tatsächlichen Ablesewerten ermöglicht die angestrebte Betriebsüberwachung, welche monatsweise durchgeführt werden kann. Der Übergang von der Fehlersuche im Rahmen der systematischen Inbetriebnahme und einer fortlaufenden Betriebsoptimierung ist so fließend möglich. Es ist dann auch nicht notwendig, ein ganzes Messjahr abzuwarten; eine Bewertung kann bereits frühzeitig schon nach wenigen Monaten durchgeführt werden.
  
-== Quellen ==+===== Quellen =====
  
 |[Feist 2001] | Feist, W.: Stellungnahme zur Vornorm DIN V 4108 Teil 6:2001 aus Sicht der Passivhausentwicklung, CEPHEUS-Projektinformation Nr. 39, Fachinformation PHI-2001/10. Passivhaus Institut, Darmstadt, 2001| |[Feist 2001] | Feist, W.: Stellungnahme zur Vornorm DIN V 4108 Teil 6:2001 aus Sicht der Passivhausentwicklung, CEPHEUS-Projektinformation Nr. 39, Fachinformation PHI-2001/10. Passivhaus Institut, Darmstadt, 2001|
 | [HMWEVL 2016] | Merkblatt zur Förderung der energetisch optimierten Moderni-sierung von Gebäuden zum Passivhaus im Bestand, veröffentlicht im Staatsanzeiger für das Land Hessen vom 04.04.2016, S. 387| | [HMWEVL 2016] | Merkblatt zur Förderung der energetisch optimierten Moderni-sierung von Gebäuden zum Passivhaus im Bestand, veröffentlicht im Staatsanzeiger für das Land Hessen vom 04.04.2016, S. 387|
-|[Peper/Feist 2015] |Peper, S.; Feist, W.: Die Energieeffizienz des Passivhaus-Standards: Messungen bestätigen die Erwartungen in der Praxis. Passivhaus Institut, Darmstadt, 2015. Download auf www.passiv.de |+|[Peper/Feist 2015] |Peper, S.; Feist, W.: Die Energieeffizienz des Passivhaus-Standards: Messungen bestätigen die Erwartungen in der Praxis. Passivhaus Institut, Darmstadt, 2015. Download auf [[http://www.passiv.de/de/05_service/03_fachliteratur/030101_neubau_wohnungsbau/06_energieeffizienz_im_passihvaus-standard_bericht/06_energieeffizienz_im_passihvaus-standard_bericht.html |www.passiv.de]] |
 | [PHPP] |Passivhaus Projektierungs-Paket. Berechnung von Energiebilanzen und Planungstool für energieeffiziente Gebäude. Passivhaus Institut, Darmstadt 1998–2016. Aktuelle Version: PHPP 9.6 (2016).| | [PHPP] |Passivhaus Projektierungs-Paket. Berechnung von Energiebilanzen und Planungstool für energieeffiziente Gebäude. Passivhaus Institut, Darmstadt 1998–2016. Aktuelle Version: PHPP 9.6 (2016).|
  
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