Author: Søren Peper
Eine luftdichte Gebäudehülle ist einer der Grundsäulen von energieeffizienten Gebäuden. Insbesondere aus den folgenden Gründen ist es notwendig ein jedes Gebäude ausreichend luftdicht auszuführen:
Technisch / energetische Gründe | Komfortrelevant Gründe |
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Vermeidung von Bauschäden | Vermeidung von Kaltluftseen & Zugluft |
Vermeidung von Energieverlusten | Geringere Temperaturschwankung |
Voraussetzung Funktion Lüftungsanlage | Vermeidung Geruchsübertragung |
Verhinderung Eintrag Radon aus dem Erdreich |
Für Passivhäuser werden n50 -Werte ≤ 0,6 h -1 gefordert, bei der Sanierung mit Passivhaus-Komponenten (EnerPHit) darf der n50-Wert- von 1,0 h -1 nicht überschritten werden. Die Anbringung einer seriell konzipierten wärmedämmenden Gebäudehülle schließt die Herstellung einer luftdichten Schicht in der Regel ein und ist daher nach den Neubau-Anforderungen zu bewerten.
Den großen Einfluss der Luftdichtheit zeigt der Energiebedarf eines beispielhaften Passivhauses in der Abbildung: Wird das Gebäude nicht mit einer, für Passivhäuser üblichen Dichtheit von n50 = 0,4 h -1 realisiert, sondern mit nur n50= 3,0 h-1, verdoppelt sich der Energiebedarf Gebäudes. Dabei sind alle anderen Bauteile des Gebäudes unverändert geblieben. Der Heizwärmebedarf erhöht sich von der noch guten Luftdichtheit einer Sanierung von n50 = 1,0 h -1 (EnerPHit) um fast 12 kWh/(m²a), wenn das Gebäude mit n50 = 3,0 h-1 nur unzureichend geplant und ausgeführt wird.
Betrachtet man sich realisierte Sanierungs-Projekte mit Passivhaus-Komponenten in der Passivhaus-Projekte-Datenbank (www.passivehouse-database.org) zeigen sich mit einem mittleren n50-Wert von 0,7 h -1 ein hervorragendes Ergebnis (Einfacher Mittelwert von 459 Projekten). Die EnerPHit Anforderung an die Luftdichtheit des Gebäudes nach der Sanierung von n50 ≤ 1,0 h-ist also in der Regel gut erreichbar. Nur 12 der dort eingetragenen Sanierungsprojekte haben einen Messwert über der EnerPHit Anforderung von n50 ≤ 1,0 h -1.
Für die Luftdichtheit gibt eine wichtige Grundregel, die generell zu berücksichtigen ist: Es muss immer eine luftdichte Ebene (LD-Ebene) geben. Zwei halb-dichte Ebenen führen nicht zum benötigten Ergebnis und sind in der Regel aufwendiger und teurer. So führt z.B. eine herkömmliche „Windfangtür“ hinter der undichten Haustür nicht zu einer ausreichenden Luftdichtheit des Gebäudes. Plastisch kann man sich auch einen undichten Eimer vorstellen, der in einen weiteren undichten Eimer gestellt wird: Es läuft weiterhin Wasser hinaus (Analogie Luft zu Wasser). Es ist also z.B. nicht angeraten den Innenputz als Ebene zu verwenden, wenn Schwachstellen bekannt sind (z.B. unzugängliche Holzbalkendecken ohne Verputz des Mauerwerks in diesem Bereich).
Generell gibt es als Möglichkeiten für eine konsequente Luftdichtheit in der Sanierung die folgenden Möglichkeiten:
Ertüchtigung Innenputz, eventuell des Bodens oder der obersten Geschossdecke bzw. des Dachs Kommt eher in Frage bei Kernsanierungen im unbewohnten Zustand, oder wenn weitestgehend sichergestellt werden kann, dass der innenputz intakt ist und kraftschlüssig von massivem Boden bis Decke raumumschließend verbunden ist. Dabei ist insbesondere auf die Luftdichtheit zu achten von:
Ertüchtigung des Außenputzes (vor der Montage der Außendämmung oder der gedämmten Fassadenmodule) Kann zum Einsatz kommen bei konventionellen Sanierungen im bewohnten Zustand. Dann muss nur wenig im Gebäudeinneren gearbeitet werden. Außerdem ist es eine sinnvolle Lösung, wenn die Dichtheit des Innenputzes nicht gewährleistet werden kann (z.B. Holzdecken etc.). In solchem Fall ist
Aufsteigende Bauteile beim Anschluss von Kellerwand, Giebelwand oder Traufe sind entweder mit flankierenden Maßnahmen zu verbessern oder mit umlaufend verklebten Folien o.ä. herzustellen.
Integration der luftdichten Ebene in neuen Vorwand-Modulen.
Dabei wird z.B. die konsequente Ertüchtigung des Innenputzes (Fläche, Installationen, Fenster, Geschossdecken) im bewohnten Gebäude vermutlich nicht zu realisieren und der Außenputz kann aufgrund eines nicht zum Einsatz kommenden Gerüsts ebenso wenig ertüchtigt werden. TEs ist zuerst zu klären,
Die folgende Matrix zeigt die möglichen Wege zur Sicherstellung der Luftdichtheit des Gebäudes für den Sanierungsprozess.
[Peper 2024] Peper, S.: Lösungen für die luftdichte Gebäudehülle. In: Serielle energetische Sanierung nach Passivhaus-Prinzipien. Protokollband 61 des Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser, Passivhaus Institut, Darmstadt, 2024